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Warum gibt es so viele langsame Läufer?

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aghamemnun hat geschrieben:Soweit das Umfeld aus Leuten besteht, die selbst Sport treiben und sich vorstellen können, was jemand tun muß, um auf eine bestimmte Zeit zu kommen, sind diese Leute wohl tendentiell recht verständnisvoll, so daß solche Kommentare wohl meist unterbleiben.

Die reagieren aber dann (womit wir elegant wieder beim Ausgangsthema wären) seltsam auf langsame Läufer... :wink: Wobei ich mich ja immer frage, wer eigentlich die größere Chance hat, in der Szene ernst genommen zu werden: derjenige, der von vorneherein akzeptiert, dass er eh keine Chance hat, gut zu werden und deshalb das Ganze recht locker sieht und ab und zu das eine oder andere 'Event' mitnimmt. Oder der, der eine Menge Zeit und Energie in sein Training investiert und trotzdem nie einen Blumentopf gewinnt. Manchmal hab ich den Eindruck, wie mans macht ist es falsch.

tina

152
psyXL hat geschrieben:Wohl kaum...

Leistung = Kraft * Weg / Zeit
Kraft = Masse * Fallbeschleunigung
Verdammte Hacke, du hast recht. Mir war nicht bewusst, dass die Zeit im Terminus "Leistung" eine Rolle spielt. Ich leiste also absolut mehr Arbeit (Kraft x Weg) als meine dunkelhäutigen Mitstreiter, richtig?
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unreflektiert nachplappernder ultravorsichtiger Seniorenlaufratgeber

153
TinaS hat geschrieben:Kommen diese Kommentare nicht vor allem dann, wenn man trotz hoher Investitionen nicht erfolgreich ist (wobei man über die Definition von 'Erfolg' natürlich trefflich streiten kann..)? Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass Freizeitaktivitäten mit einem erstens messbaren und zweitens nach gängiger Definition 'guten' Ergebnis (also z.B. 10 km in unter 40 Minuten oder Marathon in unter 3:15) durchaus Anerkennung finden und das was du schilderst nur bei Leuten eintritt, denen ihre mit Leidenschaft betriebene Aktivität 'nichts bringt'.
Ich glaube, eine gutes Ergebnis kann nur bei demjenigen, der das Ergebnis einordnen kann, auch die richtige Anerkennung finden.

Wenn ich eine Aktivität mit Leidenschaft betreibe, dann bringt die MIR immer etwas. Und je größer die Leidenschaft, desto mehr ist es mir egal, ob andere diese Tätigkeit wertschätzen.

Mich z.B. halten viele Freunde und Bekannte für verrückt, weil ich so viel Zeit mit der Präparation von Langlaufskiern verbringen kann.
Grüße
Martin :hallo:

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psyXL hat geschrieben: Möge die Berechnung stimmen und mein Physiklehrer sich nicht im Grabe drehen :-))
:nick:
Das wird er tun.

Es sei denn, Ihr lauft den Marathon senkrecht die Wand hoch. Alleine das Ergebnis sollte Dich stutzig machen, das sind ja mehrere PS. Bist Du mal auf einem Ergometer im Bereich 400W gefahren?
There are two types of people: those who run, and those who should.

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Kasrwatzmuff hat geschrieben:Ich glaube, eine gutes Ergebnis kann nur bei demjenigen, der das Ergebnis einordnen kann, auch die richtige Anerkennung finden.
Mit Zeiten können Nicht-Läufer eigentlich selten was anfangen, ich erwähne dann (wenn's um einen Lauf geht) meistens den Anteil derer, die hinter mir waren (z. b. erstes Drittel o.ä.), das sorgt (meistens) für das passende Verständnis.
Grüße

schneapfla

I was running so fast - it was like the trees were standing still!

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psyXL hat geschrieben:Wohl kaum...

Leistung = Kraft * Weg / Zeit
Kraft = Masse * Fallbeschleunigung

...Möge die Berechnung stimmen und mein Physiklehrer sich nicht im Grabe drehen :-))
"Stimmt soweit, bis auf den Ansatz für die Kraft", würde dein Physiklehrer vielleicht sagen ... ;-) ... "Hier gehört nicht die Gewichtskraft hin, sondern, die Kraft, die du beim Laufen überwinden musst. Ist diese in erster Näherung proportionalzur Masse, dann stimmt die Aussage zumindest qualitative."

Wen die "Physik des Laufens" interssiert, ich bin da mal über einen interessanten Link gestolpert: Dr. Lälles erklärt's

... das wäre vielleicht ein Thema für einen eigenen Thread ;-)

Gruß, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

157
Menno! Ich wusste, dass es zu einfach war :nene:
Viele Grüße Dennis

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psyXL hat geschrieben:Menno! Ich wusste, dass es zu einfach war :nene:
Nein, war es ja nicht, statt 9,81 muss ja nur ein anderer passender Faktor eingesetzt werden ... bzw. die Arbeit pro Schritt ergibt sich ja im wesentlichen aus dem Anheben des Körperschwerpunkts um ein paar Zentimeter pro Schritt, ... daraus ergibt sich ja auch ein Optimum für die Schrittlänge ...

Wobei, eine getrennte Wertung nach Gewichtsklassen, statt Alterklassen, wäre vielleicht ja auch mal interessant ... Sieger im Fliegengewicht, ... Sieger im Schwergewicht ... :tocktock:

Gruß, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

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minipunk hat geschrieben:Alleine das Ergebnis sollte Dich stutzig machen, das sind ja mehrere PS. Bist Du mal auf einem Ergometer im Bereich 400W gefahren?
Eh, mach mich nicht fertig! Ich hab schon überall rumerzählt, dass ich 4 PS habe! :peinlich:
MegaCmRunner hat geschrieben:Wobei, eine getrennte Wertung nach Gewichtsklassen, statt Alterklassen, wäre vielleicht ja auch mal interessant ... Sieger im Fliegengewicht, ... Sieger im Schwergewicht ...
Jawohl, dafür!
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160
Hallo *cel

Wenn jemand hier seinen Lauf von 1988 in Schwerin anführt, dann wissen wir

1) dass er damals zweifelsohne gedopt war, wie alle im Osten
das meinst Du wohl nicht im ernst. Wenn ja, hast Du ein an der W....., Sorry
und nebenbei vielleicht sportliche Förderung in einem längeren Wehrdienst erhalten hatte
Bin zu Wehrdienst erst Sept `88

3) dass es für ihn damals eine größere Anzahl Gleichaltriger gab als es heute für einen 22 Jahre jüngeren der Fall wäre und das Durchschnittsalter der Laufteilnehmer damals wohl niedriger war als es heute ist
meine Altersklassen war damals 18-32,

Rennsteiglauf ´84 - 72km ca 2300 Teilnehmer - Gasamtwert. 155 in 6:10
Rennsteiglauf `86 - 45km ca 6500 Teilnehmer - Gesamtwert. 91 in 3:16

Bei den großen Volksläufen waren damals alle Läufer dabei, nicht so wie heute. Heut weiß ich ja gar nicht wo ich laufen soll, weil es viel zu viele LV gib.
Mir ist das aber egal, heute lauf ich keine WK mehr. Heute lauf ich, weil ich laufen will.

Bin auch damals den Marathon unter 2:45 gelaufen.
Wir hatten kein Zugriff auf Trainingspläne, wir hatten nicht mal richtige Laufschuhe.

