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I'm walking....

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trampler hat geschrieben:Hallo Neunstein!

Viel Lesefutter heute überall :zwinker2:

Da hast du wirklich ein ausgesprochen schönes Trainingsgelände. Nur schade, dass es überall miesepetrige Mitmenschen gibt. Mal schauen, wo du uns als nächstes hinführst ...

:hallo:
Hallo...

tja, das Trainingsgelände ist schon genial und ich freue mich darauf, es mit ein wenig Ruhe und ohne miesepeteriege Menschen zu erkunden. Es gibt aber noch eine Menge anderer Ecken hier zu entdecken, ich möchte schon gern mal in Richtung Landgraaf und weiter in Richtung Sittard marschieren. Die niederländische Schweiz hat eine Mege zu bieten und sie liegt ja quasi vor der Haustür. Außerdem sind anscheinend die Niederländer gegenüber den NWlern ein wenig toleranter - komischerweise hört man auf den Wegen hier wesentlicher häufiger ein "Daag" und ein "Hey" als ein "Hallo" - egal ob als Läufer oder als Walker...

Wie auch immer, ich hoffe, dass ich meine "Gehhilfen" (ein schöner Ausdruck aus einem anderen Threat) bald wieder in Gebrauch nehmen kann.
Noch ein kleiner Nachsatz zu meiner heutigen Tour. Nach meiner Messung waren es 17,8 Kilometerin 2:08 Minuten - und wären die Off-Road-Touren nicht gewesen, dann würde es noch ein bisschen anders aussehen. Aber, wer will das?

LG

Dieter

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Hallo Dieter,

du schreibst ja immer schöne Berichte, und die Bilder dazu auf der Homepage vermitteln dann auch einen guten Eindruck. Danke

Gruß Martin
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
About me, alles auf einen Blick

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Ihr habt es so gewollt...

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23. September 2006

Geschafft, Buch sieben und acht sind – auch unter einigen Geburtswehen – in der Druckerei. Eine kurze Zeit des Durchatmens bevor der größer „Brocken“ mit dem Örtlichen für Aachen vor der Tür steht. Also wird es mal Zeit für zwei Tage dem Büro den Rücken zuzudrehen und nach Hankenberge zu fahren. Viel ist liegen geblieben in den letzten drei Wochen, die ich hier im Aachener Land war. Der Garten braucht dringend eine Generalüberholung und auch der Keller muss mal „dran glauben“. Aber eigentlich wollte ich nicht nur zum Arbeiten in mein Haus fahren...


Nur, wie es so ist, nach ein paar Stunden Gartenarbeit spürt der untrainierte Mietwohner doch ein Ziehen in den Waden und den Oberschenkeln. Dazu war es schon fast heiß und nachdem dann auch die alten Himbeeren ausgebuddelt waren stand der Sinn nur noch nach einer Dusche und einem kalten Budweiser...

So vergingen die Tage wie im Flug und erst am Samstag konnten wir dann die Stöckchen aus dem Auto holen und auf die Piste gehen. Das Wetter war herrlich, strahlend blauer Himmel über dem Teutoburger Wald dazu ein leichter Wind. Wohin also?

Die Auswahl an Strecken ist schon verdammt groß, vor allem, wenn man hier Jahre für den Marathon trainiert hat und fast jeden Stein und jeden Baum mit Namen kennt. Ab in die Borgloher Schweiz? Oder doch lieber in Richtung Westerwiede? Oder in Richtung Bad Iburg auf der Waldchaussee? Na, das war schon immer meine Lieblingsstrecke. 4,5 Kilometer geht es Bergauf bis zum Bergabbaum (nein, das ist keine neue botanische Art, hier war immer der Wendepunkt auf den Hin- und auf dem Rückweg und die ewig lange Steigung war zuende), 4,5 Kilometer geht es bergab bis zur Wassertretstelle in Bad Iburg. Und das alles quer durch den Wald, beschattet durch hohe Bäume an den steilen Hängen an denen sich im Frühjahr Tausende und Abertausende Lerchenspornblüten in rosa und weiß wie ein Teppich in den Wald legen.

OK, die Wahl ist getroffen und so machen sich Ellen und ich auf den Weg zum Wanderparkplatz bei „Ellerweg“. Los geht es und ich bin doch ein wenig überrascht, wie schnell Ellen die Strecken angeht, also – wie es sich für den Mann gehört – keine Schwäche zeigen und hinterher. Bergauf geht es, ca. zwei Kilometer weit, die Luft ist wunderbar, schöner als an jedem Sommertag. Man riecht den nahen Herbst, es riecht nach feuchter Erde und nach Blättern. Was für eine wunderbare Jahreszeit ist das. Ich habe schon immer das Ende des Sommers geliebt, irgendwie war es nach einer atemlosen Zeit der Wärme eine Zeit der Ruhe und Entspannung. Noch schöner wird es, wenn der Oktober seine warmen Tage auspackt. Ein Licht wie ein Liebesgedicht von Rilke, ein wenig gedämpft, ein wenig mystisch, kleine Nebelbänke in den Niederungen, eine Zeit für Träumer...

