Hallo
Ich fasse mich kurz. Der Sonntag 3. April 2005 war schon seit langem ein ganz
besonderes Datum für mich. Schliesslich hatte ich mich in einem Anfall von
Grössenwahn schon für den Marathon angemeldet als ich noch 20 Kilogramm mehr mit mir
trug.
Der Tag begann früh. Um 5.00 Uhr klingelte der Wecker. Anders als sonst war ich
sofort wach. Frühstück mit Honigtoast und Ovi. Danach noch in den Stall meiner Frau
beim ausmisten helfen. (Ich wohne auf einem Bauernhof, bin aber keine Bauer.)
Weil es mit Parkplätzen ganz schlecht ist in Zürich, haben wir uns, meine Frau hat
mich begleitet, um 6 Uhr in den Zug nach Zürich gesetzt.
Bei der Kontrolle der Billete (Fahrkarten) war mein Puls schon auf 200. Sagt doch
der Typ, dass meine Fahrkarte, ich hatte diese am Vorabend per Internet ausgedruckt,
nur mit einem amtlichen Ausweis gültig ist ! Ja nehm ich denn nen scheiss Ausweiss
zum Marathon mit, oder was ?
Nachdem ich meinem Ärger lautstark Luft gemacht hatte, stellte sich heraus, dass die
schweizer Bahnangestellten sehr nett und garnicht beamtenmässig sind. Also geht
doch.
Die Stunde vor dem Start war schnell vorbei. Noch schnell ein Foto, etwas Dehnen,
Pinkeln und schon folgte der Startschuss. Die Menge jubelte als der Startschuss
verhallte. Langsam verfiel mein Startblock (4.00-4.30) in langsames gehen und so 30
Meter vor dem Start in einen lockeren Joggingtrab.
4 Stunden und 10 Minuten sollen es werden. Mit diesem Zeitziel lief ich über die
"Zeitmessmatten".
Toll, ich konnte es kaum glauben. Ich laufe einen Marathon.
Mir war klar, dass ich die 4 Stunden nicht packen kann. Das ärgerte mich sehr, wäre
doch die 4 Stunden Marke beim ersten Marathon ein toller Einstieg. Das ich
durchkomme, war eigentlich kein Thema. Ich hatte viel trainiert.
Der Läuferwurm machte sich schon bald am See entlang in Richtung Meilen auf. Bei
Meilen geht es dann auch schon wieder zurück Richtung City.
Die Stimmung war absolut super ! Rockbands, Sambatänzer, Blaskapellen und jede Menge
Zuschauer die unablässig die Läufer antreiben.
An jeder Versorgungsstation liess ich mir genug Zeit um zu trinken. Ich hatte schon
in Kerzers gelernt, dass ich nicht während dem Laufen aus dem Becher trinken kann.
Geht einfach nicht. Ich beeilte mich also, die Becher mit Isostar schnell
auszutrinken um keine Zeit zu verlieren. Wasser wurde in kleine Flaschen gereicht.
Das war sehr gut. Aus den Flaschen konnte ich auch während dem Laufen trinken.
Schon bald waren 25 Kilometer gelaufen. Alles war super. Ich fühlte mich absolut
Fit. Ich bin bis jetzt immer mit 5:55 Min/km gelaufen. Ich war bis auf wenige
Sekunden genau im Zeitplan. Geilo !
Da geht doch noch was, oder ? Naja jedenfalls begann ich schneller zu laufen und
überholte viele Läufer. Ich selber wurde eigentlich fast nie überholt. Das hätte mir
schon komisch vorkommen müssen. Mit 5:25er bis 5:30er Schritten kamen die 30
Kilometer, die 32, die 34 und dann kam auch der Kilometer 35.
Irgendwie war ich gar nicht mehr so Fit. Und irgendwie wollte es mir nicht gelingen
einen Schritt von 5:30 Min/km weiterhin zu laufen. Und wo war dieser 4 Stunden
Pacemaker ? Der musste doch irgendwo da vorne...
Vier Stunden Pacemaker, von wegen. Ich musste echt bekloppt sein zu glauben ich
könnte den jetzt noch einholen. Im Gegenteil, ich konnte einfach nicht schneller
laufen als 6:30 bis 7 Minuten pro Kilometer. Ja, das isser der Mann mit der Zange,
ähm Hammer.
42 Kilometer sind lang. Als endlich das verdammte 40 KM Schild kam gab es für mich
nur noch ein Ziel. Nicht gehen. Immer laufen. Nur nicht gehen.
Zum Glück waren da die vielen Zuschauer. Immer wieder wurden die Läufer angefeuert.Das baut wirklich auf. "Es ist nicht mehr weit" war da zu hören.
Ach was ? Lauf doch du hier mal du Sack.
Die Zielgerade war irgendwie unendlich lang. Stellen die das Ziel immer weiter weg um uns zu ärgern ? Noch 500 m. Mann, wie lang können 500 m eigentlich sein ?
Ich war doch froh, als ich endlich das Piepen der Zeitmessung hörte. Geschafft ! Ich kann es kaumm glauben.
