Mein allererster Lauf nach 6 monatigen Läuferleben steht bevor. Die Strecke ist im Netz ausgezeichnet, so dass ich sie mir vor etwa 3Wochen schon mal angesehen habe; 2x10,55 km Runden überwiegend Waldwege mit Splitbelag; Profil: ca.100m Höhendifferenz mit starkem Gefälle im 1.Drittel und immer steiler werdendem Anstieg in Richtung Ziel. ;(
Am Dienstag bin ich eine Runde der Strecke mal flott durchgelaufen und bekam nach 57 min das Gefühl, dass ich mir mit meinem Ziel, unter 2h zu bleiben, ganz schön was vorgenommen habe.:stupid:
Am Sa 13.30 Startzeit, Vormittag gießt es noch wie aus Kannen. Seit dem Freitagabend verspüre ich Druck in der Nierengegend. Am Morgen ist er immer noch da. Zwei große Töpfe Blasen- und Nierentee beheben das Problem fürs Erste.
Bei Anfahrt und Parkplatzsuche entdecke ich meine Tochter mit Enkeltochter. Der Regen hat aufgehört. Wir stellen die Autos ab und müssen uns beeilen, denn Pauline will mit ihrer Schulfreundin am Bambinilauf teilnehmen, welcher gleich beginnen soll. Die Freundin können wir nirgendwo entdecken, also ist das Kind auch nicht zu bewegen an dem Lauf teilzunehmen.

Für mich wird es nun Zeit, meine Startnummer zu holen (5 Euro) und mich vorzubereiten. Zum Start komme ich gerade noch rechtzeitig und Stelle mich hintenan. Bei einem kurzen Blick auf meinen Pulsmesser stelle ich bei 210HF meinen Scheintod fest.
179 Starter werden von einer mittelalterlichen Kanone mit gewaltigem Startschuß auf die Strecke geschickt.
In der ersten Runde laufe ich in den letzten Gruppen mit und mache auf der Gefällestrecke einiges an Boden gut.,Es gibt keine km Angaben an der Strecke. An allen wichtigen Gabelungen stehen Einweiser, aber nirgendwo werden die tatsächlich passierenden Läufer notiert.
Ich habe mir am Di an einigen markanten Punkten die Zwischenzeiten gemerkt und stelle fest, dass ich jetzt schneller bin.
Meine Pulsuhr zeigt immer noch Werte von 180-190 an, so dass ich beschließe, mich nicht mehr mit ihr zu beschäftigen.
Die erste Runde geht mit dem immer giftiger werdenden Anstieg langsam zu Ende. Obwohl ich ständig im bergigem Gelände trainiere fällt mir der Anstieg nicht leicht. Eine Frau im roten Hemd geht ca. 100m vor mir im Schritt. Ich nehme mir vor sie einzuholen.
Jetzt kommt erst einmal Halbzeit; die Zwischenzeit von 55 min ist für meine Verhältnisse zu schnell und ich ahne nichts Gutes für die zweite Runde.!

Nach dem Durchlauf des Zielbereiches habe ich ein Problem, meine Teeration vom Morgen hat ihre Nachwirkungen und ich muss einem Baum suchen und dahinter verschwinden. Danach läuft es sich gleich viel leichter.

Aber dieses Gefühl verläßt mich bald wieder. Im ansteigenden Teil der zweiten Runde werden meine Beine schwer wie Blei. Einige Läufer gehen jetzt wie spielend an mir vorbei und unterhalten sich noch.
Bei mir pfeifen die Lungenflügel. Ich könnte nicht mal -Pieps-sagen.

An der rechten Brustwarze hat sich das Plaster gelöst, die Warze ist durchgescheuert und der Blutfleck im Hemd wird immer größer.
Das Rote Hemd hoppelt immer noch ca. 100m vor mir her. Von dem Gedanken, es einzuholen ist keine Spur mehr.
Den einzigen Trost liefert mir noch der Blick auf die Uhr. Mein Zeitvorsprung ist bedrohlich zusammengeschmolzen, aber ich kann die 2h immer noch schaffen. Mühsam quäle ich mich den letzten giftigen Anstieg hoch. Es stört mich schon nicht mehr, hier nochmals überholt zu werden.
Ca. 500m vor dem Ziel gelingt es mir dann doch noch einmal zu beschleunigen. Im Zielbereich werde ich noch von meiner Familie angefeuert und laufe mit 1.58.36h endlich über den Strich.
Das war der 154. Platz (Siegerzeit 1.18.14h) und der 15. Platz unter den Gruftis <55 J.
Ich bin mächtig stolz auf mich, dass ich den Anfang (Laufteilnahme) geschafft habe und meine eigene Zielstellung erfüllen konnte.
Kurze zeit nach dem Zieldurchlauf war ich wieder gut erholt und am gestrigen Sonntag konnte ich mich schon wieder schmerzfrei bewegen.
Manöverkritik:
Ich werde mir aber sehr genau überlegen, ob ich wie bisher erwogen, mich auf einen M im Frühjahr vorbereiten werde.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich mit der Vorbereitung im letzten Viertel der Strecke die geschilderten Probleme bekommmen würde.
Die fehlende Auschilderung der km hebelte meine Marschtabelle aus, der Pulsmesser gab beeinflußt durch Wettkampfaufregung undoder gegenseitige Beeinflussung durch die Geräte anderer Läufer keine vernünftigen Anhaltspunkte zur Belastung.
Das Gefühl für eine meinen Möglichkeiten angepasste Renneinteilung fehlte mir und ich ließ mich auf der ersten Runde zu sehr von dem Tempo anderer Läufer mitreißen.
Fazit: Jetzt bin ich ein richtiger Läufer.


Viele stolze Grüße
Horscht