Die Leistungsdichte war damals beim Marathon 3:30 - 4:00h, nicht wie heute zwichen 4-5h

Und wir waren alles "Volkssportler"

Gruß Vin

161
DerC hat geschrieben:Der Erfolge der USA in der LA beruht auf (Reihenfolge KEINE Wertung, kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Das ist ja alles sehr überdeutlich zu sehen. Aber das ist eben der Istzustand, zu dem hin es eine Entwicklung gegeben hat. Der religiöse Einfluß auf diese Geschichte würde mich mal näher interessieren, aber da ist dieses Forum kaum der richtige Ort.
Zum Calvinismus in den USA: Ich denke, dass diese Ethik von den Siedlern und ihren Nachkommen erweitert bzw. um gedeutet wurde.
Das war ja auch der Sinn. In Europa wurden diese Leute religiös verfolgt, also ließen sie sich woanders nieder, wo sie ihre religiösen, politischen und sozialen Vorstellungen realisieren zu können meinten. Daß sie sich dann dort auch wieder mit europäischen Kolonialherren auseinandersetzen mußten, war so nicht vorgesehen, und damit war es dann ja auch formal ab 1776 wieder vorbei.

Die religiösen Wurzeln der Unabhängigkeitsbewegung scheinen mir vor allem in den Erweckungsbewegungen des 18. Jh. zu liegen, also einer stark individualistischen (und das heißt für damals, anders als heute: sozusagen "sozialistisch" orientierten) Richtung. Weil alle vor Gott gleich sind, haben auch alle denselben Anspruch auf ein (sorgen-)freies Leben, auf individuelle Rechte - eben auf pursuit of happiness.

Und wenn jeder seines Glückes Schmied sein darf, kann das Glück eben auch sehr unterschiedliche Formen annehmen, die man gern respektieren darf, auch wenn es nicht die eigenen sind. Eigentlich ist das so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was man seit Max Weber unter protestantischer Ethik versteht.

Das läßt Raum für alle möglichen persönlichen Träume, und dann gilt eben auch:
"The pursuit of happiness", wie es in der Unabhängigkeitserklärung der USA hieß, ist in den USA eben auch im Sport möglich und wird oft als erstrebenswert angesehen.
In D kommen bei großen Trainingsumfängen eher Unterstellungen und seltsame Fragen wie z. B: "Vernachlässigst du auch nicht deine Arbeit?", "Aber davon kann man doch nicht leben, warum investierst du dann so viel" oder "Vor was läufst du weg?"
Kann auch umgekehrt laufen: "Was? So viel km? Naja, ich müßte ja eigentlich auch mal... Mein Arzt meint ja..." So klingt's immer öfter.
Das betrifft übrigens nicht nur den Sport, auch bei anderen mit Leidenschaft betrieben Aktivitäten (Musik Kunst), die nicht direkt dem Broterwerb dienen, kommen hierzulande oft ähnliche Kommentare.
Das gilt überhaupt für Kultur. Übersetzungen von Fachtexten z.B. werden zwar nicht eben üppig bezahlt, aber man kann davon leben. Übersetzer für Belletristik werden dagegen meistens skandalös niedrig entlohnt. Aber was soll's? Sind eh bloß Kulturschaffende. Die müssen davon ja nicht leben, die gehen doch putzen.

Ansonsten kenne ich das glücklicherweise z.T. recht anders. Ich staune immer wieder, was Kinder schon im Grundschulalter oft für volle Terminkalender haben.

OK, das meiste davon ist, fürchte ich, elterlicher Ehrgeiz. Aber nicht immer ist es so, daß Eltern ihre Kinder ein Instrument lernen lassen, damit es besser in Mathe wird oder was weiß ich sonst noch. Viele Eltern wollen sich ja in ihren Kindern nochmal selber verwirklichen und mit ihnen nachholen, was sie selber früher nicht gepackt haben. Das kann man getrost unter "protestantische Arbeitsethik" einsortieren (ja, ich weiß, stimmt eigentlich nicht, aber momentan haben wir noch keine passendere Beschriftung für diese Schublade).

Auch die Kinder selbst sind nicht ganz unschuldig daran: Heute wollen sie dies, morgen lieber jenes einfach mal kennenlernen. Ist ja eigentlich auch nicht verkehrt. Aber wo es so viele Möglichkeiten gibt, bleibt oft alles unverbindlich und folglich auf der Strecke. Gilt natürlich ganz besonders für den Sport.

Aber manchmal habe ich eben auch den Eindruck, daß da Eltern kapiert haben, daß Schule nicht alles ist, daß es im Leben nicht in erster Linie darauf ankommt, für das BIP zu funktionieren und nur das zu tun, was sich rechnet, daß Zeit eben nicht Geld ist. Sondern daß es für die Kinder selbst auch wichtig ist, ihren Eltern frühzeitig etwas voraus zu haben. Das läuft dann zwar auch wieder darauf hinaus, daß die Kinder etwas lernen, das die Eltern nicht können, ob nun ein Instrument, eine Sportart oder sonstwas. Aber das Motiv ist dann nicht mehr die nachgeholte Selbstverwirklichung, sondern Hilfe beim Selbständigwerden. Dann haben die Kinder auch bald etwas, auf das sie wirklich stolz sein können und das sie dann auch gern vertiefen und ausbauen.

Damit mal wieder zu den langsamen Läufern (mit 1:40 für einen HM zähle ich ja auch noch dazu): Viele davon waren mal übergewichtig oder sind es noch. Viele haben nur notgedrungen angefangen zu laufen und geben es vielleicht bald wieder auf. Aber gerade dann, wenn sie sich aus solchen Motiven heraus auf den Weg gemacht haben, haben einige unter ihnen ja vielleicht auch erkannt, daß Erwerbsarbeit nicht der Sinn des Lebens sein kann. So ein Aufbruch, auch wenn er zaghaft ist und man als ambitionierter Läufer nur drüber lächeln mag, setzt doch schon ein gewisses Umdenken voraus. Je dicker der Schatten ist, desto langsamer kann man drüberspringen und desto behäbiger sieht das aus. Aber wenigstens bewegen sich die Leute. Mag sein, daß das mit der Zeit etwas verändert. Man soll den Tag nicht vor dem Abend tadeln.

Gruß
agha

162
Vincent v.G. hat geschrieben:das meinst Du wohl nicht im ernst. Wenn ja, hast Du ein an der W....., Sorry
Ich meine immer alles ernst, und das mit der W. mag ich nicht abstreiten.
Bin zu Wehrdienst erst Sept `88
Ein interessanter Zeitpunkt, wenn auch nicht aus sportlicher Sicht.
meine Altersklassen war damals 18-32,

Rennsteiglauf ´84 - 72km ca 2300 Teilnehmer - Gasamtwert. 155 in 6:10
Rennsteiglauf `86 - 45km ca 6500 Teilnehmer - Gesamtwert. 91 in 3:16
Hier wäre jetzt interessant, wieviele Leute damals 18-32 waren, und wieviele es heute sind. 32 wäre ja ein gutes Alter für ein Leistungshoch. Ist im Zuge unseres demographischen Wandels, unserer Volksvergreisung das Feld potentieller sportlicher Hochleistungsträger kleiner geworden?
Die Leistungsdichte war damals beim Marathon 3:30 - 4:00h, nicht wie heute zwichen 4-5h
4-5 ist ein bißchen verzerrt, liesse sich aber vielleicht durch die Altersverteilung erklären.
Und wir waren alles "Volkssportler"
Ihr wart ja auch eine Volksrepublik. :zwinker2: :teufel:
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163
@ agha
Aber wenigstens bewegen sich die Leute. Mag sein, daß das mit der Zeit etwas verändert. Man soll den Tag nicht vor dem Abend tadeln.
"Traue keinem Gedanken, der dir im Sitzen kommt." (Friedrich Nietzsche)

Kommen uns die "gefährlichen" Gedanken beim Laufen? Ist Laufen politisch? Ist die Laufbewegung eine Gefahr für das Establishment? :idee:
Täuschen wir uns nicht! Die Laufjacke gehört zu den kulturellen Zwangsjacken.

