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Poesiealbum

Poesiealbum

101
Jau, immer wieder Rilke, der Unvergleichliche. Also auch von mir noch paar Rilke-Zeilen...

Denn, Herr, die großen Städte sind
verlorene und aufgelöste;
wie Flucht vor Flammen ist die größte, -
und ist kein Trost, dass er sie tröste,
und ihre kleine Zeit verinnt.

Da leben Menschen, leben schlecht und schwer,
in tiefen Zimmern, bange von Gebärde,
geängsteter denn eine Erstlingsherde;
und draußen wacht und atmet deine Erde,
sie aber sind und wissen es nicht mehr.
Da wachsen Kinder auf an Fensterstufen,
die immer in demselben Schatten sind,
und wissen nicht, dass draußen Blumen rufen
zu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, -
und müssen Kind sein und sind traurig Kind.

Poesiealbum

102
ganz in der tiefen NAcht
gibt es noch was zur Farbe des Feuers
einen Vulkan sozusagen
finde ich

---------------------------------
Karoline von Günderode

Hochroth

Du innig Roth,
Bis an den Tod
Soll mein Lieb Dir gleichen,
Soll nimmer bleichen,
Bis an den Tod,
Du glühend Roth,
Soll sie Dir gleichen.

----------------------------------

wem da nicht warm wird





12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

Poesiealbum

103
Aus gegebenem Anlass....zensierte Fassung

Schrei Nach Liebe


Aaaaahhhhhhhhh

Du bist wirklich saudumm, darum geht?s dir gut,
Hass ist deine Attitüde, ständig kocht dein Blut.
Alles muss man dir erklären weil du wirklich gar nichts weißt,
höchstwahrscheinlich nicht einmal, was Attitüde heißt!

Ref:
Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe,
deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit,
du hast nie gelernt dich zu artikulieren,
und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit ...ohhh... A...!

Warum hast du Angst vorm Streicheln, was soll all der Terz,
unterm Lorbeerkranz mit Eicheln, weiß ich schlägt dein Herz,
und Romantik ist für dich, nicht bloß graue Theorie,
zwischen Störkraft und den Onkelz, schwebt ne Kuschelrock-LP!

Ref:
Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe (seine Gewalt),
deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit,
du hast nie gelernt dich zu artikulieren,
und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit ...ohhh... A...!

Weil du Probleme hast, die keinen interessieren,
weil du Schiss vorm Schmusen hast, bist du ein Faschist.
Du musst deinen Selbsthass nicht auf andere projezieren,
damit keiner merkt was für ein lieber Kerl du bist ... ohhh...
deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe,
deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit,
du hast nie gelernt dich artizukulieren,
und deine Freundin die hat niemals für dich Zeit ...ohhh...
A..., A..., A...!


Kylie

... Though we may deserve it
It will be worth it (DM-Halo)

Poesiealbum

104
Ach da musste ich mir wenigstens den halben Thread zur Leistungssteigerung gebenum die Ankündigung"aus gegebenem Anlass" einordnen zu könne.

Ah :idee: verstehe

ich hau dann aber mal, weil gerade heute wieder laut lachend im Auto gehört einfach in die Ärzte-Kerbe
die ja ihre Stärke im witzig-sein beweisen
los geht`s:

heute Nacht ist meine Freundin explodiert
ich hatte nicht damit gerechnet
darum bin ich blutverschmiert...

heute nacht ist meine Freundin explodiert
zum Glück trug ich nen Integralhelm
darum ist mir nichts passiert...

heute nacht ist meine Freundin explodiert

gutes Nächtle wünschen Engelchen
mandy :hallo:





12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

Poesiealbum

105
Lean On Me by Bill Withers

Sometimes in our lives, we all have pain, we all have sorrow.
But if we are wise, we know that there`s always tomorrow.
Lean on me, when you`re not strong and I`ll be your friend.
I`ll help you carry on, for it won`t be long `til I`m gonna need somebody
to lean on.
Please swallow your pride, if I have things you need to borrow.
For no one can fill those needs that you won`t let show.
You just call on me brother when you need a hand.
We all need somebody to lean on.
I just might have a problem that you`ll understand.
We all need somebody to lean on.
Lean on me when you`t not strong, and I`ll be your friend.
I`ll help you carry on, for it won`t be long `til I`m gonna` need
somebody to lean on.
You just call on me brother if you need a friend.
We all need somebody to lean on.
I just might have a problem that you`ll understand.
We all need somebody to lean on.
If there is a load you have to bear that you can`t carry.
I`m right up the road, I`ll share your load if you just call me.
Call me (if you need a friend)
Call me

Dies ist eins von meinen Lieblingsstücken. :roll:
Dieses Forum hat etwas von der hier beschriebenen Hilfsbereitschaft.
Als ich meine Fragen stellte, konnte ich ahnen, dass sie schon recht ähnlich gestellt wurden (ich hab vorher auch nach einigen Stichworten gesucht, aber Zugegebenerweise nicht besonders exzessiv :rolleyes: ).
Ich hab mich über die hilfreichen Tipps gefreut (ich hatte ein leicht mulmiges Gefühl, „dumme“ Antworten zu bekommen).

Schöne Grüße :hallo:

Tobias

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106
Liebe Gemeinde,

die nächsten Tage laufe ich in Erkrath/Düsseldorf/Krefeld/Kempen dumm rum. Vorher verabschiede ich mich von Euch in den Weihnachtsurlaub mit

BAP - Ne schöne Jrooß (Affjetaut),
Abteilung: Ich kann auch mit Whisky melancholisch wer`n,

1)
Ahn su `nem Daach, wo minge Kühlschrank jejähnt hätt,
ming Depris ahn mir klääfte, zähflüssig, vollfett,
ming Breeftäsch leer woor un wo absolut nix ahnliejen däät,

wo ich zom zichste Mohl de Naas vun mir vollhatt,
trotzdämm für alles en Erklärung parat hatt,
noh drei, vier Bier schon ahn dämm Punkt wohr,wo mir nix mieh jet mäht,
daach ich: Verdamp noch mohl, die Grübeltour bringk et nit,
die trick dich raff, die bringk dich runder wie sons nur jet,
die fuck dich aff, bess zo dämm Punkt, wo övverhaup nix mieh klapp.
Dann hängste nur noch römm un zweifels ahn dir
un wirfs dir alles, wat du finge kanns vüür,
bess sujar neidisch op die Type, die du sons nur beduhrs.

Refr.:
Ne schöne Jrooß ahn all die, die unfählbar sinn,
vun nix en Ahnung hann, die ävver, immerhin
su dunn als ob,
weil op Fassade, do stonn se halt drop.

