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von dusano
Thermenmarathon Bad Füssing oder dieses Jahr auch „Projekt Windmaschine“
Ihr denkt euch jetzt sicher „der Junge spinnt, im Februar macht der diese Jahr schon seinen zweiten Marathon“. Ich kann euch irgendwie verstehen *grins*.
Aber von vorne:
Bereits Ende des Jahres 2004 machte ich mir Gedanken darüber, dieses Jahr beim Bad Füssinger Thermenmarathon mitzulaufen. Thermenmarathon deshalb, weil Bad Füssing ein riesiges Kurgebiet ist, mit Europas größter Therme.
Nachdem im Januar 2005 feststand, dass ich in Berlin den Team Marathon laufe, war ich eher in den Gedanken, dass ich in Bad Füssing den Halbmarathon auf Zeit zu laufen, da die Strecke sehr flach sein soll. Doch ich war bis am Tag vor dem Rennen noch unentschlossen, welche Distanz ich denn laufen soll. Gemeldet habe ich mich für den Marathon, da dieser nur 5 € teurer war (25 € statt 20€) und das nicht so tragisch war.
Zwei Tage vor dem Lauf stürmte es in ganz Bayern und vielen Teilen Deutschlands ziemlich heftig, so dass ich fast keine Lust mehr auf den Lauf hatte. In der Nacht von Samstag auf Sonntag dann konnte ich kaum schlafen, weil der Sturm so einen Krach machte (ich wohne unterm Dach). Irgendwann um 12 bin ich dann wohl eingeschlafen, allerdings etliche male in der Nacht aufgewacht, bis letztendlich mein Wecker um 6 Uhr klingelte, wo ich eh aufstehen wollte.
Sonntag:
Also um 6 Uhr aufgestanden, gleich mal halbkalt geduscht und dann gefrühstückt. Da im Radio durchgesagt wurde, dass einige Straßen wg. Überschwemmungen gesperrt sind, bin ich vorsichtshalber schon um halb 7 losgefahren und habe mit ca. 2 Stunden Fahrtzeit gerechnet.
Während der Autofahrt war der Wind schon sehr stark, mal regnete es, mal schneite es, manchmal nur Graupelschauer, insgesamt nicht wirklich beruhigend.
Nach nur guten 1,5 Stunden war ich dann schon in Bad Füssing, fast 2 Stunden vor dem Start – wie immer viel zu früh...
Als ich aus dem Auto ausstieg sprach mich einer vom nebenan parkenden Auto an. „Hey, wir kennen uns doch!“. Ich überlegte kurz, das Gesicht war mir bekannt, nur fiel mir der dazugehörige Lauf nicht ein. „Ampfing“ sagte er nur, und alles war klar. Ich weiß zwar seinen Namen immer noch nicht, aber nach ein bisschen Small Talk haben sich unsere Wege dann getrennt und ich habe mich zur Startnummernausgabe gemacht, was dann auch sehr schnell ging.
Dann ging ich auch gleich wieder ins Auto zurück, ich zitterte schon am ganzen Körper, doch ich wollte mir erst meine Startnummer dran machen, bevor ich mich ins Auto setze. Dann werde ich schon wieder angesprochen. „Ja der Herr Hiller!“. Ich drehte mich um und sah einen jungen Läufer. Dass war dann der Dogi (Dominik), den ich aus einem Forum kenne und auch öfters im Chat des marathonforums treffe.
Kurzer Plausch mit ihm, Startnummer angebracht und dann hab ich mich ein paar Minuten ins Auto gesetzt und mich erwärmt.
Doch lange hab ich es nicht ausgehalten und bin wieder in die Halle zurück. Dort traf ich dann den Pede (Peter) vom ForumTeam, mit dem ich mich auch kurz unterhielt. Nach dem dritten Besuch auf der Toillette ging ich wieder raus, es waren jetzt noch ca. 30 Minuten bis zum Start, doch davor sollte noch der 10km Lauf starten, bei dem auch Dogi mitläuft und unter 37 Minuten laufen will (am Ende 37:29). Der Wind nahm einfach nicht ab. Ich hörte aus Gesprächen verschiedener Läufer raus, dass wir wohl die ersten 10 km Gegenwind und den Rest der Runde Rückenwind haben. Naja, besser so als umgekehrt, also hätte ich zumindest ab km 31 etwa Rückenwind.
