Hallo,
vielleicht interessiert die Experten ja die Erfahrungen eines Teilnehmers?
Bereits im Vorfeld hatte die Organisation große Sorgen, hatte eMails mit Warnung wegen der Hitze versandt, diese Warnhinweise auch auf der Marathonexpo ausgeteilt, hatte zusätzliche Getränkestellen (normal nur alle 5km) eingerichtet etc. Auch beim Start wurde vom Sprecher eindringlich vor zu schnellem Laufen gewarnt.
Vielleicht sollte man erwähnen, daß der
Start des Rotterdam Marathons erst
um 11:00 Uhr ist. Da waren es bereits locker über 20°C im Schatten. Allerdings gab es keinen Schatten oder zumindest nur sehr wenig. Bei schnell steigenden Temperaturen lief man ca. 85% der Strecke in sengender Sonne auf kuschelig warmen Asphalt.
Da der Temperaturanstieg innerhalb von zwei Tagen erfogle, hatte der Körper vorher im Training überhaupt keine Möglichkeit bekommen, sich an höhere Temperaturen anzupassen.
Ich wollte eigentlich Richtung 3:45h laufen, aber da ich überhaupt kein Hitzeläufer bin, hatte ich mich sehr schnell von meinen Ambitionen verabschiedet. Ich wollte stur nach Puls laufen, um sicher ins Ziel zu kommen. Bereits nach 5km wurde mir klar, daß ich vermutlich nicht einmal sub4h schaffen würde, aber das war dann halt so. Bei Kilometer 11 zeigte ein vor dem Maas-Tunnel in der Sonne stehendes Thermometer 32°C, auf dem Asphalt war es sicher etwas wärmer.
Bei km 15 sah ich die ersten Läufer gehen, nun ja.
Bei km 17 kreuzte der erste Ambulanzwagen mit eingeschaltetem Blaulicht die Strecke, mmmh.
Beim HM hatte ich 2:02 auf der Uhr und lief eigentlich ganz locker, mein neues Ziel hieß: sub 4:10h

Hier gingen bereits sehr viele Teilnehmer zu Fuß. Auf dem Rückweg hinter der Erasmusbrücke (die holländische Variante der Verrazzano Bridge

) bei ca. km 28 sind dann sehr viele Läufer ausgestiegen, da es von hier zum Start-Ziel-Bereich nur etwa 1km waren.
Ab km 32 ging (bzw. lief ) es um einen wunderschönen Park herum. Dies war der einzige Streckenteil, der ein wenig Schatten bot, trotzdem waren die Walker hier in der Mehrzahl. Vorher konnte man auf der Gegengeraden die "schnellen" Läufer sehen, die den Park schon umrundet hatten und kurz vor der 40km Marke waren.
Ich hatte mir die Strecke den Umständen entsprechend gut eingeteilt und lief mittlerweile in einem lockeren 6er Schnitt, mein Puls einige Schläge unter dem, was ich mir bei einem "normalen" Marahon zumuten würde.
Ab km 34 hörte ich zum ersten Mal von einem Streckenposten die Worte "the marathon was stopped", mit seinen Händen signalisierte er, man solle mit Laufen aufhören. Ernst genommen hat ihn irgendwie niemand. Die, die liefen, liefen weiter, die anderen gingen ja eh´ schon.
Allerdings wedelten jetzt alle Streckenposten mit den Händen und stellten sich auf die Strecke. Immer mehr Läufer hörten zu Laufen auf. Nach der Umrundung des Parks zeigte sich, daß auf der Gegengeraden kein einziger Läufer zu sehen war, man hatte wirklich den Marathon abgebrochen.
Ca. bei km 38 stand dann ein großer Lautsprecherwagen und forderte erst in Niederländisch (nix verstahn

) dann in Englisch auf, nicht mehr weiterzulaufen, sondern ganz langsam zum Ziel zu gehen. Die bösen Blicke der Streckenposten liessen jetzt alle Läufer, auch mich, zu Spaziergängern mutieren. Ein blödes Gefühl, so kurz vor dem Ziel und in eigentlich guter Verfassung.
Vor allem fiel mir das gehen schwerer als das Laufen und so verfiel ich nach einigen hundert Metern wieder in einen leichten Trab, wie einige andere auch. Bei diesem leichten Trab blieb es dann auch, um die Streckenposten nicht zu verärgern. Ab km 41 standen dann riesige Zuschauerspaliere und bejubelten die Läufer. Hier liefen wieder alle die ich sehen konnte. Ich trabte locker ins Ziel, das zum Glück noch offen war.
Und etwas köstlicheres als frisch geschnittene Ananasstücke habe ich vermutlich noch nie gegessen.
