Prolog
Freitag abend, 20:30 - langsam kam die Müdigkeit der Woche und kroch mir in meine Beine. Es zog mich zum Sofa hin, etwas kühl war mir auch und das Verlangen, es sich dort mit der Kuscheldecke gemütlich zu machen war groß. Aber nein, ich wollte doch unbedingt die Foris Katja und Lars kennenlernen und Dirk, mein Marathonvorbereitungsmitstreiter (wow) wollte mich um 21 Uhr abholen. Ok, Klamotten an und los gings zum 2. Nachtlauf von Hannover. Dort angekommen traf ich auch gleich auf katja und Lars (die Schuhe waren wirklich ein gutes Erkennungsmerkmal).
Rumstehen quatschen, warmlaufen (wozu? ich wollte doch nur so 50-55 Minuten laufen) und einreihen. Los gings. Die ersten Kilometer flogen nur so an uns vorbei - viel viel viel zu schnell. Ok ich verlangsamte und zuckelte so die 1. Runde zuende - 22:55 :shock2: das ist immer noch viel zu flott. Wenn das sich nicht mal am Sonntag rächt. 2. Runde zuendegelaufen mit deutlich weniger :hmm: Tempo und mit 46:30 ins Ziel gekommen. Und es lief so gut - blöd, dass es eigentlich nur ein lockerer Trainingslauf werden sollte. Hoffentlich konnte ich so ein ähnliches Tempo beim HM angehen.
Kapitel 1 "Aufstehen"
Sonntag morgen 5:45 - Wecker klingelt - regen trommelt auf das Wellblechdach unten im Hof. "na toll" denke ich, und die Lust aufzustehen schwindet sekündlich bis nicht mehr genügend Energie da ist, sich überhaupt zu bewegen. "Vielleicht hab ich auch nen Infekt?" denke ich mir und lege den am Abend vorsorglich ans Bett gelegten Pulsmesser an. "Piep piep piep" mist Alarm abstellen, meine Frau wird auch schon ganz unruhig. "50 - also kein Infekt" seufze ich in mich hinein und versuche erneut, aufzustehen. Endlich nachdem der Wecker zum 2. Mal bimmelt (20 Minuten später) reagiert mein Körper reflexartig und schnellt hoch. Bevor ich noch über den Sinn dieser Aktion nachdenken kann, stehe ich schon neben dem Bett.
"Na gut dann eben doch" denke ich mir und versuche, meinen Morgen etwas zu koordinieren. Kaffee? Auf jeden Fall und ein Brötchen das gönn ich mir auch. Irgendwie vergeht die nächste Stunde recht schnell und ich sehe zu, dass ich mal langsam die Klamotten in die Tasche werfe. Noch mal im Internet nachgeschaut - ah wetter.com zeigt auf dem Wetterradar, dass es nur ein Wolkenband ist, das da den Regen abwirft. Mit etwas Glück können wir trocken starten. Die Laune ist mitlerweile deutlich gestiegen und langsam verspühre ich auch Lust auf den Lauf (kann doch das Team nicht hängen lassen). Wegbeschreibung nochmal rausgesucht, Frau nochmal geweckt "Ich bin jetzt weheg" und ab ins Auto.
Kapitel 2 "Die Ankunft"
Kann es dann doch nicht lassen, die Navi mir den Weg suchen zu lassen - soll die doch denken, für mich isses dafür immer noch zu früh. Menschenleere Straßen - logisch, wer ist schon so bekloppt, um diese Uhrzeit durch die Gegend zu fahren und das auf nem Sonntag? Hiddestorf ist schnell gefunden und am Ortseingang steht auch schon die freiwilige Feuerwehr, die freundlich mit ihren Kellen in der Luft herumfuchtelt - "ich soll da auf der Wiese parken" scheint das zu bedeuten.
Nach einem kleinen Fußmarsch von kaum einem Kilometer :stupid: komme ich zum schon recht belebten Sportplatz. Kurz nach 8 isses bereits, da sollten sich die Leute ja schon eingefunden haben. Hmm niemand da ach doch Lars winkt mir zu. Er sei nicht in der Teamliste mit aufgeführt - "Unverschämtheit" denk ich so und mir schwant schon, dass das mit der Teamwertung heute nochmal knapp werden könnte. Lutz stößt dann auch benummert zu uns. Nun heißt es warten auf den Rest des Teams. Wer war das noch alles? Jörg, Rono, ... äh und ich - drei Leute. Langsam werde ich unruhig und entschließe mich, schonmal die Teamnummern abzuholen, da taucht Jörg auf. Ok nur noch einer. Beim Nummern abholen dann ne kleine Überraschung: ich brauch nur für 2 bezahlen. Klasse.

