Prolog:
Manche Menschen laufen gerne, vor allem weit und lange.
Ich laufe lieber die etwas kürzeren Strecken, im Training meist nicht weiter als 15 Kilometer.
Vor 3 Wochen (08.05.) hatte es uns auf einen Caritaslauf verschlagen, dort lief ich in 3h20 eine Gesamtstrecke von 36km ziemlich schmerzfrei.
Davon überrascht meinte ich zu Diana dass die letzten 6 Kilometer ja nicht so wild sein können und der Marathon praktisch in Sicht sei.
"Tagesform", meinte sie nur, "es sind immerhin noch weitere 6 Kilometer und nicht nur weitere 6 Kilometer".
Diana: "Lauf doch den Mittelrheinmarathon."
Thomas: "Nee, lass stecken, der ist ohnehin zu warm"
Am Wochenende drauf ging es auf den MLP (als Halben), inclusive netter Beinbizepszerrung noch in einer 1:40 gelaufen.
Marathonprognose also 2x1:40+15Min = 3:35h (!!)
Da sollte ein Marathon, quasi getarnt als langer Lauf, drin sein. Und wenn ich langsamer laufe als 5:00 min/km gibt's auch keine Zerrung ....
Da ich meine Gedanken nicht für mich behalten kann war der Marathon fällig.
Der Marathon:
Bestärkt durch den Wetterbericht (wolkig, nicht wärmer als 25°C) und das Forum fuhren wir die 2 Stunden nach Koblenz, holten die Startnummern ab, erkundeten ein wenig den mit Baustellen übersäten Hafenbereich und machten eine Burgenrundfahrt mit dem Schiff.
Um 17:36 Uhr fuhr der Shuttlezug von Koblenz nach Oberwesel. Dort angekommen waren noch 1.2 Kilometer Fußmarsch in den Startbereich angesagt.
Heute mal nur mit Stoppuhr und ohne Garmin die Qual der Wahl: Ich wollte um die 4h laufen und schloß mich dem 4h-Zugläufer an.
Diana lief vor 2 Wochen den MLP-Marathon als Trainingsmarathon und wollte ca. 4:15h laufen und schloß sich daher der 4:20h Zugläuferin an.
Los gehts:
Um den 4h Zugläufer ist eine Gruppe von ca. 10 Mann und 1 Frau (Anne) versammelt.
Da der Zugläufer ein Zeitpolster laufen will geht es gleich im 5:20 ... 5:30er Tempo los.
Wir laufen auf der komplett gesperrten Bundesstraße am Rhein entlang, vorbei an der Loreley, Burg Katz, durch St. Goar, passieren die Burg Rheinfels und Burg Maus.
Alle 3 bis 5 Kilometer gibt es Wasser und manchmal auch Bananen, konsequent nehme ich an jeder Wasserstelle anfangs 2, später einen Becher Wasser und werfe alle 8 km eine Salztablette nach.
Weiter über Hirzenach, Bad Salzig; einmal kürzen wir die Flußschleife etwas ab.
Km17: Meine Zerrung vom Halbmarathon fiept ein wenig.
Km18: Die Zerrung fiept lauter. Was soll der Unfug?
In Boppard geht's über Kopfsteinpflaster und die Halbmarathonmarke, der Sprecher dort kündigt die meisten Läufer an.
Bombenstimmung.
Danach wird es ruhiger.
Meine Zerrung muckt noch einmal auf, und grummelt nur noch vor sich hin.
Mal schaun.
Km25: Wir haben in etwa den Ort Spay erreicht, ich werde langsam müde. Es beginnt dunkel zu werden und ich merke doch die vergangene Woche mit Dienst von 10:00 - 20:00 Uhr.
Die Laufstrecke führt inzwischen etwas abseits des Rheins, bei den leichten Anstiegen durch die Orte fällt Anne nach hinten raus.
KM27: Mir wird langsam kalt. Warum? Ich laufe doch ...
KM28: Allmählich benötige ich ein Dixi. Da waren doch welche gewesen?
KM33: Dixis kosten Zeit und es läuft gut. Das Stimmungstief zwischen km30 und 33 ist vorbei und ich laufe jetzt neben unserem Zugläufer.
Wir passieren immer mehr wandernde Marathonis, aber auch etliche Team-Marathonläufer (haben nur 11 km) erscheinen überfordert und wandern durch die Nacht.