164
Das hängt aber auch damit zusammen, dass Trainingseinheiten häufig nicht sauber durchgezogen werden und man sich den Ablenkungen am Wegesrand hingibt, wie da wären

Ein Stopp am Roten Meer.
Ein Blick nach Schloss Diedersdorf anstatt auf den Plattenweg.
Sich von der Einsamkeit des Langstreckenläufers runter machen lassen.
Kurzkettiges zum falschen Zeitpunkt.
Trauerutensilien rauskramen.
Der obligatorische Streit mit einem Hunde(halter).

Da helfen dann auch drei Kreuze nicht mehr, der nächste km wird in 9:nn zurückgelegt.

Knippi
Die Stones sind wir selber.

167
Meisterdieb hat geschrieben:"Traue keinem Gedanken, der dir im Sitzen kommt." (Friedrich Nietzsche)
Hab zwar einen Schreibtischjob, aber den hier muß ich mir trotzdem merken. :daumen:
Kommen uns die "gefährlichen" Gedanken beim Laufen? Ist Laufen politisch? Ist die Laufbewegung eine Gefahr für das Establishment?
Das Schöne am Laufen ist ja, daß man vorher nie weiß, was einem dabei alles durch den Kopf geht und was man sich dabei alles sagen hört. Wahrscheinlich laufen die meisten so langsam, weil sie sonst keine Selbstgespräche mehr führen können. :zwinker2:

Über den politischen Impetus des Laufens habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Für das Gros der Bevölkerung läuft Sport einstweilen wohl 1. auf Sky und 2. unter Brot und Spiele

168
Vincent v.G. hat geschrieben:
Rennsteiglauf ´84 - 72km ca 2300 Teilnehmer - Gasamtwert. 155 in 6:10
Rennsteiglauf `86 - 45km ca 6500 Teilnehmer - Gesamtwert. 91 in 3:16

...

Die Leistungsdichte war damals beim Marathon 3:30 - 4:00h, nicht wie heute zwichen 4-5h

Und wir waren alles "Volkssportler"

Habe gerade mal in den Ergebnislistenvom Rennsteiglauf gespielt.

Beim Marathon der Männer kam man mit folgenden Zeiten genau in der Mitte des Feldes an:

1990 4:07 (2361 Männer)
1991 4:09 (1950 Männer)

2009 4:21 (2550 Männer)
2010 4:22 (2296 Männer)

Allerdings gibt es beim Rennsteig sicher eine Erhöhung des Altersdurchschnitts in den Jahren.
Neue Laufabenteuer im Blog

169
Beim Marathon der Männer kam man mit folgenden Zeiten genau in der Mitte des Feldes an:

1990 4:07 (2361 Männer)
1991 4:09 (1950 Männer)

2009 4:21 (2550 Männer)
2010 4:22 (2296 Männer)
Tendenz fallend.

Wenn man das weiter rechnet bis mitte der `80 Jahre kommt man zum Ergebniss, das der Durchnitt damals "schneller" unterwegs war.

170
OK - wir haben also festgestellt, dass woanders und früher schneller gelaufen wurde. Aber woran liegt es denn nun? Bzw. - wie könnte man das ändern? Liegt es an der "verweichlichten" Einstellung zur Leistung - wie hier beschrieben wurde? Dass man schon alleine für das durchhalten von 5km ein Lob erwartet? Kann ja sein, dass der durchschnittliche Belastungshorizont hier und heute so gering (geworden) ist, dass man sich im Schnitt viel schneller überfordert fühlt (und es dann auch gefühlt ist).

Ich weiß, dass sich die Stadt Düsseldorf sehr für die Förderung von Athleten einsetzt. Aber das packt noch nicht an der Ursache an, glaube ich. Es kann ja schlecht sein, dass wir, die Deutschen, sowohl in Pisa als auch im Stadion verkacken.
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

171
chuuido hat geschrieben: Es kann ja schlecht sein, dass wir, die Deutschen, sowohl in Pisa als auch im Stadion verkacken.
Der Median (Gesamtwertung m/w) beim Marathon in Berlin 2009 war eine 4:10, beim Maratona di Roma 2010 eine 4:08, beim London-Marathon 2010 eine 4:27. Wir können hier solange diskutieren wie wir wollen, wir reden da kein deutsches Phänomen herbei.

Die sinkenden Zeiten bei der Masse im Volkssport hat nach meiner Meinung nach auch wenig bis nichts zu tun, mit der fehlenden Masse in der Spitze der Marathonis und dem Sportfördersystem... Das ist leider eine andere (und in meinen Augen recht traurige) Baustelle.

Gruss,
Jens

172
*cel hat geschrieben:Atp hätte seine helle Freude. Wo ist der, wenn man ihn mal braucht?
Der Gute ist leider von uns gegangen. Er ist an einer Lachsgräte erstickt :P

173
Also ich glaube, das fängt schon in der Schule an. Wenn da Unterricht ausfällt, ist das Sport.
Schulsportfeste gib es nicht, oder sie fallen aus. Also wird auch keine Mittelstrecke gelaufen. Es findet keine Sichtung statt.

Viele Jugendliche hängen nur rum.

Zu meiner Schulzeit gab es Frühjahrs-, und Herbstcross. Kinder-, und Jugendsportfeste.
Bin damals als Schüler die 1500m und 3000m gelaufen. Später die 5000m. Das fehlt heute alles. Das Training in der Schule von damals, gibt es heut gar nicht.

Heute sind die Jugendlichen auf sich allein gestellt. Vereine haben kein Geld, um gute Trainer für die Mittelstrecke im Jugendbereich zu haben.

Da liegt meiner Meinung nach das Problem.

174
JensR hat geschrieben:Der Median (Gesamtwertung m/w) beim Marathon in Berlin 2009 war eine 4:10, beim Maratona di Roma 2010 eine 4:08, beim London-Marathon 2010 eine 4:27. Wir können hier solange diskutieren wie wir wollen, wir reden da kein deutsches Phänomen herbei.
Ist es dann ein zeitliches Phänomen? Oder vielleicht nur auf Veranstaltungen begrenzt, die durch Massenmedien beworben wurden? Der Einsteiger würde doch eher in Köln laufen, als in Herten Bertlich, oder?
JensR hat geschrieben:Die sinkenden Zeiten bei der Masse im Volkssport hat nach meiner Meinung nach auch wenig bis nichts zu tun, mit der fehlenden Masse in der Spitze der Marathonis und dem Sportfördersystem... Das ist leider eine andere (und in meinen Augen recht traurige) Baustelle.
Das sehe ich ähnlich. Aber von irgendwo her müssen die Nachwuchssportler in der Spitze auch kommen. Leider ist es aktuell so, dass man für einen Level 80 Charakter bei World of Warcraft mehr Anerkennung erntet, als für einen schnellen 10'er. Zumindest in dem Alter, in dem die Basis für die späteren Spitzenathleten geschaffen wird.
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

