Hallo,
das Problem ist nicht der Laktattest oder die LD im allgemeinen. Das Problem ist, dass diese Tests oft schlecht gemacht sind, zu selten durchgeführt werden und falsch interpretiert werden.
Gängige Fehler und Probleme bei der LD:
- test auf dem Rad statt beim Laufen (Läufern gegenüber ist das eine Unverschämtheit uns zeugt von Unwissen)
- zu unspezifische Tests, die zu wenig auf den Athleten abgestimmt sin
- schlechte Vorbereitung der Tests
- Athlet kann sich im Test nicht gut genug fordern (im Vergleich zum Wettkampf)
- grundsätzliche Fehler und Ungenauigkeiten in Interpolations- und Erklärungsmodellen
Das wichtigste ist die Trainingsberatung, nicht der Test. Also ganz einfach Trainerarbeit. Je besser der Trainer ist, desto mehr kann er mit den Ergebnissen anfangen, aber desto mehr kann er auch ohne Laktatmessung erreichen. Das geht heute noch bis zu internationalen Erfolgen ohne Laktatmessung, aber das wollen die Technikgläubigen oft nicht wahrhaben.
Wenn ich als Trainer auf dem Platz stehe, dann kann ich viel wahrnehmen, ohne dass ich Laktat messen muss. Obs Zeiten sind, ob es das Atmen ist, ob es Veränderungen im Laufstil sind etc. Über viele dieser Dinge, die ich auf dem Platz oder an der TRainingstrecke sehe, gibt die LD keine Auskunft.
Das problem ist, dass es aber auch an diesen anderen Dingen hängt. Und am Trainingswissen. Es bieten zig Menschen und Institutionen LDs an, aber nur ein Bruchteil derer, die das tun, hat wirklich Ahnung von Lauftraining. Die LD wird oft einfach aus Geldmacherei mit angeboten, auch um hohe Preise für ein Gesamtpaket rechtfertigen zu können.
Aber grundsätzlich ist ein Laktattestt eine feine Sache, nur die Umsetzung und Interpretation ist oft sehr fehlerhaft. Das ist leider die Quintessenz aus vielen vielen Berichten darüber, hier und anderswo.
Wer das übrigens dauernd immer wieder machen will, kann sich selbst ein mobiles Laktatmessgerät kaufen. So teuer ist das auch nicht. Nach 2 Jahren hat sich das amortisiert, wenn man das oft genug benutzt.
Timo79 hat geschrieben:Nein, es waren keine ambitionierten Hobbysportler. Ja, mussten Sie. Von sehr ausbaufähigen Zeiten, bis bemerkenswerter Weise gute Zeiten. Dann hätten sie nicht gewusst, was sie wie tun müssen. Sie haben alle 3 Monate das Procedere einer Leistungsdiagnostik durchgemacht.
Das sie nicht wussten, was sie tun sollten lag doch in erster Linie am mangelnden Wissen über das passende Training. Das kann deine LD nicht ersetzen. Die LD ist im Prinzip
ein Trainingsergebnis und kann neben anderen Wettkampf- und Trainingsergebnissen eine Rückmeldung geben.
Wenn die LD gut gemacht ist und der Athlet eine gute Selbsteinschätzung hat, stimmen alle Faktoren überein: Selbsteinschätzung, Trainings- und Wettkampfergebnisse, LD. Dann brauch ich die LD eigentlich kaum, gibt möglicherweise nur ein wenig zusätzliche Sicherheit. Aber: Wenn bei der LD Fehler gemacht werden und deshalb unpassende Werte herauskommen, verunsichert das Trainer und Athlet möglicherweise, obwohl eigentlich kein Grund zur Verunsicherung da wäre.
Wenn die Erkenntnisse nicht übereinstimmen, wird es durch die Ergebnisse von der LD nicht zwingend leichter. Es muss so oder so ergründet werden, warum der athlet z. B. bei der LD nicht das bringt, was er im Training sonst bringt. Odr warum er im Wettkampf nicht das bringt, was die LD erwarten lässt. Und das kann auch mit LD einige Zeit dauern, in der es nicht ohne Trial and Error geht.