Kapitel 3 "Der Lauf"
In der Hoffnung, Rono irgendwo noch über den Weg zu laufen nehem ich seine Nummer mit und stelle mich zusammen mit Jörg, Lutz und Lars mitten ins Starterfeld. Erst ein klein wenig geschiebe - die Leute stehen zu weit vorn schon auf der Strecke "die nehmen das ernst, hier wird kein Meter geschenkt" - "Na immerhin ist die Zeit dann im Ziel bestzeittauglich" denke ich mir und schon zählt irgendwer mit ner Flüstertüte von 10 herunter.
Los gehts - zunächst recht langsam - nee nicht nur langsam extrem lahm würde ich sagen. Zum Glück entzerrt sich das Feld recht zügig und nach einem Kilometer (den ich irgendwie verpasst haben muss - wo stehen die Schilder???) kann man schon etwas Tempo machen. Lutz und Jörg sausen von dannen, ok Lutz hat mal wieder tiefgestapelt mit der 1:40, sonst würde ich dran bleiben können. "Da ist der 2. Kilometer" ruft einer neben mir und endlich sehe ich, wo die Schilter stehen - in Knöchelhöhe

"9:45 - durch 2 sind - hmm mist" - Rechnen und Laufen hat noch nie gut geklappt. Dass das aber schon nach 2 Kilometern soweit ist, gibt mir doch zu denken. Irgendwas unter 5 Minuten - das ist ok. Langsam aber sicher finden die Läufer ihre Plätze. Immer wieder kommen welche von hinten angerast, die wohl eher unter 1:30 bleiben wollen :hmm:, aber die Überholmanöver nehmen ab.
Platsch platsch kommt ein Mittelfüßler angelatscht - sieht jedenfalls so aus und auftreten tut er so laut, dass man meinen könnte, er will die Gehwegplatten etwas fester andrücken. Ein Blick auf den Puls, ok ich kann noch was draufpacken - und schwubs entziehe ich mich diesem Gestampfe ein wenig.
Die Kilometer ziehen recht ereignislos an mir vorbei. "Haben die eigentlich Versorgungstände aufgebaut?" geht es mir durch den Kopf und schwupps, hinter der nächsten Kurve stehen sie und halten uns Becher hin. "wer trinkt verliert" - klingen mir Peter Greifs geschriebenen Worte in den Ohren" na gut dann erst mal nicht.
Platsch platsch platsch - "Hä??? Bin ich langsamer geworden?" Da war er wieder und hängte sich hartnäckig an meine Fersen. Wie weit er hinter mir zurückgefallen war, weiss ich nicht, aber ich scheine ihm nicht aus dem Blick enteilt zu sein. Na gut, denk ich mir, dann soll er sich doch ranhängen und such mir ein paar Füße vor mir. Der da mit den extremen O-Beinen der scheint mir geeignet. Sah zu anfang schon so aus, als wolle er schlapp machen, hält sich aber tapfer und ist immer einen Schritt voraus. Diese Entscheidung hält leider nicht lange, irgendwann ziehe ich mit meinem platsch platsch Nachbarn an ihm vorbei - dann eben die blaue Hosa da vorn.
Es geht nun über Kieswege und Platschplatsch läuft zu mir auf. "Was hast Du denn für ne Zielzeit?" Will ich von ihm wissen ("Boah reden scheint ja noch ganz gut zu gehen"). "So 1:40 vielleicht nen bischen mehr" - "Wow" da ich keine Ahnung hab, auf welchem Kurs ich grad renne, denk ich mir "einfach dranbleiben, dann kommste mit ner tollen Zeit ins Ziel". Platschplatsch hat nun die Führung übernommen und jetzt häng ich mich mal rein. "Bis Kilometer 15 bleib ich dran, dann sinds nur noch - äh - 30 Minuten - das sollte klappen".
Kilometer 15 ist dann auch an mir vorbei, ohne mir guten Tag zu sagen (Knöchelhöhe ist noch zu tief). Bei Kilometer 16 hatte Platschplatsch schon ein paar Meter gutgemacht und lief in ca. 10 Metern vor mir. "Dranbleiben!" Langsam wird es hart. Zu allem Überfluß geht es jetzt auch noch über Feldwege mit reichlich Unebenheiten.
"Wie gehts deinem Magen?" - "Lars???" :shock: Das hätte ich nicht gedacht. Lars hatte zu mir aufgeschlossen. Ich dachte der wollte so 1:45 anpeilen? Nicht nur das, er zieht auch locker an mir vorbei: "Viel zu hoher Puls - aber egal. Jetzt hat mich mein Ehrgeiz gepackt". Etwas geschockt versuche ich, das Tempo mal mitzugehen. Keine Chance - da bleib ich doch lieber an Platschplatsch dran.
Mit gesenktem Kopf stolpere ich voran und hoffe auf den hoffentlich bald wieder auftauchenden Asphalt. Dies soll sich aber noch eine Weile hinziehen. Über das Feld hinweg kann ich sehen, wohin es geht. "Da hinten, das ist doch schon das Ziel?!" Hoffnung keimt auf. Also noch mal Zähne zusammenbeißen und versuchen, Platschplatsch zu folgen.
Ah ein Kilometerschild - 20km (scheine die richtige Höhe erreicht zu haben) und auf der Uhr steht - nein ich gucke nicht drauf. Nach gefühlten 100m dann doch, 1:38:25 - da geht noch was. Nochmal gas geben - der Kopf will, die Beine nicht. "Arme", denk ich, "Arme schwingen - dann gehen die Beine automatisch mit". Platschplatsch rückt weiter näher. Links rum rechts rum und zum Sportplatz. "Hoffentlich keine Stadionrunde" - nein es geht schnurstracks aufs Ziel zu. Die Leute jubeln und feuern noch mal so richtig an. "Wo ward ihr auf dem letzten Kilometer???" Zusammen mit Platschplatsch laufe ich über die Ziellinie: 1:43:12 - yeah das isses.




