Schließlich ging die ganze Planerei und Anmelderei schon Mitte Januar los. (http://www.laufen-aktuell.de/laufen-aktuell/content/forum/showthread.html?t=10905)
Nach meinem „Angstlauf“ Bamberg (ich hasse Berge) waren ja noch gute 6 Wochen Training geplant bis zum Marathon, also schieb ich in Gedanken das Stichwort Marathon gaaaanz weit nach hinten, bis zum 05.06., doch dann: Mönsch, hilfe nur noch eine Woche:
Also begann die Ist/Sollstandanalyse in Gedanken zu rattern:
An den Trainingsplan hab ich mich zu ca. 92% vielleicht gehalten. Hier mal Aua und da mal Unlust, und dann noch 3 Wochen vor dem Marathon auch noch eine Erkältung mit fiesem Husten...na prima, ob das ausreicht? Also bin ich von meinem unter 4 h Plan auf den 4:30 h Plan gerutscht, und durfte nur noch 2 Einheiten im 7er Schnitt laufen (das ist gar nicht so einfach, wenn Wochen vorher der Drang da war immer viel zu schnell zu laufen) aber ich dachte mir, grad das wird dir gut tun, dass brauchst Du zur Regeneration. Aber meine Beine dachten anders, schleppten sich müde durch die Woche und Treppe rauf in 1. Stock, und ich kam ins Schnaufen....na prima, genau so stellt man sich eine Marathonläuferin vor.
Okay, also Zeitziel aufgehoben...ankommen war nur noch wichtig. Was ich jetzt nur noch tun kann, ist auf die Ernährung zu achten, langkettige Kohlenhydrate 70%, Reis, Bananen, Nudeln 25% Eiweiß, Fett sehr stark reduzieren.
Was mach ich mit meinem Kopf , der jetzt schon völlig abdreht und dich auch beim letzen langen Lauf am Kanal (30 km bei 30 Grad) in Stich gelassen hat?
Es muss noch ein Fachlektüre her, hast ja noch paar Tage Zeit. Also Karolinenstraße in Nürnberg rein zum Hugendubel und halbe Stunde geschmökert. Boah, hatte dann auf einmal 4 Bücher in der Hand, war aber noch nicht wirklich sicher....Entschied mich dann für
„Abenteuer Marathon“ von Chr. Külzer-Schröder.
Sieht von außen aus wie ein Kinderbuch und ist in 42 Kapiteln unterteilt, für jeden km 1 Kapitel. Grins, ich verschlang es sicherlich unter 4 Stunden, nur halt auf 3 Tage verteilt. Ein echter Tipp, kurzweilig und lädt zum Schmunzeln ein und steigert die Vorfreude.
Samstag 11.06.05 Startnummerabholung:
Hab nun weiche Knie, jetzt wird’s ernst, wobei, gezahlt hast Du sowieso schon. Und wennst nur das T-Shirt als Nachthemd anziehst. Abholen wirst es auf jedenfall. Außerdem trifft man immer nette Leute, wie Bernd (Setanta) und Michi69, der leider kurz vorher erkrankt ist, und nicht mitlaufen wird, schnief. (Kurze eigene Bestandsaufnahme bei mir selber wieder, na die Nase läuft auch ab und zu, der Husten kommt auch noch manchmal raus, die Beine fühlen sich noch immer an wie Blei, und meine Hüfte die macht mir wirklich Sorgen....vielleicht sollt ich’s lieber lassen??) ..Na egal, die Pasta schaufeln wir uns natürlich auch noch rein, von nix kommt nix. Noch schnell Treffpunkt ausgemacht für nächsten morgen mit Bernd, und ab nach Hause denn heute solls noch mal früh ins Bett gehen.
Darin lag ich dann auch schon um zehn und ich schlummerte auch gleich ein...schlief aber nur bis um 3 und von da an nur noch sporadisch....
4.30 Uhr aufstehen, Frühstücken, bah ich mag kein Blatt määäh, mein Bauch ist sooo voll gefresst von den letzen Tagen. Also drück ich mir nur ein Toastbrotscheibe mit Marmelade und 1 Banane rein. Kaffee jawoll, ohne geht nix und ich komm ohne nicht auf die Toi.
5.30 Uhr Gatten aus den Bett geschmissen und ab nach Erlangen.
7.00 Uhr Hunger, prima, was jetzt noch essen? Ein Bissen Müsliriegel muss reichen.
In Erlangen angekommen, Treffpunkt haben wir toll ausgemacht (war eingezäunt von Massagezelten und alles andre was zum Zielbereich gehört) gaanz außen rum bis ein Bernd da verloren stand. Kurzer Smalltalk auch mit GastRoland, dann toi-Gang und umziehen, 1 Schluck noch Trinken und schon stand ich in der Startaufstellung, gaaanz hinten natürlich, wies sich’s gehört, damit wir keine Profisportler ;-) behindern. Gott sei dank teilte Bernd mein Ziel mit mir, und das war nur: Ankommen und 5 h 30 haben wir Zeit.