Aber so weit ist es noch nicht. Heute ist es einfach nur schön und mit einem langen Schritt geht es die Steigungen hoch. Ein wenig wehmütig ums Herz wird mir schon, Hier hatte ich früher meine Sonntagstour fast hinter mir, gute 18 Kilometer durch den Wald und es kamen nur noch fünf Kilometer bergab bis zur Haustür. Aber, das ist – wie so vieles Geschichte – und so marschieren wir weiter. Ab und zu begegnet uns ein Radfahrer, der mit verbissenem Gesicht an und vorbeirauscht. Auch ein paar Läufer grüßen freundlich und machen sich auf den Weg zur Georgshütte. Es ist ein schönes Walken, die Geschwindigkeit passt und es macht Spaß an den Steigungen die Geschwindigkeit anzuziehen. Lachen muss ich dann doch als Ellen mir sagte „Nimm die Arme runter, Du läufst schon wieder“. Es stimmt, wenn ich nicht nachdenke, dann walke ich wie ich laufe, aber ich bin ja noch blutiger Anfänger bei Nordic-Walking...

Nach 45 Minuten sind wir dann am „Bergabbaum“ angekommen, noch ein paar Meter und an der Georgshütte wird es Zeit, den Rückweg anzutreten. Zurück geht es und das Licht ist noch schöner, die Sonne sinkt tiefer und die Bäume erstrahlen in allen Farben des (noch) Sommers, es wird Zeit, ein wenig Gas zu geben und mal zu testen, wie schnell man die Steigungen hinauf walken kann – und man kann es sehr schnell tun. Wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, dann bin ich bergauf mit den Stöckchen nicht viel langsamer als beim joggen.

Nach guten 90 Minuten sind wir dann wieder zurück, es war kein Gewaltmarsch, es war nicht spektakulär, es war für viele andere sicher noch nicht einmal einen Bericht wert, aber ich liebe diese kleinen Ausflüge bei denen man Ruhe findet, das Gleichgewicht auspendeln kann, wo man die Natur genießt und kleine Dinge wie ein Blatt auf dem Weg, das alle roten Farben der Welt angenommen hat, wichtiger sind als die Umsatzsteigerungen der letzten Woche...

Ich bin froh, dass ich das Walken entdeckt habe. Ich gebe zu, dass ich lieber wieder joggen und noch lieber wieder laufen würde, aber das Walken gibt mir die Chance lange und längere Strecken unterwegs zu sein – und das war schon immer das, was ich geliebt habe.

Zuhause angekommen sitze ich auf meiner Stufe auf der Terrasse, vor mir eine Flasche Wasser – und, wie ich zugeben muss – eine Zigarette. Fritz unser Besuchskater, der eigentlich Ballack heißt, schaut vorbei und sagt „Guten Tag“, streckt sich in der Sonne und setzt sich neben mich. Ein paar Streicheleinheiten gibt es und für ihn wird es Zeit, sein Revier zu checken, für mich wird es Zeit unter die Dusche zu gehen...

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Hej,

Dein Talent zum Schreiben ist ja bei den Telefonbüchern irgendwie verschwendet!
Schöner Bericht, Danke! :daumen:

1A Sonntagnachmittagsunterhaltung

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Hier ist es richtig gemütlich :) Die tollen Berichte habe ich gerade entdeckt und direkt alles von vorne bis hinten gelesen. Das war ein feiner Lesespaß und ich freue mich auf noch mehr schöne Berichte von Euch. Auch die P-Weg Berichte und 100 km-Marsch-Berichte waren schon schön zu lesen.

Demnächst werde ich auch mal das Walken mit den Stöcken ausprobieren. Da ich bisher nur glaube, dass es mir Spaß machen würde, habe ich erst mal nicht so tief in die Tasche gegriffen, und mir Stöcke durch eine Punktesammelaktion ergattert, gegebenenfalls werde ich dann später mal aufrüsten. Momentan liegen sie auf dem Küchentisch und warten auf ihren ersten Einsatz. In einer Woche wird es soweit sein. Meine Freundin war vor kurzem in Firmenkur und hat dort 4 Wochen NW mitgemacht, und von ihr werde ich dann eine Einweisung in die richtige Technik bekommen.
Ich denke schon, dass mir das Spaß macht, denn wenn ich teilweise so NWler beobachte auf meinen Laufstrecken, dann sieht das doch bei Leuten mit der richtigen Technik richtig dynamisch aus. Mal sehen, so in 1-2 Wochen weiß ich mehr und je nachdem werde ich das dann auch öfter machen, neben dem Laufen, als Ausgleich und Zusatzbewegung. So stelle ich mir das zumindest vor. Sollte es doch nicht so sein wie in meinen kühnen Vorstellungen, dann habe ich aber zumindest eine Möglichkeit wenn mal wieder eine Verletzung oder Überlastung von der Lauferei anklopft.

Und hier werde ich jetzt öfter reinschauen. Neunstein, Du solltest wirklich "richtige" Bücher schreiben. Die Beschreibung deiner Strecken ist so lebendig, als wäre man selber dabei.

Liebe Grüße
Michi
Mik

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Mik hat geschrieben:...
Demnächst werde ich auch mal das Walken mit den Stöcken ausprobieren. ...
Mik? :zwinker2:

Tschö sam

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sam hat geschrieben:Mik? :zwinker2:

Tschö sam
:hihi:


Was machst Du denn hier? :haeh: :zwinker5:
Mik

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Mik hat geschrieben:Was machst Du denn hier?
Interessante Berichte :) und Deine überraschenden Statements lesen. :D

Tschö sam

59
sam hat geschrieben:Interessante Berichte :) und Deine überraschenden Statements lesen. :D

Tschö sam

Hihi... ich werde erst mal testen :zwinker4: und wer weiß ... vielleicht lerne ich ja doch noch Deine Tante kennen :zwinker2:

Aber hast recht, die Berichte sind wirklich interessant, habe mich inzwischen auch durch 2006 auf Neunsteins HP geboxt, in den nächsten Tagen ist der Rest dran. Schöne Fotos gibt es auch.
Mik

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Es freut mich doch sher, dass Euch meine kleinen Berichte gefallen...

