Der Röntgenlauf will ja nun gut vorbereitet sein. Dieses Wochenende sollte es ein letztes Mal die lange Distanz werden. Irgendwie fehlte mir aber die Lust, so alleine, nur mit ´ner Pulle in der Hand, durch die Gegend zu wackeln. Im Hinterkopf hatte ich aber noch, dass der Alstermarathon just an diesem Sonntag stattfand. Also, die Ausschreibung angeschaut (Nachmeldung war problemlos), S-Bahnen herausgesucht (nicht ganz so problemlos vom Westen in den Nordosten Hamburgs zu gelangen), abends die Sachen gepackt und am Sonntagmorgen um 6:30 die S-Bahn geentert. Unglaublich, was für ein Völkchen sich da um diese Zeit rumtreibt. Der Waggon war voll von Halbwüchsigen mit viel zu großen Hosen, die zu lauten „Geräuschen“ zappelten und sich wahrscheinlich in undrogiertem Zustand dafür schämen würden, ansonsten aber ganz friedlich waren. Mit einem Stadtplan bewaffnet habe ich dann auch die Jahnkampfbahn gefunden, wo der Event starten und enden sollte. Nach dem Erwerben meiner Startnummer hatte ich noch ein Stündchen Zeit, die ich in einer gut beheizten Umkleide verdöste.
Gegen 9:00 ging es dann mit allen Teilnehmern ca. 500 m zum Startpunkt und nach kurzer Zeit durften wir dann los. Das wurde auch höchste Zeit , denn mir war trotz Handschuhen, Mütze und drei Lagen Shirts schrecklich kalt. Durch ein Wohngebiet ging es dann ziemlich flott an den Alsterlauf. Hier kannte ich es. Auf dieser Strecke habe ich vor knapp 10 Jahren meine ersten zaghaften hamburger Joggingversuche gestartet. Nach einigen Kilometern mit parkähnlichem Charakter und ziemlich vielen Kurven und Wendepunktstrecken ging es dann in das Naturschutzgebiet, was im Wesentlichen aus einem herbstlichen Laubmischwald bestand. Dieses Gebiet ist sehr schmal, ich schätze wenige hundert Meter, dafür aber kilometerlang. Man meint nicht, wenn man sich Richtung Norden bewegt, dass man sich in einer Großstadt befindet, schert man allerdings zur Seite aus, befindet man sich ruckzuck in einem Wohngebiet. Um sich nicht zu verlaufen, waren an jedem Abzweig Helfer postiert, die einem den Weg wiesen. Wenn es mal über eine Straße ging, wurde der Verkehr von Polizisten angehalten, so dass man ohne jegliche Wartezeit passieren konnte. Der Untergrund waren vorwiegend Wanderwege, die sich wellig dahinschlängelten. Die ein oder andere knackige aber doch sehr kurze Steigung brachte Abwechslung in die Sache. Willkommen waren für mich auch die etwa alle 7 km vorhandenen Verpflegungspunkte, die gleichzeitig der Wechselort für die ebenfalls startenden Staffelläufer waren. Hier habe ich immer ausgiebig zugeschlagen, Banane gefuttert und Iso geschluckt. Das Isozeugs war allerdings tückisch. Tiefrot und in Bechern gereicht hat es Flecken auf dem Shirt geradezu provoziert. Ziemlich schlau von den Ausrichtern, einem hamburger Laufladen

) . Nach etwa 2/3 der Strecke wurde die Sonne kräftiger und ich konnte es wagen, meine Handschuhe auszuziehen. Na ja, ich war die Einzige, die jetzt noch im Winter-Outfit unterwegs war. Ich gebe zu, Handschuhe und Mütze war nun übertrieben, T-Shirt und kurze Hose dagegen allerdings auch – meine Meinung. Egal, die Zeit verging gerade sowieso recht unterhaltsam, da ich mit einem Mitläufer ins Gespräch kam, und wir fachsimpelten nun einige km über Training, Ultra- und Landschaftsläufe. Leider verlor ich ihn nach einer Verpflegungsstation, da mir ein Stück Banane soviel Energie gab, dass ich auf den letzten 10 km das Tempo etwas verschärfte. Nach kurzer Zeit verließen wir nun das Naturschutzgebiet und kehrten in die Großstadt zurück, drehten noch eine Runde im Stadtpark , wo uns sehr viele Jogger und Spaziergänger halb ungläubig und halb belustigt zusahen. „Papa, warum haben die alle Zahlen auf dem Bauch?“ Antwort vom Papa ist leider unbekannt, da ich nicht stehenbleiben wollte. Die letzten 3 bis 4 km musste ich doch die Zähne zusammenbeißen, allerdings war das Ende nun absehbar. Eine Ehrenrunde im Stadion und das Ziel war erreicht. Dort wartete eine gute Verpflegung (der Kuchen war ultralecker, ich habe zwei große Stücke verdrückt), die Duschen waren heiß, sauber und in ausreichender Anzahl (zumindest bei den Damen).
Insgesamt, kann ich sagen, ist dieser Marathon ein gut organisierter Lauf in schöner Umgebung für einen vernünftigen Preis. Und es war die erste hamburger Veranstaltung, die mir gefallen hat.
Ach ja, meine Zeiten: selbst gestoppte 3:56 (also viel zu schnell für einen Trainingslauf, ich hatte mit 4:15 kalkuliert), allerdings mit identischen Splits für beide Hälften, was die Sache irgendwie wieder gutmacht.