Ach ja, ich wollte ja noch Thomas Schmidtkonz vom Team Bittel treffen, doch leider hab ich ihn bis zum Start nicht mehr gefunden. Kurz vor dem Start hab ich aber dann noch Martin Linek (Veranstalter Vollmondmarathon) getroffen, der mich anscheinend verfolgt, da ich ihn bei fast allen meinen Läufen treffe.
Gleich darauf klopfte mir Magic (Martin) vom ForumTeam auf die Schulter. Nach kurzer Absprache machten wir drei aus, dass wir von ganz hinten losstarten werden. Gesagt getan, denn ein paar Minuten vor dem Start machten wir uns auf in den hinteren Teil des Blockes. Eigentlich wollte ich ja noch meinen Mp3 Player mitnehmen, aber ich vergaß, den Akku zu laden ;-(. Martin hingegen lief mit Mp3 Player, was mich beruhigte, da er dann nicht die ganze Zeit blöde Kommentare von sich gibt (das kann er nämlich sehr gut *g*).
10 Uhr – Start zum Marathon Nummer 9
Um Punkt 10 Uhr erfolgte dann der Startschuss. Wir machten hinten Späßchen, da es mehrere gab, die als letzter über die Startlinie laufen wollten, doch irgendwann sind Martin und ich dann einfach losgelaufen. Wir wollten so auf 4 Stunden laufen (ich wollte ja eigentlich so 4:15 laufen, aber Martin meinte ich solle sub4 laufe, so folgte ich ihm eben).
Nach 300 Metern geradeaus ging es dann über einen Kreisverkehr gleich mal gegen den Wind. „Na toll“ ertönte es aus meinem und auch einigen anderen Mündern. Das fing ja gut an. Neben ca. 1300 Halbmarathonläufern sind ca. 350 Marathonläufer auf die Strecke gegangen. Es war eine Runde von 21km, welche die Marathonläufer zweimal durchlaufen mussten. Praktisch natürlich auch, dass man nach der Hälfte aussteigen kann und seine Halbmarathonzeit bestätigt bekommt.
Martin und ich machten ein paar Späße, dumme Kommentare und manch andere Läufer schmunzelten wohl, weil wir wirklich lauter sch... redetenJ.
Die ersten Kilometer gingen wir wirklich sehr gemächlich an, aber ziemlich im geplanten 5:40er Schnitt. Martin stoppte alle Kilometer, ich ließ meine Uhr einfach weiterlaufen. Da Martin ein gutes Gespür für die 4 Stunden hat, vertraute ich ihm einfach.
Immer noch gegen den Wind, machten wir nun ein paar Plätze gut und wechselten uns meist ab, dem anderen Windschatten zu geben, was gut funktionierte. Natürlich versuchten wir immer, einen größeren Pulk von Läufern einzuholen, bei denen wir etwas Windschatten bekamen.
In der ersten Runde konnte man das noch gut ausnutzen, doch wir befürchteten schon, dass wir beide auf der zweiten Runde ziemlich alleine laufen würden, doch bis dahin war es ja noch ein Stückchen.
Nach 5km und etwas mehr als 28 Minuten kam der erste Verpflegungsstand, jedoch holte ich mir nur ein Stück Apfel, was mir noch sehr gut tat. Die nächsten Kilometer war das gleiche Programm. Späßchen machen, Windschatten suchen, Tempo halten. Dies gelang uns auch bis km 10 optimal, da wir dort gute 57 Minuten gelaufen sind und voll im Soll waren.
Nach einer 90° Linkskurve ging es dann endlich mit dem Wind in den Rücken auf den zweiten Teil der ersten Runde. Doch ca. 1 km später war noch mal ein Stückchen mit Gegenwind, doch danach ging es nun fast bis zum Schluss der Runde mit Rückenwind sehr gut zu laufen.
Wir durften nun nur nicht den Fehler machen, das Tempo zu schnell zu erhöhen. Mit ca. 10-15 Sekunden waren wir aber wohl pro km schneller unterwegs, was uns aber sehr gut fiel.
