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Und was haben wir gelernt? Der Marathon-Erkenntnisse Thread

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cpp hat geschrieben:Naja, lügt ist jetzt wohl nicht das richtige Wort, aber mich haben die langen Läufe ohne ausreichende Ernährung nicht schneller gemacht.
Alles klar. Dachte ich mir es doch. Du hast ihn nicht verstanden. Greif geht es weder ums Essen noch ums Trinken (von Wasser) auf den langen. Er rät nur davon ab, sich auf den langen im Training irgendwelche Powergels oder Drinks reinzuhauen, die den Glykogenspiegel künstlich wieder anheben. Der Körper soll lernen auf dem Fett weiter zu laufen. Wenn das bei Dir nicht geht bist Du halt noch nicht so weit. Mir hats geholfen. Meiner Körper kann das inzwischen. Es tut am Anfang weh, aber wenn es funktioniert ist der Hammermann Geschichte.
Nur wer seine Grenzen überschreitet, kann diese auch erweitern.
Die wichtigste Tugend eines Marathonläufers ist die Geduld.

Lessons learnt aus einem erfolgreichen M-Debut

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Möchte auch noch ein paar Gedanken hier einstreuen, warum es vielleicht bei mir auf Anhieb mit Sub 3 geklappt hat, obwohl ich eigentlich nur eine Sub 3:10 angepeilt hatte.

Training

Ich habe keinen Trainingplan von irgendeinem Guru befolgt, sondern mich vielmehr vom meinen eigenen Körpergefühl leiten lassen und im Grunde genommen immer nur einen gewissen Rahmen im Kopf gehabt (Umfang, Anzahl Einheiten, Art der Einheiten).

Ich glaube, ich weiß besser als Herbert S. und Peter G. wann ich schnell und wann ich lang und langsam laufen sollte. Außerdem laufe ich, wenn ich Zeit und Lust habe und nicht, weil mir jemand sagt: "Du musst immer Montags deine TDL und Samstags deinen LongJog machen". Trotzdem hat es mir sehr geholfen den CD und die Trainingspläne von Steffny zu lesen. Ebenso habe mir die Erfahrungen und Ratschläge der Foris, die ich aus diversen Threads herausglesen habe geholfen. :daumen: :klatsch:

Training muss mir Spaß machen und darf niemals verbissen sein.

Subjektive Trainingssteuerung geht ohne HF-Messung (Ich habe keine Ahnung wie hoch genau meine HF-Max ist und wundere mich immer wieder, welche Wissenschaft aus dem Thema pulsgesteuertes Training gemacht wird).

Intervalle sind für einen 3:00-Marathonläufer nicht unbedingt notwendig, wenn die Grundschnelligkeit da ist. Tempodauerläufe und lange Fahrtspiel (auch im hügeligen Gelände) und lange Läufe sind für mich die entscheidenden Erfolgsfaktoren.

Ich muss auch bei langen Läufen im Frühjahr keine Getränke mitführen. Ein kurzer "Boxenstopp" zuhause bei ca. km 20 reicht(e) mir.

Für mich sind 4-5 Einheiten je Woche vermutlich besser als 6 oder 7. Ich glaube nicht, dass ich die orthopädische Stabilität besitze, um einen (noch) höheren Trainingsumfang absolvieren zu können (bei mir waren es 1.400 km in den letzten vier Monaten; bzw. durchschnittlich 85 (4,4 Einheiten) in den letzen 10 Wochen vor dem M).

Ein 25 km Wettkampf sechs Wochen vor dem M und ein HM drei Wochen vor dem M, beide ohne jegliches Tapering, waren willkommene Highlight in der Vorbereitung. Ich glaube nicht, dass 10-er Wettkämpfe den gleichen Effekt haben, die bringen wahrscheinlich für den M nicht mehr als die TDL's im Training.

Ich habe die Endbeschleunigung nur beim letzen langen Lauf zwei Woche vor dem M ausprobiert (14 km EB @ 4:11 nach 21 km einrollen @ 5:00), aber das hat mir trotzdem Sicherheit gegeben. Ansonsten bin ich aber die langen Läufe relativ flott (MRT +30 bis 45 Sek.) und teilweise leicht crescendo (z.B. von 5:10 auf 4:40 beschleunigend) gelaufen. Ich glaube nicht, dass es das objektiv richtige LongJog-Tempo gibt. Für den einen mag MRT + 75 Sekunden besser sein, für den anderen MRT + 30 Sekunden.

