Hmm - ob die Herren wohl Einstein und Heisenberg überlesen haben und als verspätete Diener des Laplaceschen Dämons auftreten?
In nature war vor einigen Jahren schonmal eine peinlcihe Publikation zu dem Thema (Ich weiß immer noch nicht, ob das ein Aprilscherz sein sollte oder die Reviewer gerade alle betrunken oder in Urlaub waren) - die haben auf Mittelstufenniveau die WR-Entwicklung linear extraploiert und festgestellt, dass im Jahr xy Frauen die 100m schneller sprinten werden als Männer. Weitergedacht könnten Frauen dann auch im Jahr 23irgendwas im Stabhochsprung direkt auf den Mond springen - nun ja ...
Ich hab ja keine Ahnung von Mathematik, die Autoren offensichtlich und zweifelsohne weitaus mehr - nur wenden sie ebenso offensichtlich eine Methode in einem Bereich außerhalb ihres Gültigkeitsbereichs an. Um das zu erkennen, braucht man kein Mathematiker zu sein, aber wie sonst könnte das Ergebnis zustande kommen, dass momentan u.a. unter Berücksichtigung der Dopingbestimmungen (Die WADA sollte die Autoren kontaktieren - anscheinend (oder scheinbar?) wissen sie ja welche Leistungen unter Dopingeinfluss erzielt wurden und welche nicht!) eine 100m-Leistung von 9,29s möglich wäre? Oder dass bei 5 von 26 ausgewählten Disziplinen mit der Methode keine Vorhersage möglich war?
Als Mathematiker ist den Autoren wohl leider auch nicht bewußt, dass der menschliche Körper ein reales Gebilde ist und die Informationsverabeitungsprozesse nicht mit Lichtgeschwindigkeit oder gar verzögerungsfrei ablaufen. Nun - jeder Bezirksstatistiker versieht natürlich sog. Handzeiten mit einem Aufschlag von vereinbarungsgemäßen 0,24s bei den Sprintstrecken bis einschließlich 400m, der wohl über die Reaktionszeit des Zeitnehmers vom Startschuß (genauer natürlich vom Erscheinen des Rauchs aus dem Startrevolver - die akustische Information des Schalls wäre bei den 100m schließlich alleine gut 0,3s "unterwegs".) bis zum starten der Stopuhr auch noch einen gewissen "Sicherheitszuschlag" bezüglich der vergleichsweise schlechten Reliabilität und vor allem Objektivität der Messung beinhaltet. Die Autoren haben Handzeiten einfach mit denen vollelektronischer gleichgesetzt - Armin Harry wäre mit seinem im ersten Züricher Lauf von 1960 (Die vier Zeitnehmer stoppten im Mittel 9,925s - wg. eines angeblichen - nicht zurückgeschossenen - Fehlstarts wurde die Zeit nicht anerkannt, Hary lief den Weltrekord dann einfach in einem Wiederholungslauf mit 10,0s nochmal) demnach 2003 in Paris Weltmeister geworden - mit seinem zweiten Lauf übrigens auch noch. Nun war Paris eine schwache Ausnahme und auch aufgrund anderer Faktoren verbietet sich so ein Vergleich ernsthaft natürlich - das Gleichsetzen von Handzeiten und vollelektronischen aber auch!
Bei der Datenauswahl bin ich mir nicht sicher, ob das methodologisch korrekt ist - die Fallzahlen sind aufgrund der Auswahl extrem unterschiedlich und der schlechteste Wert im Frauenstabhochsprung reicht nichtmal zum Start bei einem int. Event, beim Männerweitsprung komme ich damit ins Finale. Klar bei einer jungen Disziplin wie dem Stabhochsprung der Frauen, es wird hier aber ein breiteres Niveau abgedeckt als in anderen Disziplinen - eine wie auch immer geartete Transformation wäre möglicherweise sinnvoll gewesen. Und ob es ohne Konsequenzen bleibt aus mehrere gleiche Leistungen in einem Intervall von 0,01s zu verteilen, weiß ich auch nicht so recht.
Wie gesagt, den mathematischen Teil verstehe ich nicht ansatzweise, ich kann aber die Zeiten über 100m bis 10,30s und ihre Häufigkeiten (nur aus der ersten Quelle bis Mitte 2001 - 830 Athleten) in eine
Grafikeintragen und mir anschauen. Da soll es also momentan möglich sein, dass jemand ganz links bei knapp 9,3s landet

Dann wurde geflissentlich übersehen, dass im Speerwurf das Gerät mit entscheidendem Einfluss auf die Wurfleistungen geändert wurde.
Auch die Qualität der Rekorde ist realitätsfremd - ein Rekord für die "Ewigkeit" wie der im Kugelstoßen der Frauen (22,63m - wie war das mit dem Doping?), wo die Jahresbeste 2006 über 2m zurückblieb und sich seit 2000 insgesamt nur 4 Leistungen über 20,20m (!) finden, soll der 8. schlechteste in der Auflistung sein? Der WR von Xiang Liu soll gar der schlechteste sein - an dem hat man sich immerhin weltweit 13 Jahre lang vergeblich versucht.
Überarbeitungsbedürftig würde ich sagen.
Grüße - Uli -