habe vor zwei Wochen erstmals an einer RTF teilgenommen, ohne so recht zu wissen, worum es da eigentlich geht. Den Schilderungen eines Kumpels entnahm ich, dass es ohne Wettkampfcharakter darum geht, eine ausgeschilderte Strecke abzufahren, die von einem örtlichen Radsportverein angeboten wird. Finde ich schon mal prima, wenn Ortskundige der breiten Öffentlichkeit ihre landschaftlich schönsten Trainingsstrecken präsentieren. Der Aspekt "Verpflegungspunkte" weckte dann noch Aussicht auf Quatschen und Palavern, also fuhr ich hin und erwartete, dass dort jede Menge Leute mit unterschiedlichen Rädern, vom Hollandrad bis zur High-End-Schleuder, sich dort treffen würden. Mir ging es im wesentlichen darum, eine Woche vor unserer privaten Triathlon-Spaßveranstaltung quasi als Generalprobe noch mal abzuchecken, ob mein Rad nun endlich zuverlässig läuft und was tempomäßig bei mir so drin war.
Will mich also gerade anmelden (Hey !!! Für schlappe 4 Euro ne komplette Sportveranstaltung...schon mal sehr schön), als der Orga-Mann mir sagt:
"Aber doch nicht mit dem Fahrrad !"
...äähh...hatte gerade kein anderes in der Jackentasche... 
Nun, ich fuhr also mit der Möhre, die ich gerade bei hatte, und hätte ich ein Foto von dem Ding, würde ich es jetzt für alle hier reinstellen, zum
Also, ich beschreibe mal: Trekkingradähnliches Gefährt von Hercules, uralt, Schaltung: Vorne ein Blatt, hinten sieben Kränze, die an einer 3-Gang-Nabe hängen, Gepäckträger, Schutzbleche (das hintere wippt an einer verbliebenen Aufhängung munter auf und ab), breite Alltags-Straßenreifen, Kettenkasten, Licht und und und. Dürfte darüber hinaus nach meinem Motorrad das sauschwerste Fahrzeug sein, das ich jemals hatte und macht beim Rauftragen zu Bahnsteigen jedesmal richtig Arbeit. Zustand des ganzen: Sattel aufgerissen mit herausquellendem Innenleben, Lack überall verschrammt...ein richtiges Rat-Bike also, aber für unseren Kumpels-Triathlon erste Wahl, da ein Rennrad auf dem Waldweg-Abschnitt keinen Sinn macht, auch wenn der ein oder andere es immer wieder mal probiert.
Fazit des ganzen: Ich war an dem Tag der einzige mit Nicht-Rennrad und merkte dies auch deutlich, denn:
Eine derartige Poserei habe ich mein Leben noch nicht gesehen. Obwohl eine RTF ausdrücklich kein Wettkampf ist, gab man sich seitens der Teilnehmer größte Mühe, möglichst TdF-like auszusehen, zu schwallern
und in oft gehässigster Weise über die unterlegene Technik anderer abzulästern bzw. Sprüche wie "Der meldet sich doch nicht für die lange Tour, wenn der die Vollrather Höhe sieht, macht der sich vor Angst in die Hosen...(und das war eindeutig nicht freundlich gemeint)" usw. Da stand ich nun zwischen bunten Paradiesvögeln und wandelnden Sponsorenplakaten in meiner Aldi-Radlerhose
und nem T-Shirt einer Laufveranstaltung und fuhr los...sah lange niemanden, kam besser in den Tritt, die Sache fing an, Spaß zu machen, saugeile Strecke, hätte nie gedacht, dass die Neusser Umgebung sowas bietet, bin ja meistens im Bergischen oder am Rhein unterwegs...dann am Horizont Radrenner, denen ich mich langsam näherte...nun gut...angeblich fährt ja jeder sein persönliches Tempo, ich dran vorbei...plötzlich alle in meinem Windschatten. Also das Tempo langsam erhöht, bis einer nach dem anderen abreißen ließ, nur der letzte, der war hartnäckig, und als der weg war, war ich selbst halbtot, aber mich nervt es, wenn mir jemand am Hinterrad klebt, kommt vielleicht vom Motorrad-Fahren, wo manche Autofahrer keinen Sicherheitsabstand für nötig halten 
Am Verpflegungspunkt traf man sich wieder, aber ganz im Gegensatz zu jeder X-beliebigen Laufveranstaltung, wo ich mitunter ortsfremd bin und niemanden kenne, aber bisher ausnahmslos jedes Mal sofort locker quatschend mit Leuten ins Gespräch gekommen bin, blieb man hier lieber für sich. Vielleicht waren die von vorhin sauer, dass sich jemand mit "Einkaufsfahrrad" erdreistete, schneller zu sein ? Ich will mich hier nicht rühmen, bin kein besonders toller Radfahrer, wahrscheinlich wären 90% derjenigen, die an dem Tag mitgefahren sind, bei nem Rennen schneller als ich gewesen, vielleicht hatten die ja auch im Gegensatz zu mir die weitaus längere Strecke und damit nen niedrigeren Schnitt ausgesucht (hab die kürzeste für die "Kleinen" gemacht), keine Ahnung, aber bei Läufen ist es doch auch Usus, sich nach dem Rennen noch mal kurz mit den ein oder anderen Leuten auszutauschen, die man unterwegs gesehen hat. Im Ziel angekommen fiel mir dann weiterhin auf: Räder ab einer gewissen Preisklasse aufwärts wurden auffallend auffällig gerne alibihaft im Kreis vor den Leuten herumgeführt.
Meine Fragen:
1) Hab ich den Sinn einer RTF verpeilt und mich für die anderen, Eingeweihten, provozierend verhalten ? (Ernst gemeint)
2) Oder sind Radrenner so ? (Nicht ganz ernst gemeint)
Meine Thesen:
1) Eine RTF ist die geeignete Spielwiese für Poser, da sie hier nicht Farbe bekennen müssen, denn da es ja kein Wettkampf ist, kann man das wahre Leistungsvermögen auch nicht aus Zeiten und Platzierungen herleiten, und Papiertiger bleiben somit unentdeckt.
2) Läufe haben die angenehmere Atmosphäre, da hier der Aspekt "Materialfetischismus" weniger stark zum Tragen kommt als beim Radsport.
Bitte um Aufklärung.
Auch wenn das eigentlich vieeel anstrengender war. Witzigerweise war ich beim Schwimmen nichtmal die Schlechteste/Langsamste. Aber die einzige ohne Badekappe.