Tapering mit nur noch zwei Trainingeinheiten (Mo 4x2 im MRT und Mi 3*1,5 im MRT, jeweils zzgl. Gleichlange Trabpausen + Ein- und Auslaufen) in den letzten sieben Tagen vor dem Marathon fällt schwer (man will Laufen und darf es nicht) aber ist wirksam. 1 oder 2 leichte Joggingeinheiten über 8-10 km hätte ich sicher in der letzten Woche zusätzlich machen können, aber was hätten die genützt?


Wettkampf

Ab zwei Stunden vor dem Start nichts mehr trinken bis ca. 15 Minuten vor dem Start, dann einen guten 1/3 Liter und man muss nicht austreten.

Trinken im Wettkampf geht auch im fast vollen Lauf, man verschluckt sich nur. Wasser, Iso (Frubiase vom Veranstalter) und zweimal ¼ Liter Ultra-Buffer waren o.k.

Eine weißes Laufcap schützt bei sonnig warmem Laufwetter und es Läuft einem vor allem kein Schweiß in die Augen.

Wenn man richtig trainiert hat, gibt es keinen Hammermann, die zweite Hälfte ist dann auch nicht länger als die erste.

Ich bin weitgehend nach Gefühl gelaufen, obwohl ich nach fast jedem Kilometer meine Zwischenzeit genommen habe.

Wenn man sich gut fühlt, darf man schneller laufen als die ursprüngliche Marschroute. (Ich wollte 4:20 angehen und bin die ersten 15 km in 4:07 gelaufen).


Nach dem Wettkampf

Die Nacht nach dem Marathon habe ich schlechter geschlafen als die Nacht vor dem Wettkampf.

Treppe runter ist mit Muskelkater schlimmer als Treppe rauf.

Jetzt hab ich genug vom Ashphaltlaufen und freu ich mich wieder auf den Wald und die Berge (Hügel).

Fazit

Beim (ersten) Marathon kann so viel schief gehen (Zitat: eines Lauffreundes, der trotz einer 36:XX auf 10 und einer 1:20:35 auf dem HM den M noch nicht unter 3 Stunden geschafft hat), es kann aber auch alles richtig laufen!

Wenn ich am Sonntag eingebrochen wäre, würde ich wahrscheinlich an all dem o.g. heftig zweifeln.
Grüße
Andreas

Wettkämpfe 2007:

25 km: 1:44.05 (25.03.)
HM: 1:25:28 (15.04.)
M (Debut): 2:58:16 (06.05)
10,6 km (250 Höhenmeter): 42:29 (10.06)

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Viele lange Einheiten
Ich denke, dass mir die vielen Langen geholfen haben, dem Hammermann in Mainz nicht zu treffen (war allerdings auf der zweiten Hälfte auch ohne ihn schon hart genug) - im Training habe ich am Anfang aber schon mal seine kleinen Brüder kennengelernt (quasi Ratenzahlung :D ). Insgesamt bin ich 13 lange Läufe, davon 11 mit über 35 km seit Dezember gelaufen. Der 50k Ultra als Überdistanztrainingslauf Ende März war zwar ein wenig strange, aber er hat mir mehr genützt als geschadet: Zumindest ein gutes Gefühl für den Kopf, die 42km als Distanz drin zu haben.

Dass ich meine Langen nach dem ursprünglichen Ziel (sub 4) zu schnell gelaufen bin, schiebe ich jetzt mal auf ein unterbewußtes Körpergefühl, dass da doch noch mehr drin ist.

Bislang ging es ohne Plan und Intervalle
Zwar habe ich viel gelesen und Pläne studiert (u.a. Marathon Austria, Greif, Steffny, Laufcampus) - mich aber noch nie an einen Plan gehalten. Bestimmt bin ich dabei insgesamt zuviele TDL gelaufen und habe GA1 etwas vernachlässigt. Wer weiß, was mit einem vernünftigen Plan noch ginge oder effizienter möglich wäre. Intervalle habe ich bislang nicht gemacht - eher Fahrtspiele oder TDL. Für sub 3 (man darf ja noch träumen...) dachte ich bislang, dass sie unverzichtbar wären, aber Meliläufer macht mir Mut :D

Beim Lauf
Man darf auch mal was wagen. :zwinker5:
Gruß Thomas
PBs: 5km: 19:03 - 5,6km: 21:25 - 10km: 41:25 - HM: 1:26:39 - M: 3:11:15 - 50km: 4:09:09
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Meine wichtigste Erkenntnis: Marathonlaufen ist wie das Leben selbst. Du kannst es so oft und so lange wiederholen wie du willst, jeder Lauf stellt dich vor neue Situationen und verlangt entsprechende Reaktionen.

Gruß an alle

Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h
Gesperrt

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