@rohar

Lass mal, Telefonbücher sind auch recht spannend, die Besetzungsliste ist genial, nur an der Handlung müssen wir noch arbeiten...

@Mik

He, schön Dich hier zu sehen und ich bin gespannt auf Deinen Bericht von der ersten Tour. Nur ein kleiner Tipp. Sei vorsichtig in der ersten Kurve, Männer als Grobmotoriker sind mit zwei Beinen und zwei Stöcken einfach überfordert :nick:

@ sam
Hallo sam, schön Dich mal wieder zu lesen :hallo:

Viele Grüße

Dieter

...

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29. September 2006Freitagabend, es ist 22:08, gerade habe ich den Fernseher ausgeschaltet – es kam irgendwie nichts, was mich länger als fünf Minuten auf einem Programm gehalten hat. Jetzt sitze ich vor dem Laptop an meinem Schreibtisch, vor mir steht ein Glas Rotwein (ein ganz hervorragender Chianti, den ich durch Zufall in meinem Getränkemarkt entdeckt habe) und ich denke, dass ich auch heute ein paar Eindrücke von meiner Tour aufschreiben sollte...

Wie war es heute gegen 15:30 Uhr als ich endlich aus dem Büro gehen konnte? Ich war müde, so verdammt müde. Die Woche war lang, sehr lang, aufstehen um 4:00 Uhr, um 5:00 Uhr am Schreibtisch und dann die Hoffnung, dass der Zug um 19:38 Uhr pünktlich fährt. Im Zug fielen mir heute schon die Augen zu und hätte mich nicht jemand kurz vor Herzogenrath geweckt, dann wäre ich vielleicht erst in Mönchengladbach oder Duisburg wach geworden...

Jeder Schritt vom Bahnhof bis nach Hause war ein Qual und ich wollte nur noch auf mein Sofa und schlafen, schlafen, schlafen... Als ich dann glücklich die Krawatte in den Schrank geräumt und das Hemd im Wäschekorb verstaut hatte, sah ich da meine Laufklamotten, die seit dem letzten Sonntag auf der Waschmaschine im Bad liegen. Was tun? Auf’s Sofa? Oder doch walken?

Also was soll’s, wenn es nicht mehr geht, dann kann man umkehren – und einen Versuch ist es Wert auf Tour zu gehen. Ab dafür, die Schuhe angezogen, die Stöcke in die Hand und los geht es. Eine kleine Tour soll es werden, vielleicht so eine Stunde an der Wurm entlang, schön langsam und entspannend. Dachte ich...

Es ist schon komisch, wie mich das Wetter, nein, eher das Licht und die Eindrücke, die es zaubert, beeinflussen. Es war warm heute hier im Rheinland, die Sonne schien als ich losging, aber es war kein Sommertag mehr, man roch den Herbst, das Licht war eher wie durch Milch gezogen, die Luft war nicht stickig, sie war weich wie Samt und mit jedem Atemzug stiegen die Düfte des nahen Herbstes in die Nase. Laub, das von den Bäume fällt, irgendwo hat jemand ein Feuer angemacht – es riecht nach Kartoffelfeuer.

Wer kennt das heute noch? Früher, sehr viel früher, gab es in dem Garten meiner Eltern und Großeltern fast nur Kartoffeln, Gemüse und Obst. Der Herbst war die Zeit des Erntens und Einkochens. Die Zwetschgen kamen in Gläser, die Äpfel kamen über den Winter auf den Boden (der noch heute nach Äpfeln riecht) und die Kartoffeln wurden geerntet. Mitten auf den fast 1.000 m² wurde das Laub aufgeschichtet und abgebrannt. Was gab es schöneres für uns Kinder als an langen Stöcken die Kartoffeln in die Flammen zu halten und uns nachher die Finger zu verbrennen. Nie haben Kartoffeln besser geschmeckt – obwohl sie halb roh und halb verbrannt waren...

So versunken in Gedanken marschierte ich immer weiter in Richtung Geilenkirchen immer am Ufer der Wurm entlang. Viel habe ich nicht wahrgenommen, nur, dass der ganze Stress der letzten Tage, die ganzen Probleme und Unstimmigkeiten mit jedem Schritt ein wenig weiter hinter mir blieben. Ich bekam den Kopf frei und ich fühlte mich wohl in meiner Haut, sehr wohl, obwohl mir die Muskeln schmerzten und ich eigentlich hätte umkehren müssen. Aber ich wollte nicht, ich wollte weiter, immer weiter, gehen, walken, laufen – wie auch immer. Und so ging es weiter und weiter bis dann kurz vor dem Bahnhof in Geilenkirchen stand – und mir bewusst wurde, wo ich war. Gute neun Kilometer von meiner Wohnungstür entfernt.

