vorweg: RunnersWorld ist erstaunlich: Egal, nach was ich bei Google suche (Schuhe, Ernährung, Verletzungen, Laufstil), ich lande immer wieder hier.

Entsprechend habe ich schon seitenweise Beiträge über ITBS gelesen; ich hoffe es ist okay, wenn ich trotzdem einen neuen Thread auf mache, weil die Situation doch für jeden anders ist.
Kurz zu mir: 24 Jahre alt, lebe momentan noch bis Ende 2011 in Sydney/Australien, wo ich mein Masterstudium mache. Schon immer sportlich gewesen: früher Tennis im Verein, jeden Winter Skifahren, im Sommer Bergsteigen und ganzjährig unregelmäßig Laufen gegangen. Seit Beginn meines Australienaufenthalts (Juli 2010) 1-2x die Woche gelaufen. 174cm groß, 63kg (seit Jahren stabil). Laut Laufanalyse im Fachgeschäft weder Über- noch Unterpronation. Der Berater meinte, ich hätte "die perfekten Laufbeine".
Im Februar (= australischer Sommer) habe ich dann beschlossen, den Sydney Halbmarathon im Mai zu laufen. Training lief gut bis auf leichte Schmerzen im linken Knie 2 Wochen vor dem Halbmarathon. Viel gedehnt, ein paar Läufe ausfallen lassen. Bin den Halbmarathon dann schmerzfrei in 1:40:54 gelaufen - hat sehr viel Spaß gemacht (Ziel war sub 1:50).
Kurz darauf beschlossen, weiter auf den Sydney Marathon im September zu trainieren. Die Knieschmerzen links kamen 2 Tage nach dem HM wieder (im Prinzip, sobald der Muskelkater erträglich war

Vor gut 2 Wochen dann während eines lockeren 10k Laufes plötzlich heftige Schmerzen außen am rechten Knie. Dummerweise unter Schmerzen die Runde zu Ende gelaufen (3,5k) und den Rest nach Hause gegangen. Hatte sofort ITBS in Verdacht, man informiert sich ja schließlich.. War sehr frustriert, weil ich wie immer locker aufgewärmt und anschließend gut gedehnt hatte. Bin auf halbwegs ebenem Untergrund gelaufen (Gras/Sand), nicht zu lang, nicht zu schnell.
2 Tage später zur Physiotherapeutin, die hat ITBS bestätigt und gemeint, in frühestens 6 Wochen könnte ich mich wieder an die langen Läufe wagen. Das wäre zeitlich gerade so aufgegangen, der Marathon war zu dem Zeitpunkt 11 Wochen entfernt.
2 Wochen pausiert, bis ich komplett schmerzfrei war. Für die Ausdauer bin ich in der Zeit schwimmen gegangen (Kraul-, kein Brustschwimmen). Gestern dann nach Absprache wieder testweise Laufen gewesen. Lief nicht ideal, aber größtenteils schmerzfrei (zwischendurch leichtes Ziehen/Stechen, hielt sich aber im Rahmen). Nach 6k freiwillig aufgehört und ausführlich gedehnt (hätte noch weiter laufen können, wollte es aber nicht übertreiben). Direkt nach dem Dehnen (wollte die letzten 1,2 Kilometer zur Wohnung zurück locker auslaufen) höllische Schmerzen im Knie, also mit sehr ungutem Gefühl nach Hause gegangen. Dort dann das übliche Programm, das ich seit 2 Wochen mehrmals täglich durchziehe (es leben die Semesterferien!): Kühlen, Foam Roller (weiß nicht, wie das Ding auf deutsch heißt..

Heute war ich wieder beim Physio. Diesmal war sie weniger optimistisch als letztes Mal: eine Woche komplett pausieren, die Woche darauf Joggen/Gehen im Wechsel bis max. 4k, zusätzlich Kräftigungsübungen für die Knieinnenseite.
So viel zur Vorgeschichte.
Status Quo: Im Prinzip seit dem Halbmarathon nicht mehr so richtig schmerzfrei trainieren gewesen (Knie links, Hüfte, ITBS rechts). Im Verdacht bzw. bestätigt bekommen für ITBS habe ich die folgenden Faktoren: O-Beine, zu schwache Rumpf- und Hüftmuskulatur. Gute Laufschuhe (neutrale Mizuno Wave Rider 14) habe ich seit ca. 150k, daran sollte es nicht liegen. Die Distanzen habe ich um max. 10% pro Woche ausgebaut, zusätzlich Regenerationswochen.
Insgesamt ein Lauf über 25k (vor 3,5 Wochen, lief damals bis auf leichte Schmerzen im linken Knie sehr gut), ansonsten den HM und zwei Läufe knapp an die HM-Distanz. Für einen Marathon definitiv zu wenig, so viel weiß ich.
Meine Physiotherapeutin meint, ich könnte zum Marathon wieder fit sein. Allerdings ohne einen einzigen Lauf an die 30k, max. wären ein paar Läufe um die 20-25k drin.
Es sind jetzt noch 9,5 Wochen bis zum Marathon und ich habe Schmerzen am Knie/IT Band.
Was ich will:
- Einen Marathon finishen. Ursprünglich hatte ich für Sydney 2011 sub4 anvisiert, das hab ich jetzt logischerweise gestrichen.
- Spaß am Marathon haben. Klingt jetzt erst mal komisch, aber ich möchte zumindest die ersten und den letzten Kilometer genießen können. Dass es bei Kilometer 20-40 eine Quälerei wird, ist mir klar.

