4
von Laufollilauf
@ hennes: Danke für Deinen Hinweis - tja, Erfahrung beim Laufen ist nicht gleichbedeutend mit Erfahrung im Umgang mit Internet und Foren... Anfängerpech...
Hier aber nun der komplette Beitrag noch einmal:
Manneken Pis, Atomium und Fritten – Laufbericht über den Brüssel-Marathon 2009
Schon frühzeitig in diesem Jahr hatte ich mich – nachdem ich den Marathon in Paris aufgrund einer drei Wochen zuvor zugezogenen Erkältung nur „gebremst“ laufen konnte – für eine Teilnahme beim Brüssel-Marathon entschieden. Zum einen passte mir der Termin gut in die Jahresplanung, zum anderen war ich wegen der Aussage „The Brussels marathon is one of the 101 races to run before you die“ auf der website des Veranstalters neugierig geworden.
In Köln beim dortigen Marathon 2007 zum ersten Mal sub3 gelaufen, konnte ich mich seitdem nur schwerlich für eine neue pB motivieren. Auch meine Trainingsintensität ließ in der Vorbereitung auf Brüssel gegenüber dem Trainingsplan zu wünschen übrig: bei dem 12-Wochen-Plan für Brüssel hatte ich eine Woche wegen einer Bergtour in den Alpen nicht trainiert, eine Woche setzte ich aufgrund der Hitze Anfang August aus und im einwöchigen Urlaub an der Adria hatte ich keinen langen Lauf. Die Kilometerumfänge erreichten im Maximum 84 Kilometer pro Woche, zumeist aber nur um die 65 Kilometer. Wie bei meinen elf bisherigen Marathonwettkämpfen auch, hatte ich vor, die Marathonstadt bei einem verlängerten Wochenende näher kennen zu lernen.
Angenehm fielen mir vorab die Startgebühren auf: 30 EUR für die Teilnahme am Marathon, acht Euro für ein Funktionsshirt, das war passabel. Die website des Veranstalters war klar und übersichtlich, und auch die Anmeldung für den Marathon erfolgte problemlos. Zum einen Hauptstadt Europas, zum anderen machen viele Sehenswürdigkeiten, Museen, eine schöne Altstadt und kurze Wege aufgrund eines gut ausgebauten Metro- und Bussystems Brüssel einen Besuch wert. Das Abholen der Startunterlagen am Vortag des Marathons war relativ einfach: unweit des Starts im Jubel-Park befindet sich die Royal Military Academy; dort war in einem kleinen Gebäudeteil die übersichtliche Marathonmesse untergebracht. Ein Sportartikelhändler sowie wenige Marathonveranstalter rundeten das Abholen der Startunterlagen ab.
Am Wettkampftag war es zunächst etwas schwierig, ein Café für das obligatorische Frühstück zu finden, was aber nach kurzem Suchen dann doch erfolgreich war. Frisch gestärkt, begab ich mich zum Startbereich. In bereitgestellten Zelten konnte man sich auf Bierbänken umziehen; aufgrund der übersichtlichen Teilnehmerzahl von knapp 1700 Läufern ging dies ohne Wartezeit. Auch die Kleiderbeutelabgabe am bereitgestellten LKW verlief problemlos. Aufgrund fehlender Testwettkämpfe und des nicht eingehaltenen Trainingsplans war ich mir ob meiner Zielzeit unsicher: eine Zeit sub3 hielt ich für unrealistisch, die Zeit von Paris vom Frühjahr (3:21:56 Std.) wollte ich aber deutlich verbessern. So entschied ich mich für 3:05 Std. als Zielzeit und peilte daher einen KM-Schnitt von 4:23 Min. an. Das Höhenprofil des Brüssel-Marathons weist zum Teil Anstiege von 50 HM aus, dafür geht es ab KM 38 bis ins Ziel am Markplatz nur noch leicht, aber stetig bergab. Am Start sah ich wenige Meter vor mir den pacemaker für 2:59 Std., ausgestattet mit einem rosa Ballon. Euphorisch und übermütig lief ich eine Zeit lang mit und stellte fest, dass der Schnitt von 4:16 Min. machbar wäre. Also Zielzeit nach oben korrigiert und zusammen mit etwa zehn anderen Läufern ging es im Pulk weiter. Schweigend absolvierten wir Kilometer um Kilometer und der pacemaker gab auch an den Versorgungsstellen den Takt vor, indem er jeden Mitläufer zum Trinken anhielt. Nach zehn Kilometern und der Halbmarathonmarke lag ich unter der Sollzeit (41:36 Min. und 1:28:53 Std.), was mir die Hoffnung gab, den Marathon sub3 zu finishen. Etwa bei KM 28 musste ich jedoch den Kontakt zur Gruppe abreißen lassen, weil ein größerer Anstieg bevorstand und ich das Tempo kurzzeitig nicht mehr halten konnte; ein Kohlehydrat-Gel sowie die mentale Überwindung des inneren Schweinehundes ließen mich aus dem Zwischentief herauskommen. Obwohl ich eine langsamere zweite Hälfte absolvierte, fühlte ich, was das „Runners´ High“ bedeutet und vollgepumpt mit Endorphinen gelangte ich in die Brüsseler Innenstadt. Auf wackeligem Geläuf des Kopfsteinpflasters, unterstützt von zahlreichen Zuschauern und peitschender Musik absolvierte ich die letzten Meter und finishte in 2:59:50 Std., die zwar zehn Sekunden langsamer als Köln 2007 bedeuteten, aber gefühlt höher einzuschätzen sind: geringerer Trainingsumfang, anspruchsvollere Strecke und ein im Gegensatz zur pB deutlich besseres Empfinden der Muskulatur ließen mich auf „Wolke Sieben“ schweben. Eine gute Zielverpflegung sowie das kostenlose Angebot einer Massage rundeten die insgesamt hervorragend organisierte Veranstaltung ab. Fazit: der Brüssel-Marathon ist auf jeden Fall eine Teilnahme wert!