175
@Vincent

Sehr witzig, ich habe gestern meiner Freundin erzählt, dass ich gerne einen Schul-Cup aufziehen würde :)
Für den Fußball gab es das mal (gibt es das noch?), aber der Laufsport oder allgemein Sportarten, die auf Einzelleistung abzielen, leider nicht. Die Bundesjugendspiele gab es da mal, aber die waren eher so ne Nebensache und wurden nicht ernst genommen. Ich habe zumindest niemals Kampfgeist in der Schule beigebracht bekommen.
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

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Vincent v.G. hat geschrieben: Zu meiner Schulzeit gab es Frühjahrs-, und Herbstcross. Kinder-, und Jugendsportfeste.
Bin damals als Schüler die 1500m und 3000m gelaufen. Später die 5000m. Das fehlt heute alles. Das Training in der Schule von damals, gibt es heut gar nicht.
ja kenne ich auch so... Schul-, Kreis- und Bezirkscrossläufe im Frühjahr und Herbst. Schulspartakiade, Kreis-, Bezirk usw usf Vereinstrainer haben in Schulsportstunden hospitiert und Talente gesichtet. Ich kann mich an jemanden erinnern, der zu dem Zeitpunkt immer unsportlich wirkte. Der wurde für den Kanusport geworben, verbesserte sein Leistungsbild nicht nur im Sport, auch in der Schule, ging später zur Sportschule, nahm an internationalen Wettkämpfen teil. Solche Talente werden heute wahrscheinlich nicht mehr gefunden.

Heute ist das halt alles private Initiative und so fehlt dann irgendwie die Masse aus der Jugendzeit (das aufzuholen geht nur in ganz seltenen Fällen) und halt die paar, die durchkommen. Dazu kommt halt die veränderte Gesellschaft mit all ihren Möglichkeiten und Reizen. Im DDR-TV gabs früher ja ausser in der Ferienzeit gar kein Nachmittagsprogramm, da musste man halt raus und Rad fahren, oder bolzen oder halt irgendwas machen... ich bin mit 10 Jahren 4x/Woche nachmittags zur LA gegangen, einmal zum Schach und am Wochenende hatten wir Wettkämpfe in beiden Sportarten - ich war voll ausgelastet und so ging es ziemlich vielen anderen auch :nick:

Ich würde sagen, jetzt erleben wir in der Breite noch gute Zeiten im Laufsport - mal sehen wie die Teilnehmerzahlen in der M20-M35 in 10-15 Jahren aussehen...

177
Vincent v.G. hat geschrieben: Zu meiner Schulzeit gab es Frühjahrs-, und Herbstcross. Kinder-, und Jugendsportfeste.
Bin damals als Schüler die 1500m und 3000m gelaufen. Später die 5000m. Das fehlt heute alles. Das Training in der Schule von damals, gibt es heut gar nicht.
Eigentlich wollte ich ja schreiben: "zu meiner Schulzeit gab's noch Bundesjugendspiele".....aber nach kurzem googeln hab ich grade festgestellt, es gibt sie immer noch........... nur werden sie von den Schulen, an denen meine Kinder sind einfach nicht durchgeführt .


Traurig das ........ :frown:

[
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178
chuuido hat geschrieben:@Vincent

Sehr witzig, ich habe gestern meiner Freundin erzählt, dass ich gerne einen Schul-Cup aufziehen würde :)
Für den Fußball gab es das mal (gibt es das noch?), aber der Laufsport oder allgemein Sportarten, die auf Einzelleistung abzielen, leider nicht. Die Bundesjugendspiele gab es da mal, aber die waren eher so ne Nebensache und wurden nicht ernst genommen. Ich habe zumindest niemals Kampfgeist in der Schule beigebracht bekommen.
Sehr gute Idee, und mehr als überfällig!

Die Schulen werden ohnehin in den komenden Jahren immer mehr gefordert sein,
in Sachen Sport aktiv zu werden:

Durch G8, das sog Turbo Abitur, hängen die kids jetzt schon teilweise ab Klasse 5
bis weit in den Nachmittag in der Schule, Tendenz steigend.

Immer mehr Schulen - z.b. beide Gymnasien in unserem Stadtteil - werden zu Tagesschulen.

Alle Vereinstrainer die ich so kenne - aus den Bereichen Tennis, Hockey, Fußball -
sagen schon jetzt den Untergang des Vereinssports voraus, die Kinder und
Jugendlichen habe gar keine Zeit mehr, rechtzeitig zu einem Training zu kommen

Das MUSS also künftig irgendwie in die Schulzeit eingebunden werden.

Gruß

Ulli
5K 24:53 / 10K 52:31 / 15K 1:22:11/ HM 1:57:27/ M 4:10:33 / 50K walk 8:26:20

179
chuuido hat geschrieben:Sehr witzig, ich habe gestern meiner Freundin erzählt, dass ich gerne einen Schul-Cup aufziehen würde :)
Für den Fußball gab es das mal (gibt es das noch?), aber der Laufsport oder allgemein Sportarten, die auf Einzelleistung abzielen, leider nicht.
In Düsseldorf gibt es etwas im Rahmen des Brückenlaufs. Da ist es aber nicht so, dass die "schnellste Schule" prämiert wird, sondern es wird so gewertet, dass die Schule gewinnt, die im Verhältnis zur Schülerzahl die meisten Zieleinläufe hat.

Also genau so, wie ich es oben geschrieben habe: alleine die Teilnahme ist schon ein Erfolg. Je mehr je besser, nicht je schneller je besser!

Komische Sache.

180
@Martin

finde ich ok, denn die Kinder / Jugendlichen können ja dennoch Pokale holen. Und somit ist "die Schule" auch motiviert, viel Kinder zum Lauf zu animieren. Das wird zwar die guten nicht besser machen, aber die schlechten vielleicht ein "bisschen gut".

Es gibt ja auch in Düsseldorf die Talentiade, die auf talentierte Schüler abzielt. Kenne ich auch nur, weil ich gerade für die Athletica etwas programmiere. Ich finde aber gerade nur wenig dazu:
athletica Düsseldorf | Feriencamp der Talentgruppen
Über 4.000 Kinder nahmen am Sporttest teil: Check!: Schüler sportelten besser als im vergangenen Jahr | RP ONLINE
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

181
@Martin

finde ich ok, denn die Kinder / Jugendlichen können ja dennoch Pokale holen. Und somit ist "die Schule" auch motiviert, viel Kinder zum Lauf zu animieren. Das wird zwar die guten nicht besser machen, aber die schlechten vielleicht ein "bisschen gut".

Es gibt ja auch in Düsseldorf die Talentiade, die auf talentierte Schüler abzielt. Kenne ich auch nur, weil ich gerade für die Athletica etwas programmiere. Ich finde aber gerade nur wenig dazu:
athletica Düsseldorf | Feriencamp der Talentgruppen
Über 4.000 Kinder nahmen am Sporttest teil: Check!: Schüler sportelten besser als im vergangenen Jahr | RP ONLINE
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

182
In Düsseldorf gibt es außerdem noch den

Laufcup
5K 24:53 / 10K 52:31 / 15K 1:22:11/ HM 1:57:27/ M 4:10:33 / 50K walk 8:26:20

183
chuuido hat geschrieben:finde ich ok, denn die Kinder / Jugendlichen können ja dennoch Pokale holen. Und somit ist "die Schule" auch motiviert, viel Kinder zum Lauf zu animieren. Das wird zwar die guten nicht besser machen, aber die schlechten vielleicht ein "bisschen gut".
Aber genau so ist es doch auch bei den Erwachsenen. Kannst Du 1:1 so umsetzen. Hier kannst Du auch die langsamen Erwachsenen ein bisschen schneller machen, aber die schnellen werden noch lange nicht schneller dadurch.

