Banner

Artikel über Schienbeinkanten-Syndrom

Artikel über Schienbeinkanten-Syndrom

1
Hallo,

in der heutigen Online-Ausgabe der Ärzte-Zeitung ist ein (aus meiner Sicht) interessanter Bericht über das Schienbeinkanten-Syndrom:

Das Schienbeinkanten-Syndrom bremst ehrgeizige Freizeitläufer
Muskel-Stress im Schienbein / Beschwerden zwingen zum Abbruch des Trainings
HOMBURG (ner). Das schmerzhafte Schienbeinkanten-Syndrom kommt bei Hobby-Läufern und bei professionellen Leichtathleten vor, die den Bodenbelag wechseln. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung in einem geschlossenen Muskelkompartiment. Im Extremfall muss operiert werden.

Das Schienbeinkanten-Syndrom ist der dritthäufigste Sportschaden bei Leichtathleten, vor allem Läufern. Darauf haben Dr. Sascha Bambach aus Homburg/Saar und seine Kollegen hingewiesen (Dtsch Zschr für Sportmed 57, 2006, 282). Synonyme sind mediales tibiales Stress-Syndrom oder Periostitis.

Bei körperlicher Anstrengung nehme das Muskelvolumen bis auf das 15-fache zu, so die Orthopäden. Es komme zu einem Missverhältnis zwischen der sich rasch vermehrenden Muskelmasse und der wenig elastischen Muskelfaszie. Dadurch erhöht sich der Gewebsdruck, die Sauerstoffversorgung nimmt ab, die Flüssigkeitsfreisetzung aus den Gefäßen nimmt zu. Folge sind degenerierte oder ne-krotische Muskelzellen in dem Kompartiment.

Ausgelöst werden die Veränderungen durch forciertes Training oder Fußüberlastung beim Laufen auf hartem Boden. Denn das Fußlängsgewölbe wird von Unterschenkelmuskeln stabilisiert, die als Pronationsbremse wirken. Diese Muskeln sind M. tibialis posterior, M. flexor digitorum longus und M. flexor hallucis longus. Gerade auf hartem Boden seien die Pronationsgeschwindigkeiten hoch, so Bambach. Auch ein Anabolika-Missbrauch könne die Ursache des Syndroms sein.

Die Patienten klagen über Schmerzen, die nach einer Laufstrecke von etwa 500 m auftreten und sie zum Abbruch des Sports zwingen. Es sind diffuse Schwellungen über dem mittleren und unteren Drittel der medialen Schienbeinkante zu erkennen, die schmerzhaft gegen Druck sind. In schweren Fällen treten auch Par- und Hypästhesien in der medialen Fußwölbung auf.

Zum Ausschluss einer Stressfraktur sollte eine Röntgenaufnahme in zwei Ebenen sowie eine Skelettszintigrafie veranlasst werden. Mit Magnetresonanztomografie sind Knochenödeme zu erkennen, gegebenenfalls sogar ausgestrichene Gefäße. Zur Bestätigung der Diagnose empfehlen Bambach und seine Kollegen die Messung des intrakompartimentalen Drucks in Ruhe.

Körperliche Schonung, also ein Trainingsabbruch, ist der Kern der Behandlung. Die Patienten können ihre Fitness mit Schwimmen oder Fahrradfahren erhalten. Beim Fahrradfahren sollten sie das Pedal allerdings mit der Ferse treten. Zu lokaler Wärme, lokalen oder systemischen Antiphlogistika und Muskelrelaxanzien raten die Homburger Sportmediziner ebenfalls. Hinzu kommen Hochvolttherapie und niederfrequente Ströme, um die Regeneration zu beschleunigen.

Schmerzhaft, aber wirkungsvoll sei die Periostmassage, so Bambach. Dabei handelt es sich um eine besondere Form der Reflexzonenmassage, bei der ein starker Druck auf das Periost ausgeübt wird. Ergänzend erfolgen Lockerungsmassagen. Die ultima ratio ist die chirurgische Längsspaltung der Faszie.

Zwei bis vier Wochen Pause müssen die Sportler akzeptieren, bevor sie das Training allmählich wieder aufnehmen können. Damit sich möglichst kein Rezidiv entwickelt, sind verschiedene vorbeugende Maßnahmen möglich. So muss der Sportler die Trainingsintensität an seine Möglichkeiten anpassen oder Fußfehlstellungen mit entsprechendem Schuhwerk oder Einlagen ausgleichen. Den Wechsel auf einen anderen Bodenbelag sollten sie langsam vollziehen und dabei weiche Böden bevorzugen. Ausreichendes Aufwärmen vor jedem Training sollte selbstverständlich sein.