Da stand ich nun und habe mich an den wunderbaren Marathonsatz erinnert: „Kilometer 21 – jetzt umkehren wäre blöd..“ Also, umgedreht und ab dafür. Sollte ich es ein wenig langsamer angehen lassen? Nein, das liegt mir nicht, also weiter mit einem schnellen Schritt, genau weiß ich es nicht, aber ich denke, dass ich so mit sieben Minuten pro Kilometer unterwegs war, vielleicht auch ein wenig schneller...

Ich bin zurück in Palenberg, links sehe ich das Schloss Zweibrücken, die Beine tun weh, die Schienbeinmuskulatur rebelliert aber die Kondition hält, ich bin nicht müde und verdammt noch einmal, dann können sich auch die Muskeln ein wenig unterordnen...

So langsam kommt auch die Umwelt an mich heran, es ist wenig los auf dem Uferweg, ab und zu kommt mal ein Radfahrer vorbei, ich passiere einige Hundehalte und die dazugehörigen Hunde, ich überhole einen Vater, der mit seiner kleinen Tochter die ersten Gehversuche macht...

Rückweg. Noch gute zwei Kilometer sind es bis ich endlich da bin, ich gebe noch einmal Gas, die Steigungen sind bissig aber sie sind da um bezwungen zu werden – bis zur Zwangspause vor den Bahnübergang. Da stehe ich nun, müde und kaputt und ich freue mich über die Pause, nur noch ein Kilometer – und trotzdem muss ich lächeln. Es ist wie früher, gegen Müdigkeit, gegen Stress, gegen die Angst, dass alles über einem zusammenfällt, hilft ein Lauf oder eine Walkingrunde mehr als eine Stunde auf dem Sofa...

Jetzt ist es 23:02 Uhr, ich bin müde, die Beine schmerzen nach den guten 17 Kilometern heute, aber es war ein versöhnlicher Abschluss für diese Woche und vielleicht der Anfang für ein neues Ziel. 17 Kilometer schaffe ich schon, warum also nicht den Halbmarathon mit den Stöckchen – ob ich es im kommenden Frühjahr schaffe? Es wird Zeit, ins Bett zu gehen, der Wecker klingelt früh und die Arbeit wartet...

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:winken: Hallo Dieter!

Du strahlst eine für mich neue innere Ruhe aus, die sich in Deinen Worten widerspiegelt. Schön.

Und schaffst eine Insel des Friedens und der Freundlichkeit in diesem Umfeld.

Ich stelle erfreut fest, dass du Du geblieben bist. Aber die Texte haben sich gewandelt, wenn ich das mal so sagen darf: Weg von übersteigerter Romantik und der teils gnadenlosen Kitschigkeit - die ich allerdings ganz besonders mochte :D :nick: :D - hin zur Poesie. Und die mag ich sowieso. :)

Liebe Grüße
von
Phönix

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Hallo Phönix,

vielen Dank für Deine lieben Worte. Ich freue mich, dass Dir meine Berichte gefallen. Es stimmt wohl, der "Kitsch" von Tante Hedwig gehört wie vieles andere auch der Vergangenheit an.

Laufen und/oder Walken hat für mich inzwischen eine andere Qualität bekommen, es geht nicht mehr um PB's oder um Wochenkilometer. Ich erlebe die Bewegung als etwas, das ich für mich mache, nicht für andere Menschen, deren Lob oder Kritik ich erwarte. Es interessiert mich nicht, ob ich in zwei Stunden 17 oder 20 Kilometer schaffe, es ist mir völlig egal, ob ich mit dem Chip meine Endzeit auf die Sekunde genau bestimmen kann. Ich laufe nicht mehr vor mir weg sondern auf mich zu. Und wenn die Berichte dieses Weges dem einen oder anderen gefallen, dann freut mich das sehr...

Tja, auch ich bin erschrocken über das, was in den vergangenen Wochen hier im Forum passiert. Auseinandersetzungen gab es schon immer und sie waren auch immer mal von persönlichen Angriffen geprägt, aber inzwischen haben die Auseinandersetzungen hier eine neue - für mich erschreckende - Qualität bekommen. Zwischen den Zeilen erkennt man nicht nur verletzte Eitelkeiten sondern schon Hass. Ein schlimme Entwicklung. Wenn sich Tim, den ich als "unsichtbaren" und besonnenen Moderator kenne, gezwungen sieht, einen Nutzer zu sperren, dann ist es weit gekommen.

Aber, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Die Lauf- und Erfahrungsberichte von den vielen, vielen neuen Foristies sind gut und es macht Spaß sie zu lesen. Das Forum wird weiter bestehen und auch diese Phase wird vorübergehen, da bin ich mir sicher...
Liebe Grüße

Dieter

www.dieter-hoppe.de

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So, auch von mir gibt es wieder was Neues:

