Eigentlich ja ganz einfach, ich klemme mich am Start hinter den 4 h Zugläufer und da bleibt ich dann bis wir im Ziel unter 4 h ankommen

Also habe ich mir, als ich meine Startunterlagen holte, noch einen Plan B gezimmert. Da gab es so ein schönes Armband mit der Marschtabelle drauf (übrigens ein super Service, wie überhaupt die ganze Veranstaltung super organisiert war). Ich ganz mutig mir eines für 3:59:00 machen lassen, ein bißchen Reserve kann ja nicht schaden

Und mit den 5:40 pro km mach ich es einfach wie das Elefantenrezept:
Frage: wie isst man einen Elefanten ?
Antwort: in kleinen Stücken

Also teile ich den Marathon in kleine Stücke:
5 km in 5:40, das schaff ich als lockeren DL in jedem Training
10 km in 5:40, das ist ja langsamer als mein allererster 10 km Wettkampf (da bin ich 5:30 gelaufen)
HM in 5:40, das bin ich vor 3 Wochen in 5:19 gelaufen, lächerlich
Und da war ich noch nicht platt, da gehen auch 25 km
Dann quäl ich mich halt bis km 30 und dann sind es ja nur noch 12 km, etc.
Guter Plan

Am Marathon Morgen gut aus dem Bett gekommen, mit den üblichen Wehwechen: Mist, Nase zu, mein rechtes Knie tut weh, was ist denn das jetzt etc

Ich war früh genug in Düsseldorf und hab noch einen Parkplatz in Oberkassel ergattert. Trotzdem ca. 1 km bis zur Kleiderbeutelabgabe gelaufen. Ich war dann auch pünktlich beim Foritreffen. Schön wenn mal mal einige Leute kennenlernt die man sonst nur aus Beiträgen im Forum kennt

Dann zum Start und ein bißchen warm gelaufen, Aufstellung zum Start, meine Zugläufer gesucht und schneller als erwartet geht es los. Die Zugläufer legen los wie die Feuerwehr und ruckzuck ist einer schon 100 m weg, der andere nur 50 m. Vor mir sind erstaunlicherweise viele Läufer die deutlich langsamer als ich sind, wie kann das denn sein


Da bei km 5 auf einmal der Schnitt auf 5:55 runter geht, habe ich keine Lust mehr. Ich schalte auf Plan B um und ab jetzt laufe ich mein eigenes Rennen. Ich lasse die Zugläufer zurück und daraufhin sind die nächsten 5 km alle ! in 5:39, geht doch

Als wir über die Oberkasseler Brücke laufen kommt uns Hennes mit dem Führungsfahrzeug schon wieder entgegen. Ich (und ein paar andere Foris) winken und Hennes grüßt lässig zurück

Bei km 11 erwischt uns der erste Schauer, bis dahin wars trocken (im Gegensatz zur Wettervorhersage).
Es geht sowas von gleichmäßig und bei km 15 habe ich ca. 30 Sekunden Puffer erlaufen. Kurz danach überholt mich der erste Zugläufer wieder, häh


Bis zu HM Marke bleibe ich dahinter, die HM Marke passiere ich bei 1:58:43, also immer noch mit einem dicken Puffer, trotzdem entschwinden die Zugläufer nach und nach. Verstehe ich zwar nicht, aber ich liege gut in der Zeit und wiederstehe dem Gedanken in Panik zu verfallen.
Man sagt ja, der Marathon beginnt erst nach der HM Marke und so ist es auch. Bis km 30 kann ich mein Tempo noch gut halten, aber ich merke schon das es deutlich schwerer geht. Trotzdem bin ich mit 2:49:09 noch immer im Plan, obwohl von meinen Zugläufern nichts mehr zu sehen ist.
Bei den Verpflegungsstellen fällt es mir komischweise jetzt schwerer richtig zu trinken und zu essen, irgendwie verschütte ich mehr als in den Mund gelangt, am Anfang ging das alles perfekt. Und so kommt es bei km 30 zum ersten km in 6 Minuten, weil mir andere Läufer in den Weg laufen, ich abbremsen muß, dann trinken und erst langsam wieder in Fahrt komme. Auch fehlt mir jetzt jemand, hinter den ich mich mal klemmen könnte, doch ich bin fast nur noch von Staffelläufern umgeben, die alle nicht mein Tempo laufen.
Bis km 35 gehen die km Schnitte auf 5:48 runter und bei km 35 ist mein Puffer aufgebraucht, aber ich liege immer noch in der Zielzeit (wenn auch nur noch wenige Sekunden). Auch der Hammermann erwischt mich nicht, obwohl ich auf den letzten km fest damit gerechnet hatte.
Bei nächsten Verpflegungspunkt muß ich gehen um auch sicher zu gehen, das genug Cola und Iso den Weg in meinen Mund findet, der zweite km über 6 Minuten.
Bei meinem ersten M konnte ich ab km 37 noch ordentlich zulegen, heute geht das nicht mehr. Ich bin platt, verabschiede mich von den sub 4 und versuche irgendwie den M zu Ende zu bringen

Der km 40 und 41 werden nochmal über 6 Minunten, auch wieder wegen trinken und platt sein.
Erst das nahe Ziel lässt mich nochmal auf 5:50 "beschleuningen".
Als ich durchs Ziel laufe bin ich völlig fertig. Wie fertig merke ich erst heute als ich mein Foto vom Zieleinlauf sehe


Nach dem Ziel mit einiger Verzögerung den Fressbeutel ergattert

Fazit: Prima Veranstaltung, sehr gute Orga, Sonderlob an Jan

Wetter konnte kaum besser sein, im Ziel sogar noch die Sonne gesehen.
Allerdings sitze ich noch immer da und weiß nicht so recht, ob ich mit meinen 4:01:33 zufrieden sein soll oder nicht.
Auf der positiven Seite steht eine neue PB, 25 Minuten besser als beim ersten Mal. Auch habe ich den Lauf praktisch ohne Pacemaker absolviert und einen Schnitt von 5:43 geschafft, auch das find ich gut dafür das es erst mein zweiter Marathon war. Und ich habe den Lauf zu Ende gebracht, obwohl es am Ende schwer wie nie war.
Auf der negativen Seite steht: Klassenziel nicht erreicht, ich hatte mir eben eine sub 4 vorgenommen, schon komisch, das die 3 vorne so eine Rolle spielt.

Woran hats also gelegen ? Ich glaube die 4 km über 6 Minuten bei der Verpflegungsstellen waren ein guter Teil vom Grund, aber einen weiteren liefert der Blick ins Trainingstagebuch. In den Wochen 3 -5 habe ich immer nur zwischen 40 und 50 km trainieren können (3 TE) und war erkältet. Das würde auch erklären warum ich am Ende nicht mehr zulegen konnte. Zwar hab ich die zentralen Einheiten alle gemacht, aber irgendwie fehlten zu den Zeitpunkt die Wochen km und wenn man nach einem 3:59 Plan traininert muß halt alles optimal laufen damits auch 3:59 wird

Ich bin ziemlich sicher, das ich die sub 4 irgendwann schaffen werden, auch für die sub 2 im HM hab ich 4 Anläufe gebraucht. Bei mir brauchts halt immer was. Und beim nächsten Mal mach ich halt noch den Plan C und der klappt dann

Achim