Ich weiss nicht mehr ob es hier oder schon vorhin war, auf jeden Fall haben wir noch Anja aus Berlin mit Ihrem Freund Renntiger (beide vom ForumTeam) getroffen, die beide den Halbmarathon liefen und am Ende in gut 2 Stunden ins Ziel kamen.
Zurück zum Geschehen: Nach ca. 15km war es uns auf einmal richtig warm. Martin meinte, dass er seinen Autoschlüssel dabei hat und zur Not schnell ein paar Sachen ins Auto legt. Da ich auch meinen Autoschlüssel dabei hatte und nur ca. 10 Meter von der Strecke, gleich am Start geparkt habe, war ich erst einmal von der Idee beeindruckt.
Doch als es bei ca. km18 mit Graupelschauer anfing, verflog die Idee doch wieder relativ schnell und wir meinten, dass es auch mit Jacke gehen muss – und wir sollten recht behalten.
Von km 19-21 waren dann wieder ein paar Stellen mit etwas mehr Gegenwind dabei, was aber noch nicht so tragisch war.
Nach ca. 1:58 Stunden – netto – haben wir dann die erste Runde hinter uns gebracht. Ich meinte noch scherzhafterweise zu Martin „so, viel Spaß´auf der zweiten Runde wünsche ich dir“ und tat so, also ob ich nach der Halbmarathondistanz aufhören würde.
Doch was sollte ich mit einem 1:58er Halbmarathon? Das hätte ich auch daheim machen können, so war es klar, dass es auf die zweite Runde ging und wir nun wieder erst mal gute 10-11 km mit starkem Gegenwind zu tun hatten.
Ich war zwar insgesamt noch fit, doch ich merkte schon, dass ich mit Gegenwind nun zunehmend an Kraft einbüßte, deshalb konnte ich Martin leider nicht mehr so oft Windschatten geben, sondern lief größtenteils erst mal hinter ihm.
Die Strecke war nun auch wirklich viel leerer als vorhin. Es war schwer, sich an einen Läufer heranzusaugen und diesen dann noch zu aktivieren, dass er sich an uns ranhängt, denn mit einem Dreiergespannt geht das nochmal um einiges leichter als nur zu zweit.
Doch in etwa bei km 24 fanden wir einen, der mit uns mitlief. Es waren jetzt noch gut 7km mit Gegenwind, danach ist das schlimmste überstanden.
In dieser Zeit haben wir drei uns sehr gut abgewechselt. Alle paar Hundert Meter ist der Vordermann nach hinten und der nächste ist aufgerückt und gab Windschatten. So ging dass dann wirklich bis km 29 durch, und wir konnten unser Tempo sogar fast gleich hoch halten.
Ich merkte nun allerdings schon, dass ich einige Körner auf der Strecke liegen lassen habe.
Ich machte mir schon Gedanken übers Gehen und so Zeug, jetzt wäre mein Mp3 Player wirklich von Nöten gewesen.
Doch ich hatte ja Leonies Glücksbringer dabei, und bei allen Läufen, bei dem der dabei war, ging es bisher immer gut.
Bis km 33 konnte ich Martin noch folgen, doch dann meinte ich zu ihm, dass ich langsamer mache. Er machte zwar auch kurz langsamer, da ihm die Wade etwas zwickte, doch ich meinte dann zu ihm, dass er ruhig schneller machen kann, denn ich werde die 4 Stunden nicht mehr ganz schaffen.
So lief ich dann ab km 34 in etwa mehr oder weniger alleine. Ab und an gesellte sich ein Läufer zu mir, doch ich hatte nicht mehr viel Lust zu reden, ich war nun schon ziemlich kaputt.
Mein linkes Bein zog ganz komisch von ganz unten bis zum hinteren Oberschenkel und auch mein rechter vorderer Oberschenkel wurde nun etwas härter.
Mein km Schnitt ging jetzt in etwa auf 6-6:20 Min/km runter. Für die 4 Stunden reichte mir zwar bisher immer noch fast ein 6er Schnitt, doch ich wusste, dass ich wohl in etwa in 4:05 Stunden ins Ziel kommen werde, was ja immer noch meine zweit beste Marathonzeit bedeutet – und das bei den Bedingungen.