Und wenn man bei den Kindern schon froh ist, wenn überhaupt welche mitlaufen, dann muss man sich bei den Erwachsenen doch nicht wundern, dass es so viele langsame Läufer gibt.

Wir leben es den Kindern vor: Es ist ok, wenn Du dabei bist, aber das reicht auch, anstrengen, um vielleicht der schnellste zu sein, musst Du Dich nicht.
Auch bei den Kinderläufen sind einige wenige sehr schnelle, dann ein paar ambitionierte und dann der Rest, der sich freut, überhaupt dabei zu sein.

In 8 Schuljahren meines Sohnes war noch nie ein Trainer eines Leichtathletikvereins in den beiden Schulen, um mal zu sehen, ob sich in der Schülerschaft nicht ein paar Talente verstecken.

Entweder die Kinder finden die Vereine, oder sie gehen dem Laufen bis zur Midlife Crisis verloren. Die Vereine finden aber nicht die Kinder. Und da sehe ich eine der Erklärungen.

Gruß
Martin

184
nachlangerpause hat geschrieben:In Düsseldorf gibt es außerdem noch den

Laufcup
Ja klar, den gibt es, aber da sind meines Wissens nur die Vereine dabei. Da sind ja die Kinder, die sowieso laufen, aber nicht die vielen Kinder, die noch nie von einem Leichtathletikverein gehört haben, aber denoch Talent zum Laufen haben.

edit: sehe gerade, dass beim Cup auch Kinder ohne Verein dabei sind.

185
Nein Martin , dieser Laufcup ist für alle offen.

Mein Sohn ist hauptsächlich über diese Schiene ans Laufen gekommen
(und liegt bei MJB an Platz zwei derzeit :-) )

Aber natürlich hast du trotzdem Recht:
Klar sind da die Läufer aus den klassischen Laufvereinen ganz vorne

Und auch bei meinen kids ist während der gesamten Schulzeit m.E
keinerlei Talentsichtung gemacht worden
5K 24:53 / 10K 52:31 / 15K 1:22:11/ HM 1:57:27/ M 4:10:33 / 50K walk 8:26:20

186
Hallo Martin

Du sagst:
Entweder die Kinder finden die Vereine, oder sie gehen dem Laufen bis zur Midlife Crisis verloren. Die Vereine finden aber nicht die Kinder. Und da sehe ich eine der Erklärungen.

Hab ja schon gesagt
Heute sind die Jugendlichen auf sich allein gestellt. Vereine haben kein Geld, um gute Trainer für die Mittelstrecke im Jugendbereich zu haben.

Liegt aber am System. Der Staat ist pleite. Wo soll das Geld für Kinder und Jugendförderung herkommen? Egal in welchem Bereich. Ist halt nicht nur im Sport so.

Breite und Spitze

187
Hallo,

Breite und Spitze haben schon was miteinander zu tun, aber natürlich spielen die 3h30 Läufer da kaum eine Rolle.

Carsten hat es schon geschrieben, es geht um die 2:30 Läufer und schneller. Davon haben wir viel zu wenig.

Und die Breite hat mit der Spitze zu tun, denn auch die Talente müssen ja irgendwo anfangen. Ohne Breite gibt es erstmal an manchen Orten gar keine Trainingsgruppe. Zu uns kommen Leute aus zahlreichen umliegenden Dörfern, weil da schon überall gar keine LA mehr läuft. Aber es werden auch noch viele Talente entdeckt, nur kommen die eben oft nicht durch.

Ich will mal ein paar Beispiele aufzählen die ich hier in meiner Gegend über die letzten 25 Jahre mitbekommen habe, sicher längst nicht alles, ich war ja auch eine zeit lang raus aus der Sache:

Langstreckler, als Schüler und B-Jugend deutsche Spitze, hält immer noch Kreisrekorde. Aufgehört vor der A-Jugend, warum?

Langstreckler, deutsche Spitze in der Jugend. Noch zu Bayer Leverkusen gewechselt, dann recht bald aufgehört. Keine Ahnung warum.

Langsprinter, 300m unter 36 mit wenig Training als 16jähriger. Milzriss beim American Football just for Fun. Karriereende.

Mittelstreckler, 1500m 2. Bei der DM B-Jugend. Nie mehr was in der Männerspitze von ihm gehört.

Mittelstreckler, 800m Kreisrekord Jugend im Nachbarkreis. Knieprobleme. Nach mehreren Operationen versucht er immer mal wieder ein Comeback bei den Männern. Der Zug in dei Spitze ist längst abgefahren, nächstes Jahr darf er auch bei den Senioren starten.

Mittelstreckler, bei Jugend trainiert für Olympia entdeckt. Hessenrekord über 1000m als Schüler, dann deutsche B-jugend Spitze über 800m. Aufgehört mit 18 glaube ich. Warum?

Mittelstrecklerin, afair als 15 Jährige deutsche B-Jugendspitze. Nach dem zweiten Ermüdungsbruch aufgehört.

Ein Großteil dieser Leute hat imo zu früh zu viel oder zu hart trainiert. Das ist ein Grund. Andere sind eben auch Motivationsmangel und mangelnde Unterstützung beim Übergang Schule/Ausbildung bzw. Schule/Studium.

Bei mir aus der Gruppe haben zwei der talentiertesten sang- und klaglos aufgehört. Fehlende Motivation und Disziplin.

Zum Schulsport:
Eine Talentiade gibt es bei uns auch. Das ist eine gute Sache. Da erlebt man lustige Sachen. Und den Kindern macht es großen Spaß. Ein Mädchen war die schnellste von der ganzen Schule. Aber sie will nicht ins LA-Training. Manche Grundschulen haben überhaupt nicht auf die Anfrage geantwortet, andere haben nicht mitgemacht. Da gibt es einige Lehrer, die haben fast so wenig Plan wie Engagement. (Die Talentiade ist hier für die Lehrer nicht viel Arbeit, es kommen Leute vom Leichtathletikkreis, die das meiste machen.)

Dann gibt es Jugend trainiert für Olympia (JtfO). In meiner Schulzeit wurde das Team von einem Kunstlehrer zusammengestellt. Der Fachbereichleiter hat sich nicht drum gekümmert. Traurig aber war. JtfO ist eine Fehlkonstruktion. Es funktioniert nur sehr bedingt. Am ende machen es ein paar Sportschulen unter sich aus, oder es sind Schulen die sehr stark von guter Vereinsarbeit profitieren.
Oder es läuft wie beim Basketballteam meiner Schule früher: Das war fast die Jugendmannschaft des hiesigen Bundesligisten. Deren Trainer ist auch mitgefahren, aufs Finale in Berlin waren die jedes mal abonniert. Ein Lehrer war natürlich auch dabei, aber der hat mit dem Erfolg wenig zu tun gehabt. Gewonnen haben sie nie, Gerüchten zufolge haben sie in Berlin immer zu früh zu hart gefeiert. :teufel:

Dieses Jahr wurde hier bei JtfO immerhin ein Talent entdeckt. Der Junge ist Fußballer, dann wenige Wochen nach dem Jtfo Kreisentscheid auf Anhieb Hessenmeister über 100m geworden. Nur, der spielt im Fußball auch höchste Jugendklasse und weiß noch nicht, ob er zur LA wechselt.

