So, es ist Montagabend, und die erste große Enttäuschung ist mittlerweile verflogen. Erst einmal meinen besonderen Respekt an den Schwabenpfeil: Was für eine tolle Leistung! Schön, dass wir uns beim Fori-Treffen mal kennen gelernt haben.
Ich bin noch dabei, Ursachenforschung zu betreiben, woran es gelegen haben könnte, dass es nicht nach meinen Vorstellungen gelaufen ist. Positiv ist festzuhalten:

a, durchgehalten und das gesund (immerhin haben 1200 den Lauf nicht beendet), b, Spaß gehabt auf der ersten Hälfte und das bei für mich passabler Zwischenzeit (1:55), c, etwa neun Minuten vor Olaf Thon ins Ziel gelaufen, d, anschließend mit Holgi in gemütlicher kleiner Runde die Wunden geleckt.
Weniger schön

war, dass ich mein Zeitziel von 3:45, das aus meiner Sicht nicht unrealistisch war, um fast eine halbe Stunde verpasst habe. Mögliche Gründe: Hitze (bis 27 Grad, in der Sonne noch einiges mehr) und mein Gewicht (89 kg), das passte nicht. Dazu mit Brooks Axiom vielleicht auch die falschen Schuhe (für HM wirklich okay, aber in Berlin taten mir die Füße nach 34 km unendlich weh). Und in der Vorbereitung hätten es wohl zwei, drei lange Läufe über 30 km mehr sein müssen (auch in mentaler Hinsicht).
Als es zum Potsdamer Platz ging, habe ich erst einmal gemerkt, wie lang etwa sechs noch zu laufende "läppische" Kilometer sein können. Und an dieser Stelle kam mir wieder einmal die zwangsläufige Frage, die einem in einer solchen kritischen Situation, in der sich Körper und Geist einem verweigern wollen, durch den Kopf geht: Warum läufst du einen Marathon? Die Antwort wusste ich da nicht.
Psychologische Aufbauhilfe gab es heute, und das aus berufenem Mund, und auch deshalb sieht die Welt schon wieder freundlicher aus. Pressekonferenz der Marathon-Veranstalter mit Haile Gebrselassie und Gete Wami, den Berlin-Siegern. Zwei wirklich sympathische Typen ohne jegliches Star-Gehabe. Haile hat in ziemlicher Seelenruhe angekündigt, innnerhalb eines Jahres den Weltrekord doch noch knacken zu können. Und wenn er noch so ein Ziel hat, dann werde ich irgendwann doch wohl auch unter vier Stunden bleiben!

Vor allem wenn ich Hailes Tipp in kleiner Runde für Amateurläufer konsequent umsetze. Auf die Frage, was er eher Unbedarften rät, die sich an den 42 km versuchen wollen, sagte er kurz und bündig: erst richtig trainieren, dann den Marathon.
Zu guter Letzt noch ein Episode am Rande: Bei meinem ersten Marathon in New York gab es einen Hitzerekord zu vermelden: wärmster 6. November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen! Das Gleiche in Grün für einen 24. September jetzt in Berlin. Der nächste Marathon-Veranstaltungsort, bei dem ich aufkreuze, dürfte vorgewarnt sein.