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von SantaCruz
Paula Radcliffe lief in London drei der fünf weltschnellsten Zeiten, darunter ihre surrealen 2:15:25. Die Strecke ist also schnell genug, um auch bei den Männern einen Weltrekord zu produzieren. Das Problem ist, dass das Feld in der Regel zu gut ist. Jedes Jahr mindestens ein halbes Dutzend Athleten, die um den Sieg laufen. Diese Qualität führt natürlich auch zu hervorragenden Zeiten, aber es gibt keine "fahrplanmässige" Rekordjagden wie z.B. mit Haile in Berlin.
Tadesse hat letztes Jahr sein Debüt auf der vollen Distanz in London gegeben. (Damals war seine HM-PB schon 58:59, Platz 4 der ewigen Bestenliste zu dem Zeitpunkt). Er musste aber auf die harte Tour lernen, was auch wir Hobbyläufer wissen: Ein Marathon ist mehr als zwei Halbmarathons. Nach 35 Kilometern stieg er aus, nachdem er mit dem Hammermann unfreiwillige Bekanntschaft gemacht hat. Natürlich hat er das Potential für einen Marathonweltrekord (bin Tadese-Fan und halte das durchaus für möglich), aber man darf sich von seinem HM-WR nicht zu sehr blenden lassen.
Wanjiru läuft in London auch vorrangig auf Sieg (s.o.). Er plant seinen Angriff auf den WR erst für den Herbst. (Was immer seine Aussagen diesbezüglich wert sind.) Man muss abwarten, was London bringt. Auf jeden Fall wird es ein extrem spannendes Rennen werden, egal was für eine Siegerzeit herauskommt.
Mein Geheimtipp für den Marathon-WR ist übrigens Tsegay Kebede. Er bringt konstante Spitzenleistungen und teilt sich seine Rennen klug ein. 2008 lief er zweimal sub 2:07 und letztes Jahr zweimal sub 2:06. In Fukuoka lief er letztes Jahr 2:05:18, etwa anderthalb Minuten schneller als Wanjiru und Gebrselassie bei derselben Veranstaltung.
"What do you do, you just go out there and gambol about like a bunny?" - Sheldon Cooper