Austrian hat geschrieben:Die einen nennen es Ehrenamt, die anderen Lohndumping.
Was die Durchführung von Großveranstaltungen betrifft, ist das durchaus richtig. Die Eventagenturen rekrutieren ihre große Helferschar bei den örtlichen Vereinen und Organisationen. Als Entlohnung gibt es dann ein Fresspaket und ein Helfershirt.....alles von anderen Unternehmen womöglich noch gesponsert. Ausserdem wird erwartet, dass die Städte die Infrastruktur und Polizei kostenlos zur Verfügung stellen. In dem Fernsehbericht sprach der Veranstalter aus Hamburg von einer Umsatzrendite von 10-15%, die er erzielen will und kann.
Darum war ich auch immer gerne bereit, bei Nachbarvereinen und befreundeten Veranstaltern zu helfen, während die jährliche Helfersuche für den Hannover-Marathon mich absolut kalt läßt.
TomX hat geschrieben:Dann fragt sich doch aber, WARUM die Vereine dieses "Geschäft" nicht machen oder "abgegeben" haben.
Es ist doch nicht so, dass die Eventagenturen den Vereinen diese Brocken "wegschnappen". Vielmehr ist es so, dass die Vereine das nicht machen können oder wollen. Sonst würden sie es ja tun.
Die Gründe dafür dürften in der arbeitsintensiven Vorbereitung und Ausführung solche Veranstaltungen liegen.
Wenn das aber so ist, dann kann nicht davon die Rede sein, dass Eventagenturen, die Veranstaltungen durchführen, die Vereine nicht machen können oder wollen, dadurch den Vereinen schaden.
Der Zweck von Sportvereinen ist wohl kaum eine Unternehmenstätigkeit und die Gewinnmaximierung. Ausserdem solltest Du Dich mit dem Unterschied der Haftung bei einem e.V. und einer GmbH vertraut machen.
Sportvereine bieten Veranstaltungen von Läufern für Läufer an, die GmbH's und Co.KG's eine teure Ware für die zahlende Kundschaft. Es ist halt eine Mentalitätssache, welche Veranstaltungen man bevorzugt. Ich brauche keine Marathonmesse, keine Nudelparty, kein Finishershirt, keine Medaille, keine Urkunde, keine Massagen, kein Obst, kein Erdi.....äh....hm...na ja

. Das alles kann auch kein normaler Sportverein bieten.
Wenn die Eventagenturen ein oder zwei Veranstaltungen im Jahr machen, ist das auch kein Weltuntergang. In Hannover z.B. sind es inzwischen aber deutlich mehr. Die Eventisierung der Laufszene nimmt immer mehr zu und die Leistungen deutlich ab. Da spielt dann auch die Öffenlichkeitsarbeit eine große Rolle. In der Presse wird viel über den Marathon, den Sportschecklauf, den Silvesterlauf, den Maschseetriathlon berichtet (alles eine Firma, die das veranstaltet), der Bürgermeister läuft da mit (man kungelt gene mit der Wirtschaft), während für 'normale' Volksläufe oder auch Meisterschaften eher die Randnotizen bleiben. Dies führt in der öffentlichen Wahrnehmung natürlich dazu, dass man gerne bei den großen Veranstaltungen dabei sein möchte. Wider jeder Vernunft werden die maximalen Starterzahlen immer mehr erhöht. Die Läufer lassen sich einiges gefallen für das Neue "Dabeisein ist alles".
Aber wie gesagt, immer mehr Menschen möchten den Sport konsumieren und Geldverdienen ist ja keine Schande. Insofern passen Angebot und Nachfrage da schon zusammen.
Gruß Rono