2)
Dä Durchblickprofi uss dämm Bausparverein,
rundömjebräunt, met Frau un Pudel doheim,
met singer Einbaukösch, die rustikal ess, ävver dennoch modern,

met singem Rallyestreifen Opel GT,
dä op Wunderbäumche un op Fell-Lenker steht,
dä op Charles Bronson praatjemaate, akkurate Freizeit-Abziehbild-Held,
dä Naach für Naach bess zom Programmschluss em Sessel hängk,
dä veezehn Daach Benidorm paradisisch fingk,
zwei Johr beim Bund wohr, weil ihm Männerkameradschaft jefällt.

Dä freut sich jetz ald op sing Zokunf als Rentner,
op dä Balkon met Liejestohl, denn do pennt er
bess `e die Löffel affjitt, die `e selvs ald lang nit mieh hätt.

_____________________________________________________
Und [/i]Erich Fried[/i] drängelt, er wolle hier auch noch rein...

Kinder und Linke

Wer Kindern sagt
Ihr habt rechts zu denken
der ist ein Rechter
Wer Kindern sagt
Ihr habt links zu denken
der ist ein Rechter

Wer Kindern sagt
Ihr habt gar nichts zu denken
der ist ein Rechter
Wer Kindern sagt
Es ist ganz gleich was ihr denkt
der ist ein Rechter
Wer Kindern sagt
was er selbst denkt
und ihnen auch sagt
dass daran etwas falsch sein könnte
der ist vielleicht
ein Linker



:hallo: täglich laufend Spass hat und wünscht Gregor aus Bremen

Wo der Posterboy nur mit einem Sixpack strunzt, prangt bei mir ein Fass - Prost!







[ Dieser Beitrag wurde von gnies am 17.12.2004 editiert. ]

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107
[quote]
Original von gnies:
Liebe Gemeinde,

die nächsten Tage laufe ich in Erkrath/Düsseldorf/Krefeld/Kempen dumm rum. Vorher verabschiede ich mich von Euch in den Weihnachtsurlaub mit

BAP - Ne schöne Jrooß (Affjetaut),
Abteilung: Ich kann auch mit Whisky melancholisch wer`n,
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He, da hast Du ja eins der besten Stücke rausgesucht! Obwohl mir "Wann immer Du nit wiggerweiss" auch sehr gut gefällt.


Schönen Urlaub!

Lieben Gruß von flinki
Bild


die bald wieder in der Eifel rennt...

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108
Original von flinkfuss:
[ -------------------------------------------


He, da hast Du ja eins der besten Stücke rausgesucht! Obwohl mir "Wann immer Du nit wiggerweiss" auch sehr gut gefällt.


Schönen Urlaub!

Lieben Gruß von flinki
Bild





die bald wieder in der Eifel rennt...

Flinki, du hast Dich aber verändert, was ist denn passiert? :) ) :) )

ja ja, zuviel Mandeln in der Vorweihnachtszeit


mandy :hallo:





12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

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109
Aufgrund eines bestimmten Threads ist mir wieder ein Lied von Robert Long eingefallen:

Verrückte Weiber

Louise Maier, wohnhaft in der Goethestraße
schreckt auf aus ihren Träumen früh um vier
Mit Stiefeltritten brechen Männer durch die Tür
Sie hört Geschrei und sieht, noch ohne zu begreifen
wie Fremde ihren Sohn zu einem Auto schleifen
Erst hat sie Angst - dann packt die Wut sie immer mehr
Im Morgenmantel rennt sie raus, dem schwarzen Wagen hinterher
doch das ist sinnlos - sie ist zu alt
Die Polizei läßt dieser ganze Vorfall kalt
Die aufgeregte Frau im Nachthemd amüsiert sie sehr
So kriegt sie nicht mal eine Strafe für ihr Keifen.

Und auf dem Marktplatz stehen stumm
ein paar verrückte Weiber rum
Die kommen täglich - trotz Verbot der Polizei
Sie haben Trauerkleidung an
Die Zeitung meldet dann und wann
daß diese Frau`n nicht bei Verstand sind
und eine Schande für das Land sind
und daß Moskau sie bezahlt
für ihre dreiste Lügerei.

Isolde Schmidt hatte mehr Glück als Verstand
daß sie den Mann und ihre Söhne wiederfand
Ihr Mann lag tot in einem Busch am Straßenrand
Und sie fand auch, nach einer Suche ohnegleichen
in einem Keller, voll von halbverfaulten Leichen
die beiden Söhne, von der Folter ganz entstellt
Frau Kreuz fragt bei Behörden an, wo man den Sohn gefangen hält
und stellt Gesuche allerseits
sie schreibt auch lange Briefe an das Rote Kreuz
Und abends sitzt sie in der Küche, tränenleer und ausgebrannt
mit der Hand über ein kleines Photo streichen.

Und auf dem Marktplatz stehen stumm
ein paar verrückte Weiber rum
Die kommen täglich - trotz Verbot der Polizei
Sie haben Trauerkleidung an
Die Zeitung meldet dann und wann
daß diese Frau`n nicht bei Verstand sind
und eine Schande für das Land sind
und daß Moskau sie bezahlt
für ihre dreiste Lügerei.

Maria Schulze wurde Zeugin des Verhörs
von ihrer Tochter, die ein Baby in sich trug
Sie sah, wie man sie mit dem Gummiknüppel schlug
und dann, als sie sich trotzdem weigerte zu reden
begann, ihr mit den Stiefeln in den Bauch zu treten
bis sie dann starb unter dem Kolben des Gewehrs
Nun werden sicher viele sagen, die Geschichte sei pervers
Solche Visionen gehn zu weit
Doch alles dies ist leider bitt`re Wahrheit
Verändert hab ich nur die Namen und die Orte Vers für Vers
als hätt` das alles was zu tun mit unserm Leben.

In Santiago stehen stumm
ein paar verrückte Weiber rum
Wen interessiert es? Südamerika ist weit -
Die Zeitung schreibt was, dann und wann
Wir denken: Was geht uns das an
Für uns ist das nur halb so wichtig
Und außerdem, womöglich richtig
wenn man behauptet, diese Weiber
sind im Kopf nicht ganz gescheit.

