Nach dem Start bin ich mutig und vieleicht auch leichtsinnig mit einer Gruppe 3:20ern mit gelaufen. Der Geschwindigkeitsrausch war einfach herrlich. Und eigentlich dachte ich, dass ich das auch durchhalten könne. Zumindest sagte mir mein Gefühl, dass ich ruhig weiter so machen könne (

Bei Kilometer 14 merkte ich aber, dass meine Muskulatur das nicht wirklich gut fand. Die Beine wurde immer schwerer und fingen an weh zu tun. Naja gut, dann muss ich eben jetzt schon beißen, dachte ich. Bleib trotzdem dran. Mal schauen, was kommt

Bei Kilometer 18 fing ich an den Kontakt zu der 3:20er Gruppe nicht mehr halten zu können und habe sie bei Kilometer 20 endgültig verloren bzw. ziehen lassen. Es ging einfach nicht mehr

Da war ich natürlich enttäuscht und frustriert. Den ersten HM bin ich aber auch mit 1:39:XX zu schnell angegangen. Ich habe hoch gepokert und mir war vorher klar, dass es schief laufen kann. Ich habe danach ein paar Kilometer ernsthaft ans Aufgeben gedacht

Dann sah ich meine Kids am Streckenrand "Papa" rufen und sagte zu meiner Süßen "Ich bin zu schnell angegangen, ich laufe nur noch locker durch". Gesagt getan, hab ich halt auf, den Umständen entsprechend, Wohlfühlen und Spaß umgeschaltet. Und das hat sogar funktioniert

Die Kilometer habe ich Kilometer sein lassen, habe jeden Spaß am Streckenrand mitgenommen und mich tierisch gefreut ein paar alte Bekannte gesehen zu haben, die dann doch etwas verwundert waren (Lars, Du läufst Marathon. Wow! Gib alles ... etc.). Die habe ich teilweise 3 Jahre nicht mehr gesehen. Dem ensprechend lustig war die Situation

Besonders klasse fand ich die LA-Goupies am Uni-Biergarten. Da ich bereits voll im Spaßmodus lief konnte ich so richtig grinsen und den Spaß an der Sache zulassen. Ihr wart spitzenmäßig

Danach ist odie noch ein Stück mit dem Fahrrad neben mir her gefahren und hat mich aufgebaut. odie: Das war echt super


Die Zeit war mir, nach der Erkenntnis mein zu hoch gestecktes Ziel nicht mehr zu erreichen, egal. Ich wurde überholt und es hat mir nichts ausgemacht. Denn das Wetter war herrlich. Die Zuschauer, wenn auch nicht wirklich zahlreich vertreten, haben gute Stimmung gemacht. Und wie schon gesagt, habe ich es endlich mal so richtig genießen können und mich gefreut wie sonst was. Über jede Kleinigkeit

2 Schlüsselmomente sind heute beim Marathon für mich entscheidend gewesen. Der erste bei Kilometer 25, wo ich ans aufhören gedacht habe. Da hörte ich "Nothing Else Matters" ausm Ghettoblaster am Streckenrand und besann mich eines Besseren. Der Zweite war bei Kilometer 28 ein super niedliches Mädl von vieleicht 8 oder 9 Jahren. Sie sagte etwas zögerlich "Soll ich Dir, äh, soll ich Dich Anschie... äh, soll ich Dir Anschwung, äh ja richtig , doch, Anschwung geben?" Die war so drollig, die Kleine. Ich sagte noch "Ja, bitte", war aber schon an ihr vorbei. Das hat mir total viel gegeben. Diese natürliche, bewertungsfreie und liebevolle Austrahlung. Jetzt kommen mir doch noch Tränen.
Von der 3:20er Gruppe, der ich mich bis kurz vor der HM-Marke angeschlossen hatte, sind 2 Läufer ebenfalls Eingegangen. Daher der Titel. Es war in der Tat ein kollektives Einbrechen. Es war einfach zu warm. Trotzdem hat es mir riesigen Spaß gemacht meinen inzwischen 6. Marathon mit so viel Genuss und so viel Gelassenheit zu finishen. Hey, das war Nummer 6


Ich habe das Gefühl erst jetzt richtig auf der Distanz Marathon angekommen zu sein, weil ich aus der Krise heraus trotzdem ein ganz besonders tolles Erlebniss zulassen konnte. Das war vieleicht eine art Reifeprüfung.
Ich bin ausgezogen, um das Marathonlaufen in Magdeburg, Hamburg und Bremen zu lernen. Und hier zu Hause. Hier in Hannover. Hier bin ich angekommen und fühle mich jetzt erst richtig als Marathoni, weil ich heute gelernt habe trotzdem soooooo viel Spaß haben zu können

Zieleinlauf war dann mit 3:45:XX. Nur für Zahleninteressenten. Das ist aber eigentlich unwichtig. Ich bin heute ganz mächtig gewachsen. Und ich bin so Stolz, wie ich vorher nur nach meinem ersten Marathon gewesen bin.
Danke fürs Lesen und ganz besonders vielen Dank an die lieben Groupies. Ihr habt diesen Lauf heute für mich noch schöner gemacht!