funrunner hat geschrieben:Ist es das, was Daniels als Wiederholungen bezeichnet?
Jein - denn es gibt da einige Begriffsverwirrungen. Es ist wirklich schwierig, weil Bezeichnungen sich in der GEschichte verändern und es keine wirklich allgemeingültige Nomenklatur gibt.
Dazu sind die Grenzen fließend .... je mehr Erholung, desto eher kann ich etwas als Wdh-Lauf bezeichnet.
Die aktuellen Bezeichnung, die von relativ vielen verwendet werden führen zu einem solchen Schema - jetzt bräuchte ich eigentlich ne Grafik.
1. "Intervalle mit sehr kurzen Pausen" - hierfür gibt es imo keinen vernünftigen einheitlichen Begriff. Manche subsumieren das unter WK-Methode oder WSA ... man kann so gar sagen, dass ist eigentlich kein Intervalltraining (weil Pause zu kurz, nicht "lohnend" genug)- dann ist die Verwirrung komplett!
2. Extensive Intervalle "1/3 Pause" "Lohnende Pause"
3. Intensive Intervalle "2/3 Pause"
4. Wiederholungsläufe "vollständige Erholung"
Von 1 nach 4 gibt es immer mehr Erholung in den Pausen.
Daniels rechtfertigt die Intervalle in erster Linie mit der VO2 Max-Wirkung, weshalb er sie auf das entsprechende Tempo beschränkt. Das ist eine Einschränkung von Daniels, ich halte das für eine unnötige Beschränkung. Imo gibt es eine Berechtigung für Intervalle im Sprint- bis HM- oder gar Marathontempo. Daniels Intervalle liegen so im Bereich 1.-2. meiner Liste - es lässt sich leider nicht genau festlegen, da sie etwas intensiver als die klassischen ext. Intervalle sind.
Die Wiederholungsläufe von Daniels liegen so bei 3.-4. - von der Beschreibung her sollten es Wiederholungsläufe sein. Wenn man aber die Trabpausen wie vorgegeben läuft, werden das leicht eher intensive Intervalle - ich kenne niemanden, der nach 800m im Meilentempo nur 800m Trab zur Erholung braucht. Bei den Wiederholungen geht es mehr um die Kraftausdauer und die neuromuskuläre Komponente, weniger um VO2 max und die Wirkung auf das HKS.
Immer wenn man wie z. b. in Zintl/Eisenhuts Ausdauertraining Definitionen für bestimmte Formen des I. findet, wird man auch Beispiele finden, die nicht ganz zu dieser Definition passen - z B. bei Daniels.
funrunner hat geschrieben:
Und machen diese Wiederholungen nicht erst bei fortgeschrittenen Läufern Sinn, die schon Erfahrung im Intervalltraining haben?
Nein, wenn man es richtig macht nicht. Denn eigentlich ist es einfacher und weniger Stress als Intervalltraining: Beim Intervalltraining will man die Pause gerade so gestalten, dass die Pause eine unvollständige, aber zum Absolvieren der Einheit ausreichende Erholung bietet - das ist nicht so einfach.
Bei den Wiederholungen darf man einfach lieber etwas längere Pause machen, da das Ziel vollständige Erholung ist. Das ist eigentlich weniger Stress. Anfänger sollte sich deswegen nicht an Daniels Trabpausen halten. Sondern lieber gehen und stehen. Dann auch nicht an die Umfänge halten, sondern mit weniger anfangen. Für Anfänger würde ich empfehlen: Abschnitte von maximal 45s mit großzügigen Gehpausen. Erstmal nur 6 bis 8 Wdh.
Der ehemalige dt. 800m-Weltrekordler Rudolf Harbig gilt las einer der ersten, die stark von Intervalltraining profitierten. Sein Trainer war Woldemar Gerschler, der als "Vater des Intervalltrainings" gilt. Wenn wir uns jedoch Harbigs Training ansehen, finden wir auch viel, was man heute als Wdh-Läufe bezeichnen würde. Damals wurde das wohl von vielen noch nicht so getrennt.
Zatopek und später der Ungar Igloi entwickelten das Intervalltraining dann bis in die 60er entscheidend weiter. Zatopek reduzierte (in einem Teil der Läufe) das Tempo, so dass er auch die Pausen reduzieren und den Umfang ins extreme steigern konnte.
Igloi war einer der ersten, der mit Sets und Serienpausen arbeitete (z. B. 3*4*400 - immer nach 4 400ern eine längere Pause). Die Vorgehensweise hat sich heute bei viele etabliert.
Lange Zeit waren Intervalle länger als 400m eher unüblich. Man lief 100er ,200er, 300er, 400er ...orientierte sich stark an der Stadionrunde. Ich vermute, dass die "Langintervalle" (Belastung >= 1'30) erst in den 70ern und 80ern richtig populär wurden, auch unter dem Einfluss von Trainern wie Frank Horwill und Peter Coe. Es gab sie aber schon in den 50ern und Harbig lief in den 30ern schon lange Wdh-Läufe. Deswegen passen die auch manchmal nicht so richtig in die klassischen Definitionen, die ihren Ursprung früher haben..
funrunner hat geschrieben:
Oder hängt es von der Länge der Strecke ab, auf die man trainiert? Also Wiederholungen bei kurzen Strecken und längere, nicht so harte Intervalle bei Wettkampfstrecken ab 10km, oder so ähnlich?
Im Mittelstreckentraining nehmen Wiederholungen einen größeren Raum ein, das ist richtig. Bei Daniels sind sie aber auch z B. im 5-15k Plan enthalten - imo zu recht.
Es spricht imo sogar einiges dafür, sich im Saisonaufbau erst die Kraftausdauer und die Beweglichkeit mit den Wdh zu holen und dann an die Intervalle zu gehen. Die Wdh werden von einigen auch am Berg gemacht und können im Flachen quasi ein Ersatz für Lydiards Hügelphase sein.
funrunner hat geschrieben:
...sollte hier wohl kürzere Pause heißen, oder?
Nein. Angenommen. 5*1000 in 5' mit 4' Pause wären hart. Wenn ich dann die Pause auf 5'30 verlängere aber das Tempo gleich lasse, sollte es etwas lockerer werden.
Gruß
C.