Nahm ich also beide mit, schnürte den Trailfox gleich mal an, der muss sogar dreckig werden, und BBB in Bereitschaft halten. Zum dritten Mal nahm ich an dieser freundlichen kleinen Laufveranstaltung teil, das erste Mal anno 2005 gelang mir aus Versehen die 10 Kilometer angefeuert von mein famili unter 1 h zu absolvieren, das zweite Mal ein Jahr später bei Matsch & Regen zwar keine Bestzeit aber wieder unter 1 h, obendrein meinen Freund, Nachbarn und Trainingspartner C*** bei KM 8,5 einzusammeln und nun beim dritten Lauf diente mir das Rennen als Unterdistanztestlauf für mein Projekt: Halbmarathon am 1. April in Berlin.
Dafür hatte ich seit Beginn des Jahres fleißig geackert, eine kleine Erkältung hatte mich nicht aus der Bahn werfen können, und geübt. Das Ziel, die alte Bestzeit von 55 Minuten zu unterbieten und somit für den HM die sub 2 h zumindestens anzupeilen, war ausgegeben.
Und es begann gut: diesmal nicht wie die beiden Jahre zuvor verfahren und ohne Umwege direkt den Startplatz gefunden. Doll, mal ohne Anfahrtsstress anzukommen, ein wohliges Gefühl. Die Sonne schien plötzlich und heftig, die angesagten 2° C, gefühlte -5° C waren Geschichte. Katryntje an meiner Seite verstärkte das gute Vorgefühl. Die Wege erschienen auch gut getrocknet, also raus aus den Schuhen - rinn in die Schuhe, Mann, was die blitzten: „I’m the God of Hellfire and I’ll bring you ... Fire!“
Da begrüßte uns auch Fori Toddi freundlich und riss mich aus meinen Aggro-Träumen raus, zurück in die Realität. Er hatte sein Versprechen wahr gemacht, um mal zu gucken, was in seiner Nachbarschaft am Sonntagmorgen so passiert. Kamerabewaffnet sollte er sich zu meinem Personal Photographer mausern, fürs Erste ’n büschen Klönsnack und Kennenlernen.
Ein kurzes Warmhüpfen ging dem Rennen voran, bis endlich der Startschuss fiel: gegen 11:10 Uhr zockelte die Laufgemeinde von rund 100 Leuten los. Diesmal hatte ich mich zum aller ersten Mal überhaupt nicht ganz hinten eingereiht, sondern etwas weiter vorne einsortiert. Die Ambitionen sind gestiegen.
Wie gehabt: die Meute hechelte los, als gäbe es kein Morgen. Ich blieb ruhig und versuchte auf dem ersten Kilometer zu sondieren und die Aufregung in den Griff zu kriegen. Vor mir ein hagerer Typ mit rotem Shirt, Aufdruck irgendwas mit 24h-Lauf, den erwählte ich mir zum Pacemaker.
Der muss was auf der Pfanne haben: wer einen Tag lang laufen kann, der weiß, was er kann und tut. Seine Geschwindigkeit konnte ich gut mithalten. Nach einem Kilometer kam ich ins Grübeln, mmmh, überschätze ich den 24h-Läufer, hat der womöglich in die Psychokiste gegriffen und will alle Konkurrenten nur ausbluffen: Rot gewinnt! will er suggerieren, 24h-Läufer sind unschlagbar! Tatsächlich und womöglich hat er den Lappen auf dem hiesigen Trödelmarkt für einen Euro funffzig ergaunert!
Zack vorbei und weiter Land gewinnen. Meine Polar samt SpeedSensor sponn mal wieder ein wenig und verweigerte mir den Pieps und min/km-Anzeige nach dem ersten Kilometer - und allen weiteren folgenden. Kümmerte mich aber nicht besonders. Ich schaute auf die aktuelle Geschwindigkeit und dachte, holla nur 5:45, da musste aber zulegen, wenn Ziele erreicht werden sollen.
Legte ich also zu und kann bis Kilometer 5, der Hälfte der Strecke, Läufer um Läufer einholen.
Komisch, das ist aber neu, dass Du hier laufend überholst und keiner an Dir vorbei kommt, waren meine Gedanken und wurde zum Vorsatz, so kann’s weiter gehen. Und nun nach dem Bergfest fing es zwar an weh zu tun und die ersten wohl bekannten Impulse aufhören zu wollen, tauchten auf: warum Laufen? Was machste den Quatsch?
Ein kurzer Blick zur Uhr zeigte mir aber irgend etwas von 24 Minuten an und das, wenn auch verlesen und verguckt, beflügelte mich auf’s Neue und die Antwort auf vorherige Zweifel war gefunden: Weil Du demnächst 21,xxx Kilometer mit Anstand durchlaufen willst. Und 24 Minuten auf 5 Kilometer, das macht ja, Moment, na ja jedenfalls weniger als 50 Minuten auf 10! „You’ve got to burn!“
Gab ich also weiter Gas, Blicke zur Uhr zeigten mir so um die 5:00 bis 5:30 auf der zweiten Wegstrecke an. Tatsächlich lief ich große Lücken auf mir vorauseilenden Läufern zu. Was von hinten betrachtet leicht und locker bei denen aussah, entpuppte sich beim Vorbeieilen als schwer Atmend und Kämpfend. Ob ich auch so eine angestrengte Figur machte?
Toddi tauchte zu meiner Überraschung immer wieder am Wegesrand auf und schnappschusste mich, was er nur konnte. Hey, eigentlich wollte ich dann ja lächeln. Die da draußen müssen ja nicht merken wie ich zu kämpfen habe, beim nächsten Mal aber lächeln, zumindest das bekannte Victory-Zeichen, kannste bringen. Es blieb beim Vorsatz hierzu.
Auf dem letzten Kilometer schaffte es tatsächlich jemand, sich an mir vorbei zu schieben. Er lief kurz neben mir, als schon das Gebrummel aus der Zielgasse zu uns durchdrang, bemerkte hierzu „Hört sich gut an!“ Ich: „JJJ“ und vorbei warer. Na, zumindest nicht Abreißen lassen, auf den letzten Metern nicht schlapp machen, außerdem hechelte mir noch einer im Nacken rum, da sollte er auch bleiben – und blieb er.
Fazit: 51 Minuten und 33 Sekunden hatte ich für die 10 Kilometer gebraucht, auf der zweiten Hälfte etwas schneller gewesen als auf der ersten, Berlin ick freue mir auf Dir.
Dank an Toddi und Katryntje für die liebe Unterstützung und Gruß an alle anderen

PS.: fast traue ich es mir nicht zu sagen: aber die Blauen Burn Biester sind sogar sauber geblieben: nix, was man nicht nachdem es getrocknet ist, nicht weg klopfen könnte.
Ob das mit Brooks’ Roten Racern mit glitzernden Bändern auch klappt?
Bildlegende
(1) Spieglein, Spieglein
(2) Curved Air
(3) xXx too Fast - too furious
(4) Katryntje und ich alle alle
(5) Toddi und ich