Ich war diese Woche urlauben - diesmal ging es nicht weit weg, aber statt nur 150 KM könnten es auch ein vielfaches an Kilometern gewesen sein, so völllig anders war die Umgebung.
Ich hatte mir ein nicht allzu fernes Ziel ausgesucht, vor allem wegen Lisa, die zwar gerne Auto fährt, aber allzulange auch nicht gerade gerne drin sitzen will.
Also ging es ins Sauerland, genauer gesagt nach Heinsberg - nicht weit entfernt vom Rothaarsteig, den ich auch ein Stück lang gewandert bin.
So in etwa kenne ich mich da aus - allerdings war das zu einer Zeit, in der ich mit dem Motorrad dort unterwegs war und meine Augen mehr auf den Asphalt als auf das Drumherum gerichtet waren.
Hin und wieder, wenn ich bei meiner Wanderung eine Strasse überqueren musste, kam schon etwas Sehnsucht nach meinem Motorrad auf, das seit Monaten unbenutzt in der Garage steht - aber spätestens, wenn ich inmitten der Natur die Stille geniessen konnte und in aller Ruhe die Gegend bestaunen konnte, war auch das wieder vorbei und ich war froh, dass ich in einer Stunde nur 6 statt 100 KM geschafft habe... :nick:
Das Wetter war bestens - kein einziger Tropfen Regen fiel in dieser Woche, die Sonne schien vom fast wolkenlosen Himmel und der leichte Wind kühlte auf angenehme Temperaturen hinunter.
Also einfach nur perfekt.
Wer, so wie ich, auch mit einer Wanderkarte nicht allzuviel anfangen kann und sich auch mit Karte in der Hand verläuft, ist im Rothaargebirge bestens aufgehoben: Die vielfachen Wanderwege sind bestens beschildert, man kann sich eigentlich nicht verlaufen...und der Rothaarsteig ist bestens geeignet eine ganze Region kennenzulernen.
So war ich jeden Tag viele Stunden lang unterwegs - mein Garmin zeigte mir am Ende des Tages KM-Angaben von nicht unter 20 an bei absolut gemütlichem Tempo. An die Steigungen habe ich mich recht schnell gewöhnt, nach den ersten 2 Tagen haben auch meine Wadenmuskeln aufgegeben und ihre Arbeit ohne Murren getan. :teufel: Danach lief es wie geschmiert - und so bin ich dann auch am Donnerstag den Rothaarsteig auf dem Teilstück von irgendwo kurz hinter Schmallenberg bis Heinsberg durchgelaufen...grandios!

Und wäre ich dann nicht ausgerechnet krank geworden, wäre es noch ein schöner Abschluss des Urlaubs gewesen, weiterzulaufen, aber da ging dann leider nix mehr.
Mich tröstet es dann allerdings, dass ich zufälligerweise am 21.10 noch nichts vorhabe und dann der Rothaarsteigmarathon stattfinden wird....mit mir! :geil: :nick:
Lieben Gruss von
Andrea


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Treffen sich die Alten" jetzt alle im Walking-Forum? :D

Eigentlich könnte ich mich ja dazugesellen, da ich momentan nicht laufen kann. Walking müsste hinhauen... :wink:

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UDo hat geschrieben:
Eigentlich könnte ich mich ja dazugesellen, ... :wink:


Dann mach das doch einfach! :wink:

He, schon lange nix mehr von Dir gelesen! Umso erfreuter, mal wieder einen Beitrag von Dir zu sehen!

Ich hatte auch schon überlegt, den Titel dieses Threats umzubennen - etwa: "Alle, die sich sonst kaum melden, dürfen hier schreiben" :hihi:

eine nachträgliche Änderung geht aber nicht. :wink:
Lieben Gruss von
Andrea


67
flinkfuss hat geschrieben:Dann mach das doch einfach! :wink:

He, schon lange nix mehr von Dir gelesen! Umso erfreuter, mal wieder einen Beitrag von Dir zu sehen!

Ich hatte auch schon überlegt, den Titel dieses Threats umzubennen - etwa: "Alle, die sich sonst kaum melden, dürfen hier schreiben" :hihi:

eine nachträgliche Änderung geht aber nicht. :wink:
Na, wenn sich jetzt noch Hajott hierhin verirrt, dann sind wir ja fast komplett :daumen:

@UDo
Probier es doch einfach mal. Es macht Spaß und für laufunfähige ist es eine Alternative.
Liebe Grüße

Dieter

www.dieter-hoppe.de

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neunstein hat geschrieben:
@UDo
Probier es doch einfach mal. Es macht Spaß und für laufunfähige ist es eine Alternative.
Ja, aber das gilt für Radfahren auch. Und das macht mir denn doch mehr Spass... :hihi:

mal wieder...

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3. Oktober 2006

Feiertag in Deutschland - und? Er ist wie alle anderen Feiertage, er bedeutet nichts und doch sehnt sich - fast - jeder nach Ihnen, sie sind “Brückentage”, sie sind “Westfalentage”, sie werden in den Niederlanden geliebt, die Geschäfte sind voll und die Autobahnen auch. Vor allem sind sie freie Tage, das heißt, sie sind arbeitsfrei - um sich angemessen an große Ereignisse der Weltgeschichte zu erinnern. Heute Morgen hörte ich im Radio einen Mann, der auf die Frage, welcher Tag heute sei, antwortete “Vatertag?” Noch Fragen?

Was fängt man mit so einem Tag an? Ausschlafen, in Ruhe frühstücken, Zeitung lesen? Nicht unbedingt, wenn man noch ein Buch vor der Brust hat, das fertig werden soll. Also habe ich mir gestern die letzten Umbruchseiten für Aachen bestellt, per Kurier, Lieferung heute bis 9.00 Uhr. Also saß ich um 8.00 Uhr am Schreibtisch, konnte noch eine Dinge erledigen und wartete und wartete und wartete und wartete - bis 10.30 Uhr, keine Umbruchseiten, keine Aufholen, kein beruhigendes Zeitpolster mehr - nur eine Menge Wut im Bauch - und die Gewissheit, dass es lange Tage werden bis Montag...