Text: Robert Long/Michael Kunze
Musik Robert Long
LP: Tag, kleiner Junge

taukaz

Seien Sie vorsichtig mit Gesundheitsbüchern - Sie können an einem Druckfehler sterben.
Mark Twain

[ Dieser Beitrag wurde von taukaz am 17.12.2004 editiert. ]

Poesiealbum

110
Edgar Allan Poe
Monos und Una

Una:
Wohl erinnere ich mich, lieber Monos, dieser Unterhaltungen; doch war die Zeit des feurigen Weltunterganges noch nicht so nahe, als wir glaubten, und die Korruption, von der du eben sprachest, uns annehmen ließ; die Menschen lebten und starben einzeln. Du selbst wurdest krank – du wurdest dem Grabe übergeben, und deine treue Una folgte dir bald dahin nach. Und obgleich das Jahrhundert, das seitdem verflossen, und an dessen Schlusse wir uns wieder zueinander fanden, unsere schlummernden Sinne durch kein Gefühl der Ungeduld gepeinigt hat, so ist es doch ein ganzes Jahrhundert gewesen.

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soviel zu Tod und so

mandy







12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

Poesiealbum

111
My tale is told. Azelda shall speak the final words; for I can think of no more fitting end than this quotation from her Golden Book:

"THE FAREWELL SONG FOR THE SOUL

"When the last notes of the Summer Symphony steal through the garden, I shall prepare for a journey. I shall close the Book of Hours and set my seal thereupon with unfaltering band.
"Never again from this window shall I see the chaste eastern maiden coming, rosy from slumber, or the argosy flying the Golden Fleece, sailing into the West.
"But I shall never forget them; they are embalmed in the storehouse of the Memory; their gifts are preserved in the shrine of the Spirit.
"I shall need no gold for the journey; only the treasures of Love, the first-fruits of Sacrifice. Having not these, I must depart empty-handed.
"No creed writ on paper shall serve as a passport; only the Laws of Devotion--Right Thinking, Right Doing -- engraven by the sculptor of Live on the scroll of the Heart.
"I shall take leave of those who have loved me. Their trembling words of farewell I shall cherish for ever. With my hand on the latch, smilingly shall I look back at them and give them my blessing.
"The land to which I travel is not distant. Though I move to a new house, we shall still be as neighbours. The hedge which divideth is not an impenetrable thicket; it shall be pierced by the arrows of Love sped by a reverent desire.
"They shall hear my voice comforting them in the night of their sorrow. My hand shall clasp theirs on the helm when they steer over seas that are perilous.
"Then, when the Gong of Night striketh the amen to the Discourse of Time, I shall fling wide the door and go forth into the Dawn, singing.
"How shuttered and silent the house after my going! None shall see me or hear me depart, save those having vision.
"Upon sandals winged as Thought shall I travel the roadway. I shall lift mine eyes unto the hills crested with glory. There, at the end of the journey, someone lovelier than the rose, tenderer than a mother, more understanding than the wise, will be waiting for me.
"My greeting, only these words: ´Is it thou, Love?´ In answer, only these: ´Come! It is I!´
"Then in silence, after the seeking, the tilling, the sowing, after the watching, the sorrowing, the hoping, into the fields of Harvest shall we go hand in hand."

Poesiealbum

112
Schön ist die Jugend (Hannes Wader)

War das eine Zeit, alle Männer im Feld,
die Frauen allein ganz auf sich gestellt.
Ich wuchs auf unter Tanten, Schwestern, Kusinen,
die es schwer mit mir hatten, aber ich auch mit ihnen,
alles Frauen mit starker Persönlichkeit,
um es nett auszudrücken, ich will keinen Streit,
und ich mit meinen kleinen Schwänzchen dazwischen,
das Hänschen ohne Chancen da mitzumischen.

Schön ist die Jugend, sorglos und frei,
gottseidank ist sie endlich vorbei,
und sie kommt zum Glück
nie mehr zurück.

Auch in meiner Lehrzeit war ich dann
unter siebzig Frauen der einzige Mann,
das heißt, ein Knabe von vierzehn Jahren,
zurückgeblieben und unerfahren,
schüchtern, verpickelt und immer geil,
voller Angst vor den Mädchen, die mich zum Teil
total durchschauten und in diesem Wissen
dann noch extra zotige Witze rissen.

Schön ist die Jugend, so sorglos und frei...

Wie beneidete ich meine Schulfreunde da,
die ich nur noch sonntags im Freibad sah,
sie lernten beim Bau, schleppten Balken und Steine,
hatten tiefbraune Rücken und schneeweiße Beine,
ihre schwieligen Pranken baumelten schwer
an noch kindlichen Gliedern wie fremd hin und her,
so dass sie damit einen Anblick boten
wie junge Hunde mit zu großen Pfoten.

Mit Jeans, Rock ’n’ Roll klebte jeder sich dann
amerikanisch klingende Namen an,
darum mussten wir Friedhelm auch Django nennen
und durften dafür mit seiner Schwester pennen,
alle nannten sich Charlie, Mike oder Joe,
wenn ich mich nicht irre, ist das heute noch so,
nur ich wurde Hänschen gerufen von allen,
dabei hätte Johnny mir besser gefallen.

Schön ist die Jugend, so sorglos und frei...

Ich lernte Gitarre, ich dachte, dann
komme ich leichter an Mädchen ran,
ich sang für umsonst auf jeder Fete
wegen der Mädchen, heute sing ich für Knete.
Meist knutschte das Mädchen, das neben mir saß,
mit den anderen Jungs, weil ich alles vergaß,
so entzückt lauschte ich zu meinem Schaden,
wenn ich sang, meinen eigenen Serenaden.

Nach und nach wurde ich mit meinen Liedern bekannt,
aber meine Mutter, die sie abstoßend fand,
meinte, ich sollte mich mal was schämen
und mir an meinem Freund ein Beispiel nehmen,
an der Art, wie der seine Verse setzt,
so sensibel und fein, dass es niemand verletzt.
Ich will hier den Namen des Freundes nicht nennen,
weil Reinhard ja noch lebt und alle ihn kennen,
denn von denen, die auch schöne Lieder schrieben,
sind fast nur noch wir beide übrig geblieben.

Schön ist die Jugend, so sorglos und frei...

Poesiealbum

113
Versunkenes Träumen

Lieblich ruht der Busen, auf dem Tisch,
jener Jungfrau, welche rosig ist und frisch.

Ach, er ist so kugelig und gerundet,
daß er mir schon in Gedanken mundet.

Heil und Sieg dereinst dem feinen Knaben,
dem es freisteht, sich daran zu laben.

Jener wird erst stöhnen und sich recken;
aber nachher bleibt er sicher stecken. nanana!

Heirat, Kinder und ein häusliches Frangssäh
nichts von Liebesnacht und jenem Kanapee...