Es ist ja nicht so, dass ich ein paar Messwerte habe, daraus meine Trainingszonen berechne und dann alles gut ist. Da kann ich auch einen Temporechner benutzen und ne Wettkampfzeit eingeben, das bringt oft ähnliche Ergebnisse. ich kann bei zwei athleten nahezu diesselben Messergebnisse haben, und dennoch müssen die beiden ganz unterschiedlich trainieren. Da sagt mir die LD aber nicht unbedingt wie.
Und um solche Dinge geht es, gerade bei Athleten, die langsam Richtung Leistungsgrenze gehen.
Timo79 hat geschrieben:
Die Sinnhaftigkeit besteht darin, viel mit wenig erreichen zu können. Oder noch mehr, mit ein bisschen mehr. Der Eine möchte das, weil er sehr ambitioniert ist, der Andere vielleicht nicht.
Jedem seine Entscheidung. Wer seine Parameter nicht kennen möchte, soll sie eben nicht feststellen lassen. Muss er doch auch nicht. Dann muss er aber damit rechnen, dass er von Leuten überholt wird, die weniger aber dafür gezielter trainiert haben.....
Erklär doch einfach mal bitte, was für ein Wunder die LD bringt, so dass ich viel mit wenig erreiche. Da streiten sich immer noch die Gelehrten, was jetzt genau das beste Training ist, wenn ich sehr wenig mache. Ist jedenfalls immer nur die Notlösung, wenig zu machen und das intensiv.
Die guten Langstreckenläufer machen alle relativ viel. Ob du jetzt eher der Typ für 100k /Woche oder 200k/Woche bist, sagt dir z. B. kaum die LD. Es gibt einfach eine Menge Richtungsentscheidungen im Training, bei denen die klassische LD kaum Hilfe bieten kann.
Grundsätzlich sehr gezielt trainieren kann man sehr gut auch ohne LD. Es gibt zig Methoden und Varianten von Training in mehreren Tempobereichen, die seit Jahrzehnten auch ohne LD funktionieren.
Dazu sollte man nicht vergessen, dass auch die Genauigkeit einer LD begrenzt ist und die Ergebnisse genau wie Wk-Ergebnisse auch von der Tagesform abhängen und von dem, was im Kopf des Athleten passiert.
Das Problem bei diesen Messinstrument ist ähnlich wie beim Pulsmesser: Die Genauigkeit der Diagnostik wird überschätzt, und die im Training benötigte Genauigkeit ebenfalls. Und durch den Genauigkeitsfanatismus, durch das Verfolgen einer Genauigkeitsillusion wird oft auch vergessen, welche Art von Genauigkeit wir im Training wann wirklich brauchen. Wichtig sind nicht nackte Zahlen, sondern die passende Belastung bzw Intensität. Schädlich ist nicht, wenn der Puls bei einem lockeren Lauf ein paar Schläge höher oder niedriger ist, schade ist wenn wochenlang am Ziel vorbei trainiert wird. Schad ist, wenn jemand meint, er müsste ein Training durchführen, weil es ja für xy passt, dabei ist xy ein ganz anderer Typ Läufer.
Was übrigens von den Technikfanatikern gerne unterschätzt wird, ist die Fähigkeit erfahrener Läufer sich selbst einschätzen zu können. Das kommt man natürlich nur hin, wenn man sich nicht nur nach der Technik richtet, sondern wenn man die Selbsteinschätzung und Körpergefühl Jahrelang trainiert. Und "körpergefühl" ist nichts esoterisches. Schonmal einen Zimmermann gesehen, der einen Geschwindigkeitsmesser am Hammer hat? Woher weiß der Handwerker, wie fest er zuschlagen darf?
Er hats jahrelang gelernt und verinnerlicht. Es gehört zu seinem Handwerk. Und genauso gehört eine gute Selbsteinschätzung, ein genaues Belastunsgefühl zum Handwerkszeug des Läufers. Wenn man das grundsätzlich hat, kann man die Technik deutlich sicherer einsetzen, aber dann braucht man sie auch weniger.
Gruß
C.