Dann und wann schrecken und vorbeifahrende Rettungswagen auf.
KM36: Hier beginnt für mich läuferisches Neuland: Noch nie bin ich so weit am Stück gelaufen ohne irgendwelche Schmerzen (von der Zerrung mal abgesehen) oder Krämpfe zu bekommen.
Es läuft nicht ideal, ich bin müde, aber es läuft rund.
KM40: Wir müssen noch eine Ausweichschleife laufen (das Ziel ist ausnahmsweise nicht am Deutschen Eck) und die Gruppe ist auf 3 Mann zusammengeschmolzen.
Und ich weiß dass die verbleibenden 13 Minuten locker für die restlichen 2.2km reichen werden.
KM41: Der Zugläufer verabschiedet sich nach hinten, ich ziehe das Tempo leicht an, der weitere Mitläufer gibt noch mehr Gas und nach etwas mehr als 6 Minuten fliege (nein, richtig gelesen, kein humpeln, kein stolpern) ich durchs Ziel.
3h58min.
Ganz kurz danach taucht Diana auf (4:00h), und dann auch mein Zugläufer (4:01h).
Nach einem Bier geht es sehr geschwind auf ein Dixi und dann passierts:
Auf dem Rückweg fahren mir durch beide Beine (Schienbein und Wadenbein !) solche Krämpfe, dass ich mitten auf der Straße stehenbleiben muss und mit Dianas Hilfe zu einer Mauer humple.
2 Sanis packen mich auf eine Trage und schieben mich in eine Zelt wo ein netter Herr mir mit festem Druck auf die Füße die Krämpfe rausdrückt.
Ein Doc murmelt etwas von leichter Unterkühlung und nach 3 Minuten unter ein paar Decken geht's wieder in Richtung Auto.
Heizung auf volle Pulle, und ab nach Hause.
Epilog:
Der Sonntag war nicht beschwerdefrei, die Oberschenkel schmerzten ein wenig, der Beinbizeps ist mal wieder dick und auf dem Foto das Diana geschossen hat sehe ich aus wie ein Zombie.
Diana kann das Bild ja später hochladen. :-)
Und richtig locker war der Lauf auch nicht. Dafür sind 42 Kilometer einfach zu lang.
-- Thomas
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Hallo Thomas,Mountainrunner hat geschrieben: Da der Zugläufer ein Zeitpolster laufen will geht es gleich im 5:20 ... 5:30er Tempo los.
...
...und nach etwas mehr als 6 Minuten fliege (nein, richtig gelesen, kein humpeln, kein stolpern) ich durchs Ziel. 3h58min.
Und richtig locker war der Lauf auch nicht. Dafür sind 42 Kilometer einfach zu lang.
Glückwunsch zur souveränen Leistung! 42 km sind übrigens nie wirklich locker, das ist zumindest meine Erfahrung aus vielen Läufen, gelaufen werden muß die Strecke immer noch. Und ob Du ankommst, kannst Du erst im Ziel sagen, passieren kann unterwegs viel.
Der Zugläufer ist, Entschuldigung, ein Depp. Mit einem Zugläufer laufen üblicherweise Leute, die entweder ihren ersten Marathon laufen oder so "auf Anschlag" zielen, daß sie jemanden zum Ziehen benötigen. Dann ist es meine vornehmste Aufgabe als Zugläufer, gleichmäßig ganz knapp 5:40 min/km zu laufen, um die "Schützlinge" nicht zu überfordern. Du hättest vermutlich keinen Zugläufer gebraucht (Respekt!) und die vielen Ausfälle sprechen Bände.
Hast Du den 4:20er noch mal gesehen? Ich nämlich nicht mehr, nachdem er gemeinsam mit Eurem losgelaufen ist und ich ihn eigentlich hätte überholen müssen.
Gute Regeneration!
Wolfgang
Ubi marathon, ibi bene (frei übersetzt: wo es einen Marathon gibt, geht's Dir gut!)
Meine private Laufseite: http://www.spass-am-laufen.de
Meine private Laufseite: http://www.spass-am-laufen.de

