Corruptor hat geschrieben:Hier muss ich mal kurz einsenfen. Welche Essstörung kann man damit trainieren?
Diese "neue Stoffwechseldiät" trainiert m. E. Binge-Eating und bulimisches Essverhalten (also Essanfälle gepaart mit kompensatorischem Verhalten). Damit will ich nicht sagen, dass jeder, der sich eine Weile daran hält, anschließend eine Essstörung hat (dazu gehört dann schon noch etwas mehr). Aber solche Diäten sind meist der Einstieg: Statt ein gesünderes Essverhalten zu erlernen, welches das Körpergewicht wieder ins Lot bringt, erlernt man ein noch falscheres Essverhalten. In diesem Fall lernt man an 3 Tagen die Hungersignale des Körpers zu übergehen, um dann am dritten Tag die Sättigungssignale zu überhören und wieder ordentlich reinzuhauen. Die Hungertage werden Heißhungerattacken erzeugen, welche dann am 4. Tag sehr schwer unter Kontrolle zu halten sein werden (da man ja "schlemmen darf"). Über längeren Zeitraum praktiziert, verlernt man seine (subtilen) Körpersignale wahrzunehmen und richtig zu deuten, da man nur noch die Gefühle des Ausgehungertseins bzw. des Überfressenseins kennt. Von da aus wieder in ein "normales" Essverhalten zu kommen ist schwierig, da man nun noch weiter davon entfernt ist als vor der Diät.
Corruptor hat geschrieben:Was ist ein gesundes Maß und was ein normaler Bezug zur Ernährung?
Ein gesundes Maß wäre ein Essverhalten, welches weder Mangelerscheinungen noch Übergewicht nach sich zieht. Um dies zu erlernen sind weder Hungerphasen noch Fressphasen geeignet.
Sinnvoller wäre es, sich mit dem vorhandenen Essverhalten, dem eigenen Körper und der Psyche zu beschäftigen; sich anzuschauen, was man wann und warum isst und was es mit einem macht, um so ein bewussteres Verhalten zu erlernen...
Ein normaler Bezug zur Ernährung, wäre ein Zustand, in dem Essen weder verteufelt und gehasst, noch extrem begehrt wird. Genau diese beiden Extreme werden durch so ein Essverhalten erzeugt und diese Fixierung macht, wenn sie erst einmal da ist, die ganze Sache dann unendlich kompliziert...
Das was du über die Steinzeitmenschen sagst, dass sie immer einen Wechsel von Hunger und Sattsein hatten, stimmt sicher. Aber sie hatten diesen Wechsel gezwungenermaßen. Sie hatten keinen Überfluss an Lebensmitteln, dem sie willentlich standhalten mussten oder nachgeben konnten. Es war also nicht nötig, die eigenen Körpersignale zu überhören und sich davon zu entfremden. Wenn sie Hunger hatten, dann war das der Motor Nahrung zu beschaffen; und wenn sie satt waren, dann konnten sie dies genießen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und die nächste kompensatorische Hungerphase einleiten zu müssen. Es gab also keine Möglichkeit für gestörtes Essverhalten wie es sie heute gibt.