Ich stehe in Dortmund auf dem Phoenix-Gelände, einem ehemaligen Stahlstandort. Einige große Hallen und Werksruinen stehen noch. Es gibt neue Firmen die sich angesiedelt haben. Doch der größte Teil des Geländes ist leer und doch nicht leer. Straßen und Wege sind angelegt, Bäume und Rasenflächen begrünen das Ganze.
Hier soll heute mein erster Trailrun stattfinden. Crossläufe habe ich schon gemacht, aber Trailrun soll noch etwas härter sein. Ich bin gespannt was mich erwartet. Wer hat schon als Hobbyläufer die Möglichkeit bei Weltmeisterschaften teilzunehmen. Es sind die ersten "Windstopper-Trailrun Worldmasters".
Wie man zu so was kommt

In der Woche im Vorfeld habe ich mir die Streckenverläufe im Internet angesehen und mir wurde schnell klar, das wird hart. Wie hart würde das Wochenende zeigen.
X-Bionic hat sein Team mit Laufkleidung ausgestattet, weißes Shirt, schwarze Hose, noch weiße Socken, schwarze Armlinge und Stulpen für die Wade. Wir, 37 Mitglieder hat das Team, sehen cool aus.
Der Start über die 4,6 km lange Phoenix-Sprintstrecke mit ca. 60 Höhenmetern erfolgt im 15 Sekundenabstand. Die ersten 300 m geht es über befestigte Wege, aber dann wird es gleich mal richtig steil und eng und rutschig. Bloß gut das ich mir im Vorfeld diesen Abschnitt wandernd angesehen habe. So weiß ich, wo das Seil liegt und zieh mich ein Stück dran hoch. Meine Schuhwahl war nicht so sehr optimal für dieses gekraxel. Schon höre ich die nachfolgenden Läufer hinter mir. Die müssen nun versuchen an mir vorbei zu kommen. Ich bin aber nicht so und mache Platz. Die Jungs sind nun mal eindeutig schneller.
Nach kurzer Gerade, nun wieder hinab. Steil und mit nassem Laub, echt rutschig. Unten um die Ecke und einen durch Baufahrzeuge aufgewühlten Schlammweg wieder hoch. Über schmale Pfade durch einen kleinen Wald wieder sehr steil runter. Hier bin ich gegangen, dieses Gefälle war nichts für meine Füße. Endlich wieder „festen“ Boden unter den Füßen, ging es eine Straße hinauf. In Schlängellinien mussten wir den großen freien Platz queren. Nun wieder mehr Trail, Absätze, Pfützen, eine Treppe hoch, eben, Treppe runter, kurzer Sprung auf einen zukünftigen Übergang, großer Sprung auf den weiterführenden Weg, rum um die Ecke, Absätze, Stufen und endlich Wiese. Erst mal ging es schön eben weiter. Doch links war schon der Hügel zu sehen, auf den es als nächstes rauf ging. Über eine mehrteilige Treppe ging es hinauf, oben etwas flacher und schon konnte man sich den Berg hinab „rollen lassen“. Noch einmal über Absätze und Pfützen und die Treppe zum Ziel hinauf. Fertig. Ich auch.
Nach Getränken im Ziel und einer Dusche genießen wir die Nudelparty. Die anschließende Siegerehrung, die Bilder und das Video des Tages sind richtig gut gemacht. Es gibt auch gleich noch das Briefing für den 2. Tag mit allen Hinweisen die nötig sind. Das Kabarett von und mit Dieter Baumann finde ich sehr lustig. Er nimmt sich und uns Läufer aufs Korn und bringt den Saal so manches mal zum Lachen.
Samstag, 07.11.09
12 Uhr. Start des Ruhrklippen-Trails am Augustinum. Es ist kühl und es nieselt. Das Wetter lädt nicht dazu ein 35,2 km zu laufen und dabei 864 Höhenmeter zu überwinden. Doch wir haben uns Spaß gewünscht und nun kriegen wir ihn. Denn es geht gleich ganz beständig bergan.
Ich bin langsam losgelaufen und versuche auf dem hoch und runter ein gleichmäßiges Tempo zu finden. Schwer, sehr schwer. Ja nicht von den Schnellen mitreißen lassen. Im Wald stehen an fast jeder Kreuzung oder Ecke Streckenposten oder der Weg ist mit Markierungsband abgesperrt. Die Beschilderung ist super gut. Die Posten feuern uns immer wieder an und ich bewundere ihr Durchhaltevermögen bei diesem nasskalten Wetter.
Die Strecke führt uns durch die Wälder und kleine Ortschaften, Berge hoch und wieder runter, auf normalen Wegen oder schmalen, matschigen Trampelpfaden entlang. In Syburg, ca. km 14, müssen wir wieder den Berg hinauf und oben am Kaiser Wilhelm Denkmal vorbei dürfen wir gleich wieder runter. Weit runter ... bis zur Ruhr. Doch nicht lange und auf steinig, wurzeligen Pfaden wandere ich den Berg hinauf. Laufen ist für mich nun nicht drin. Dafür ist es zu steil und steil geht es auch wieder hinab. Ich versuche zu laufen, doch nach wie vor habe ich Angst umzuknicken. Also immer schön ruhig. Endlich wieder an der Ruhr. Dort ist die 4. Verpflegungsstation aufgebaut. Bis dahin und auch danach gab es leider nur kalte Getränke, doch hier endlich warmer Tee. Das war bei der Versorgung auf der Strecke der einzigste Kritikpunkt.
An der Ruhr weiter und weiter und noch ein Berg hoch und einen schmalen Pfad entlang und Berg ab, durch den Wald. Den frierenden Streckenposten danken und versuchen locker zu laufen. Ein Läufer aus Hamburg hat sich meinem Lauftempo angepasst und wir entschließen uns den Lauf gemeinsam zu Ende zu bringen. Es ist inzwischen sehr schwer geworden. Wir müssen zwar seltener bergauf, doch wenn, dann gehen wir. Eine längere Matsch- und Pfützenstrecke raubt die Kräfte. Ca 4 km vor dem Ziel sammeln wir noch eine Läuferin ein, die sich uns anschließt. Zu dritt motivieren wir uns gegenseitig. Noch 2 km bis zum Ziel. Matti steht oben! an einer Treppe und feuert an. Also Treppe hoch und nun zu viert schön gleichmäßig zum Zielgelände. Die letzten Meter, Treppe hoch, wir laufen nebeneinander über die Ziellinie. Fertig. Fixundfertig.