Ich hingegen sitz bei ihren Brüsten,
und - gedanklich - dient sie meinen Lüsten.

Doch dann steh ich auf und schlenkre froh mein Bein,
schiebe ab,
bin frei -
und lasse Jungfer Jungfer sein!


(Kurt Tucholsky, 1890 - 1935)

:) )

Poesiealbum

114
Wenn ich in deine Augen seh

Wenn ich in deine Augen seh,
So schwindet all mein Leid und Weh;
Doch wenn ich küsse deinen Mund,
So werd ich ganz und gar gesund.
Wenn ich mich lehn an deine Brust,
Kommt`s über mich wie Himmelslust;
Doch wenn du sprichst: »Ich liebe dich!«,
So muß ich weinen bitterlich.


Du liebst mich nicht, du liebst mich nicht

Du liebst mich nicht, du liebst mich nicht,
Das kümmert mich gar wenig;
Schau ich dir nur ins Angesicht,
So bin ich froh wie `n König.
Du hassest, hassest mich sogar,
So spricht dein rotes Mündchen;
Reich mir es nur zum Küssen dar,
So tröst ich mich, mein Kindchen.

Heinrich Heine (1797-1856)

:D

Poesiealbum

115
Freunde der Nacht ;-)
Hier kommt ein kleiner Beitrag, der aus meiner eigenen Feder stammt:

Das Meer

Füße vergraben
im warmen Sand
Salz in der Nase
kalter Wind weht übers Land

die Sonne scheint
für fröhlich tanzende Lichter
auf sanft wogenden Wellen
du hast viele Gesichter

kannst tausend Geschichten
und Märchen erzählen
von verlorenen
und gefundenen Seelen

von Frieden und Freiheit
vom Glück, vom Leid
vom Tod und vom Leben
und von der Zeit

kann gar nicht genug davon hör`n
Haare vom Wind zerzaust
träume ich mich weit, ganz weit
auf`s Meer hinaus

auf breiten Flügeln
möcht` ich gleiten
getragen vom Wind
und den Gezeiten

und tief, so tief
in dir verborgen
sie nur noch erahnen
meine schlummernden Sorgen





*Der Weg ist das Ziel*

Poesiealbum

116
Advent

Es blaut die Nacht die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis` herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel,
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und dort vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
am Niklasabend muss es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh`,
das Häslein tat die Äuglein zu,
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm` und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen
da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muss die Försterin sich beeilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied) -,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt zum Schluss es geht auf vier
die Reste in Geschenkpapier.
Da tönt`s von fern wie Silberschellen
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist`s der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch dahergeritten
"He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:
"Die sechs Pakete, heil`ger Mann,
`s ist alles was, ich geben kann."
Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt es ist Advent.

Loriot

Mehr

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117
Der Panther
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein grosser Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke, September 1903

Lieben Gruß von flinki
Bild


Ein Freund ist ein Mensch, vor dem man laut denken kann.

Poesiealbum

118
Näher besehen
Joachim Ringelnatz

Wenn man das zierlichste Näschen
von seiner liebsten Braut,

durch ein Vergrößerungsgläschen
näher beschaut.

Dann zeigen sich haarige Berge, daß einem graut.

** wer will denn jetzt noch nach Bruchsal? **
_
Hier will ich unbedingt gewinnen:
31.12.04 Neuburger Silversterlauf (Startnr. 666)
20.02.05 HM Ismaning
23.04.05 HM Ingolstadt (Nr. 265)
09.10.05 Medienmarathon München

Poesiealbum

119
Ach, und weil ja heute Weihnachten ist und viele alleine sind, hier ein kurzes Single-Daseins-Herz-Schmerz-Gedicht...

Volkslied
Joachim Ringelnatz

Wenn ich zwei Vöglein wär, und auch vier Flügel hätt,
flög die eine Hälfte zu dir, und die andere ging auch ins Bett.
Aber bei mir.

Wenn ich einen Flügel hätt, und garkein Vöglein wär,
verkaufte ich ihn dir
und kaufte mir dafür ein Klavier.

Wenn ich kein Flügel wär (linker Flügel beim Militär)
und auch keinen Vogel hätt, flög ich zu dir.
Da`s aber nicht kann sein,bleib ich im Bett
allein zu zwein.

** wer will denn jetzt noch nach Bruchsal? **
_
Hier will ich unbedingt gewinnen:
31.12.04 Neuburger Silversterlauf (Startnr. 666)
20.02.05 HM Ismaning
23.04.05 HM Ingolstadt (Nr. 265)
09.10.05 Medienmarathon München

Poesiealbum

120
Nun denn, ein Weihnachtsgedicht von Peter Huchel. :glow:

Dezember 1942

Wie Wintergewitter ein rollender Hall.
Zerschossen die Lehmwand von Bethlehems Stall.

Es liegt Maria erschlagen vorm Tor,
Ihr blutig Haar an die Steine fror.

Drei Landser ziehen vermummt vorbei.
Nicht brennt ihr Ohr von des Kindes Schrei.

Im Beutel den letzten Sonnenblumenkern.
Sie suchen den Weg und sehn keinen Stern.

Aurum, thus, myrrham offerunt...
Um kaltes Gehöft streicht Krähe und Hund.

...quia natus est nobis Dominus.
Auf fahlem Gerippe glänzt Öl und Ruß.

Vor Stalingrad verweht die Chaussee.
Sie führt in die Totenkammer aus Schnee.

---
Liebe Grüße, Jürgen


Man liebt nicht was man schön findet, sondern man findet schön was man liebt.

Poesiealbum

121
Moin!

Nur der Vollständigkeit halber:
Else Lasker-Schüler ohne Gottfried Benn geht nicht.

Wat mutt, dat mutt


Hier ist kein Trost

Keiner wird mein Wegrand sein.
Lass deine Blueten nur verbluehen.
Mein Weg flutet und geht allein.

Zwei Haende sind eine zu kleine Schale.
Ein Herz ist ein zu kleiner Huegel,
um dran zu ruhn.
Du, ich lebe immer am Strand
und unter dem Bluetenfall des Meeres,
Aegypten liegt vor meinem Herzen,
Asien daemmert auf.

Mein einer Arm liegt immer im Feuer.
Mein Blut ist Asche. Ich schluchze immer
vorbei an Bruesten und Gebeinen
den tyrrhenischen Inseln zu:
Daemmert ein Tal mit weissen Pappeln
ein Ilyssos mit Wiesenufern
Eden und Adam und eine Erde
aus Nihilismus und Musik.

