Also den Wunsch irgendwann einmal einen Marathon zu laufen verspürte ich vor ca. 2 Jahren während meines Auslandssemesters in Rotterdam. Dort gibt es nämlich auch einen nicht ganz unbekannten Marathon jedes Jahr im April. Läufer war ich zu diesem Zeitpunkt seit ca. 1 Jahr, aber an Marathon-laufen hatte ich davor noch nie gedacht. Zuerst sah ich all die flinken Gazellen - die zugegeben schon ziemlich beeindruckende Körper hatten aber dann, viel später kamen eigentlich erst die interessanten Teilnehmer : Ottonormalverbraucher wie Du und Ich. Und wie die sich ins Zeug gelegt haben und gegen Schweini gekämpft haben, das hat mich schon schwer beeindruckt. Ein armer Kerl erlitt in der Nähe von mir sogar einen Kollaps, das war weniger beendruckend

. Danach habe ich mich nicht mehr wirklich um das Projekt Marathon gekümmert. Erst heuer im Frühjahr, als eine Freundin den HM in Wien laufen wollte, fand ich dass ich das schon lange kann, wenn sie es kann

. In Wien habe ich nach meinen HM noch die Marathonis angefeuert und ich sah wieder diesen Kampf mit sich selbst in den Augen der Läufer. Nach meinen ersten langen Läufen merkte ich, dass lange laufen (also mehr als 21 km) eigentlich gar nicht so schwer ist und die Erkenntnis reifte in mir, dass sogar ICH die einstige passionierte ANTISPORTLERIN eventuell fähig bin auch einmal diese Königsdisziplin durchzustehen. Dann habe ich einfach begeister weitertrainiert (leider zuviel, weil ich dann 10.000 Überlastungsprobleme bekam...

) und siehe da auf einmal kam der Tag X - bei mir der Wachaumarathon.
Was genau hinter diesr Faszination Marathon steckt kann ich nicht klar beschreiben. Irgendwie liebe ich es mich selbst zu besiegen bzw. meinen Körper meinen Willen aufzuzwingen. Das durchzustehen ist irgendwie wie die absolute Kontrolle über sich selbst zu haben (obwohl dieses Gefühl ab km 30 nicht mehr ganz so intensiv ausgeprägt ist

)...für mich ist Marathon die GRENZERFAHRUNG (für andere Sachen wie bungee-jumping bin ich nämlich zu feig

). Meine Zielzeit war 4.22 h und ich damit bin ich zufrieden, weil mit meinem Bewegungsapparat nicht alles ok war. Beim nächsten im Frühjahr werde ich mein Training ein wenig vernünftiger gestalten, dann sollte auch mehr drin sein.
Tiefenpsychologische Erklärungen:
a) vielleicht bin ich ja einfach masochistisch veranlagt
b) ich bin 3 Monate zu früh auf die Welt gekommen und alle Ärzte meinten ich würde nicht überleben, als ich doch überlebte meinten sie ich würde wohl geistig zurückgeblieben sein, in Grenzen stimmt das aber wirklich nur in Grenzen

.... dh meine Koordination ist nicht so großartig, in Geschicklichkeitssachen war ich immer ganz schlecht vom Ausdauersport ganz zu schweigen... ich war oft krank, also überhaupt ein schwächliches Kind. Ein Teil der Motivation diesen Marathon zu laufen war den Beweis anzutreten, dass auch jemand wie ICH entgegen allen Prognosen alles erreichen kann, wenn ich nur will.
b) noch eine fast banale Erklärung, meine Mutter hat Krebs und ich war das ganze vorige Jahr damit beschäftigt mich um sie zu kümmern, im Mai hieß es sie sei wieder gesund und dieser Marathon war für mich ein Symbol dafür, dass man auch gegen übermächtige Feinde gewinnen kann, wenn man nur will. Leider weiß ich seit Freitag, dass sie einen Rückfall hat. Dh ich werde wohl noch einen Marathon laufen müssen, wenn wir erneut gewonnen haben...
So TurboSchroegi war das tief genug?