Frauen sind ja bekannt für ihr empathisches Einfühlungsvermögen und deshalb spielen sich am Eingang vom Hornbach-Baumarkt immer die gleichen Szenen ab. Während Frauen die mit ihren Männern kommen, von diesen an der Hand in den Laden geführt werden, sitzen diejenigen die sich alleine hinein wagen wollen, verzweifelt in ihrem Auto. Die Finger sind fest ums Lenkrad gekrallt, sie sind kreideweiß im Gesicht und atmen schnell und hechelnd. Kurz gesagt, so wie vor der Entbindung. Nur ist hier kein Mann weit und breit der ihnen helfen könnte. Nein sie sind allein und vor allem: Sie wissen, dass sie hier nicht hergehören.
Sie begeben sich in Feindesland und wollen sich mit offenen Augen ins Verderben stürzen. Aber sie wollen es ja nicht anders. Frauen sollen ja leidensfähiger sein als Männer, sagen die Frauen.
Wen sie sich dann aus dem sicheren Fahrzeug herausgewagt haben kommt die erste große Hürde. Die Einkaufswagen. Frauen sind gewohnt, dass es nur eine Sorte gibt. Mit den 3 Sorten, nämlich mit dem Korbwagen, dem Wagen zum Plattentransport und dem Wagen für Gartenerde etc., sind sie überfordert. Welchen sollen sie nehmen?

Es soll schon zu Fällen gekommen sein, dass einige vor den Boxen in denen die Einkaufswagen geparkt werden, fast verdurstet, von ihren Männern gerettet worden sind. Aber zum Glück müssen sie hier wenigstens nicht rückwärts einparken, sonder können, wenn sie sich entschieden haben und das passende Geldstück in die richtige Öffnung gesteckt haben, einfach den Wagen rückwärts rausziehen. Ohne zu gucken, denn das machen sie sowieso nie beim Rückwärtsfahren. Und der Spiegel in der Mitte beim Auto ist eh nur der größere Makeup Spiegel.

Wenn sie nun nach ein oder zwei Stunden in den Baumarkt eintreten, halten sie normalerweise, zwecks Orientierung, direkt hinter dem Eingang an. Und zwar so, dass ein nachfolgender Mann nur durch eine Notbremsung einen Auffahrunfall vermeiden kann. Natürlich gibt es einen Stau. Aber das ist ja auf der Autobahn nicht anders. Meistens ist eine Frau schuld, die sich orientieren muss.
Haben sie sich dann, durch Befragen des Personals wieder in Bewegung gesetzt, laufen sie hundertprozentig in die falsche Richtung und wundern sich warum man in der Aquariumabteilung keinen 8er Inbusschlüssel bekommt. Nein sie weiß natürlich nicht was das ist, ihr Mann hat ihr das auf einen Zettel geschrieben.

Männer sind da anders. Ich zum Beispiel . Das Auto parken, den richtigen Wagen auswählen, ihn packen und mit Schwung in den Baumarkt fahren ist an für sich eine einzige fließende Bewegung. Und die Delle die mir ich beim schwungvollen Aufmachen der Fahrertür an so einem blöden Bergrenzungspfosten geholt habe, kann die Werkstatt Ruck-zuck wieder rausbeulen.

Bin ich dann drin, laufe ich sofort los. Mit schnellem, raumgreifendem Schritt schiebe ich den Wagen vor mir her. Falls ich mich in der Abteilung irren sollte, gibt es eigentlich nur zwei Gründe. Erstens ich wollte mir nur die Beine vertreten und sowieso die neuen Häkeldeckchen ansehen, oder sie haben den Baumarkt umgestellt, was weiß ich warum. In beiden Fällen lasse ich mir natürlich nichts anmerken. Eine Frau hingegen schaltet dann das Notprogramm ein. Bedeutet: Mitleiderregendes Gesicht machen, in sich zusammen sinken, leises Schluchzen, das sich je nachdem bis zum hysterischen Schreien steigern kann und schließlich falls das alles nicht hilft: Sie ruft ihren Mann an.
Der Mann ist auch hier anders. Wir waren schon immer Jäger! Systematisch wird auf der Suche nach 4,5er Spaxschrauben nacheinander der gesamte Baumarkt durchforstet, inkl. des Außenbereiches mit den Teichen, den Obstbäumen und des Drive-In. Sicherlich braucht das Zeit, aber gut Ding will Weile haben. Hat man nun zielsicher den entsprechenden Bereich gefunden ist man als Mann erst mal von der Vielzahl der Schraubenarten und Nägel, der Artenvielfalt der Stützwinkel und der Faszination der verschiedenen Türverriegelungen erschlagen. Das muss das Paradies sein. Oder fast, den neben dran sind die Bohrmaschinen, die Winkelschleifer die Accuhämmer, was sind dagegen Julia Roberts oder Michelle Bündchen? Hier möchte ich begraben sein! Frauen haben keinen Blick für so was.
Nun, meine Spaxschrauben habe ich noch nicht gefunden. Ich suche weiter und…sehe wieder eines der verlorenen Schafe, eingeschüchtert von der Dominanz der männlichen Ausstrahlung die dieser Ort innehat. Sie sucht immer noch den Inbusschlüssel. Man hätte sie doch bei der Hand nehmen sollen.

Warum gibt es eigentlich nicht wie bei Ikea so einen kleinen Bereich, nur statt mit kleinen bunten Bällen und einer Rutsche, einfach einen Fernseher auf dem den ganzen Tag GZSZ läuft und einen Stapel mit Zeitschriften wie: „Frau im Spiegel“, „Frau aktuell “ oder „Die neue Post“ .
Ich meine ich suchte die blöden Spaxschraubenauch immer noch, aber das spielt sich doch auf einer ganz anderen Ebene ab. Bei einem Mann ist es nicht das Nichtwissen, sondern die Qual der Wahl: Kann ich nicht einfach 4,5 Holzschrauben nehmen, statt Spax ? Oder Nägel ? Nur natürlich falls sie keine Spaxschrauben mehr haben, oder sie den Bereich wieder total umgeräumt haben.
Jedenfalls war ich nach nur 3 Stunden aus dem Baumarkt wieder draußen. Mit einer Tube Pattex. Warum den etwas schrauben, wenn auch kleben geht. Und was kann ich dafür wenn sie die richtigen Schrauben so verstecken, dass sie kein Mann finden kann. Hat bestimmt eine Auszubildende umgeräumt. Ich hoffe jedenfalls sie schauen heute Abend nach Ladenschluss genau nach, ob nicht doch noch eine verzweifelte, hilfsbedürftige, natürlich weibliche Person, irgendwo zwischen den Regalen ruhelos umherirrt.

So und das nächste Mal schreibe ich über Männer beim Einkaufen im Supermarkt oder wie die große Verzweiflung kam.
