Wieso "neu entdeckt"? In einem Beitrag schrieb ich es glaube ich: interessanterweise wird seit Jahren nur in der medizinischen Trainingatherapie/Sporttherapie mit der Muskulatur gearbeitet, obwohl diese Arbeit im präventiven Bereich sehr viel besser aufgehoben wäre. Denn so würden die meisten Rückenproblematiken gar nicht erst entstehen (vor allem die degenerativen Erkrankungen). Die westliche Medizin oder Therapien arbeitet damit schon ein paar Jahre länger, ABER die Rückenschulen sind erst jetzt teilweise im Begriff, diese Art der Arbeit auf- bzw. anzunehmen, weil man erkannt hat, dass das Konzept der "alten" Rückenschule (also Hilfsmittel, damit der Rücken nicht mehr belastet wird; man sich nicht mehr bücken muss usw.) nicht so ganz das ist, was der Mensch braucht. Unter Entlastung "entsteht" nun mal keine Muskulatur, sondern der Rücken wird damit eher noch schwächer. Die Therapieerfolge in Bezug auf Schmerzen, Muskelaufbau nach OP sprechen für sich. Das Problem: die Menschen in der Therapie führen das zu Hause nicht fort. Überbewertet wird an dieser Sache gar nichts. Aber unterschätzt wird sie.
Die Muskulatur und das Wissen um ihre Ansteuerung ist da. Die Forschung beschäftigt sich damit sicher nicht mehr groß, denn an der Sache ist alles geklärt. Aus westlicher Sicht sind damit Ursache und Schmerzherkunft für viele (degenerative) Erkrankungen geklärt und ein Aufbau der Muskulatur verbessert Haltung, Stabilität und Schmerz. Genau das, was die Bevölkerung heutzutage verstehen muss.
Die alternativmedizinischen Konzepte oder alternativen Bewegungsformen sind nur eine andere Sichtweise. Alle von mir aufgezählten Dinge in den anderen Beiträgen sind keine reinen mentalen Techniken. Sie sind vor allem mal Bewegungsformen, wo eine stabile Mitte die Grundlage für alles weitere ist. Das betrifft Yoga weniger als Pilates und Qigong/Tai Chi. Am Beispiel des Qigong (weil ich damit ein bisschen zu tun habe): allein durch den Stand, der die Grundlage für viele Übungsformen ist und auch für die Standmeditation notwendig ist, lernst du "Haltung anzunehmen". Und zwar so, dass jedes Wirbelsegment über dem anderen lagert. Das machen die Chinesen nicht um Rückenmuskulatur aufzubauen (obwohl genau das bei unserem westlichen Denken passiert - ganz ohne Einsatz von Kraftmaschinen), sondern um das Qi im Körper vernünftig fließen lassen zu können. Der Qi-Fluss ist unterbrochen, wenn die Haltung nicht stimmt. Da es in der TCM um die Qi-Harmonisierung geht, muss der Fluss aber gewährleistet sein. Und genau deshalb ist der Stand (mit der Stapelung der Wirbelsegmente) so wichtig. Gehen wir zurück in das westliche Denken: Du lernst bei diesem Stand, die Wirbelsäule so zu richten, dass es gesund ist und auf Dauer entlastet (weil die Statik stimmt). Wenn du diesen Stand bei der Standmeditation hältst und auch bei anderen Übungsformen immer wieder einnimmst, dann baut sich ganz automatisch auch die Muskulatur auf, die die Wirbelsegmente "in Position hält". Der Aufbau erfolgt nicht durch Krafttraining, sondern kommt von innen heraus, durch Körperwahrnehmung, durch Verständnis unseres Körpers, durch die dauerhaft gesunde Haltung, die nach und nach natürlich auch in den Alltag integriert wird.
Eine weitere Hilfe: versuche mal mit aktivierten (nicht angespannt, denn "angespannt" sind 100% vom maximal erreichbaren) Beckenboden zu joggen oder überhaupt erst einmal zu stehen. Fühl in die Füße bei deinem normalen Stand und dann noch mal wenn der Beckenboden aktiviert ist. Du wirst eine Veränderung merken, wenn du den richtigen Bereich aktiviert hast. Danach versuche den aktivierten Beckenboden in den Alltag zu übertragen und damit zu joggen. Der Beckenboden ist ein weiterer Bestandteil der "stabilen Mitte" und findet deshalb auch im Pilatestraining seinen Platz. Auch der Beckenboden hat Einfluss auf die Wirbelsäule, weil er mitverantwortlich für die Beckenpositionierung ist. Damit beeinflusst er auch Knie und Füße, also die Beinachse.
Und hier ist wieder der Punkt, den ich so oft hier sage: wir müssen lernen im System zu denken. Es hängen zu viele Dinge im Körper zusammen, sodass ein einzelner Bereich nicht herausgenommen werden kann um Problematiken zu bearbeiten. Dass die alternativmedizinischen Trainingsmethoden zeitgleich auch mentale Faktoren haben, darüber darf man jetzt - nach dem letzten Satz - selbstständig nachdenken, warum das so ist.

Kleine Hilfe: Körper und Geist sind nicht trennbar. Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig.