Angekommen hole ich mir die Startnummer … die 248 ist es diesmal … und dann ab in die Umkleide. Dann Ausschau nach Welf
halten, der vereinbarte Treffpunkt der Schuhshop ist dieses mal nicht da 
, da wie sich später herausstellt, der Inhaber selber am Start war. Wir haben uns dann doch gefunden und gleich mal ein paar Infos ausgetauscht. Nun gut sage ich, wenn du die 1:45 anpeilst dann lauf ich mal mit dir mit, ich will ja auch um die 1:50 rauskommen. Eine krasse Fehlentscheidung wie sich bald heraus stellen soll. Es geht also los … über 400 Läufer am Start … da war ganz schönes Getummel an der ersten Kurve … aber noch sehe ich kein Problem … meinen FR201 habe ich auf 1:48 eingestellt (tolle Funktion die das Gerät da bietet, virtueller Pacemaker sozusagen). Nach einem km merke ich, der gute Welf hat einen ganz schönen Schritt und macht ordentlich Tempo. Mist denke ich, statt vor dem Start zu ratschen hätte ich mir noch was zu trinken holen sollen, aber bei km 5 kommt ja ne Station. Wir laufen weiter, Welf immer einen Schritt vor mir und immer wenn ich aufschließe, zieht der "Hammel" wieder an … hm, dann muss ich halt immer hinter ihm bleiben denke ich damit er nicht noch schneller wird. Bei km 4 wird es ihm zu lahm und Welf klinkt sich aus - puhh denke ich, Gott sei Dank - denn recht viel länger hätte ich sein Tempo nicht gehen können - er hat zwar die 1:45 angekündigt, läuft aber am Ende eine 1:3X irgendwas
- ich also sofort mein Tempo eingestellt und aus dem Zeitvorsprung wird innerhalb eines Kilometers ein Rückstand … zahlreiche Läufer bereits an mir vorbei 
.Beim ersten Rücklauf zur Kehre am späteren Ziel, kommen mir jede Menge Läufer entgegen … scheiß Gefühl denke ich - das wird ja was. Als ich dann nach der Kehre die 3 km laufe wo die anderen mir dann entgegen kommen, denke ich wow das sind ja noch ganz schön viel die hinter mir sind und gehe leicht motiviert auf die letzten 9 km. Aber dann bei km 15 ein richtiger Einbruch … ich klappe regelrecht zusammen und mein Rückstand auf meine Zielzeit wird immer größer (habe den FR dann auf Normale Laufzeit umgeschaltet damit ich diese negative Zahl nicht mehr sehen muss
). Ich am verdursten und Hunger hatte ich auch auf einmal … ich wünschte mir eine Banane, aber am Verpflegungspunkt gab es nur Wasser und Tee (gut das der warm war, trotz z.T. Sonne und Wärme hat das gut getan). Schon 200 Meter vor der Station habe ich mir vorgenommen die Getränke ganz ruhig zu trinken und dann eine Schlussoffensive 
zu starten. Zum Trinken also gestoppt und langsam gegangen, die Getränke genossen und dann ging's wieder los. Mittlerweile haben mich einige "tausend"
Läufer überholt und nutzen meine Schwächephase bei km 15 gnadenlos aus … aber jetzt denke ich jetzt komme ich und rolle das Feld von hinten aus. Ich male mir das so in meiner Phantasie aus und merke gar nicht, "ich werde einfach nicht schneller", als ich dann wieder den Pacemaker anschaue - Schock über 500 Meter von der Zielzeit entfernt. So geht’s nicht. Also alles zusammen genommen und auf für die letzten 4 km. Gas geben und ich konnte tatsächlich einiges gut machen. Wenn auch nicht so wie ich es mir ausgemalt hatte. Die nächsten 2 km holte ich einige Läufer ein. Auch welche die ich nicht mehr dachte je wieder zu sehen. Es klappte scheinbar - ich biege in den Wald ein um die letzten 2 oder 2,5 km zu machen da höre ich von hinten zwei antraben. Schnaufend holen sie mich ein und laufen ein paar Meter neben mir, ein Pusten das für mich wie Aufgabe klang gab mir einen kleinen Schub und ich konnte mich absetzen von den Beiden, höre noch wie sie zueinander sagen: "den schaffen wir nicht" jedenfalls bilde ich mir ein das gehört zu haben und ich kann mich etwas an den vor mir liegenden hängen. Da ein Schmerz im linken Oberschenkel, kommt da ein Krampf denke und bemerke gleichzeitig wie mein rechtes Knie auf einmal zu mucken anfängt. Äh nun was ist denn los, soll ich knapp 2 km vor dem Ziel aufgeben … soll ich mich zurückfallen lassen und womöglich den beiden hinter mir die Chance auf ein Überholen geben 
. Ne nicht wirklich - oder ?!? Mein Stolz bringt mich also noch weitere 500 Meter und ich kann sogar noch zwei Läufer überholen, da naht von hinten Unheil … besser gesagt "schwupps" und vorbei war er. Ich sofort alle Kräfte zusammen genommen und aufgeschlossen. Genau 10 Meter dann muss ich den Läufer ziehen lassen. Später stellte sich heraus, er war einer der Beiden die vorher mich nicht überholen konnten. Der zweite Läufer gestand mir nach dem Wettkampf, er hat es nicht geschafft an mir vorbei zu kommen es sah alles so locker aus bei dir ... (ich wieder stolzgewordenbin). Als ich ihm sagte, dass ich da gerade mit einem Krampf gekämpft und gerechnet hatte lachten wir beide.Kurzum ich bog in die Zielkurve ein und war heilfroh da zu sein … ein blöder Kommentar direkt vor dem Ziel "der schaut aber auch schneller aus als er es ist" hätte mich fast aus der Bahn geworfen, ich schrie ihm nur zu … "lauf du erst mal 20 km" und denke mir noch "mit nur einem Jahr Lauferfahrung" und dann … dann war ich schon im Ziel. Überglücklich weil ich es geschafft habe und zudem meine erste HM-Zeit sogar verbessert habe, was ich nie erwartet habe.
Fazit: Ein Marathon kommt noch nicht in Frage … Kommentare am Wegesrand muss ich ignorieren lernen … Welf ist ein feiner Kerl … die Welt ist schön und das Leben ist herrlich … ach ja noch was, alkoholfreies Erdinger Weißbier schmeckt nach einem HM tatsächlich geil … der Hackl Schorsch hat also nicht gelogen, wobei ich denke im Ziel nach einer solchen Anstrengung schmeckt eh manches Besser als im normalen Tagesablauf
Danke fürs Lesen - frei nach eM dem Lauftaliban bzw. Wützbuicha
