202
von Überläufer
Hallo!
Ich habe mich mit DLK ja intensivst auseinandergesetzt und lange auf der Sachebene mit ihm diskutiert.
Golbert hat eine schöne Zusammenfassung der Ideen DLKs geliefert, bei der sehr schön der Widerspruch auffällt 1) Training bringt kaum etwas, 2) Zatopek hat mit seinem Training viel erreicht. Sei's drum.
Ich wollte mich hier eigentlich auch nicht zu Wort melden, denn auf der Sachebene hatte ich ihn zu "Zugeständnissen" und Einschränkungen gebracht, die er ein paar Postings weiter wieder vergessen zu haben schien. Er hat das natürlich auch umgekehrt mit mir gemacht und so habe ich diskursiv recht viel gelernt - weniger übers Laufen als über Diskussionen an sich.
Ich habe mich hier in diesem Thread auch nicht zu Wort gemeldet, bevor DLK es selbst tat. Die Provokation an Lachmöwe (sinngemäß, was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen) hat mir dann gereicht, zusammen mit seinem öfter genannten Vorwurf, daß viele neidisch auf seine Intelligenz oder so wären und zusammen mit seinem fehlgeschlagenen Trainingsversuch, die Leistung durch reine Umfangssteigerung zu verbessern, das alles hat dann gereicht, um die Phrase zu formulieren "Blanker Neid eines Versagers". Das war natürlich überspitzt formuliert, aber auf den Punkt gebracht. Vielleicht hätte ich "Trainingsversagers" schreiben sollen, dann wäre es nicht so pauschal rübergekommen. Ich habe aber die Replik an Lachmöwe als Beleidigung aufgefaßt und habe mit gleicher Münze zurückgezahlt - vielleicht ein Fehler.
Ich hätte gerne mit ihm noch weiterdiskutiert, denn wenn man "seine" Thesen einschränkt, kann man zu allgemein anerkannten Trainingsprinzipien gelangen. So wird aus "Training bringt kaum etwas" das "principle of diminished return" -> am Anfang bringt Training viel, später muß man viel Training investieren, um sich noch ein klein wenig zu verbessern. Und sein saltin-diät-ähnliches Training wird ja tatsächlich im Hochleistungssport angwandt (allerdings als Mittel, das man anwendet, wenn man alle anderen schon erschöpft hat). Das "Intervalltraining" für Anfänger auf Leistungssportler angwandt kommt ja so ähnlich auch vor. Da habe ich ihm selbst einen Hinweis geliefert. Leider hat er nur ungenau gelesen, denn bei Horwill bleibt die Trainingsdistanz mehr oder weniger konstant, nur die Länge der intensiven Einheiten erhöht sich, dafür werden sie weniger. - Wie gesagt: alte Hüte nachgebaut, nur viel zu groß, aber immer wieder interessant, darüber zu diskutieren und die Randbedingungen klarzustellen, unter denen man sie aufsetzen kann.
Was mich stört, ist der Standesdünkel. Ich bin selbst Akademiker und ich weiß, wie oft im Wissenschaftsbetrieb nur mit Wasser gekocht wird. Ich kenne das europäische und teilweise das amerikanische Bildungssystem mehr als mir lieb ist und weiß, wie Elitenbildung zustandekommt und daß sehr oft die Intelligenten auf der Strecke bleiben. Mir war und ist es peinlich, den Akademiker herauszukehren, im Gegensatz zu DLK.
Was mich weiter stört ist der Glaube, durch reines Denken Erkenntnis zu erlangen. Denken ist notwendig aber nicht hinreichend. Der Bezug zu Fakten wurde zwar betont, aber die Faktenlage dann doch etwas einseitig interpretiert. Was mich dann noch weiter stört, ist die implitzite Unterstellung, daß die Physiologen bisher nicht gedacht, sondern nur Fakten gesammelt haben und nun endlich ein Denker kommt, der aufräumt, wieder überspitzt formuliert, aber so ist es für mich rübergekommen.
Es ist löblich, wenn jemand von sich aus im Stande ist, das Rad neu zu erfinden. Ich bin selbst manchmal so einer, der eine Erkenntnis hat, von der sich dann herausstellt, daß sie ja schon jahrhundertelang bekannt ist. Die Bestätigung finde ich dann schön und damit hat es sich. Ich bin aber vorsichtig mit Pauschalierungen und wenn ich sie tätige, versuche ich sie mit Zusätzen wie "überspitzt formuliert" udergl. zu kennzeichnen. Auch versuche ich in Erfahrung zu bringen, ob ähnliches schon gedacht wurde, und erst, wenn ich nicht fündig werde, melde ich mich hier im Forum (z.B. 35km-Testlauf-Thread). Das halte ich für unabdingbar, um ernstgenommen zu werden.
Natürlich gibt es auch viele Leute hier im Forum, die nicht die ganze Literatur draufhaben, manchmal nicht einmal die Basics. Aber die haben dann meist keine Theorie, sondern brauchen ein paar Tipps, wie sie das nächste Mal ihre 5km-Zeit von 30:00 auf 29:59 verbessern können. Hier komme ich zwar öfter einmal 0815runner in die Quere, der sich gerade um die Anfänger sehr bemüht, aber da stehen halt dann zwei Meinungen nebeneinander, und man kann dann eine wählen und ausprobieren.
So. Jetzt habe ich so viel Verschiedenes geschrieben, daß ich nicht weiß, wie ich zu einem Abschluß kommen soll. Ich höre dann einfach einmal auf.