selten genug, dass ich bei Wettkämpfen mitmache. Also muss ich die Chance nutzen, einen Bericht loszuwerden

Vorwettkampfgejammere
Das letzte Tempotraining am Dienstag war eine Katastrofe – jawoll, so schlimm, dass man sie mit F schreiben muss. Das erste Intervall mindestens eine halbe Minute zu schnell angegangen, zu spät auf die Uhr geschaut und eine Minute zu lang gelaufen. Puls im dunkelroten Bereich, Gesichtsfarbe auch. Nächstes Intervall nicht durchgehalten, vor lauter Wut die nächsten Abschnitte bis kurz vor die Bewusstlosigkeit gegangen. Ich kann bis heute nicht mit Sicherheit sagen, ob ich jetzt 5 oder 6 Intervalle gelaufen bin – eine Katastrofe.
Vor dem Wettkampf
Nach all dem Schnee waren die letzten zwei Tage mit Sonnenschein doch eine wahre Wohltat. Was allerdings im Königsforst (Bergisch Gladbach) dazu geführt hat, dass sich die schneebedeckten Waldwege in Matschfelder verwandelt hatten. Gut, dass wir dort nicht laufen müssen.
Moment mal, wie sieht eigentlich die Streckenführung aus? Vom Start die Straße rauf, rechts unter dem Autobahntunnel durch – oha, da liegt Geröll, da kann man sich prima dazu legen – und dann…
Also gut, ich sehe bereits nach dem Einlaufen aus wie Sau. Von Traumzeiten kann ich mich heute auch verabschieden. Oops, hat jemand meine Motivation gesehen? Eben war sie noch da. Schnell mal erinnern: Warum war ich hier? Ach ja, 10 km-Testrennen für den HH-Marathon in 7 Wochen. Tempohärte und so. Na ja, hart wird es sicher werden.
Zwei Minuten vor dem Start verzieht sich dann auch die Sonne und Schneeschauer fegen über die Läufer hinweg. Nur nicht über mich. Ich dehne mich gerade in einer tiefen Grätsche und hab so einen prima Windschutz. Gerade als ich beschließe, die nächste Stunde einfach in dieser Stellung zu verharren, zählt der Sprecher die letzten 10 Sekunden herunter und der Startschuss ertönt.
Kilometer 1-4
Wer die Strecke im Königsforst schon mal gelaufen ist, weiß, was ihn erwartet. Äääh, ich bin hier noch nie gelaufen. Hab mir aber vorher das Streckenprofil angeschaut: Vier Kilometer bergauf mit nur zwei kurzen Verschnaufpausen á 250m. Also langsam angehen.
Ja aber doch nicht soo lahm, oLi! Km 1: 30 Sekunden zu langsam, Puls trotzdem über 90%. Wie soll ich da noch zulegen? Wenigstens geht es bis Km 2 auf Asphalt bergauf, keine weiteren Verluste. Km 2-3 wird wieder ganz hart: Auf Schneematsch bergauf, Puls über 95%, Zeit gerade so erreicht, aber noch nichts eingeholt. Wie lange kann man eigentlich mit so einem Puls durchhalten? Also mindestens noch einen Kilometer, das will ich schaffen. Und schaff es auch, mache sogar 5 Sekunden gut. Bin trotzdem kurz vor dem Aufgeben.
Kilometer 5- ca. 7,5
Was für eine Wohltat, es geht bergab. Na, dann spielen wir jetzt „Ganz oder gar nicht“: Mein Puls rast, ich rase hinterher. Mal sehen, wer eher am Ende ist. Schon mal mit 95% MaxPuls bergab durch den Matsch gefetzt? Das letzte Kilometerschild war übrigens bei Km 5, danach hat der Veranstalter gespart – was für ein Mist. Zumindest weiß ich, dass ich bei Km 5 wieder in der Sollzeit bin. Eine Viertelstunde lang achte ich nur noch auf die beiden Rillen im Waldweg, die von Schneematsch verschont geblieben sind, hüpfe mal nach links, mal nach rechts. Als Crosslauf hätte es richtig lustig werden können.
Kilometer ???-10
So, jetzt verlassen wir die Marathonstrecke und keiner weiß, was uns auf den letzten Metern erwartet. Wie viele Meter sind es eigentlich noch? Ein Blick auf die Uhr: Knapp 12 Minuten hab ich noch bis zu meiner Sollzeit, aber was bedeutet das?
Die Strecke geht jetzt ins Flache über, ich muss Tempo raus nehmen, sonst klappe ich zusammen. Den wenigen, die vor oder hinter mir sind, scheint es aber auch nicht besser zu gehen. Wie in Zeitlupe arbeite ich mich an den einen oder anderen vor mir heran, jedes Überholen ein kraftloser Triumph. Ich bin schneller, weil ich der größere Masochist bin. Und nach jeder Kreuzung, die noch nicht das Ziel in den Blick bringt, stöhne ich auf. Die Zeit verrinnt, noch 4 Minuten, dann will ich da sein.
Endlich: Die Autobahn, die Unterführung, die Zielgerade – vorbei!
Zeit gestoppt: 43:50, immerhin mehr als eine Minute unter der Vorgabe von 45:00 aber noch weit von der Wunschzeit 42:30 entfernt. Aber bei diesen Bedingungen absolut verständlich. Durchschnittspuls: 175, was für mich 96% der HfMax bedeutet. Werd ich mir für die letzten Kilometer des Marathons merken…
Mein Laufpartner Jürgen schickt gerade eine SMS: Er hat seinen 10Km-Test auf unserer Hausstrecke (brettflach, Asphalt, ohne Schnee) durchgeführt. Ergebnis: 43:19 Min – Na bravo, ich bin bedient.
oLi
Nachbetrachtung:
Königsforst-Läufe sind etwas für Naturliebhaber. Egal ob 5Km, 10km, HM oder M, es geht immer munter bergauf und bergab durch den Forst. Die Organisation ist hervorragend, bis auf die Ausschilderung. Massenhaft Helfer, viel Rotes Kreuz, billige und sehr gute Verpflegung. Eine große beheizte Halle, in der man sich aufhalten kann. Sehr kinderfreundlich, 2 Bambini-Läufe, 2 Jugendläufe.
Als Leistungstest ist der KöFo sehr gut geeignet – für Bestzeiten sicher nicht.