Also saß ich um 11.00 Uhr wieder an meinem Küchentisch, einen Kaffee vor mir und musste mich einfach bewegen um nicht zu platzen... Das Wetter sah nicht sehr prickelnd aus, bedeckt - und, wenn mich meine Friesennase nicht täuscht - mit Regen im Anmarsch. Aber egal...

Wohin sollte es heute gehen? Wieder in Richtung Geilenkirchen? Wieder die gleiche Strecke? Warum nicht einmal in die andere Richtung, in Richtung Herzogenrath? Zwischen Palenberg und Merkstein liegt die sogenannte Worm-Wildnis, ein Naturpark, den sich Herzogenrath und Kerkrade auf niederländischer Seite teilen. Besonders groß ist das Gebiet nicht, dafür aber umso schöner - so haben ich immer wieder gehört...

Also, warum nicht, lange bin ich nicht mehr hier und einmal möchte ich mich da ein wenig umsehen. Es geht wieder los in Richtung Rimburg, nur dieses mal nicht rechts ab, sondern in den Wald hinein. Sag mir noch einmal jemand, das Rheinland sei platt wie ein Teller. Es geht bergauf und immer weiter bergauf...

Es ist ruhig heute im Wald, ich treffe keinen Menschen, es scheint, dass der Deutsche um diese Zeit die Einheit beim Mittagessen feiert. Mir soll’s Recht sein. Der Weg immer an der Bahnlinie entlang ist ziemlich eintönig, rechts und links ist kaum etwas zu sehen außer ab und zu mal der Wupperexpress, der auf dem Weg nach Aachen ist oder ein Güterzug voller Stahl für Belgien.


Ich bin froh, als ich die Bahnlinie überqueren kann und endlich rechts und links neben mir nur noch Grün und Bäume habe. Ich bin für meine Begriff doch recht fix unterwegs, es geht mit jedem Mal besser und ich stelle mir nur noch recht selten die Stöckchen zwischen die Füße. Auch der Puls hat sich anscheinend an die gleichförmige Bewegung gewöhnt, er liegt konstant zwischen 135 und 145, so komme ich zwar richtig ins Schwitzen aber die Luft wird nicht knapp...

Langsam verändert sich die Landschaft, die Bäume werden dichter, das Unterholz auch und ab und zu lugt rechts von mir die Wurm durch den grünen Vorhang. Je weiter ich in Richtung Herzogenrath komme, desto klarer wird, warum die Gegend hier “Wildnis” genannt wird, das Flussbett ist vollkommen naturbelassen, Bäume liegen kurz und quer über und in dem Wasser Immer wieder gibt es kleine, steile Abstiege an denen ich einfach eine kurze Pause machen muss um mich umzusehen.

Aber nun genug der Pausen, es wird Zeit, ein wenig Gas zu geben und auch noch ein wenig sportliche Leistung zu vollbringen. Also kehrt Marsch und ab auf den Rückweg - und den ohne Fotopause. Leider gibt es hier direkt an der ehemaligen Grenze keine Chance, “mal eben” auf die niederländische Seite der Wurm zu kommen um nicht wieder den gleichen Weg zurück nehmen zu müssen und so geht es auf der öden Schotterpiste wieder in Richtung Rimburg.

Als mich die Teerstraße zurückhat, werde ich immer schneller und schneller - und dachte mir, man könnte es ja mal mit Laufen probieren. Eben umgeschaut, ob da jemand hinter oder vor mir ist, die Stöckchen hoch und wie ein Abfahrtsläufer ohne Schnee unter die Arme genommen und los geht’s. Es tut richtig gut, mal wieder ein paar Schritte zu joggen - und aus den paar Schritten wurden dann doch zwei oder drei Kilometer. Tja, es hat dann wohl doch recht komisch ausgesehen, jedenfalls wäre die Gruppe von Radfahrer, die mich überholt hat, fast vollständig im Burggraben der Rimburg verschwunden...

Ein gutes Gefühl, dass es doch noch geht - und ein noch besseres Gefühl, dass ich jetzt wieder in den gemächlicheren NW-Schritt zurückfallen kann um die letzten Meter bis zur Haustür zu walken.

Nach exakt einer Stunde und 58 Minuten war ich wieder vor der Haustür - und meine Friesennase hat mich nicht getrogen, kaum hatte ich Tür hinter mir geschlossen, da fing es an zu regnen was vom Himmel wollte...

P.S.: Wen die Bilder der Wildnis interessieren, sie sind auf meiner Homepage zu finden
Liebe Grüße

Dieter

www.dieter-hoppe.de

mal wieder - die zweite

70
7. Oktober 2006

Wer kennt dieses Gefühl? Es ist vorbei, die Saison hat ihren Abschluss gefunden, das letzte Buch ist definitiv in der Druckerei, lange Monate, lange Woche, lange Tage liegen hinter mir. Morgens um 5 Uhr begann manchmal die Arbeit, abends um 19.00 Uhr wünschte mir unsere gute Seele, Frau Meyer, einen schönen Abend, schüttelte mir dem Kopf und ich hörte noch im Flur „Ooch Herrrrmm...“ Öcher Platt in Reinkultur...