Eins meiner Sprinttalente könnte jetzt genauso schnell sein. aber es war ihm nicht wichtig genug, er hat eben aufgehört.

Wir bringen zu wenig Talente durch in die Spitze der Aktiven. Das ist ein Problem. Bei mehr Breite hinter der Spitze kämen aber mehr durch, wenn die Quote gleich bliebe.

Gruß

C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

188
Warum es so viele langsame Läufer gibt?
Weil gesundheitsorientiertes Laufen inzwischen ein populärer Breitensport ist. Zum Glück.

Aber das war ja wohl nicht gemeint. Sondern eher:
Warum gibt es nicht mehr schnelle Läufer?

Dazu wurde schon viel Kluges geschrieben. Das meiste davon allerdings nicht im Forum.
Mit Ausrüstung hat es jedenfalls nichts zu tun. Meine ich. Alles andere ist müßig.
Berichte, Geschichten und Streuselkuchen: www.laufen-mit-frauschmitt.de
Laufen mit Verantwortung:
laeufer-pro-umwelt.de
Zum Hören: der Schmittcast
Frauschmitt bei bei Facebook

189
Kasrwatzmuff hat geschrieben:Wenn ich eine Aktivität mit Leidenschaft betreibe, dann bringt die MIR immer etwas. Und je größer die Leidenschaft, desto mehr ist es mir egal, ob andere diese Tätigkeit wertschätzen.
Völlig richtig, und das beste, was ich in diesem langen Thread bisher gelesen habe. Das gleiche gilt auch für die unsinnige Anfangshypothese (zur Erinnerung: Zusammenhang zwischen guter Ausrüstung und schlechter Leistung). Ich laufe in und mit dem Zeug, in und mit dem ich mich wohlfühle und das mir Spaß macht. Gute Schuhe gehören schon aus fußgesundheitlichen Gründen dazu (völlig unabhängig von tatsächlicher Leistung oder möglicher Leistungsstärke), meine Pulsuhr hilft mir und motiviert mich, daß sie GPS hat, ist ein wunderbares Zusatzelement, das ich nicht brauche, aber sehr gerne nutze, um vor allem bei unbekanntem Terrain nachher die Strecken am Computer zu verfolgen (oder auch meiner Frau zu zeigen). Das wiederum macht mir den Sport insgesamt bewußter und wichtiger, was dann ebenfalls die Motivation steigert.

Und was ist, wenn einer meine Laufklamotten, meine Schuhe oder den Forerunner für meinem Alter oder meiner Leistung nicht angemessen hält?
Kasrwatzmuff hat geschrieben: ist es mir egal, ob andere diese Tätigkeit wertschätzen.
Gruß vom NordicNeuling

190
Vllt sollte man sich auch mal die Frage stellen, warum die LA nicht mehr so populär ist wie früher.

Das hat mMn auch viel mit der Präsenz in den Medie (v.a. TV) zu tun. Ich kann mich noch an längst vergangene Zeiten, wo der Europacup live im TV zu sehen war, erinnern. Heute sieht man doch nur noch Großereignisse wie EM, WM oder Olympia live im TV (zum Glück). Naja, es gibt ja auch noch die Live-Übertragungen der großen Stadt-Marathons, aber dann nur in den Regionalprogrammen.

Das ganze Dilemma liegt vllt auch daran, dass eine LA-Übertragung oft nicht so medienwirksam ist wie z.B. Biathlon. Da geht es Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Frau, oft Führungswechsel, Spannung beim Schießen und vor allem auch deutsche Erfolge und Idole.

Ein ähnliches Problem wie die LA hat der Ski-LL. Da sind die meisten Disziplinen auch nicht medienwirksam. Aber da gib es halt noch einige "Idole" wie Evi Sachenbacher, Claudia Künzel, Axel Teichmann oder Tobi Angerer. Da wird auch mal was neues erfunden wie etwa die "Tour de Ski". Also dann doch mehr Medienpräsenz. Und dadurch natürlich auch höherer Werbewert und somit interessanter für Sponsoren.

Warum kommen denn so viele Übertragungen vom Rennrodeln im TV? Weil die deutschen einzig und allein die Weltspitze bilden. Dabei gibt es wenige Plätze, wo ich diesen Sport ausüben kann. Trotzdem haben wir scheinbar (insbesondere bei den Damen) ein unerschöpfbares Reservoir aus Talenten, die es früher oder später in die Weltspitze schaffen.

Persönlich bin ich diese Jahr glücklich gewesen, dass der hr einen halben Tag lang vom IM Frankfurt übertragen hat. Wenn auch die Moderation nach Meinung vieler etwas unsachlich oder langatmig war. Aber egal - ich schaue die Sendung wegen des Sports und nicht wegen der Kommentare. Wobei Steffen Liebetrau schon gut und fachmännisch kommentiert hat.
Grüße
Martin :hallo:

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Martin_Dus hat geschrieben:
Wir leben es den Kindern vor: Es ist ok, wenn Du dabei bist, aber das reicht auch, anstrengen, um vielleicht der schnellste zu sein, musst Du Dich nicht.

Sorry, aber das halte ich für zu platt. Meinst du nicht, dass ein durchschnittlich intelligentes Kind selber darauf kommt, dass es nach jedem Lauf so etwas wie eine Rangliste gibt und dass es selbstverständlich darauf ankommt, dort so weit oben wie möglich zu sein? Ich meine nicht, dass man Kinder zu Ehrgeiz erziehen muss, ja ich meine nichtmal, dass man es kann. Entweder *sie* ganz persönlich wollen zu den Besten gehören oder sie wollen es nicht. Ganz abgesehen, dass sowieso nur ein Bruchteil der Kinder überhaupt die Freiheit hat, diese Entscheidung zu treffen, weil sie bei entsprechendem Training die Chance haben zu den Besten zu gehören, die große Masse wird diese Chance nie haben, egal wie sie sich anstrengen.

Auch bei den Kinderläufen sind einige wenige sehr schnelle, dann ein paar ambitionierte und dann der Rest, der sich freut, überhaupt dabei zu sein.

Das ist doch nur dann ein Problem, wenn dieser 'Rest' aktiv verhindert, dass die Spitze gefördert wird. Man muss sich halt überlegen, was man will. Will man, dass sich möglichst viele Kinder überhaupt bewegen, ist es ja durchaus ok, wenn man sie für das reine Teilnehmen lohnt. Nur wenn man gezielt *nur* die Spitze dabei haben möchte, ist das kontraproduktiv.

tina

192
TinaS hat geschrieben:Entweder *sie* ganz persönlich wollen zu den Besten gehören oder sie wollen es nicht.
Ganz genau so ist es, wir wollen die Rechnung ja nicht ohne den Wirt machen. Meine achtjährige Tochter macht Kunstturnen. Sie hasst Wettkämpfe, weil sie dabei meist auf sich alleine gestellt ist und nicht in der Gruppe Spaß haben kann. Training findet sie dagegen ganz fabelhaft, da ist eben mehr in der Gruppe möglich. Natürlich liegt der Gedanke nahe, dass dann eher ein Mannschaftssport für sie geeignet wäre, aber da trifft sie ihre Turnfreundinnen ja nicht :P

Es gibt in dieser Gruppe aber auch Kinder, die sind vom Ehrgeiz zerfressen (und ich kenne die Eltern, die leben das nicht vor) und heulen, wenn sie "nur Zweiter" werden. Ehrgeizige Eltern, die ihren Kindern den Leistungsgedanken aufzwängen, gibt es natürlich auch sehr häufig im Sport. Aber am Ende kommt es auf die Kinder selbst an.