Grüße von
Phönix

Poesiealbum

122
Original von Phönix:
Moin!

Nur der Vollständigkeit halber:
Else Lasker-Schüler ohne Gottfried Benn geht nicht.

Wat mutt, dat mutt


Hier ist kein Trost

Keiner wird mein Wegrand sein.
Lass deine Blueten nur verbluehen.
Mein Weg flutet und geht allein.

Zwei Haende sind eine zu kleine Schale.
Ein Herz ist ein zu kleiner Huegel,
um dran zu ruhn.
Du, ich lebe immer am Strand
und unter dem Bluetenfall des Meeres,
Aegypten liegt vor meinem Herzen,
Asien daemmert auf.

Mein einer Arm liegt immer im Feuer.
Mein Blut ist Asche. Ich schluchze immer
vorbei an Bruesten und Gebeinen
den tyrrhenischen Inseln zu:
Daemmert ein Tal mit weissen Pappeln
ein Ilyssos mit Wiesenufern
Eden und Adam und eine Erde
aus Nihilismus und Musik.

Grüße von
Phönix


Mein Blut ist Asche...

Nun Phönix aus der Asche, ich hoffe nicht, dass Du so trostlos bist. Denn der Phönix ist doch der Trost, dass das Leben siegt und die Liebe.

hofft
mandy








12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

Poesiealbum

123
Morgenschauer
Lässt solch ein schmerz sich nieten

Und solch ein hauch und solch ein licht?

Der morgen sich gebieten

Der fremd und selig in uns bricht?

Wie durch die Seele zogen

Die Pfade – dann durch das gefild.

Gelinde düfte sogen

Dann gossen sie sich schnell und wild.

Trüb wie durch tränen schwimmen

Der baum · das haus das uns empfängt.

Ein weisses festtag-glimmen

Der Kirschenzweig der überhängt.

Ein rauschendes geflitter

Entzückt und quält – macht schwer und frei ..

Ein schwanken süss und bitter

Ein singen sonder melodei ...



Stefan George







12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

Poesiealbum

124
Original von amanda:



Mein Blut ist Asche...

Nun Phönix aus der Asche, ich hoffe nicht, dass Du so trostlos bist. Denn der Phönix ist doch der Trost, dass das Leben siegt und die Liebe.

hofft
mandy

12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam
<<< Genau das hatte ich auch gedacht, Mandy! :) )

Nein, keine Sorge. Phönix macht Dienst nach Vorschrift. :roll:

:hallo:

Grüße von
Phönix

Poesiealbum

125
gewidmet: allen, die sich schlappslashkrank fühlen
und denen, die es sind

Van Morrisson - When the healing has begun

And we’ll walk down the avenue again
And we’ll sing all the songs from way back when
And we’ll walk down the avenue again and the healing has begun

And we’ll walk down the avenue in style
And we’ll walk down the avenue and we’ll smile
And we’ll say baby ain’t it all worthwhile when the healing has begun

I want you to put on your pretty summer dress
You can wear your easter bonnet and all the rest
And I wanna make love to you yes, yes, yes when the healing has begun

When you hear the music ringin’ in your soul
And you feel it in your heart and it grows and grows
And it comes from the backstreet rock & roll and the healing has begun
I want you to put on your pretty summer dress
You can wear your easter bonnet and all the rest
And I wanna make love to you yes, yes, yes and the healing has begun

We’re gonna make music underneath the stars
We’re gonna play to the violin and the two guitars
We’re gonna sit there and play for hours and hours and hours and hours when the healing has begun

Spoken: wait a minute, listen, listen,
I didn’t know you stayed up so late.
I just got home from a gig and I saw
You standing on the street.
Just let me move on up to this window-sill a lot yeah, I got some sherry.
You want a drop of port.
Let’s move behind this door here.
Let’s move on up behind this letter-box behind this door.
Let’s go in your front room,
Let’s play this muddy waters record you got there,
If you just open up a little bit
And let me ease on in this backstreet jellyroll....

We’re gonna stay out all night long
And then we’re gonna go out and roam across the field
Baby you know how I feel when the healing has begun

When the healing, when the healing
We’re gonna stay out all night long
We’re gonna dance to the rock & roll
When the healing when the healing has begun
Baby just let me ease on a little bit, dig

Liebe Grüsse :hallo: von Gregor aus Bremen

"Ich fuhr in die Welt, lernte andere Kulturen kennen, habe Frauenkleider getragen - was stört mich da eine verlorene Wette?!"
(Phileas Fogg)

Poesiealbum

126
An Creuzer

Seh` ich das Spätrot, o Freund, tiefer erröten im Westen,
Ernsthaft lächelnd, voll Wehmut lächelnd und traurig verglimmen,
O dann muß ich es fragen, warum es so trüb wird und dunkel;
Aber es schweiget und weint perlenden Tau auf mich nieder.

Karoline von Günderode


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ach Gott so viel Unglück







12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

Poesiealbum

127
Glück der Entfernung.
Trinkt o Jüngling! heil`ges Glücke
Taglang aus der Liebsten Blicke;
Abends gaukl` ihr Bild dich ein.
Kein Verliebter hab` es besser;
Doch das Glück bleibt immer größer,
Fern von der Geliebten sein.

Ew`ge Kräfte, Zeit und Ferne,
Heimlich wie die Kraft der Sterne,
Wiegen dieses Blut zur Ruh.
Mein Gefühl wird stets erweichter;
Doch mein Herz wird täglich leichter
Und mein Glück nimmt immer zu.

Nirgends kann ich sie vergessen,
Und doch kann ich ruhig essen,
Heiter ist mein Geist und frei;
Und unmerkliche Bethörung
Macht die Liebe zur Verehrung,
Die Begier zur Schwärmerei.

Aufgezogen durch die Sonne
Schwimmt im Hauch äther`scher Wonne
So das leichtste Wölkchen nie,
Wie mein Herz in Ruh und Freude.
Frei von Furcht, zu groß zum Neide,
Lieb` ich, ewig lieb` ich sie!





03.04.05. Halbmarathon Berlin
12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

Poesiealbum

128
Rede, daß ich Dich sehe! Dieser Wunsch wurde durch die Schöpfung erfüllt, die eine Rede an die Kreatur durch die Kreatur ist; denn ein Tag sagts dem andern, und eine Nacht thuts kund der andern. .....


