

So bot es sich an, dass ich meine Freundin Jeannette bei ihrem Debüt begleiten wollte. Sie wollte im entspannten Tempo beginnen und dann sollte sich zeigen, ob später mehr geht. Falls es mir aus irgendwelchen Gründen zu schnell werden sollte, wollte ich sie einfach ziehen lassen, es sollte ja nur eine Art "Trainingslauf" für mich werden. Zur Not könnte ich ja auch den einen oder anderen km gehen, damit es nicht zu viel wird (Aus Erfahrung wusste ich, dass ich vorsichtig sein muß, hatte ich doch vor allem nach dem Lauf ziemliche Kreislaufprobleme).
Mein Training dieses Jahr verlief absolut optimal. Keine Verletzungspause, keine Erkrankung, das Tempo rollte und ich hatte viele km in den Beinen.
Nach einem kurzen Treffen am Starbucks, wo wir Short stop noch alles Gute wünschten ging es ins Gewühl der Kleiderabgabe, Dixies usw. Obwohl schon das 4. Mal, ich seh da nicht durch, einfach zu viele Menschen. Doch trotz des Gewühls fanden wir uns knapp vor 09.00 Uhr im Startblock wieder. Im strömenden Regen (war nicht irgendwann von Nieselregen die Rede? Das war absolut kein Nieselregen, es goss in Strömen

Und schon ging es los, wir schlugen für die 1. 10 km einen entspannten Schnitt von 5:45 an, den wir auch bis auf diverse Stauungen gut halt konnten. Jeannette hatte viele Freunde an der Strecke, die unsere komplette Getränkeversorgung übernahmen, so dass wir die Verpflegungspunkte komplett auslassen konnten. Ausser die eine oder andere Banane (oder sollte ich besser sagen Bananenpüree.... jedenfalls waren sie gut nass

Trotz des schlechten Wetters standen unzählige Menschen am Rand und jubelten uns zu. Unter ihnen der Fünfseenlauffan, der mich erkannte und uns kräftig anfeuerte


Nach der HM-Marke (die wir bei knapp ü 2 h überquerten) stand dann wieder meine beste Freundin, auch als Nichtläuferin hält sie jedes Jahr Stellung um mich anzufeuern. Wir bleiben kurz stehen, trinken und bekommen die besten Wünsche mit auf die Strecke.
Jeannetts Probleme versuchten wir dann vor km 30 mit Gehpausen auszugleichen, leider half es nichts, aber sie biss tapfer weiter und wir liefen. Langsam merkte ich, dass es mir diesmal nicht schlechter ging, keine Kreislaufprobleme, keine Magenprobleme - selbst die Beine wurden nicht müde. Mir ging es gut. So konnte ich J gut motivieren, erzählte ihr schon 3 km vorher, dass wir gleich auf den KuhDamm abbiegen würden und überhaupt würden wir schon so nah am Ziel sein... Alles was gut tut halt... Ich freute mich schon sehr auf meine Cola km 35, die ich sehr genoß. Kurz die Freunde drücken und weiter. Es ging zum Potsdamer Platz und mir ging es unfassbar gut. Noch nie konnte ich einen Marathon so genießen. Die Zuschauer jubelten und mir lief die Gänsehaut rauf und runter. Obwohl Jeannette mächtig beissen musste, freute sie sich doch auch über die immer mehr jubelnden Zuschauer.
Kurz habe ich darüber nachgedacht, ob ich km 38 (da stand mein Mann mit einer trockenen Jacke) mein nasses Oberteil austauschen sollte gegen die Jacke. Ich sah den Lappen von meiner Start-Nr. und dachte, wenn ich die nur anfasse, fällt sie auseinander. Also ließ ichs dabei. Ein Strahlen von meinem Mann, er sah wie gut es mir ging und wir liefen schon Richtung Gendarmenmarkt. Das Ziel kam immer näher. Schon waren wir Unter den Linden und liefen auf das Brandenburger Tor zu. Hand in Hand liefen wir durchs Tor und dann ins Ziel, den letzten km sogar nochmal in 5:40! Jeannette war überglücklich es geschafft zu haben (sie war so tapfer

So hatten wir beide einen erfolgreichen Lauf, es hat Spaß gemacht und ich weiß jetzt, wie schön ein Marathon sein kann, auch wenn man keine PB läuft

Mein Dank geht an Jeannette: Das war der 1. Marathon, wo ich nicht während des Laufens dachte ".... und das ist der letzte M., das tust du dir einfach nicht mehr an", eher ganz im Gegenteil

Danke fürs Lesen!
LG Binchen
