
Kein Wunder: es regnet noch immer. Gegen 13 Uhr verkünde ich dann: ich gehe laufen - meine Frau sagt nur : "du spinnst!" und "Männer!". Aber ähnliche Angriffe von Schweini werden niedergerungen. Schließlich kann ich heute meine Belohnung für die PB vom letzten Sonntag einweihen: meine neue Laufjacke kam am Freitag per Post und wurde gestern gewaschen. Motivation pur!
Also: Jacke an, Mütze auf - kurzer Blick aufs Wetter: es nieselt nur - also kann ich mit Brille laufen. Nach 2 km bin ich Klüger: es schüttet und stürmt mittlerweile - viel sehen tu ich nicht - aber immer noch mehr als ohne Brille. Einen km weiter: ich habe Rückenwind - die Brille beschlägt - ich hasse Rückenwind! Irgendwo vor mir im (Brillen)-Nebel sehe ich eine Gestalt. Ich hätte nicht gedacht, daß ich auf dieser Runde jemanden begegne. Hoffentlich kein Mensch mit freilaufendem Hund.
Aber irgendwie komme ich dieser Gestalt nur langsam näher. Wenn ich jetzt Gegenwind hätte, dann wäre die Brille nicht beschlagen, dann würde ich was sehen. Aber ohne Brille bin ich auch halbblind. Habe ich schon erwähnt, daß ich Rückenwind hasse

Im Nebel sehe ich jetzt noch eine andere Gestalt, die rasch auf mich zukommt. Ein Fahrradfahrer, kein Sportfahrer, sondern offensichtlich auf dem Weg von A nach B. Er grüßt mich fröhlich - und ich ihn erfreut zurück.
Mittlerweile hatte ich eine längere Diskussion mit Schweini - und habe eine Teilniederlage einstecken müssen. Die Runde auf der ich war, hat "Breakpunkte". Schweini meinte, bei km 4 drehst du um - ich bestand auf km 5,5. Also befand ich mich jetzt auf der 11-km Runde. Die andere Gestalt vor mir kommt langsam näher. Offensichtlich ein anderer Läufer. Ich bin jetzt gespannt. Irgendwo um km 4,5 überhole ich .... die Läuferin (soviel zum Thema "Männer"). Ein kurzer Wortwechsel - ich: "ich hätte nicht gedacht, heute noch jemand anderes zu treffen" - sie, mürrisch (in meinen Ohren): "ich auch nicht". Na gut - kein Gespräch, ich laufe vobei und drehe einen km weiter um. Mittlerweile kam mir noch ein Reiter entgegen, den ich freundlich grüße - leider ohne Reaktion.
Nach dem Wendepunkt begegne ich natürlich wieder der Läuferin. Sie strahlt mich an - ich lächele zurück - und wünsche ihr noch einen schönen Sonntag und sie wünscht mir noch viel Spaß! Mein Tag ist gerettet! Dann überhole ich den Reiter: auch er wünscht mir jetzt noch einen schönen Lauf! Das muß am Regen liegen! Auch ich bin nur noch am grinsen. Als mir dann noch ein weiterer Radfahrer begegnet strahle ich ihn an und wünsche auch ihm einen schönen Tag - er strahlt zurück.
Auf den 11 veregneten km bin ich vier fröhlichen Menschen begegnet. An einem normalen Sonntag wären es zehnmal mehr, meist mürrische Menschen gewesen. Regen ist schön!
Völlig durchnässt aber glücklich und entspannt komme ich nach gut einer Stunde zuhause an. Für den Rest des Tages hatte ich gute Laune.
Gruß
Ralph