Reden ist übersetzen – aus einer Engelsprache in eine Menschensprache, das heisst, Gedanken in Worte, – Sachen in Namen, – Bilder in Zeichen; die poetisch oder kyriologisch, historisch, oder symbolisch oder hieroglyphisch – – und philosophisch oder charakteristisch sein können. Diese Art der Übersetzung (verstehe Reden) kommt mehr, als irgend eine andere, mit der verkehrten Seite von Tapeten überein, ......


aus:
Johann Georg Hamann
AESTHETICA.IN.NUCE

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musste mal sein, weil ich darunter leide, für ein Weizenbier gehalten zu werden

mandy





03.04.05. Halbmarathon Berlin
12.06.2005 Schlösser-halb-Marathon Potsdam

Poesiealbum

129
Moin,

mein persönlicher Kommentar zu meinem outing als Marathon-Debütant

hauptsächlich deshalb, damit ich der erste bin, der es schreibt.

The Smiths BIGMOUTH STRIKES AGAIN

Sweetness, sweetness I was only joking
When I said I`d like to smash every tooth
In your head

Oh ... sweetness, sweetness, I was only joking
When I said by rights you should be
Bludgeoned in your bed

And now I know how Joan of Arc felt
Now I know how Joan of Arc felt
As the flames rose to her roman nose
And her Walkman started to melt
Oh ...

Bigmouth, la ... bigmouth, la ...
Bigmouth strikes again
And I`ve got no right to take my place
With the Human race

Oh, bigmouth, la ... bigmouth, la
Bigmouth strikes again
And I`ve got no right to take my place
With the Human race

And now I know how Joan of Arc felt
Now I know how Joan of Arc felt
As the flames rose to her roman nose
And her hearing aid started to melt

Bigmouth, la ... bigmouth, la ...
Bigmouth strikes again
And I`ve got no right to take my place
With the Human race
Oh ...

Bigmouth, oh ... bigmouth, la ...
Bigmouth strikes again
And I`ve got no right to take my place
With the Human race
Oh ...

Bigmouth, oh ... bigmouth, la ...
Bigmouth strikes again
And I`ve got no right to take my place
With the Human race
Oh ...

Bigmouth, oh ... bigmouth, la ...
Bigmouth strikes again
And I`ve got no right to take my place
With the Human race
Oh ...

___________________________________________________________
Liebe Grüsse :hallo: von Gregor aus Bremen
Running each day is going to keep the doctor away

übrigens: bei http://www.gesundlauf.de


heisse ich geniesses. Warum wohl?
"It ain`t why, why, why, why, why. It just is." Van M., Nichtläufer

Glückwunsch zum neuen Forum

130
Erich Fried
Die Maßnahmen

Die Faulen werden geschlachtet,
die Welt wird fleissig.
Die Hässlichen werden geschlachtet,
die Welt wird schön.
Die Narren werden geschlachtet,
die Welt wird weise.
Die Kranken werden geschlachtet,
die Welt wird gesund.
Die Traurigen werden geschlachtet,
die Welt wird lustig.
Die Alten werden geschlachtet,
die Welt wird jung.
Die Feinde werden geschlachtet,
die Welt wird freundlich.
Die Bösen werden geschlachtet,
die Welt wird gut.


[/font]

131
gnies hat geschrieben:
Erich Fried



Die Maßnahmen
Hm... und wer bleibt übrig? :confused:




Erich Kästner (1930)
Das letzte Kapitel

Am 12. Juli des Jahres 2003
Lief folgender Funkspruch rund um die Erde:
Dass ein Bombengeschwader der Luftpolizei
Die gesamte Menschheit ausrotten werde.

Die Weltregierung, so wurde erklärt, stelle fest,
Dass der Plan, endgültig Frieden zu stiften,
Sich gar nicht anders verwirklichen lässt,
Als alle Beteiligten zu vergiften.

Zu fliehen, wurde erklärt, habe keinen Zweck,
Nicht eine Seele dürfe am Leben bleiben.
Das neue Giftgas krieche in jedes Versteck.
Man habe nicht einmal nötig, sich selbst zu entleiben.

Am 13. Juli flogen von Boston eintausend
Mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort
Und vollbrachten, rund um den Globus sausend,
Den von der Weltregierung befohlenen Mord.

Die Menschen krochen winselnd unter die Betten.
Sie stützten in ihre Keller und in den Wald.
Das Gift hing gelb wie Wolken über den Städten.
Millionen Menschen lagen auf dem Asphalt.

Jeder dachte, er könne dem Tod entgehen.
Keiner entging dem Tod, und die Welt wurde leer.
Das Gift war überall. Es schlich wie auf Zehen.
Es lief die Wüsten entlang. Und es schwamm übers Meer.

Die Menschen lagen gebündelt wie faulende Garben.
Andere hingen wie Puppen zum Fenster heraus.
Die Tiere im Zoo schrien schrecklich, bevor sie starben.
Und langsam löschten die großen Hochöfen aus.

Dampfer schwankten im Meer, beladen mit Toten.
Und weder Weinen noch Lachen war mehr auf der Welt.
Die Flugzeuge irrten, mit tausend toten Piloten,
Unter dem Himmel und sanken brennend ins Feld.

Jetzt hatte die Menschheit endlich erreicht, was sie wollte.
Zwar war die Methode nicht ausgesprochen human.
Die Erde war aber endlich still und zufrieden und rollte,
Völlig beruhigt, ihre elliptische Bahn.[/align]

Hans Magnus Enzensberger - Die Scheiße

132
Immerzu höre ich von ihr reden
als wär sie an allem schuld.
Seht nur, wie sanft und bescheiden
sie unter uns Platz nimmt!
Warum besudeln wir denn
ihren guten Namen
und leihen ihn
dem Präsidenten der USA.
den Bullen, dem Krieg
und dem Kapitalismus?

Wie vergänglich sie ist,
und das was wir nach ihr nennen,
wie dauerhaft!
Sie, die Nachgiebige,
führen wir auf der Zunge
und meinen die Ausbeuter.
Sie, die wir ausgedrückt haben,
soll nun auch noch ausdrücken
unsere Wut?