Damit hab ich meine HM Zeit von 1:48 aus den Frühjahr plattgemacht. Jörg, Lutz und Lars stehen schon grinsend (ungefähr so



Platschplatsch kommt noch vorbei und bedankt sich fürs ziehen - das kann ich an der Stelle nur zurückgeben, war wirklich enorm hilfreich.

Kapitel 4 "Das Läuferfrühstück"
Lars meinte schon im Vorfeld, dass sich nur soviele Teilnehmer angemeldet haben, weil es hinterher ein Läuferfrühstück gibt. War eigentlich egal, bis ich dann im Ziel einen gar nicht mal so kleinen Hunger verspühre. Toll, Salami-Käse-Spieß mit einem Schlückchen Rotwein und Baguette. Leider reicht das nicht, wenn man 21km gerade laufend hinter sich gebracht hat. Also nachlegen: Malzbier und Sirup auf Vollkornbrot. Auch lecker aber immer noch nicht ausreichend. Am Getränkestand gibts dann erst mal Ein Hefe (alk. frei) :drink: und vom Grill eine Bratwurst. Schön, die Sonne kriecht langsam hervor und leistet uns Gesellschaft bei unserem 2. Frühstück. So sitzen wir noch ein wenig, reden, ärgern uns über die nicht erschienenen Foris und machen noch ein paar Fotos. Schnell noch Urkunde abholen. Auf der Ergebnisliste sehe ich dann auch den Namen von Platschplatsch, jetzt kann ich ihn beim nächsten Mal auch gleich mit seinem Namen ansprechen ;)
Aber was ist das denn? Schweinerei, da stehen 5 Sekunden zuviel drauf

Egal, schön wars und hier laufe ich jederzeit wieder. Tschüß Hiddestorf und bis zum nächsten Mal. :rotate:

odie
[ Dieser Beitrag wurde von odie am 19.09.2004 editiert. ]