annasabrina hat geschrieben:Welche Faktoren sind denn das?
Es sind zwei Hauptfaktoren:
1. Der finanzielle Anreiz der Marathonläufe im Vergleich zu den 10000 m und den kürzeren Bahnstrecken.
2. Das Training.
Zu 1.
Auf der Bahn gibt es Geld nur für sehr wenige zu verdienen. Gut besetzte 10000m Rennen wurden in den letzten Jahren selten angeboten, der WR war unerreichbar, es gab auch kaum Aussicht auf WM- oder Olympiagold wenn man nicht K. Bekele war. Das treibt junge schnelle Läufer zum Marathon. Eins der prominentesten Beispiele war S. Wanjiru, der schon sehr jung unter 27 auf 10000 lief und dennoch zum Marathon wechselte. Die besten Kenianischen Marathonläufer können auf Meereshöhe alle um 27 oder darunter laufen (viele haben schlechtere Bestzeiten, weil sie zu wenig gut besetzte 10000m Rennen außerhalb der Höhe gelaufen sind - davon darf man sich nicht täuschen lassen.) Moses Mosop z B. lief auch schon vor Jahren Sub 13 auf 5000.
Auf der Bahn gibt es für die hinter den Top3 platzierten oft nur noch Almosen, nach Abzug der Unkosten bleibt da nicht viel übrig. Auf der Straße kann man auch ohne Weltrekordform im Jahr 5 oder gar 6stellige Dollarsummen verdienen, es gibt viele Stadtmarathons und nicht wenige kürzere Rennen mit lohnenden Preisgeldern. Dazu dürfen in diese Rennen eben prinzipiell beliebig viele Kenianer starten. Bei Meetings und erst recht bei WM und den Spielen sind die Teilnehmerfelder dagegen stärker eingeschränkt.
Zu 2.
Die kenianische Tradition liegt ursprünglich auf den 1500 und über 3000 Hindernis - auf den Strecken war die Legende Kip Keino in den 60ern erfolgreich. Trotz der seit Jahrzehnten vorhandenen Talente hat es lange gedauert, bis viele Kenianer wirklich sehr gutes marathonspezifisches Training absolviert haben, bis sie erfolgreich von den kürzeren Strecken umgestellt haben. Mittlerweile hat ein großer Wissenstransfer stattgefunden, sowohl von europäischen Trainer als auch von den alten Hasen aus Kenia. Einige wie Wanjiru konnten auch von der japanischen Marathontradition profitieren.
Dazu hat sich das Marathontraining in den letzten Jahrzehnten auch noch einmal verbessert.
Es ist also einfach so, dass heute weit mehr talentierte Kenianer (und ein paar Äthiopier und andere) besser als früher trainieren. Und wer mit 20 zum Marathon kommt, kann meist auch etwas anders trainieren als wenn einer mit 30 nach der Bahnkarriere zum Marathon kommt, vielleicht schon einige Verletzungen hinter sich hat, schon "sa
Zukünftig könnte es imo durchaus auch zu einer Bahnrenaissance kommen. Denn durch Läufer wie Farah oder Solinsky und Rupp sind wieder Rekorde auf der Bahn möglich, werden europäische Medaillen in London wieder etwas realistischer. Aber das wird die Popularität der Straßen rennen wohl nicht beeinträchtigen.
Dopen ist es dagegen nicht leichter geworden: Die goldenen Zeiten, in denen Epo nicht nachweisbar war, sind vorbei. Die Dopingproblematik wäre eher ein Grund dafür dass die Marathonleistungen in der Spitze schlechter werden müssten.
Gruß
C.