Hat sie uns nicht erleichtert?
Von weicher Beschaffenheit
und eigentümlich gewaltlos
ist sie von allen Werken des Menschen vermutlich das friedlichste.
Was hat sie uns nur getan?
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
_________________________________________________________________

Der verwundete Baum

133
Sie haben mit dem Beile dich zerschnitten,
Die Frevler - hast du viel dabei gelitten?
Ich selber habe sorglich dich verbunden
Und traue: Junger Baum, du wirst gesunden!
Auch ich erlitt zu schier derselben Stunde
Von schärferm Messer eine tiefre Wunde.
Zu untersuchen komm ich deine täglich,
Und meine fühl ich brennen unerträglich.
Du saugest gierig ein die Kraft der Erde,
Mir ist, als ob auch ich durchrieselt werde!
Der frische Saft quillt aus zerschnittner Rinde
Heilsam. Mir ist, als ob auch ichs empfinde!
Indem ich deine sich erfrischen fühle,
Ist mir, als ob sich meine Wunde kühle!
Natur beginnt zu wirken und zu weben,
Ich traue: Beiden geht es nicht ans Leben!
Wie viele, so verwundet, welkten, starben!
Wir beide prahlen noch mit unsern Narben!
C.F. Meyer
Lieben Gruss von
Andrea


134
I can see clearly now, the rain is gone,
I can see all obstacles in my way
Gone are the dark clouds that had me blind
It’s gonna be a bright (bright), bright (bright)
Sun-Shiny day.

I think I can make it now, the pain is gone
All of the bad feelings have disappeared
Here is the rainbow I’ve been prayin' for
It’s gonna be a bright (bright), bright (bright)
Sun-Shiny day.

Look all around, there’s nothin' but blue skies
Look straight ahead, nothin' but blue skies

I can see clearly now, the rain is gone,
I can see all obstacles in my way
Gone are the dark clouds that had me blind
It’s gonna be a bright (bright), bright (bright)
Sun-Shiny day.

Johnny Nash - I can see clearly now

Catch

135
Zusammen mit dem treibenden Rhythmus DAS Lied gegen schlechte Stimmung.
Gewidmet speziell der flinken Andrea :)
After all it's your, it's your party!!!

You create misery, have your cake and eat it.
Take your place in history, I pray we don't repeat it
Call it faith, call it back, call it off, don't call me later
lay your head in your bed
it's just high'em baby

Out of my way I am running,
I am gonna catch you if I can
Out of my way I am coming,
I am gonna catch you if I can
Out of my way I am running,
I am gonna catch you if I can
Out of my way stop running,
I am gonna catch you

It's your day believe it
It's your date with destiny
It's to late to leave it
After all it's your, it's your party
Call it luck, call it faith, call me beautiful to my face
call later to my surprice
It's just high'em baby

Out of my way I am running,
I am gonna catch you if I can
Out of my way I am coming,
I am gonna catch you if I can
Out of my way I am running,
I am gonna catch you if I can
Out of my way stop running,
I am gonna catch you
you, you, you, you

Kosheen
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

136
Kylie hat geschrieben:Zusammen mit dem treibenden Rhythmus DAS Lied gegen schlechte Stimmung.
Gewidmet speziell der flinken Andrea :)
After all it's your, it's your party!!!

............





Kosheen
Beinah hätt ich es nicht mehr gelesen...Danke ...*ganzgerührtbin*
Lieben Gruss von
Andrea


137
Rainer Maria Rilke

Du musst das Leben nicht verstehen

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

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ich finde das klasse!

mandy

Der Zopf

138
Hallo,
zu kalt zum Laufen, zu viel Schnee zum Laufen...und bald ist es wieder zu heiß zum Laufen und überhaupt, früher war alles besser und ich war auch viel schneller :) ...da sitze ich hier so rum und kann mich zu nix aufraffen, weil es schneit und ist kalt usw. usf: da fällt mir dieses Gedicht ein, das ich aus meiner alten Grundschulfibel kenne und das so richtig schön passt, wenn man mit Dingen hadert, die man eh nicht ändern kann :) :

Tragische Geschichte

´s war einer, dem´s zu Herzen ging,
Daß ihm der Zopf so hinten hing,
Er wollt es anders haben.

So denkt er denn: Wie fang ich´s an?
Ich dreh mich um, so ist´s getan -
Der Zopf der hängt ihm hinten.

Da hat er flink sich umgedreht,
Und wie es stund, es annoch steht -
Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Da dreht er schnell sich anders ´rum,
´s wird aber noch nicht besser drum -
Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Er dreht sich links, er dreht sich rechts,
Es tut nichts Gut´s, es tut nichts Schlecht´s -
Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Er dreht sich wie ein Kreisel fort,
Es hilft zu nichts, in einem Wort -
Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Und seht, er dreht sich immer noch
Und denkt: Es hilft am Ende doch -
Der Zopf, der hängt ihm hinten.

von Adalbert von Chamisso
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

Sommer

139
Ja, dann mal ein Sommerbeschleuniger :D

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
(Konstantin Wecker)

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und der Himmel violett,
weiß ich, daß das meine Zeit ist,
weil die Welt dann wieder breit ist,
satt und ungeheuer fett.

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und die Luft nach Erde schmeckt,
ist´s egal, ob man gescheit ist,
wichtig ist, daß man bereit ist
und sein Fleisch nicht mehr versteckt.

Und dann will ich, was ich tun will, endlich tun.
An Genuß bekommt man nämlich nie zuviel.
Nur man darf nicht träge sein und darf nicht ruhn,
denn Genießen war noch nie ein leichtes Spiel.

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und der Himmel ein Opal,
weiß ich, daß das meine Zeit ist,
weil die Welt dann wie ein Weib ist,
und die Lust schmeckt nicht mehr schal.

Wenn mein Ende nicht mehr weit ist,
ist der Anfang schon gemacht.
Weil´s dann keine Kleinigkeit ist,
ob die Zeit vertane Zeit ist,
die man mit sich zugebracht.

Und dann will ich, was zu tun ist, endlich tun.
An Genuß bekommt man nämlich nie zuviel.
Nur man darf nicht träge sein und darf nicht ruhn,
denn Genießen war noch nie ein leichtes Spiel.

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und der Himmel violett,
weiß ich, daß das meine Zeit ist,
weil die Welt dann wieder breit ist,
satt und ungeheuer fett.

Frühling

140
Mir wird's schon ganz warm ums Herz, wenn ich dran denke, dass bald der Frühling kommt ... :peinlich:
... hoffentlich ... menno, warum lässt der sich so lange Zeit? :motz:

Damit es euch auch warm ums Herz wird, mal wieder was von meinem Lieblingsdichter:


Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen – :

Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken
und dich besitzen [nur ein Lächeln lang],
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank. (Rilke)


:hallo: Birgit

141
John Keats

La Belle Dame sans Merci. Eine Ballade (hier gekürzt, schön aber lang)

.......

Ich traf im Feld auf eine Frau,
Vollkommen schön — ein Feenbild:
Ihr Haar war lang, ihr Fuß war leicht
Und ihr Auge wild.