Mit leichter Verspätung ruckelten wir eigentlich zügig über die Startlinie. Kein Wunder bei „nur“ ca. 800 Startern (davon nur 136 Frauen).
Bernd voll ausgerüstet mir Garmin Forerunner 201 versuchten wir im groben und ganzen auf den ersten km eine Schnitt von 6:30 zu halten und ratschten und babbelten wie zwei Waschweiber. Unterbrochen dann nur von Bernds Konfirmantenblase (Gott sei Dank hatte er ja den Streckenplan mit den Verpflegungs-u. Dixistationen dabei.
Wetter: das beste überhaupt 18 bis 20 Grad sonnig, leicht windig.
Die Organisation: Die Verpflegungstationen waren regelmäßig alle 5 km und mit Erfrischungsstationen (nur Wasser) ab ca. km 18 alle 2 –3 km anzutreffen.
1 Privatperson bot bei ca km 19 Herzogenauracher Kellerbier an. Genau Bernds Geschmack ;-).
Die Strecke war flach, keine Berge nur leichte Steigungen. (Scheinbar der flachste Marathon in Süddeutschland, teilte uns ein Ulmer Vorderfußläufer mit)
Nervig war die Schleife bei km 20/26. Denn so schlapp wie manche Läufer/innen uns entgegen kamen, schlappten wir zurück eine ewig lange Gerade entlang Richtung km 30.Bernd erwähnte was von wegen er will mich ziehen lassen, Krämpfe deuten sich in der Wade an?? Wie ich alleine, jetzt wo´s ernst wird?
Da km 30/31 Michi69 winkt, ja Hurra endlich ein bekanntes Gesicht. Durch den Ort weiter, mit einer etwas stärkeren Steigung... wir gehen, und Michi69 tobt um uns herum und will Fotos machen, fühl mich nicht grad als Model und würg nur ein zähes Lächeln ab. Weiter geht’s den Hügel hinunter, schattige Strecke, da springt eine Läuferin vor mir herum, wie ein Gummiball, hält auf einmal so ein Jonglierwerfschleudersteckenteil in der Hand, und versucht die wenigen Zuschauer die in einem Art Industriegebiet stehen, zu bespaßen, na die überschüssige Energie möchte ich auch haben denk ich mir noch, nachdem Sie zum 5. mal den heruntergefallenen Jonglierwerfschleudersteckenteil vom Boden aufhebt. Bernd grad noch hinter mir, der nur brummelte Sie solle es aufgeben....., dann hörte nix mehr von mir. Ich zieh davon. Ich wünsch in Gedanken noch alles Gute, hole den MP3 Player heraus, stöpsel an, überhol den tänzelnden Vorderfußläufer aus Ulm, höre keine Musik, schüttel rüttel, ah dreh die Batterie

Ein guter Freund und mehrfacher Marathonläufer, wünschte mir vorab alles Gute, und ich hoff er verzeiht mir das ich ihn hier zitiere: "Ich wünsch Dir die Kraft die Du brauchst wenn der Marathon bei km 35 beginnt...aber Du schaffst es weil Du gut vorbereitet bist. Und vergiss nicht ab km 41 zu lächeln weil Du dann weißt, dass Du es schaffst und geniess den Tritt auf die Matte mit allen Deinen Sinnen."
Diese Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf...und ich fürchtete den km 35, aber es ging mir gut...na gut dann achte auf km 36, ab mir gings blendend....tja ich war so spät dran ich hab sogar den MANN MIT DEM HAMMER verpasst. Macht nix, dacht ich mir und lächelte ich lächelte ab km 38.
Dann die lange Zielgerade, ab km 40 konnte man schon fast das Ziel erahnen, an der letzten Verpflegungsstation nur noch paar Schluck Wasser. Und weiter, muntere noch paar Läufer unterwegs auf, die Schritt gingen, denn es sind doch nur noch 2 km ...
KM 41, jetzt lächeln aber was ist die Steigerung von lächeln? ..Schluchz Freudentränen...o nein nur nicht weinen, der Atemrythmus kommt durcheinander, fang noch fast das hyperventilieren an. Und das kurz vorm Ziel, nein weiter, lächeln, Arme hoch vor Freude, vor mir das Ziel....mein Name ....kurzes blabla. Ich bin da und nehm die Medaille in Empfang.
Ich bin überglücklich 4:40:17 h RealTime, Gefühlte Zeit 2 Stunden.

Danke an Alle die mich in Gedanken und persönlich unterstützten.
Heute lief alles wieder wie gewohnt, kaum Muskelkater, nur das Lächeln blieb....
Micha