Ich stimme allerdings zu, dass man heute eher Eltern mit der Einstellung "ich lasse die Kinder machen, ganz ohne Druck" als "der ist gut, der ist talentiert, der muss nur mehr trainieren, damit er bald schon Bezirksmeister wird" antrifft.
Bild

PB: HM 1:44:46, 10km 49:37, M 4:19:28 (alle 2011), 24h 84,97 km (2013)

193
TinaS hat geschrieben:Sorry, aber das halte ich für zu platt. Meinst du nicht, dass ein durchschnittlich intelligentes Kind selber darauf kommt, dass es nach jedem Lauf so etwas wie eine Rangliste gibt und dass es selbstverständlich darauf ankommt, dort so weit oben wie möglich zu sein?
Platt oder nicht, ich war mit meinem Sohn schon bei so einigen Laufveranstaltungen dabei und habe in deutlich mehr Fällen diese Beobachtung gemacht, dass die allermeisten Kinder, die dort mitgelaufen sind, eben nicht ihr Bestes gegeben haben. Sondern die ganze Veranstaltung war eben so ausgerichtet, dass man eher froh war, dass viele Kinder dabei sind. Sieger und Platzierte gab es natürlich auch, aber mehr als 90% sagte "Hauptsache dabei!"

Und ja, ich finde das auch klasse, dass sehr viele Kinder mitlaufen. Ich finde auch klasse, dass ich mitlaufen kann bei Volksläufen. Ich laufe einige WKs, die ich eben als verpflegten Lauf im Training mitnehme, da gebe ich auch nicht mein Bestes.

Wir suchen hier aber nach Erklärungen, warum so viele Läufer langsam sind.
Und das ist in meinen Augen eine. Weil eben viele (mich eingeschlossen) einige Wettkämpfe einfach mitlaufen, aus einer anderen Motivation heraus, als das Optimum zu erreichen.
Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Nicht falsch verstehen.
Die Motivation hat sich halt geändert. Wir versuchen nur herauszufinden, ob das mit ein Grund für weniger "Spitzenleistungen" ist.

Meine Motivation zum Laufen, ist z.B. eine andere, als irgendwann den Marathon einmal in z.B. 3:00 zu laufen.
Aber ich nehme den Wettkampf dennoch gerne mit. Und meistens laufe ich WKs, weil ich meine Zeit verbessern will. Dann eben an meinem Limit. Manchmal laufe ich mit, weil ich die Stimmung beim WK so schön finde.

Jeder so wie er mag. Wenns nur nach richtig schnell ginge, müsste ich jetzt schon aufhören. Richtig schnell werde ich nie sein.
Wir wollen aber rausfinden, warum so viele Leute so langsam sind wie ich oder langsamer. Sagt ja keiner, dass das schlecht ist, wie es ist, oder?
Chuuido hatte ja noch nicht mal das geschrieben, das habe ich ihm ja irrtümlicherweise unterstellt.

Gruß
Martin

194
Menno! Ich wusste, dass es zu einfach war
Nein... das ganze ist noch einfacher: sowohl die Geschwindigkeit als auch die Kraft sind gerichtete Größen (Vektoren). Leistung = Kraft x Geschwindigkeit (dann stimmen auch die Einheiten), aber eben nur bei gleicher Richtung.

Mathematisch nennt sich das Skalarprodukt (Skalar ist eine nicht gerichte Größe, also das Gegenteil von einem Vektor). Skalarprodukt heisst das nicht, weil Skalare multipliziert werden, sondern weil das Ergebnis der Multiplikation ein Skalar ist.

Sobald Kraft und Geschwindigkeit senkrecht zueinander stehen, wird damit die Leistung NULL. Beispiel: Ein Fahrrad rollt auf einer ebenen Strasse. Die Gesamte Gewichtskraft wirkt senkrecht, die Geschwindigkeit ist aber horizontal. Daher trägt die Gewichtskraft nichts zur Leistung (oder Beschleunigung) bei.

Sobald die Kraft aber zumindest eine Komponente in Richtung der Geschwindigkeit hat, muss Leistung erbracht werden.

Konsequenz fürs Laufen:
Wenn man in der Ebene läuft, braucht man in erster Näherung KEINE Leistung. Wenn man genauer hinschaut, wird es richtig kompliziert... wobei interessanter Weise der Luftwiderstand beim Läufer kaum eine Rolle spielt, es sei denn bei Sturm von vorn. Die Hubarbeit bei jedem Schritt ist das Problem, und die Unzulänglichkeit unserer Beine, die leider nicht wie eine Stahlfeder Energie fast verlustfrei speichern können. Tatsächlich könnte eine Feder nach jedem "Sprung" die erbrachte Arbeit beim Aufprall wieder aufnehmen, speichern und für den nächsten "Sprung" speichern.
Kein Herz für Walker ... oder auch: Spazierengehen ist kein Sport

18.07.2010 Challenge Roth, Marathon, 3:24:51, 25.07.2010 Herzoman 0,4/23/5, 1:09:04, 3. Platz AK,
29.08.2010 Finish Line Lauf Nürnberg, 10km, 40:06, 18.09.2010 Arcadenlauf Erlangen, 10km, 40:33,
03.10.2010 Nürnberger Stadtlauf, HM, 1:34:01


Schlag den Fischer - bis Ende 2010 HM unter 1:37:33, M unter 3:41:36, erledigt
Meine Laufberichte

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Dabei sind Kinder doch so leicht zu motivieren. Letztens musste ich meinem Jüngsten auf dem Weg zum Kindergarten mal ein bisschen Beine machen, weil wir spät dran waren.
Jedenfalls habe ich ihm erzählt, dass die Afrikaner ja alle so schnell sind, weil schon die kleinen Kinder immer zur Schule (ich hab gesagt Kindergarten) laufen müssen, weil es da nämlich nicht so viele Autos und Busse gibt, obwohl die Wege weit sind. Und dass sie später so schnell laufen, weil sie das ja schon als Kinder geübt haben.
Der solchermaßen Angespornte rannte den ganzen Weg (der beträgt allerdings leider nur 500 m) :zwinker2: und er hat das nicht vergessen. Er rennt seither immer zum Kindergarten, nix mit Trödeln - er will ein schneller Läufer werden. Gut, mit 4 Jahren kann sich das noch ändern: da warten erfahrungsgemäß noch der Müllmann, der Baggerfahrer oder der Feuerwehrmann ... :wink:

War jetzt etwas am Thema (was war nochmal das Thema?) vorbei, aber nicht ganz: Wir wohnen nun ja in unmittelbarer Nähe der Kindergartens - wahnsinnig viele Kindergartenkinder werden aber mittlerweile gefahren. Das setzt sich mit der Grundschule fort. Und ich glaube schon, dass da ein Zusammenhang besteht, warum viele Erwachsene das Laufen überhaupt erst wieder lernen müssen. Früher ist man wenigstens als Kind gelaufen, gegangen, hat Wege zu Fuß zurückgelegt. Das ist seit einigen Jahren nicht mehr selbstverständlich, Bus oder Privatchauffeuse werden bemüht. Da freut sich dann später der Erwachsene wie Bolle, dass er überhaupt läuft, obwohl er genau dafür ja konzipiert ist.

