Jetzt muss ich mich auch mal mit einem Wort zum Sonntag zwischenschummeln
Beim ersten Lesen dachte ich: jaklar und logisch hat jeder das Recht, für sich zu entscheiden, was er - für sich - gut oder schlecht und damit beglückwünschenswert findet oder nicht. Und Ripples Antwort fand ich erstmal total daneben.
Aber dann - so beim Kräuterquark rühren, blieb mir das Thema im Kopf mit einem untergründigen: "da stimmt aber irgendwas noch nicht dran -Gefühl"
Also habe ich das gedanklich mal genau aufgedröselt und kam zu folgendem hobbypsychologischen Schluß:
Alle haben Recht!
Weil: es ist so ein typischer Fall, wo es keine 'einzige Wahrheit' gibt. Jeder betrachtet nunmal die Dinge aus seiner Perspektive. Und diejenigen, die gratulieren, sagen damit ja nicht: "Du hast dich toll zu finden!" sondern sie sagen dir - durchaus positiv und vermutlich bei deiner Zeit absolut ehrlich gemeint: "ich finde dich (bzw. deine Leistung) toll!" ... und damit haben sie - aus ihrer Sicht - ja völlig recht.
Greenies geschilderte Szene paßt - auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag - da gar nicht rein, denn die war anders. Die Menschen, die ihr das sagten, hatten vermutlich die (wahrscheinlich ehrenwerte) Absicht, sie mit einer gnädigen Unwahrheit zu trösten (1:09 h fürn Zehner bei ner jungen gesunden Frau SIND nunmal grottenschlecht

).
Die Leute, die Schneller! gratulierten, sagten - für sich - die reine Wahrheit.
Stellt sich die nächste Frage: Hat Schneller das "Recht", sich dieser "Wahrheit" zu verweigern, sie seinerseits abzuweisen und für "falsch" zu erklären? Ich meine: Jein
Denn er kann zwar feststellen, dass er mit sich nicht zufrieden ist und sich mehr erwartet hat, aber er kann die anderen nicht dazu zwingen, seine Zeit schlecht zu finden. Er kann natürlich - und hier wird es schlicht zu einer Frage der sozialen Umgangsweise - die Kommunikation verweigern oder zurückweisen.
Das aber weitergesponnen: Angenommen, es wären - warum auch immer - bei diesen Lauf die acht schnelleren gar nicht am Start gewesen und Schneller! hätte gewonnen: dann hätte sich nichts an dem Umstand geändert, dass er mit seiner Zeit nicht zufrieden ist. Aber er wäre damit aufs Siegertreppchen gekommen.
Wie dann reagieren? Mürrisch rumgranteln und schlecht gelaunt brummeln, dass es doch eine Kackzeit ist und nur keine gescheiten Läufer am Start waren? Oder gar nicht erst zur Siegerehrung erscheinen?
Das wiederum fände ich hochgradig unhöflich und eine Missachtung der Ausrichter eines solchen Laufes. Die haben sich Mühe gegeben und möchten nun - berechtigterweise - dem Sieger Ehre erweisen. Das gehört dazu. So ein Wettkampf ist ja nun auch eine kommunikative Angelegenheit, bei der viele unterschiedliche Menschen beteiligt sind und entsprechend erfordert es von allen ein gegenseitig rücksichtsvolles miteinander umgehen. Optimalerweise auch ein aufeinander eingehen - aber wenn man sich nicht persönlich kennt, ist sowas schwer.
Fazit meiner Kräuterquarkmischenden Gedankengänge war: Die Wahrheit und das Richtige liegen wie so oft irgendwo in der Mitte.
schönen Sonntag noch

Lizzy