Ich flocht ihr einen Kranz ums Haupt,
Flocht Reife, Gürtel überdies;
Sie sah mich an, als liebte sie,
Und klagte süß.


Ich hob sie auf mein schreitend Roß
Und sah nicht mehr, was rings geschieht,
Denn seitwärts lehnte sie und sang
Ein Feenlied.


Saftsüße Wurzeln, Honigseim
Und Mannatau fand sie für mich,
Und sicher fremdländisch sprach sie —
«Treu lieb ich dich».


Zu ihrer Elfengrotte gings,
Da weinte sie und stöhnte schier,
Da schloß ich ihr wild wildes Aug
Mit Küssen vier.
Da lullte sie mich in den Schlaf,
Da träumte ich — Ah! weh, so lang! —
Den letzten Traum, den ich je träumt
Auf dem kalten Hang.


Ich sah Monarchen, Fürsten bleich,
Bleich Krieger, todbleich alle Mann;
Sie schrien — «La Belle Dame sans Merci
Hält dich in Bann!»


.......
mein Blog: AmandaJanus

142
Jawoll, Mändi, wir lassen den Thread nicht sterben! :daumen:

Balloons

I remember the day when I was the night
And the sun was my eyes in the moon
But I changed into day and the night flew away
And I sang to my lover the moon
I remember the sound when my hair felt the ground
And the words that were written on you
But you were not there so I slept on the stair
And you came in a lemon balloon
Who are you?

I remember the breeze and the soft creamy cheese
That we gave to the dowes on the lawn
But the grass was so green that it soaked up the cream
And the dowes flew away and were gone
But I saw the smiles that were deep in their eyes
And saw the joke was on you but I could not laugh
I went back to the grass and you came in a rainbow balloon
Who are you?
(Mike Oldfield)

143
Da ich heute wegen Nichtlaufenkönnens nun so gar nicht müde zu werden scheine, mische ich mich auch hier noch ein.

Erstmal finde ich die Idee, in einem Medium wie dem Internet so eine 70er-Jahre-Mädchen-Attitüde wie das Poesie-Album zu etablieren, schlichtweg genial.

Mein Beitrag ist kurz, aber nicht schmerzlos:


Stimme frißt Feuer
nicht Schall
nicht Rauch
nein Asche bleibt


Blixa Bargeld, Stimme frißt Feuer, 1982, Merve Verlag Berlin

"Der Mund ist die Wunde des Alphabets", ebda.


Auch nicht schlecht:

"Ich bin durchschnittlich gesund, durchschnittlich groß (172 cm), durchschnittlich hübsch. Ich erwähne das, weil man so aussehen muß, um gute Bilder zu malen."

Gerhard Richter, Text. Insel Verlag 1993.

Zur Zeit läuft eine gigantische Gerhard-Richter-Ausstellung im Düsseldorfer K20.



So, jetzt reicht's. Ich hoffe, daß ich bald wieder rennen kann, bevor ich hier noch zum Dauer-Poster werde.

144
Jürgen> hat geschrieben:
Zur Zeit läuft eine gigantische Gerhard-Richter-Ausstellung im Düsseldorfer K20.

Kurz mal meinen Thread verwässer :wink: : Mein absoluter Lieblings-Künstler. Warst Du da schon? Gibt's da noch Karten, kommt man da noch rein? Oder immer überlaufen? Richter war übrigens auf der für mich sonst recht enttäuschenden MOMA in Berlin das Highlight.

Gruß
Manu
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

145
Ich war noch nicht drin. Asche auf mein Haupt. Diese Woche wird's für mich wohl etwas ruhiger, dann muß es tagsüber klappen.

Ich telefonierte gestern mit einem Freund, der Samstag vormittags dort war (zum zweiten Mal, ein drittes steht an), ab 12:00 kommen dann wohl die Massen.

Ich war vor Jahren in der letzten Richter-Ausstellung am gleichen Ort, das war, nach Beuys, für mich das Größte. Vor den RAF-Bilder zu stehen erzeugt zumindest bei mir Gänsehaut.

Das genannte Buch wird jetzt erstmal an besagten Freund verliehen und wäre danach dann irgendwann mal wieder vakant.

So, die Arbeit ruft.

146
Kleine Korrektur: Die letzte Richter-Ausstellung war nicht im K20, sondern gegenüber in der Kunsthalle.

Bevor mir jetzt ein Kunsthistoriker noch mit der Keule kommt.

147
Jürgen> hat geschrieben:
Mein Beitrag ist kurz, aber nicht schmerzlos:


Stimme frißt Feuer
nicht Schall
nicht Rauch
nein Asche bleibt


Blixa Bargeld, Stimme frißt Feuer, 1982, Merve Verlag Berlin

"Der Mund ist die Wunde des Alphabets", ebda.


Das ist aber eine Überaschung: Da kennt einer den Blixa Bargeld und dann noch die besonders schrägen Geschichten der 80er Jahre...aber ob er sich das wünscht , Jürgen, verwendet im Poesiealbum. Nun, so sei es, der Text ist auch schon alt.

gern höre ich mehr.
Hier das,was ich immer im Kopf habe und fast jeder kennt.
ich bin 3 Meter groß und alles ist wichtig
ich bin 6 Meter groß und alles ist wichtig
ich bin 9 Meter groß und alles ist mehr als wichtig
....
Fütter mein Ego, Fütter mein Ego

Viele Erinnerungen, viele Erinnerungen, das war mein erstes Konzert im Westen: Einstürzende Neubauten in Berlin.

Dank fürs mal wieder drann erinnern

mandy
mein Blog: AmandaJanus

148
Passend zu den steigenden Temperaturen und den damit bald wieder folgenden Waldläufen:

Abendrot im Walde

In den Wald bin ich geflüchtet,
Ein zu Tod gehetztes Wild,
Da die letzte Glut der Sonne
Längs den glatten Stämmen quillt.

Keuchend lieg ich. Mir zu Seiten
Blutet, siehe, Moos und Stein -
Strömt das Blut aus meinen Wunden?
Oder ists der Abendschein?

(Conrad Ferdinand Meyer)
Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!
Diogenes von Sinope
Dem Speed Badminton verfallen...da muss man auch viel laufen!

Ein Klassiker gefällig?

149
Der Osterspaziergang (aus: Faust, der Tragödie erster Teil)

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt's im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen, finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden:
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus den Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluß in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und, bis zum Sinken überladen,
entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!

Johann Wolfgang von Goethe

150
Frühling läßt sein blaues Band
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!

von Eduard Mörike.
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
_________________________________________________________________
Gesperrt

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