Der Druck ist schlagartig weg, es gibt keine Termine mehr, es gibt keine Druckerei, die Druck macht, es gibt keine Kunden mehr, die ihre Anzeigenvorlagen nicht liefern können oder wollen. Auch in diesem Jahr haben wir wieder alle Bücher zum Termin fertig bekommen, auch in diesem Jahr werden wieder etwa 400.000 Bücher ihren Weg in die Poststellen und in die Briefkästen finden. Und wieder wird fast jeder wie selbstverständlich sein neues Telefonbuch in den Hand nehmen und keiner wird daran denken, wie viele Stunden Arbeit darin stecken, wie viel Ärger, wie viel Stress, aber auch wie viel Liebe und wie viel Engagement von meinem kleinen Team aufgebracht wurde...


So ist es halt in diesem Job und es wird sich nie ändern. Also was soll’s. Es ist Freitag und ich habe eben die Freigabe für die letzten Seiten erteilt – und da wartet es wieder, das ganz große Loch. Schlagartig werde ich müde, die vielen, vielen fehlenden Stunden Schlaf kriechen hinauf, ich kann mich nicht mehr konzentrieren – ich will nur noch weg, weg aus meinem Büro, weg von meinem PC, weg von meinem Telefon, weg aus Aachen. Und so mache ich mich um 15.00 Uhr aus den Weg nach Hankenberge, Freitagnachmittag auf der Bahn durch das Ruhrgebiet, Verkehr ohne Ende und mein Alfa läuft wie auf Scheinen. Ich glaube wirklich, dass er inzwischen den Weg auch ohne mich finden würde. Bis, ja bis ich tatsächlich im Stau vor dem Kreuz Münster Süd einschlafe und mich der LKW hinter mir unmissverständlich wecken muss...

Jetzt ist es Samstagabend, 23.30 Uhr und ich sitze ich meinem alten Arbeitszimmer an meinem Schreibtisch – und ich weiß nicht, ob die beiden Beine, die da unten sind, mir gehören. Wie? Wieso? Weshalb? Eine gute Frage...

Das Wochenende sollte sehr ruhig werden, eben zum Friseur, eben den Elektroschrott wegbringen, eben ein wenig walken – wenn denn das Wetter mitspielt. Und es spielte mit. Heute Morgen hat es geschüttet was vom Himmel wollte, es war kalt und verdammt ungemütlich, aber heute Nachmittag sah es schon ganz anders aus – der Wind trieb die Wolken über den Himmel und die Sonne schien. Zeit, auf die Strecke zu gehen...

Ich habe schon lange, sehr lange, davon geträumt, mal wieder meine alte Strecke von Hankenberge nach Bad Iburg über die Waldchaussee unter die Füße zu nehmen. Damals, vor einigen Jahren, war dies meine Lieblingsstrecke, quer durch den Wald, etwa 18 Kilometer lang, mit unendlich langen Anstiegen und ebenso langen Bergab-Passagen. Ellen wollte gern mitkommen – und damit begannen die Probleme :-) aber dazu später mehr...

Also, wie damals habe ich mich auf den Weg nach Iburg gemacht, den Alfa an der Wassertretstelle abgestellt und los ging es. Himmel, waren die Steigungen schon damals so steil? Es geht bergauf wie nichts Gutes und das Schlimme daran ist, dass nach jeder Kurve die Steigung noch ein wenig anzieht, es gibt absolut keine kleine Strecke, wo man sich ein wenig erholen könnte, die kommt erst nach guten fünf Kilometern an der Georgshütte und dem „Bergabbaum“. Dazu ist die Waldchaussee nass und glitschig wie ein Stück Seife in der Dusche. Die Stöcke bringen kaum Unterstützung, im Gegenteil, sie sind eher hinderlich – und wie damals, als ich die Strecke gelaufen bin, habe ich sie verflucht – und genossen. Durch die Blätter der Bäume scheint die Sonne, rechts und links blühen die letzten Blumen des Jahres und es tut verdammt gut wieder hier zu sein, hier, wo ich jeden Baum mit Namen kenne, wo ich so viele Kilometer gemacht habe, wo ich geträumt habe, wo ich mir Frust, Ärger und Ängste von der Seele laufen konnte...


So geht es weiter, schnell, sehr schnell für meine Verhältnisse. Es ist wenig los, ein paar Fahrradfahrer begegnen mir und ein paar Läufer – und, was soll ich sagen, ALLE habe sie mich gegrüßt - so wie ich sie. Keiner hat gelacht oder eine dumme Bemerkung gemach wegen der „Gehhilfe“ für den älteren Herrn.

Nach einer guten Stunde war ich dann an der Georgshütte, einem schönen Platz mitten im Wald, der im letzten Jahr von einem Wanderverein liebevoll restauriert wurde. Noch ein paar Meter und der „Bergabbaum“ kommt in Sichtweite. Danach geht es lange Zeit bergab und so langsam wird es Zeit, Ellen anzurufen damit sie losfahren kann. Wir wollten uns auf der Chaussee treffen und zusammen zurück nach Iburg walken – nur, es ging niemand ans Telefon. Und dabei wäre es so dringend nötig gewesen. Irgendwo auf der Strecke hatte sich die Kontaktlinse in meinem rechten Auge verabschiedet und so lief ich halbblind durch den Wald. Ein absolutes Sch... Gefühl, links ist alles klar und deutlich, rechts ist alles verschwommen und besteht nur noch aus verschiedenen Grüntönen. Tja, ich kann Ellen nicht erreichen. Was tun? So kann ich nicht weiter, so kann ich nicht Autofahren. Also kehrt Marsch und ab nach Hause, links geht es quer durch den Wald auf dem engen Weg zurück nach Hankenberge. Und so bin ich wieder auf der Strecke von damals, vorbei an der „Villa Kunterbunt“, einem Bauernhaus in der Pampa mit grünen Fensterläden und bunten Fahnen auf den Klettergerüsten.