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3:58 - hey, das nenne ich mal eine tolle Punktlandung.
Super gemacht!
Super gemacht!


I am vegan because I feel that other sentient beings are not mine to use.
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... also, nach dem was du geschrieben hast schon ... das war doch ein perfektes Marathon-Debüt und locker erlaufene sub 4:00hMountainrunner hat geschrieben:... Und richtig locker war der Lauf auch nicht ...

Glückwunsch, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix
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Hallo Wolfgang.
Die Zugläuferin (Startnummer 420) kam nie an mir vorbei und erreichte nach 4:18h das Ziel.
Ihr Split war aber auch nicht gerade ideal, 1. Hälfte in 2:06:30 und 2. Hälfte in 02:11:55.
Dem Zugläufer 4:00 hatte ich mich nur angeschlossen weil ich den Garmin im Auto liegengelassen hatte ....
@Manfred: War kein Debut.
Meine alten "Bestzeiten" waren 4:46, 5:18 und 4:31h gewesen.
Diese aber "mit Vorbereitung".
-- Thomas
Die Zugläuferin (Startnummer 420) kam nie an mir vorbei und erreichte nach 4:18h das Ziel.
Ihr Split war aber auch nicht gerade ideal, 1. Hälfte in 2:06:30 und 2. Hälfte in 02:11:55.
Dem Zugläufer 4:00 hatte ich mich nur angeschlossen weil ich den Garmin im Auto liegengelassen hatte ....
@Manfred: War kein Debut.
Meine alten "Bestzeiten" waren 4:46, 5:18 und 4:31h gewesen.
Diese aber "mit Vorbereitung".

-- Thomas
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Wollt ihr es wirklich sehen?Diana kann das Bild ja später hochladen. :-)

Muss erst noch bearbeitet werden, dauert also noch ein bissl!
da bin ich anderer Ansicht, also ich fand meine beiden Trainingsmarathons (MLP & Mittelrheinmarathon) ganz locker, hatte keinerlei Probleme und viel Spaß dabei! Es sind zwar 42 km aber spätestens ab km 20 fängts (zumindest bei mir) an Spaß zu machen. Wenn man ihn allerdings schneller läuft dann ists natürlich nicht mehr so locker...Bräpe Wulf hat geschrieben:
42 km sind übrigens nie wirklich locker, das ist zumindest meine Erfahrung aus vielen Läufen, gelaufen werden muß die Strecke immer noch. Und ob Du ankommst, kannst Du erst im Ziel sagen, passieren kann unterwegs viel.
Der Zugläufer ist, Entschuldigung, ein Depp. Mit einem Zugläufer laufen üblicherweise Leute, die entweder ihren ersten Marathon laufen oder so "auf Anschlag" zielen, daß sie jemanden zum Ziehen benötigen. Dann ist es meine vornehmste Aufgabe als Zugläufer, gleichmäßig ganz knapp 5:40 min/km zu laufen, um die "Schützlinge" nicht zu überfordern. Du hättest vermutlich keinen Zugläufer gebraucht (Respekt!) und die vielen Ausfälle sprechen Bände.



Man stellt sich mal einen kompletten Marathonersttäter ohne Garmin vor der im 6er Tempo den Marathon laufen will und sich dem 4:20 Pacemaker anschließt um nicht zu überpacen... Weiß nicht was die sich dabei dachte

Ich hab sie auch nicht mehr gesehen obwohl ich sie hätte einholen müssen! Keine Ahnung wo sie gesteckt hat, vielleicht hatte sie ihren Luftballon fliegen lassen und ist dann in der Masse untergegangen?Hast Du den 4:20er noch mal gesehen? Ich nämlich nicht mehr, nachdem er gemeinsam mit Eurem losgelaufen ist und ich ihn eigentlich hätte überholen müssen.
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Glückwunsch zur neuen PB, geht doch.Mountainrunner hat geschrieben: @Manfred: War kein Debut.
Meine alten "Bestzeiten" waren 4:46, 5:18 und 4:31h gewesen.


Beim Pacemaker kann ich auch nur Vollde* sagen. Wer etwa 5:40/km (~4h) laufen will/soll und dann teilweise für 3:45h (5:20/km) angeht, der hat offenbar nicht verstanden wofür er da ist. Für dich nicht unbedingt ein Problem, da du dafür ja eigentlich schnell genug bist, für andere hingegen ...
Wenn er wie du sagtest so
"Da der Zugläufer ein Zeitpolster laufen will"
laufen wollte, dann ist er wirklich nicht als Zugläufer geeignet. Wenn er wie Laufente meinte eigentlich
"vor allem hatte er auf Nachfrage am Start gemeint dass er konstant 5:40er Tempo läuft"
laufen wollte, dann entschuldigt ihn das etwas. Guter Vorsatz den er nicht umsetzen konnte, was den Mitläufern aber nicht hilft.
Weiter so,
Torsten