Dies sollte mein erster Nachtmarathon sein. Damit kam vorab schon mal die Fragen auf: Was macht man an einem solchen Tag bis zum Start und was wird gegessen? Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Müsli und Honigbrötchen im Hotel sind mein Mann und ich nochmal den kleinen Berg zur Oranjenburg in Vianden hochgestiefelt um im Trockenen ein paar Fotos von dem romantischen kleinen Örtchen nördlich von Luxemburg-City zu schiessen.
Anschliessend noch ein letztes Mal Pasta zum Mittag und ein wenig Ausruhen im Hotel. Gegen 14:00 halte ich es im Hotel nicht mehr aus. Nach langem Hin und Her kann ich meinen Mann, der wie üblich die Ruhe selbst ist, endlich zum Aufbruch überreden. Entgegen jeder Erwartung kommen wir schnell durch und sind bereits 1 Stunde später an der Coque, einer sehr modernen Sportarena, die als Start und Zielbereich des Marathon dient.
Die Nervosität steigt immer mehr an. Wir umrunden die Arena mehrmals und ich renne - wie vor jedem Wettkampf - ständig zur Toilette. Allmählich machen sich auch noch Magenschmerzen breit. Die kann ich nun gar nicht gebrauchen

Punkt 18:00 Uhr Startschuss!! Der Zugläufer neben mir drückt seine Uhr.

18:04 Uhr ich überquere gemeinsam mit den beiden Zugläufern die Startlinie, die Stimmung ist gut, oje, schon beim Start Magenschmerzen, das kann ja was geben! Ich beschliesse wenn die Schmerzen sich bis KM 17 wo sich HM und M trennen nicht legen, laufe ich halt beim Halben raus. So und nun nicht mehr an die Schmerzen denken!
Unser erster KM entspricht mit 6:19 ziemlich genau der Durchschnittszeit für mein Ziel Sub 4:30, als ich gerade anfangen wollte die Zugläufer für ihre Präzission zu bewundern, ziehen diese das Tempo deutlich an. Ich bleibe
dran. Die nächsten Killometer sind mit 5:15 bis 5:35 deutlich zu schnell. Ich schliesse zu den Zugläufern auf und will sie darauf aufmerksam machen, dass sie viel zu schnell laufen. Ich staune Bauklötze als einer der Beiden mir erklärt
dass er die 4 Minuten die er bis zur Startlinie brauchte aufholen muß, da er ja nicht weiss, wo die Leute, die sich auf ihn verlassen gestartet sind muss er 4:29 Brutto laufen



Franz-Josef der Zugläufer kümmert sich von nun an rührend um mich und die kleine Läuferschar um Ihn herum. Er saust vor und holt das Wasser wir laufen langsam weiter bis er uns wieder einholt. Ansonsten läuft er vorn weg und animiert die Zuschauer.

Wir kommen zu KM 10 von nun an geht es Richtung Innenstadt wir laufen durch den schönen Stadtpark es geht größten Teils leicht bergab und mir schwarnt Böses für den Rückweg. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, Schötterwege im Park, tückische Bordsteinkanten wechseln mit breiten Straßen und engen kopfsteingepflasterten Gassen. Der ständig wechselnde Untergrund verlangt vollste Aufmerksamkeit beim Laufen. Hinzu kommt noch das wellige Profil, das das Finden des eigenen Rythmus erschwert. Wir laufen nun ziemlich konstant im 6er-Schnitt. Na wenn das mal gut geht. Der Weg schlengelt sich Richtung Bahnhof und wieder zurück in den kleinen Stadtpark
etwa 10 Minuten nach KM 15 sehen wir das 18ner-Schild

Durch die Verwirrung habe ich glatt meine Magenschmerzen vergessen. Ich spühre zwar immer noch ein leichtes Ziehen, aber es ist zumindest nicht schlimmer geworden

2000 € pro Quadratmeter.

