Nach laengerer Lauf- und Forumsabstinenz moechte ich mich auch mal wieder zurueckmelden.
Nach dem Weltkulturerbelauf in Bamberg bin ich recht wenig gelaufen - ich hatte es mir zwar immer wieder vorgenommen, aber irgendwie konnte ich mich waehrend der letzten Wochen Examensvorbereitung und zwischen den Pruefungen nicht richtig motivieren. Beim Halbmarathon in Beilngries und auch die Woche danach merkte ich, dass meine Form nach 4 Wochen Laufpause total im Eimer war. Ich hatte seit Mitte April auch etwa 5 kg zugenommen.
Vorletzten Samstag kam ich dann in Bangkok an - und hier werde ich auch erstmal fuer die naechsten 3 Monate bleiben.
Gluecklicherweise ist mein Zimmer nur 500 m vom Lumphini-Park, der groessten Parkanlage in Bangkok, entfernt. Ansonsten kann man Laufen hier in der Stadt eigentlich getrost vergessen. Nicht so sehr wegen der Luftverschmutzung - denn bevor man beim Laufen hier Probleme mit der Lunge bekommt, ist man bereits mindestens vierzig mal von einem Tuk-Tuk ueberfahren worden. Ich bin schon allein jedesmal froh, wenn ich die 500 m zum Park lebend ueberstehe - erstens fahren hier alle wie die Wahnsinnigen, zweitens wird hier auf Fussgaenger wie in China ueberhaupt keine Ruecksicht genommen, und drittens herrscht hier zu allem Uebel auch noch Linksverkehr.
Im Park ist uebrigens eine 2,5 km-Runde (alle 100 m eine Markierung) ausgewiesen. Fuer mich ganz praktisch, denn meine S625X scheint hier naemlich des oefteren zu spinnen.
Am Sonntag frueh trappelt also ein frisch motivierter Ich-lauf-jetzt-mal-schnell-20km-weil-das-ist-ja-kein-Problem-fuer-mich-Ishimori zum Lumphini-Park, um seine Runden zu drehen.
Denkste.
Nach einer guten Runde und gerade mal 3 km bin ich platt. Aber sowatt von. Und das bei einem Tempo, welches ich noch vor zwei Monaten im Schlaf bergauf gelaufen bin. Die Beine wollen zwar noch, aber Lunge und Hirn scheinen geschmolzen zu sein. Die Hitze kombiniert mit der hohen Luftfeuchtigkeit hat mir den letzten Rest gegeben. Irgendwie schleppe ich mich noch nach Hause, goenne mir eine kalte Dusche und lege mich erstmal fuer ein paar Stunden hin.
Am Abend gehe ich nochmal raus in den Park, um den Sonnenuntergang zu geniessen (naja, jedenfalls was davon durch die Dunstglocke zu erkennen ist). Und siehe da: Wo am vormittag nur vereinzelt ein Jogger vor sich hingeschlichen ist, tummeln sich die Laufbegeisterten nun in Scharen. Kleine, grosse, Asiaten, Europaeer, schnelle, langsame, normale und wahnsinnige. Ein Thailaender zerrt sogar einen Autoreifen mit einer Schnur um die Huefte hinter sich her. Und das auch noch mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit. Tolles Geraeusch uebrigens, Autoreifenschleifen auf Asphalt. Wie auch immer, jedenfalls sehen alle deutlich fitter aus als ich mich bei meinem ersten Laufversuch hier gefuehlt habe.
Am darauffolgenden Donnerstag bringe ich es immerhin schon auf knapp 6 km, am Samstag auf ueber 11 km, und fuehle mich dabei auch nicht mehr ganz so platt.
Sonntag war ich dann nach 6 km wieder total am Boden zerstoert. Ich frage mich dabei, wie ich es vor ueber 6 Jahren geschafft habe, in China bei vergleichbarem Klima und Luftverschmutzung meinen ersten Halbmarathon in unter zwei Stunden zu laufen.
Da ich ohnehin wieder mit Hanteltraining beginnen wollte, habe ich mich vorgestern in einem Fitnessstudio (praktischerweise im gleichen Gebaeude wie mein Arbeitsplatz) angemeldet und meinen allerersten Versuch auf dem Laufband gestartet. Nach nicht einmal 2 Minuten hatte ich die Lacher auch gleich auf meiner Seite: Da ich etwas unentschlossen war, ob mir die Musik im Studio gefaellt oder nicht, legte ich meinen MP3-Player erst einmal auf die Armatur der Laufmaschine. Nach kurzer Zeit fiel das Ding natuerlich runter auf's Band. Und was macht der kleine Ishimori? Na klar, er versucht, das Ding aufzuheben - und wird von dem inzwischen auf 11 km/h laufenden Band richtig schoen zu Poden gechleudert. Wie auch immer - ich stehe halt wieder auf und starte erneut. 1 km, 2 km - Mann ist das langweilig. Und trotz Klimaanlage transpiriere ich wie ein Pinguin in der Wueste Gobi. Die Armatur trieft schon von meinem Schweiss - und das ist mir doch etwas peinlich, da die Thailaender links und rechts von mir kaum einen Tropfen auf der Stirn haben. Ewig dauernde 60 Minuten, 11 km und Unmengen an Fluessigkeitsverlust spaeter steige ich dann vom Band. Na bravo. Und das soll Laufen sein? Da sterbe ich ja lieber den Hitzetod im Lumphini-Park.
Gestern abend habe ich der Maschine dann aber doch noch eine Chance gegeben. Und ich kann's kaum glauben: Es wurde dieses Mal erst nach 40 Minuten langweilig! Wer weiss, vielleicht wird das von Tag zu Tag besser.
Ich waere hier in Thailand ja auch gerne Marathon gelaufen. Aber leider ist der einzige Marathon in der Zeit bis Mitte Oktober, der Pattaya-Marathon, schon in 10 Tagen. Und bis dahin komme ich nie und nimmer rechtzeitig in eine Form, die es mir erlaubt, da lebend durchzukommen. Schade eigentlich - wenn man schon mal da ist. Aber am Leben bleiben ist vielleicht doch auch nicht so schlecht.

Stefan