
Angesichts des Höhenprofils im Internet (450HM) überkamen mich zwar leise Zweifel, ob das nicht arg dolle steil würde, aber die Laufkumpels meines Vertrauens meinten, das würde schon nicht so schlimm. Also meldete ich mich mal an, um auf diesen ominösen Spitzberg zu rennen. Im Internet war von sage und schreibe 10 Starter (davon 1 Frau) zu lesen, weshalb ich mich seelisch und moralisch schon mal auf den letzen Platz einstellte.
Dank des Samstagmittagsstaus der Tanktouristen nach Tschechien kamen wir zwar erst 2 Minuten vorm Start an, aber wenn knapp die Hälfte der Starter zu spät kommt, wird auch die Startnummernausgabe schon mal länger offen gehalten.
Die ersten 2km wurden neutralisiert in der Gruppe gelaufen, da wir einige Strassen queren mussten. Danach gings los. 'Meine' 3 Laufpartner spurteten mit 2 weiteren Läufern vorne weg und verschwanden innerhalb kürzester Zeit aus meiner Sichtweite. Ich fand mich in Begleitung eines bärtigen Midfünfzigers wieder, welcher versuchte sich mit mir zu unterhalten. Ich fand so einiges heraus, was er beruflich macht (Urologe), wo er WKs lief (Oberelbe, aber nie den DD Marathon), was er die vergangene Woche getan hatte (Kaffeemaschine gekauft). Mein Beitrag zur Konversation bestand größtenteils aus "ach", "hm" und "pffft". Ich musste an den Thread hier im Forum denken, wo jemand fragte, wie man einem Laufpartner signalisiert, dass man nicht reden kann.
Laut meines Mitläufers absolvierten wir den ersten Streckenabschnitt im 5:30er Schnitt, die beginnende Steigung dann im 6er Schnitt. Ich hatte mächtig zu kämpfen und war für jede gerade Strecke dankbar. Trotzdem machte es riesen Spaß. Am Gartenzaun winkten uns die Leute zu, Spaziergänger feuerten uns an und an strategisch wichtigen Punkten wie Kreuzungen und Abzweigungen standen Verwandte der Organisatoren. Sogar einen Getränkestand zwischendurch hatten die Spitzberg Renner aufgebaut.
Zwischendrin durften wir dafür mal einen steilen Hang hoch klettern und am Ende ging es über 10 Minuten super steil bergauf. Mein netter Begleiter meinte immer nur ich würde das prima machen und es wäre nimmer weit. Trotzdem kamen wir da nur im Schneckentempo vorwärts. Ich glaub wenn ich stehen geblieben wäre, ich wär rückwärts wieder runter gekugelt. Innerlich fluchte ich über meine bescheidene Idee, so meinen Samstag zu verbringen und überlegte ob ich nicht eine Gehpause einlegen sollte.
Glücklicherweise war da auch schon das Ziel, es wurde geklatscht und gejubelt und mein Mitläufer und ich liefen Hand in Hand über die Ziellinie. Wir wurden 6. und 7., ich hatte so den Sieg unter den zwei Frauen davon getragen. Meine Zielzeit war 1:01:33 (seit neutralisiertem Start). Mit deutlichem Vorsprung hatten auch meine 3 Jungens die Teamwertung gegenüber den Spitzberg Rennern gesichert. Die Belohnung - zwei Pakete mit diversen Nudeln, Saucen, Schokolade. Das wird mal einen schönen gemeinsamen Abend geben. Gestärkt von Unmengen lecker Kuchen, Brötchen und Tee wurden wir dann von lieben Verwandten der Organisatoren wieder in die Stadt gebracht.
Fazit: eine so nette familiäre Atmossphäre hat man wohl selten und es war vermutlich auch der erste und letzte Lauf wo ich zur Siegerehrung durfte. Schee wars.

Cathleen