- City2Surf laufen (weltgrößter Laufevent mit ~80.000 Teilnehmern, findet in 4,5 Wochen statt). Das sind 14k, wobei es mir da nicht um die Zeit geht. Werde vermutlich etwa die Hälfte laufen und die Hälfte gehen, je nachdem was das Knie schmerzfrei zulässt.
- ITBS in Griff kriegen, so dass ich damit in Zukunft keine Probleme mehr haben werde.
Was ich nicht will:
- Beim Marathon antreten mit dem Gefühl, ab dem ersten Meter kämpfen zu müssen.
- Während dem Marathon aufgeben.
- Mein Knie langfristig schädigen/chronisches ITBS.
Die Marathonstrecke in Sydney ist genial (über die Harbour Bridge, durch den olympischen Centennial Park, am Meer entlang bis zum Opera House). Natürlich würde ich am liebsten hier meinen ersten Marathon laufen.
Allerdings bin ich Realist genug, um zu sehen, dass meine Ziele wahrscheinlich nicht mit dem Sydney Marathon 2011 vereinbar sind. Schon allein, da ich ohne einen einzigen 25-30k Lauf an den Start gehen würde.
Die ganze Geschichte wurmt mir unendlich. Die letzten 2 Wochen habe ich an nichts anderes gedacht als an Laufen (ich hasse Semesterferien!

Noch vor 1 Woche hätte ich gesagt, dass ich auf jeden Fall weiter auf den Marathon trainiere und auch an den Start gehen werde, egal was mein Knie macht.
Inzwischen sehe ich das etwas anders.
Mein Alternativplan würde wie folgt aussehen:
- ITBS auskurieren, eher weniger als geplant trainieren.
- In 4,5 Wochen beim City2Surf antreten, just for fun. U.U. die komplette Distanz gehen, wenn es das Knie nicht anders zulässt.
- Im September antreten, allerdings von Haus aus zur HM-Distanz (ich finishe lieber einen zweiten HM, als zum Marathon anzutreten und nach der Hälfte auszusteigen)
- Den Winter über fit bleiben und für den München Marathon 2012 (Oktober '12) auf sub4 trainieren. In München hätte ich eine sehr gute Physiotherapeutin im Bekanntenkreis, hier in Sydney muss ich jede Behandlung selber zahlen (nicht von der Krankenkasse gedeckt).
Ich habe momentan den Vorteil, Student zu sein. Ich kann mir meine Zeit recht frei einteilen und habe kein Problem, bis in die Nacht hinein zu arbeiten, wenn ich dafür vormittags laufen gehen kann.
Das wird sich ab 2012 ändern, wenn ich mich in die Arbeitswelt stürze. Trotzdem glaube ich, dass es möglich ist, Vollzeit und Marathonvorbereitung zu vereinen, machen ja schließlich die meisten von euch.
Ich habe Freunde, die zum Sydney Marathon antreten werden und mit denen ich die 42,2k laufen wollte. Denen abzusagen (und natürlich dem Marathon an sich), wäre meine schwerste Entscheidung. Aber wenn es sinnvoll ist, dann werde ich das machen. Generell neige ich zu unvernünftigen Entscheidungen..

Und deshalb wüsste ich gerne, was ihr mir raten würdet:
Antreten und kämpfen, bis es nicht mehr geht oder den HM laufen und gedanklich bereits auf nächstes Jahr fokussieren?
Noch eine generelle Sache: Ich hasse es, meine Ziele nicht zu erreichen. Während dem Marathon auszusteigen, wäre der Horror für mich.
Ich denke, ihr lest meine Tendenz schon raus. Trotzdem wäre es nett, wenn ihr mir ganz neutral eure Meinung sagt.
Mit den allerbesten Grüßen aus Australien,
Max
P.S.: Beim Durchlesen gerade gemerkt, dass mein Deutsch schon mal besser war.. sorry!