Zuhause merke ich dann, dass Ellen unterwegs sein muss, der Nissan steht nicht in der Garage und die Stöckchen fehlen auch. Also schnell einen Zug aus Wasserflasche und die Brille geholt und zurück geht es. Quer durch die Felder in Hankenberge ist es kein besonderes Vergnügen zu walken. Der Wind reißt einem fast die Stöcke aus den Händen und dann beim „Beißer“ (benannt nach einer kleinen Katze, die vor vielen Jahren dort wohnte und für die es nichts schöneres gab, als auf dem Rücken zu liegen, sich streicheln zu lassen und in den nächstbesten Daumen zu beißen – nicht wirklich zu beißen, eher zu zwicken) wurde es heftig, Gegenwind, dazu diese Steigung um die 15 % und vor mir ein Traktor, dessen Motor aus einem Gemisch von Rohöl und Biogas betrieben wurde. Jeder Atemzug schmerzte mehr als bei der ersten Camel Ohne am frühen Morgen.

Endlich bin ich wieder im Wald, jetzt habe ich so gute 10 Kilometer in den Beinen und vor mir liegt der Anstieg bis zum „Bergabbaum“. Aber, es gab da doch eine Abkürzung, oder? Links ab und auf dem Waldweg an dem Hochsitz und schönen Lichtung vorbei. Stimmt, der Weg ist noch da – und er ist toll. Bedeckt von Tannennadeln geht es über umgestürzte Bäume weiter bis – ja bis - ich die ersten Schlammlöcher treffe – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bis zum Knöchel stecke ich der schwarzen Brühe und es gibt kaum eine Möglichkeit auszuweichen. Na, egal, was nass ist wird auch wieder trocken und Lauf- oder Walkingschuhe müssen dreckig sein.

Nach einer weiteren halben Stunde bin ich wieder auf der Waldchaussee und ich kann die Strecke zum ersten Mal wirklich genießen. Der Schritt ist gleichmäßig, über die Technik mache ich mir keine Gedanken mehr und ich werde immer schneller. Ich höre endlich mal wieder ein paar Vogelstimmen, die mir im Sommer doch fehlen. Die ersten Blätter fallen und das Grün wechselt immer mehr zu gelb und vereinzelt schon rot.

Ich fühle mich verdammt gut, auch, wenn die Beine doch langsam schmerzen. Also wird es wieder Zeit, ein wenig zu laufen. Dieses Mal lege ich aber die Stöcke ab und mit einem gemächlichen Schritt laufe ich wieder. Was für eine Wohltat ist es zu traben, es geht bergab und die Beine bewegen sich wie von selbst. Die Luft ist herrlich und ohne groß nachzudenken bin ich schon fast in Bad Iburg – bis sich dann doch der Schmerz im Knie zurückmeldete und sagte „Walken – nicht Laufen“. OK, ich hörte auf ihn und nahm wieder die Stöcke in den Hand.

Kurz vor der Wassertretstelle kam mir dann Ellen entgegen. Nach einigen Diskussionen über den Sinn und Zweck eines Handys und der Erkenntnis, dass Missverständnisse das Leben nicht einfach aber spannend machen geht es zurück zum Parkplatz. Dort angekommen merke ich, wie platt ich bin. Wie viele Kilometer waren es heute? So um die 18 würde ich sagen, es können aber auch ein paar mehr gewesen sein – und es ist mir eigentlich völlig egal. Gute drei Stunden war ich unterwegs, gute drei Stunden habe ich mich bewegt, habe geschwitzt, habe geflucht, habe in Erinnerungen geschwelgt, habe die Ruhe genossen, habe jeden Muskel gespürt, habe gemerkt, wie viel von dem Stress der letzten Monate im Wald geblieben ist, habe gelächelt als ich alte und bekannte Bäume wiedersah...

Jetzt ist es Sonntag, ich bin wieder in Übach-Palenberg gelandet, das Wochenende ist fast vorüber und auch der Lauf/Walk von Gestern wird Erinnerung. Die Beine tun mir weh, vor allem die Waden schmerzen und jeder Schritt die Treppe hinauf in mein Wohnzimmer macht sich bemerkbar. Aber es war eine schöne Tour, eine wunderschöne Tour, ein klein bisschen ein Ausflug in die Vergangenheit als Laufen noch so selbstverständlich war wie das Duschen am Morgen. Ich werde den Weg sicher noch einmal unter die Füße nehmen – als Vorbereitung für meinen ersten Walking-Wettkampf in meinem Leben. Ich werde mich für den OTB Silvesterlauf anmelden, die 10 Kilometer Walkingstrecke soll es sein. So langsam habe ich dann dort alles durch was es gibt. Ich bin die 10 Kilometer gelaufen, die 5,3 Kilometer auch und jetzt werde ich walken. Also, das Ziel ist da und ein wenig Training wird nicht schaden...
Liebe Grüße

Dieter

www.dieter-hoppe.de
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