Nach der Dusche füllen wir die leeren Speicher mit einer großen Portion Nudeln und süße Nachspeise gibt es auch und ein „bleifreies“ für mich Autofahrerin. Die Disko verkneifen wir uns. Am nächsten Tag steht noch ein Wettkampf auf dem Plan. Da brauche ich bisschen Schlaf.
Sonntag, 08.11.09
Augustinum, 11 Uhr, Start zum Bittermark-Run über 20,5 km und nur 339 Höhenmeter.
Doch heute ist das Wetter auf meiner Seite. Es ist zwar kühl, doch die Sonne scheint. Langsam tappen wir den schnellen Läufern hinterher. Natürlich bergan und das für die ersten 3 Kilometer. In Schleifen hoch und runter queren wir die Bittermarker Waldlandschaft. Manchmal komme ich mir vor wie auf einer Achterbahn mit Wasser- und Matscheinlagen. Die ganzen steilen Passagen muss ich gehen. Doch heute schaffe ich es viele Anstiege auch hoch zu laufen. Ok, ich weiß, es sind deutlich weniger Kilometer und Höhenmeter als am Vortag und ich habe erstaunlicherweise keine muskulären Probleme. Ab ca. Kilometer 10 fällt die Strecke beständig ab. Ich fühle mich immer noch gut und lasse es rollen so oft es geht. Meine Uhr zeigt mir nun Splits um 5:30 bis 6:00 min/km an. Wenn ich das halten kann, wird es eine bessere Zeit, als erhofft.
Ab Kilometer 13 laufen wir die gleiche Strecke wie am Tag zuvor. Nun weiß man was kommt. Trotzdem übersehe ich eine Wurzel und ich muss mich mit den Händen im Dreck abstützen. Mein Knie berührt den Boden, autsch, hoffentlich nichts passiert. Kurz innehalten. Weiter. Es tut nicht wirklich weh. Glück gehabt.
An der gleichen Stelle wie Tags zuvor steht Matti und wartet. Also Treppe hoch und versuchen das Tempo schön gleichmäßig zu halten. Matti motiviert und ich kann noch einen Läufer einsammeln. Das letzte Stück zieht sich ganz schön. Endlich die Treppe hinauf, Zielgerade, Arme hochreißen. Ich erhalte meine Medaille und viele Glückwünsche zum Finish. Jaaa, geschafft

Ich brauche bisschen bis ich wieder richtig Luft habe. Trinken. Hmmm, es gibt leckere frischgepresste Obstsäfte. Prima Idee.
Die Siegerehrung ist auch heute ein Erlebnis. Zum Schluss stehen oder sitzen fast alle Teilnehmer auf der Bühne zum großen Fotofinish.
Mein Fazit: Es war eine super gut organisierte Veranstaltung. Von der Verpflegung bis zum Streckenposten, alles top.

Für mich haben Preis-Leistung am Ende gestimmt. Doch ich hatte das Glück den Start gesponsert zu kriegen. Mit Anreise, den Übernachtungen und Startgebühr wäre das ganz schön teuer geworden.
PS I Viele Bilder gibt es hier und bei floboehme einen Bildtextbericht.
PS II Ich hatte zwar am Montag bisschen schwere Beine, aber Muskelkater gab es nicht.
PS III Zeiten und Platzierungen sind nicht wichtig, weil, am Ende war ich zufrieden mit diesem Saisonabschluß der besonderen Art