Häufige Ursachen der Periostitis
• Wechsel der Lauftechnik oder Wechsel des Bodenbelags im Frühjahr und Herbst,
• intensives Training auf hartem Belag,
• Sprungsportarten,
• intensives Lauftraining
• Vorfußbelastung bei Vorfußläufern,
• vermehrte Fußaußenrotation oder Pronation,
• Spikes- oder Schuhwechsel,
• abrupte Belastungssteigerungen oder Änderungen im Trainingsregime.



Hier mal der Link dazu: http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/0 ... izin/sport

Gruß
Christoph
Duell 2008: Aninaj - chrisgaa

Arthur Clarke:
Die Grenzen des Möglichen lassen sich nur dadurch bestimmen,
daß man sich ein wenig über sie hinaus ins Unmögliche wagt.

2
Synonyme sind mediales tibiales Stress-Syndrom oder Periostitis.
.........
Bei körperlicher Anstrengung nehme das Muskelvolumen bis auf das 15-fache zu, so die Orthopäden. Es komme zu einem Missverhältnis zwischen der sich rasch vermehrenden Muskelmasse und der wenig elastischen Muskelfaszie. Dadurch erhöht sich der Gewebsdruck, die Sauerstoffversorgung nimmt ab, die Flüssigkeitsfreisetzung aus den Gefäßen nimmt zu. Folge sind degenerierte oder ne-krotische Muskelzellen in dem Kompartiment.
........
.....Die ultima ratio ist die chirurgische Längsspaltung der Faszie.
Seltsam, ich habe bislang immer gedacht, Schienbeinkanten Syndrom (Shin Splints) und Kompartment Syndrom seien zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. :confused:

Anscheinend wird das aber inzwischen anders gesehen. Wer genauer nachlesen will, findet den kompletten Artikelhier

[
Bild

3
Sehr interessant, dankeschön!
Ich habe aber selten erlebt, daß Wikipedia bei so vielen Fachbegriffen auch keinen Rat mehr wußte... ;-)

Standards der Sportmedizin ?

4
Den zitierten Artikel über das Schienbeinkantensyndrom habe ich mit zunehmender Verwirrung erst einmal mehrfach durchlesen müssen. Aber den Autoren passiert etwas, was eigentlich nicht passieren darf (und rohar liegt weiterhin mit seiner Annahme richtig): das Schienbeinkantensyndrom wird hier völlig unzusammenhängend mit dem chronischen Kompartmentsyndrom vermischt. Beides sind komplett voneinander zu trennende Diagnosen.

"shin splints" bleibt weiterhin ein Sammelbegriff für alle überlastungsbedingten Beschwerden des Unterschenkels, und keine spezifische Diagnose.

Schmerzen auf der Innenseite des Unterschenkels können dabei
das innere (mediale) Schienbeinkantensyndrom, eine Stressfraktur, eine Tendinitis der Tibialis posterior Sehne oder ein chronisches Kompartmentsyndrom der tiefen inneren Unterschenkelmuskelgruppe sein.

Schmerzen auf der Vorder-/Außenseite des Unterschenkels können das Tibialis anterior Syndrom (chronisches Kompartmentsyndrom - auch vorderes Schienbeinkantensyndrom genannt) - Nervenengpass-Syndrome, eine Tendinitis der Peronealsehnen oder ein laterales Kompartmentsyndrom sein, zusätzlich sollte man an eien Stressfraktur des Wadenbeines denken.

Wie die Autoren so verschiedene Diagnosen zu einem verwirrenden Mix zusammenschreiben, kann ich nicht verstehen, vor allem, wenn es unter der Überschrift "Standards der Sportmedizin" veröffentlicht wird.

Ich hoffe, Ihr seid jetzt etwas weniger verwirrt (..oder eher mehr ?)