Gruß
Manu
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

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Kylie hat geschrieben: War jetzt etwas am Thema (was war nochmal das Thema?) vorbei, aber nicht ganz: Wir wohnen nun ja in unmittelbarer Nähe der Kindergartens - wahnsinnig viele Kindergartenkinder werden aber mittlerweile gefahren. Das setzt sich mit der Grundschule fort. Und ich glaube schon, dass da ein Zusammenhang besteht, warum viele Erwachsene das Laufen überhaupt erst wieder lernen müssen. Früher ist man wenigstens als Kind gelaufen, gegangen, hat Wege zu Fuß zurückgelegt. Das ist seit einigen Jahren nicht mehr selbstverständlich, Bus oder Privatchauffeuse werden bemüht. Da freut sich dann später der Erwachsene wie Bolle, dass er überhaupt läuft, obwohl er genau dafür ja konzipiert ist.
Tja, das ist natürlich auch noch ein Problem. Ich habe mich kürzlich auch gewundert. Ich war für unseren Verein beim Ortsvorsteher. Das sind 400m zu Fuß. Da rief ein Freund an und hat mich gebeten das Bürgerhaus (nochmals etwa 600m entfernt) aufzuschließen. Da hab ich gesagt, dass ich in 5 Minuten da wäre, weil ich zu Fuß unterwegs bin. Da hat er sofort geantwortet: "Wie? Du bist zu Fuß unterwegs?". Das war für meinen Bekannten unvorstellbar. Und das obwohl seine Lebensgefährtin läuft. UNGLAUBLICH!
Grüße
Martin :hallo:

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Kylie hat geschrieben: Wir wohnen nun ja in unmittelbarer Nähe der Kindergartens - wahnsinnig viele Kindergartenkinder werden aber mittlerweile gefahren. Das setzt sich mit der Grundschule fort. Und ich glaube schon, dass da ein Zusammenhang besteht, warum viele Erwachsene das Laufen überhaupt erst wieder lernen müssen. Früher ist man wenigstens als Kind gelaufen, gegangen, hat Wege zu Fuß zurückgelegt. Das ist seit einigen Jahren nicht mehr selbstverständlich, Bus oder Privatchauffeuse werden bemüht.

Genau die veränderten Lebensweise ist ein wesentliches Problem. Ich hatte als Kind 1,2 km Schulweg, wofür ich 15 min brauchte. Meine Eltern wären nie auf die Idee gekommen mich zu fahren.

Die Kinder aus meiner Nachbarschaft, die etwa die gleiche Strecke zur Schule haben wie ich einst, werden alle gefahren. Auf der Strecke ist weder der Verkehr gefährlich noch sind wir in der Provinz verbrechensgefährdet.

Ein Aha-Erlebnis eines Freundes, der kurz nach der Wende in den Westen zog, war, dass dort auch die 200 m zum Bäcker mit dem Auto gefahren werden. Da hat sich die Angleichung dann schnell vollzogen. (Der Osten war nicht grundsätzlich besser sondern nur zeitlich hinterher, ich denke in den 60ern fuhr man im Westen auch weniger.)

Nach meine Schularbeiten wurde ich zum Spielen regelmäßig rausgeschickt, wo ich auf die Nachbarskinder traft. Heute sehe ich in der Nachbarschaft kaum ein Kind mehr draußen spielen. Verkehr und Verbrechen dürften in meiner Umgebung auch kein Grund dafür sein.
Neue Laufabenteuer im Blog

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19joerg61 hat geschrieben:... Nach meine Schularbeiten wurde ich zum Spielen regelmäßig rausgeschickt, wo ich auf die Nachbarskinder traft. Heute sehe ich in der Nachbarschaft kaum ein Kind mehr draußen spielen. ...
Dazu geht man heutzutage auch nicht mehr raus, die Kinder können inzwischen die wunderbarsten Abenteuer gemeinam mit ihren Freunden auch von zu Hause aus erleben ... und das ist körperlich auch viel weniger anstrengend ... dadurch kann man jede Menge Lebensmittel einsparen ... da hat man das Geld für die Spielkonsole + Internetzugang schnell wieder raus ... :tocktock:

Gruß, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

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MegaCmRunner hat geschrieben:Dazu geht man heutzutage auch nicht mehr raus, die Kinder können inzwischen die wunderbarsten Abenteuer gemeinam mit ihren Freunden auch von zu Hause aus erleben ... und das ist körperlich auch viel weniger anstrengend ... dadurch kann man jede Menge Lebensmittel einsparen ... da hat man das Geld für die Spielkonsole + Internetzugang schnell wieder raus ... :tocktock:

Gruß, Manfred
Lebensmittel einsparen?? Als ich noch jung war und draußen gespielt habe, da gab´s noch ordentliche Stullen. Dick Brot und eine Scheibe Wurst! Wurst war ja teuer.

Und heute? Da sitzen die Kinners vor´m PC und die Mamas und Papas bestellen Pizza, denn die wird ja gebracht. Und damit die Kinder bei ihren Abenteuern genug Kraft haben, braucht es auch schon mal ne größere Menge an Chips und ähnlichem Kram. Kein Wunder, dass die dann die 36m zur Schule gefahren werden müssen. :tocktock:
Grüße
Martin :hallo:

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19joerg61 hat geschrieben:Genau die veränderten Lebensweise ist ein wesentliches Problem. Ich hatte als Kind 1,2 km Schulweg, wofür ich 15 min brauchte. Meine Eltern wären nie auf die Idee gekommen mich zu fahren.

Die Kinder aus meiner Nachbarschaft, die etwa die gleiche Strecke zur Schule haben wie ich einst, werden alle gefahren. Auf der Strecke ist weder der Verkehr gefährlich noch sind wir in der Provinz verbrechensgefährdet.
Dieses Problem ist bei uns zum Glück nicht ganz so schlimm. Aber ich sehe da noch einen anderen Punkt: Ghettobildung bzw. (für die sog. besseren Kreise) soziale Segregation. Ich war es gewohnt, daß es in meiner Grundschulklasse selbstverständlich auch genau die Typen gab, mit denen meine Eltern mich lieber nicht spielen sahen (selber schuld. Sie haben mich nämlich trotzdem immer nach den Hausaufgaben zum Spielen rausgeschickt). Heute unternehmen viele Eltern alle möglichen Anstrengungen, um ihre Kinder an Schulen unterzubringen, wo ihnen die Klassenzusammensetzung besser gefällt.

Die Landesregierung bei uns in NRW z.B. ist diesem Bedürfnis vor ein paar Jahren gefolgt und hat kurzerhand die Grundschulbezirke abgeschafft. Seitdem gehen hier noch viel mehr Kinder aus allen möglichen umliegenden Ortschaften zur Schule. Und natürlich werden die morgens von ihren Eltern auf dem Weg zur Arbeit noch schnell mit dem Auto abgeliefert. Das gibt dann immer eine unübersichtliche Gemengelage vor der Schule. Die Kinder, die zu Fuß kommen, müssen sich irgendwie vorsichtig durchschlängeln, und manche von ihnen werden über kurz oder lang auch mit dem Auto gebracht. Auf die Weise wird das Auto dann eben noch mehr als vorher als essentielles Lebensutensil verinnerlicht.
Gesperrt

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