Was manche Leute sich echauffieren können statt lieber laufen zu gehen ist schon interessant.
Richtig ist, dass ich Udo Pollmer schon mehrfach gelesen habe. Er ist einfach amüsant zu lesen. Da er aber selbst bekennender weise keinen Sport treibt und auch in der Tat etwas extreme Essgewohnheiten hat, ist er nicht mein Vorbild. Er wurde von mir genannt, weil er einen völlig anderen Standpunkt hat und sich deshalb hervorragend für das Training der Denkmuskulatur eignet. Wer immer nur liest was seine Meinung bestätigt landet früher oder später in einer Sackgasse.
In einem Punkt lasse ich allerdings nicht mit mir reden, Ernährungsfragen haben heute einen religiösen Charakter angenommen. Außer bei Forumsmitgliedern natürlich.
Wovon sich meine Vorfahren so ernährt haben hat sich in unserer Familiengeschichte leider nicht überliefert.

Funde aus der Steinzeit reduzieren sich aber in Masse auf Gerätschaften für die Jagd. Auf fast jedem Acker in Deutschland lassen sich noch Pfeilspitzen finden. Unter dem Aspekt, dass auch vor 7.000 Jahren, zu dem Zeitpunkt war es auch ohne CO2 in Europa wärmer als heute, im Februar kein Obst und Gemüse zu ernten war, müssen die Menschen wohl oder übel etwas anderes gegessen haben. Viel Auswahl gab es da wohl nicht. Sicher wird es regionale Unterschiede gegeben haben, aber ich gehe mal von hiesigen Breiten aus und was es da so gab wissen wir durch Pollenanalysen sehr genau. Kokospalmen gehörten nicht dazu.
Den religiösen Charakter in der Debatte erkennt man daran, dass Wissen durch Glauben ersetzt wird. Als Beispiel nehmen wir einmal die Vergötterung von Bioprodukten. Alle glauben damit besonders wertvolle Produkte zu erhalten. Von den Inhaltsstoffen her gibt es schon mal nachweislich keine Unterschiede. Geschmacksunterschiede sind ausschließlich auf die Böden zurückzuführen. Eine „industrielle“ Kartoffel kann deshalb durchaus besser schmecken als eine Biokartoffel. Nur achtet eben dann keiner drauf. In der Tierhaltung fällt auf, dass die Biotiere häufiger krank sind und wesentlich öfter von Parasiten befallen werden.

Das war vor 200 Jahren auch schon so und ist deshalb natürlich und gut. Dieselben Menschen, die den Verzicht von Medikamenten in der Tierhaltung toll finden kämen aber nicht auf die Idee bei einer ernsthaften Erkrankung selber darauf zu verzichten.

Natürlich hat das nichts mit Doppelmoral zu tun. Bei Gemüse und Salat sieht es nicht besser aus. Unabhängig davon, dass es einer Pflanze völlig egal ist ob der Stickstoff als Kunstdünger oder Gülle auf das Feld kommt, das Problem der Überdüngung bleibt. Da naturgemäß die Ernte pro Hektar bei Bioanbau geringer ausfällt wird auch noch mehr gedüngt um dies zu kompensieren. Entsprechend verfettet der Bioacker schneller. Es ist auch nicht so, dass es keine kleinen Helferchen im Bioanbau gibt, die beim Normalbauern direkt als Chemie angeprangert werden. Die Liste der durch die EU zugelassenen Stoffe liest sich wie der Vorratsschrank eines Alchimisten. Nur kräht da kein Hahn nach, dafür sorgt schon die Biolobby.

Wenn man dazu bedenkt, dass Biogemüse auch noch häufiger mit Kolibakterien kontaminiert ist…
Nein Danke, ich esse keine Bioprodukte! Ich bin bekennender Ketzer!

Aber wer dran glauben will, statt einfach einmal nachzulesen, bitte schön.
Das mit der Sojamilch usw. finde ich ganz interessant. Aber, dass es sich dabei um Milch handeln soll ist ein Schmarrn. Genauso wenig hat Erbswurst mit Wurst zu tun und Sojafleisch mit Fleisch. Wer so etwas mag, bitte! Ich habe so etwas mal probiert und kann keinen Verlust bei Verzicht auf solche Produkte erkennen. Ganz im Gegensatz zu meinen Cote du Rhone. Bei ihm würde es sich nicht nur um einen kulinarischen Verlust sondern auch um einen kulturellen handeln.
Die Lebenserwartung in Ländern mit besonders hohem Fleischkonsum ist nicht niedriger als in anderen Ländern. Allerdings gibt es anscheinend eine Korrelation mit Darmkrebs. Weitere Untersuchungen fehlen allerdings, weshalb andere Ursachen nicht ausgeschlossen werden können. Ich vermute, dass es eher etwas mit der Zubereitung zu tun hat, sprich Grillen. Milch galt auch einmal als Krebserregend. Statistisch trinken die Schweizer am meisten Milch. Parallel dazu haben sie auch eine besonders hohe Krebsrate. Die liegt aber eben nicht an der Milch sondern an der deutlich höheren Lebenserwartung der Schweizer. Mit steigendem Alter erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken für Menschen, die genetisch vorbelastet sind. Der zweite Blick hat sich hier gelohnt.
Fastfood ist natürlich verpönt. Das exzellente Beispiel sind die USA. Leider hat die Kiste einen Haken. Obwohl die fleischfressenden Amis auch noch häufiger übergewichtig sind haben sie eine höhere Lebenserwartung als die sich zwangsweise vegetarisch ernährenden Chinesen. Pizza ist leider auch besser als ihr Ruf. In Italien sollte eine Studie zeigen, wie ungesund Pizza ist. Bewiesen wurde allerdings das Gegenteil. Je öfter jemand pro Woche Pizza aß, desto höher wurde seine Lebenserwartung. Grund ist die vermehrte Aufnahme von konzentrierter Tomate, deren Inhaltsstoffe sich positiv auf das Herz- Kreislaufsystem auswirken. Deshalb gibt es bei uns im Salat auch häufig getrocknete Tomaten gewürfelt. Lecker!
Ganz niveaulos ist allerdings der Nahrungsmittelindustrie vorzuwerfen, dass sie Gewinne machen möchte. Geht's noch?

Noch haben wir ja keinen Sozialismus und noch etwas Markt. Es wird also produziert, was sich auch verkaufen lässt. Auch im Reformhaus oder beim Biobauern arbeitet keiner umsonst und ohne Gewinn. Werbung machen sie und lügen, bzw. verschweigen tun sie auch alle. Für ein solches Denken habe ich dann überhaupt kein Verständnis. Biokatechismus pur!
Ausdrücklich danken möchte ich jackdaniels für seinen konstruktiven Beitrag. Ergänzend mache ich aber darauf aufmerksam, dass man nicht umhin kommt selber zu probieren. Bedarfsunterschiede ergeben sich sicherlich aus dem Leistungsniveau aber auch nicht zuletzt aus dem Alter.
Peter