Ina

Quellen:
Gary Guten: Running Injuries. W:B: Saunders 1997
Francis O`Connor, Robert Wilder: Textbook of Running Medicine. McGraw Hill 2002
http://www.laufverletzungen.de
Christopher Couture, Kristine Karlson: Tibial Stress Injuries. Phys Sportsmed. Vol 30- June 2002
H.R. Hutchinson : Chronic Leg Pain: Putting the Diagnostic Pieces Together. Phys Sportsmed Vol. 26 - July 1998

5
Warum habe ich manchmal das Gefühl, dass jeder Arzt, sobald man sagt, mir tut es da in der Nähe des Schienbeines weh, schon mal von vorneherein sagt. "shinsplints". Schnelle Diagnose und billig (kann man eh nichts machen außer schonen) .
Ich habe die Diagnose in der Regel bekommen nach Augenschein. Oft ohne, dass mich der Arzt richtig angeschaut hat, ohne Röntgen (Ermüdungsbruch) , in der Regel ohne Behandlung und das nervt. Dabei hatte ich nie diese klassischen Symptome wie überhitzte Zonen, Druckstellen und sonstiges.( Und nur BTW: ICH BIN PRIVATPATIENT.) Das letzte Mal bin ich echt zum Arzt gegangen, und habe ihm gesagt, was er mir verschreiben soll!!!
Nachdem ich mich damit im Moment einfach nicht mehr zufrieden geben möchte (ansonsten kann ich eigentlich aufhören zu laufen) habe ich mal wieder den Arzt gewechselt, und gleich am Telefon gesagt, wenn sie zu mir sagen, ich soll mich schonen, dann komme ich gar nicht erst.
Der hat jetzt festgestellt, dass ich eine Blockade in der LWS habe, die wiederum eine Verhärtung des Wadenmuskels (Stoßwellentherapie, Doppelaua) nach sich zog, und , ich bin ja jetzt auch Laie, aber wenn ich Schmerzen habe, laufe ich unrund (andere würden da wohl gar nicht laufen) und dass dann der ganze Unterschenkel schmerzt und auch die Knochenhaut gereizt ist, kann ich mir jetzt auch selber zusammenreimen.
Die Behandlung war relaitv schmerzhaft, aber der akute Schmerz war weg und ich bin heute Abend noch mein Intervall gelaufen.
Ob es das jetzt war, weiß ich nicht, aber ich habe zumindest einen Arzt gefunden, der mich ernst nimmt, und mich nicht mit Schonen abspeist (und mich wohl für völlig bekloppt hält, wenn ich sage ICH WILL ABER LAUFEN!)
Jetzt habe ich wieder zuviel geschrieben, aber es bleibt wohl eine unendliche Geschichte. Schau mer mal wie es weitergeht
grüßle kirsten
20.09.08 Gengenbach HM 1:36:50 PB


7
Warum habe ich manchmal das Gefühl, dass jeder Arzt, sobald man sagt, mir tut es da in der Nähe des Schienbeines weh, schon mal von vorneherein sagt. "shinsplints". Schnelle Diagnose und billig (kann man eh nichts machen außer schonen) .
Oh ja,das stimmt!!
Hatte auch vor etwa 1,5 Jahren Schmerzen im Schienbein und nach mehreren Ärzten, die alle was anderes gesagt haben, habe ich entnervt aufgegeben. Nach einem halben Jahr Sportpause habe ich wieder mit Laufen anngefangen und es war alles wieder ok...Irgendwie komisch...
* Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar*:)
Bild
-> Ian 4-ever!!!

Einlagen

8
Von diesen Schmerzen kann ich momentan auch ein Lied singen....
Habe auch seit drei oder vier Wochen Schmerzen im Unterschenkel (Schienbein, Kniescheibe, hinten, vorne, rechts links-überall!)
Ich benutze jetzt die Einlagen gegen meinen Senkfuß (die mir schon vor einem halben Jahr verschrieben wurden, dich ich aber nicht benutzt habe, weil sie mich gedrückt haben...) und versuche mit bestimmten Kräftigungsübungen, die Muskulatur zu stärken.
Das Problem mit unwissenden und sportunerfahrenen Ärzten kenne ich auch und da mein Hausarzt weiß, dass ich selber studiert habe und nicht ganz ungebildet bin in dieser Hinsicht, macht er sowieso keinen Diagnoseversuch mehr sondern verschreibt mir direkt, was ich will....
Aber toll finde ich das auch nicht. Besonders weil ich nie genau weiß, ob Schonung oder gezieltes Aufbautraining sinnvoller sind.
Letzten Endes wohl eine Kombination aus beidem. Ich kräftige jetzt die gesamte Unterschenkelmuskulatur durch spezille Übungen und wärme mich gut auf.
Eigentlich bin ich ein Gegner von Medikamenten aber etwas Pflanzliches wie z.B. Traumeel kann man schon mal benutzen.
Ich hoffe bloß, dass ich das bald überstanden habe, denn auch ich will wieder "richtig" trainieren... :sauer:
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“