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von psyXL
Der Graubünden-Marathon hat gestern stattgefunden.
Zum Drumherum:
Die Orga war vorbildlich. Keine Probleme bei der Ausgabe der Startunterlagen. Alle waren nett und zuvorkommend. Die Verpflegung auf der Strecke war top und besonders auf den letzten 10 Kilomter, wenn die Strecke aufs Rothorn hochgeht, hatten die Helfer stets ein Wort zur Aufmunterung parat.
Zur Strecke:
Die Strecke startet in Chur (die älteste Stadt der Schweiz) und steigt nach 2-3 flachen Kilometer bis Kilometer 17 auf 1400HM an. Bis Churwalden (Kilometer 11) ist die Wegbeschaffenheit und die prozentualen Steigungen sehr unterschiedlich. Verwurzelte Waldpfade, Schotterwege, Asphalt, alles dabei. Ab Churwalden bis zum ersten "Gipfel" bei Kilometer 17 kann man entweder auf Teerstraßen und Schotterwegen gut laufen. Der Abschnitt verläuft an wunderschöne Almwiesen vorbei und dank der bereits erklommenen Höhenmeter kann man auch schon gut den Blick schweifen lassen und das Panorama genießen. Ab Kilometer 17 bis knapp hinter Kilometer 31 verläuft die Strecke größtenteils eben. Erst geht es paar Minuten bergab und dann halt eben weiter. Den Streckenteil darf man nicht unterschätzen, da auch hier kleine Steigungen oder auch diverse Wurzelpfade zu meistern sind. Ausruhen geht anders. Ab Kilometer 31,x geht der Spaß dann richtig los. Bis ca. Kilometer 34 steigt die Strecke stark an. Der Abschnitt verläuft durch den Wald und ist SEHR anspruchsvoll. Für mich persönlich war das der schwerste Abschnitt, auch mental. Kilometer 34-35 lässt sich gut laufen und man findet sogar ein paar ebene Stellen :-). Ab Kilometer 35 (an der Mittelstation des Lifts) geht es nur noch nach oben. Oft jenseits der 20%. Wer hier läuft gehört zu den Bergziegen. Auf den letzten zwei Kilomtern kann man schon den Sprecher im Ziel hören. Dumm nur, dass dies für die meisten "Läufer" - mich eingeschlossen - noch 30 Minuten entfernt ist.
Zur Ausrüstung:
Rennschlappen sind hier nicht angesagt. Ich hatte Trailschuhe an und war glücklich darüber. Die Wegbeschaffenheit lässt aber auch normale Laufschuhe zu. Sie sollten nur nicht zu minimalistisch sein.
Zwischen Start und Ziel liegen über 2000 Höhenmeter. Temperaturunterschiede > 10 Grad sind keine Seltenheit, selbst bei guten Wetterbedingungen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er mitschleppen will. Ich habe mich gegen eine Jacke entschieden aber auch nur weil die Regenwahrscheinlichkeit nahezu bei null lag. Ich hatte für den 'Notfall' aber ein Buff, zwei Armlinge und ein weiteres Shirt dabei.
Mein Rennen:
Ziel war es die erste Steigung bis Kilometer 17 im moderaten Tempo anzugehen, um nicht zuviele Körner zu lassen. Ich muss dazu sagen, dass dies auch mein erster Berglauf war und ich daher nur bedingt eine Vorstellung hatte, was mich erwartet. Den Abschnitt bis Kilometer 30, wenn die Strecke eben bzw. abschüssig verläuft wollte ich wieder genug Energie sammeln, um genug Kraft für den Anstieg aufs Parpaner Rothorn übrig zu haben. Meine Rechnung ging leider nicht auf.
Bis Kilometer 17 lief alles gut. Ich hatte nie das Gefühl am Limit oder auch nur annährend in der Nähe zu sein. Jetzt sollte der Part mit dem Kraftsammeln kommen. Der Streckenabschnitt hat mir aber widererwartend richtig den Akku geleert. Rückblickend kann ich guten Gewissens sagen, dass ich defintiv nicht zu schnell gelaufen bin. Ich vermute es lag daran, dass man es selten einfach laufen lassen konnte. Die Gefällstrecken erforderten teils hohe Konzentration und waren nicht einfach zu laufen (Trails, Wurzeln). Auch in der Ebene gab es immer wieder kleine fiese Steigungen über mehrere Höhenmeter. Auf jedenfall war ich in Lenzerheide (Kilometer 31) schon richtig bedient.
Sobald es anfing dann wieder hoch zu gehen wurde erstmal mein Stecker komplett gezogen. Ich bin sofort in den Gehschritt verfallen. Die Strecke verlief jetzt durch den Wald über sehr ausgesetzte Wege. Ich hatte hier kurzzeitig Zweifel das Ziel zu sehen. Die Verpflegungsstation am Wasserfall mitten im Wald hat mich gerettet. Hier habe ich kurz pausiert und mein Akku wieder aufgeladen. Bis zur Mittelstation (Kilometer 35) konnte ich jetzt wieder größtenteils laufen.
Ab Kilometer 35 bzw. der Mittelstation geht es meist über sehr steinigem Untergrund steil bergauf. Ab hier konnte ich insgesamt vielleicht noch 300-500m laufen. Der Rest wurde gewandert. Die Kilometerzeiten lagen jetzt um die 10 Minuten. Ab Kilometer 39 wurde die Strecke noch anspruchsvoller (steiler) und meine Kilometerzeiten gingen auf bis zu 15 Minuten hoch. Nach über 5 Stunden habe ich dann auch irgendwann das Ziel erblickt.
Der Graubündenmarathon war mein zehnter und mein langsamster :-) Marathon. Es war mein erster Berglauf. Auf die letzten Kilometer war ich so in der Form nicht vorbereitet. Das war für mich eine heftige Nummer. Nichtsdestotrotz war es ein tolles Erlebnis und ich werde wiederkommen, um die 5 Stunden zu knacken.
Zum Vergleich... ich bin im Früjahr meine PB bei einem flachen Marathon (Kandel) in 3:07h gelaufen. Ich war gut vorbereitet und die Bedingungen waren auch optimal. Viel mehr als die 3:07h wären nicht drin gewesen. In Graubünden am Samstag habe ich 5:16h gebraucht. Vielleicht mit etwas mehr Bergerfahrung oder besserer Streckenkenntniss wäre eine Zeit um 5:05-5:10 drin gewesen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass der Lauf mich sehr beeindruckt hat und ich auf jedenfall noch ein oder mehrere Male teilnehmen werde.
Viele Grüße Dennis
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