Allmählich fällt mir das Dranbleiben an den Zugläufern immer schwerer. Das relativ Hohe Anfangstempo oder die Zunahme der bergauf-Passagen machen sich bemerkbar. Jetzt nur nicht zurückfallen lassen. Ich greife nach "A-Bär" meinem treuen Maskottchen das an meinem Startnummernband baumelt und reisse mich zusammen.
So etwa bei KM 26 spricht mich plötzlich jemand von der Seite an. "Da ist ja jemand von Laufen-Aktuell. Ich bin Stephen"



KM 30: 3:04:xx langsam werden die Beine schwer



Als ich mal wieder an einem Hügelchen nicht mehr weiterlaufen will zeigt Stephen nur hinunter in den Tiegel von Luxemburg und sagt "Sei froh, dass die uns nicht da runter geschickt haben" Recht hat er und macht mir damit den Hügel gleich etwas schmackhafter.
So geht es weiter. Langsam wird es Dunkel und es geht durch die Altstadt eine Riesenstimmung schallt uns entgegen während wir links am prunkvollen Herzogspalast vorbeilaufen. Gänsehautfeeling macht sich breit. Nun geht es wieder zurück Richtung Coque und somit merklich mehr bergauf als bergab.
So etwa bei KM 35 wird mir schwindelig. Mein Kopf dröhnt, die Füsse brennen. Ich will nicht mehr! Ein bisschen Wasser auf Nacken und Stirn vertreibt den Schwindel, aber die Füsse wollen nun wirklich nicht mehr. Immer häufiger lege ich kleinere Gehpausen ein. Mit jeder wird es schwieriger wieder anzulaufen, doch Stephen schafft es immer wieder, dass ich mich doch nochmal aufraffe. "Du kennst Doch die Geschichte von Achilles und der Schildkröte, denk' einfach ich bin Achilles und Du willst mich besiegen"
Leider hatte ich mein Double das für mich ins Ziel läuft vergessen

Bei KM 38 kommen wir wieder an der Coque vorbei. Inzwischen ist es Dunkel und kaum was zu erkennen. Ich halte Ausschau nach meinen Mann kann Ihn aber nicht entdecken. Doch dann rennt er plötzlich neben uns her: "Hej Maus, was machst Du denn schon hier? Willst Du einen neuen Rekord aufstellen?" Na, wir müssen noch 4 KM laufen


Es geht etwa 1,5 KM stetig bergauf. Argh! Keine Chance, ich werde wie die Meisten gehen! Der Anstieg ist zwar längst nicht so übel wie befürchtet, aber der Anstieg und die Tatsache, dass auf der anderen Strassenseite alle runter laufen sind nicht gerade motivierend, so kurz vor Schluss. Doch dann ist es auch schon vorbei und wir müssen es nur noch rollen lassen, wie Stephen so schön bemerkt. Wir passieren ein Tor an dem der letzte KM angezeigt wird. Noch 8 Minuten. Das wird wohl reichen. Wir lassen es weiter rollen. Auf den letzten 500 Metern vor der Arena weisst uns Bengalisches Feuer am Strassenrand die Einflugsschneise. Schon geht es in die brodelnde Arena. Wow! Ich reisse die Arme in die Höhe und die Zuschauer gehen mit. Kurz vor dem Ziel schnappe ich mir Stephens Arm und wir überqueren mit hochgerissenen Armen die Ziellinie


FAZIT: Die Luxemburger Marathon-Veranstalter müssen noch einiges lernen. Die Kilometerschilder waren erstens schlecht zu sehen und zweitens häufig falsch aufgestellt. Der letzte KM war mit Sicherheit länger und so manch anderer auch. Für die After-Run-Party 7 EURO Eintrittsgeld zu verlangen fand ich die absolute Höhe.
Die Strecke war anspruchsvoll und abwechslungsreich, was ich als sehr positiv empfinde. Die Arena als Zielbereich fand ich genau so gelungen wie die Verpflegung mit Iso, Wasser, Cola, Obst und Powerriegeln.