nachdem etwas Ruhe in mein Privatleben eingekehrt ist auch von mir einige Eindrücke aus Köln.
In diesem Jahr habe ich mich ja stark zurück gehalten mit meinen Wettkämpfen und fleißig schwimmen für Roth geübt. Die volle Ernte konnte ich jetzt einfahren.
In Köln wird im Massenstart losgelegt. Alle Schwimmer gleichzeitig. Das schreit nach Haue...

Durch das intensive Studieren des Trailers des letztjährigen Wettbewerbs hatte ich mir eine Bahn weit rechts für den Start ausgsucht. Es wird links rum geschwommen....
Das hat dann auch recht gut geklappt. Aus dem hinteren Mittelfeld bin ich sehr gut in eine Lücke geraten und konnte schnell in meinem Tempo schwimmen. Dann hatte ich ein paar Füße vor mir, die sich ungefähr in meinem Tempo vortbewegten.

Daran habe ich mich dann orientiert. Leider ließ mir das Tempo zu schnell nach und ich bin über die Regattabahnbegrenzung eine Bahn nach links gerutscht. Hier waren die schnelleren Schwimmer schon vor mir und ich hatte freie Bahn. Langsam habe ich eine Diagonale schwimmend die Wende erreicht und mich auch auf dem Rückweg gut aus allen Drängeleien

heraus halten können. Ich war so schnell am Ausstieg, dass ich ihn fast verpasst hätte. Mir ging es wie Dirk, es war ja "nur" Halbdistanz und damit wesentlich kürzer zu schwimmen als in Roth. Aber ich hatte im Wasser schon so richtig Spaß am Wettkampf. Eben ein gutes Gefühl... Nach 36 Minuten war das aber leider schon vorbei. Wechselzone!!!
Der Wechsel aufs Rad war zügig und gut. Ich habe schnell meinen Rhytmus gefunden. Auch hier kam ziemlich schnell die Freude am Wettkampf hoch.

Die Konzentration war hoch, Gruppen meiden und versuchen sich aus den Windschattenspielen heraus zu halten. Das Tempo hatte ich mit 30km/h sehr schnell für meine Verhältnisse geplant, konnte aber locker noch schneller fahren. In der Innenstadt war die Decke neu geteert, da ging mein Rad ab wie nix.....
Die Schiedsricher waren bei uns sehr oft unterwegs und verteilen fleißíg Karten, was eine Zeitstrafe nach sich zieht... ich war nicht betroffen.
Nach der ersten Runde war das Feld etwas sortiert und ich hatte vor mir eine Radlerin, die knapp oberhalb meines beabsichtigten Schnittes fuhr. Im gebührenden Abstand folgte ich ihr. An den abschüssigen Stellen und bei starken Wind war ich mit meinem Zeitrad besser und vorne, auf langen Strecken wurde ich dann wieder überholt.

So sind wir beiden unbekannter weise super über die Strecke gekommen.
Am schönsten war aber der Ruf von Karotte an der Radstrecke. Es ist mir sogar gelungen, mich mit ihr abzuklatschen... Vielen Dank noch mal dafür und ich hoffe die Hand brennt nicht mehr....
In meinem Kopf hatte ich absolut positives Kino. Gutes Wetter, super Zeiten bis hier hin und das Rad ging super ab. Was wollte ich mehr. Mein heimliches Ziel ist eine Zeit unter 6 Stunden gewesen, durch die Schwimmzeit und die immer besser werdende Radzeit hatte ich ein richtig gutes Polster.....
Nach 2:50 Minuten waren die 90km schon um. Das Rad abgegeben und ab zu den Laufschuhen geeiert. Die Treppen hatte ich mir schon auf den Streckenfotos angesehen und wusste was da auf mich zukommt... der Kommentar des Triathleten hinter mir war gut: "Dat müssen wir doch wohl nicht in jeder Runde machen oder???"
Beim Training hatte ich immer wieder die Schwierigkeit, viel zu schnell anzulaufen.

Daher habe ich versucht in meinem beabsichtigten Tempo für 2 Std. zu bleiben. Meine Beine waren locker und das recht schnell und der Kopf war voll mit guten Gedanken. Positives Kopfkino war jetzt gefragt. die Strecke ist lang.
Und so trabte ich denn dann das Rheinufer lang, die Mütze tief im Gesicht, die Sonnenbrille auf und sehr in mich gekehrt und habe "Kopfkino" gelaufen. Das geht mit positiven Gedanken sehr gut. Jeden km habe ich mein Tempo kontrolliert und mich immer wieder gebremst.... 21 km können sehr lang werden....
Irgendwann rief mich Dirk Kress. Er hatte mich gesehen. Ein kurzer Gruß und eine nette Aufmunterung und schon ging es weiter. Ich habe mich gewundert, dass er "nur" ca. 5km Vorsprung hatte.
Doch auch nach 10km als ich Uwe getroffen habe, ging es mir noch gut, obwohl die Beine nun doch so langsam schwer wurden. Aber nur noch einmal um den Dicken Stein --- das kriege ich hin.
Und so bin ich in Gedanken noch mal mit der Renntiertruppe los um den Dicken Stein zurück zum Parkplatz. Die Uhr hätte mir ein gemütliches 6er Tempo erlaubt, um noch im Bereich von 2:06 zu bleiben. Aber die Beine wollten schneller.... Die letzten 2km noch einmal die Deutzer Brücke hoch taten dann doch sehr weh und ich bin zum ersten mal gegangen

. Hier hat mich eine Holländerin überholt. Die hatte ungefähr mein Alter. Da erwachte doch der "kleine Johannes" in mir und ich versuchte mich zunächst nur an Ihr dran zu bleiben.

Im Ziel bin ich noch gesprintet, aber die Frau war zu gut. Kurz vor dem Ziel habe ich sie dann ziehen lassen und doch lieber meinen eigenen Einlauf genossen.....
Mit der Zeit von 5:35:26 hätte ich im Traum nicht gerechnet

und habe am Montag das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.

Endorpine tun gut.... Ich freue mich und bin auch ein wenig Stolz auf diese Zeit.
Bedanken darf ich mich bei meinen Trainingspartnern, die mich mit meinem lahmen Rennradtempo im Training ertragen haben. Und bei meinen Supportteam Uwe Hanna, Karotte und meiner Kollegin Uschi, die uns in Bonn hat nächtigen lassen. Natürlich auch bei allen Renntieren, die uns vielfältig die Daumen gedrückt haben. Ein besonderes Danke geht aber an Doro, die mich mit Ihrem Anruf am Samstag noch mal so richtig "angefixt" hat. Danke dafür..

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Nun ruhe ich ein wenig aus und freue mich auf den schönen Marathon am Sonntag, den ich so richtig ruhig anlaufen werde. Wir sehen uns dort auf der Strecke. Ich habe die Startnummer 500 das verpflichtet doch quasi zu einer Endzeit von 5:00 Std. oder nicht???
M.
"Fließendes Wasser fault nicht, die Türangeln rosten nicht;
das kommt von der Bewegung.“ (Lü Buwei, chinesischer Philosoph)
Borken 2007 Tria Volksdistanz (1:02:38)
Riesenbeck 2009 Tria Olympische Distanz (3:08:58)
Köln 2010 Tria226half (5:35:26)
Roth 2011 Ironman (12:25:51)