Mein Ziel war nun einfach wieder, bis zum Schluss ohne Gehpause durchzulaufen, auch dass ist für mich noch ein großer Erfolg.
Bei km39,5 war dann die letzte Versorgungsstelle. Dort blieb ich kurz stehen, nahm mir 2 Teebecher und 2-3 Schokoriegel und meinte ganz locker „ey, macht mir keinen Stress, ich mach jetzt einfach mal ne kleine Pause“, doch nach ca. 10-15 Sekunden ging es dann schon weiter auf die letzten drei Kilometer.
Diese waren nun schon ziemlich hart. Als ich dass 40km Schild sah, war ich schon sehr froh, denn die letzten 2 Kilometer laufen sich ja dann wieder fast von selbst.
Bei km 41 sah man bereits den Zielbereich, was schon ziemlich fies war, da es noch ein gutes Stückchen geradeaus ging und dann erst die letzte Linkskurve auf die Zielgerade.
Einem Mitläufer gab ich noch einen Schokoriegel, den ich noch dabei hatte aber nicht mehr essen konnte und kurz danach ging es dann ab Richtung Ziel.
Für einen Schlussspurt hatte ich keinen Bock mehr, so lief ich ganz locker und mit einem Lächeln dem letzten Fotografen entgegen. Meine Jacke musste ich aufmachen, weil ich habe in der ersten Runde bei km 15 meine Startnummer von der Jacke auf mein Laufshirt gemacht, da ich ja meine Jacke ins Auto legen wollte.
Also, grinsen an, Daumen nach oben und die Stoptaste drücken nicht vergessen. Die Uhr blieb bei 4:02:56 Stunden stehen, womit ich für diese Bedingungen sehr zufrieden bin, immerhin benötigte ich nur 4 Minuten mehr auf der zweiten Hälfte als auf der ersten.
Dann wurde mir eine schöne Medaille überreicht (eigentlich der Grund, warum ich überhaupt hier lief) und ich machte noch ein paar Schrittchen, weil wenn ich gleich stehen bleibe bekommt es mir nicht so gut.
Dann kam gleich Dogi auf mich zu und gratulierte mir. Danach musste ich ins Auto und was trinken, da ich auf den letzten km einen sehr trockenen Mund hatte und den Schokoriegel schon kaum runterbekam.
Im Auto hab ich aber dann erst mal eine der drei Schokotafeln aufgemacht (zu je 300g *grins*) und nach einen großen Schluck Wasser packte ich mein Zeug und ging in Richtung Therme.
Dort traf ich dann nochmal Anja, Renntiger, Magic, Martin Linek, Peter (samt bekannten Markus) und ein paar andere Läufer, mit denen ich beim Laufen geredet habe. Danach ging es noch in ein kleines Restaurant der Therme, bei dem ich dann endlich Thomas kennenlernte. Lustig war, dass sich an dem Tisch irgendwie jeder kannte, so ist die Läuferwelt eben.
Mit dem Wetter hatten wir übrigens Glück, denn es schneite um 17 Uhr so heftig dass nach einer halben Stunde gute 5cm Schnee lagen.
Um halb 8 war ich dann wieder zu Hause und dann... na ja, habt ihr ja gerade gelesen, was ich jetzt gemacht habeJ.
Fazit: Der Lauf an sich war sehr anstrengend. Die Strecke ist bei guten Wetter auf jeden Fall Bestzeitfähig, ich würde sogar sagen, dass sie flacher als Berlin ist. Zuschauer braucht man nicht viele erwarten, aber es geht ja auch hauptsächlich durch die Landschaft. Das schönste am Lauf ist definitiv die Medaille und die Therme nach dem Lauf.
Mit dem nächsten Marathon steht dann ein Jubiläum an, denn der Rennsteiglauf (der ja 43,1km lang ist) ist mein 10. Marathon und sogleich mein 1. Ultra (auch wenn nur ganz kleiner Ultra). Zwischendrin steht noch der Berliner Halbmarathon an, den ich in unter 1:35 laufen will.
Zahlen:
Zeit netto: 04:02:56
Zeit brutto: folgt
Platz: folgt