Hallo!
U_d_o hat geschrieben:Man kann Intervalltraining auf die unterschiedlichsten Weisen durchführen. Extensiv, Intensiv, mit voller Erholung in der Pause, mit teilweiser, mehr oder weniger Wiederholungen, gleich lange Intervalle, stufenförmiger Aufbau, und mehr.
Gerade weil das richtig ist ...
U_d_o hat geschrieben:
Grundsätzlich erreicht man den besten Trainingseffekt, wenn man die letzte Wiederholung genauso schnell absolviert wie die erste und das gerade so eben schafft. Will heißen: Eine weitere Wiederholung könnte man in diesem Tempo dann nicht mehr durchstehen. Eben darin liegt die Schwierigkeit.
... kann man das dagegen imho so pauschal überhaupt nicht sagen.
Bei vielen meiner Intervall-Einheiten könnte ich natürlich noch 1 oder 2 Läufe im selben Tempo laufen, nur wäre das u. U. zu nah an einer wettkampfmäßigen Belastung, und da ich oft am übernächsten Tag wieder hart und schnell trainiere, gebe ich mir das eben nicht. Natürlich geht es im Prinzip darum, einen gewissen Punkt der Erschöpfung zu treffen. Der lässt sich aber nicht so leicht definieren und hängt von vielen Faktoren ab, u. a. eben davon, wann man wieder wirklich frisch sein will.
Vor einem kurzen Wettkampf (bis 5000) z. B. mache ich das letzte Intervalltraining etwas softer und geb mir 2 Tage tapering (einen davon mache ich meist nix). Wenn jedoch kein WK oder hartes Training in den nächsten 2 Tagen ansteht, gehe ich ziemlich weit an die Grenze. Dann gibt es je nach Konzept u. U. auch Intervalle im Grundlagentraining, da würde ich dagegen auch eher weiter von der "nix geht mehr grenze" wegbleiben.
Dann hängt das gelaufene Tempo natürlich von der Zielsetzung ab. Gleichlange Intervalle mit jeder Wiederholung schneller zu laufen ist durchaus nicht so unüblich. Es soll ja auch Rennen geben, die nicht in gleichmäßigem Tempo gelaufen werden. Für so etwas gibt es z. B. ja auch das Greifsche Tempoflextraining. Und dann soll es auch WK geben, die im Endspurt entschieden werden. Da läuft man am Ende eben auch schneller als am Anfang.
Unterschiedlich lange Strecken in einer Serie, aber in unterschiedlichen Tempi zu laufen ist auch eine bekannte Variante. So kann man verschiedene Tempi in einer Einheit üben. Ist imo auch nützlich für das Tempogefühl.
Dann spielt natürlich auch die Grundschnelligkeit eine Rolle, gerade, wenn man außerdem über die längeren Strecken nicht austrainiert ist. Da ich eher Mittelstreckler bin, könnte ich natürlich zur Not meist noch einen 1000er an die 5-6 Stück im 5k Tempo dranklatschen, da die Differenz zwischen maximal gelaufenen 1k und 5k Tempo bei mir eben noch ziemlich groß ist. Je besser ich zukünftig meine Schnelligkeit auf die langen Strecken umsetzen kann, desto schneller werden dann natürlich die Intervalle gelaufen und desto schwieriger wird das.
U_d_o hat geschrieben:
Man weiß ja vorher nicht genau, was man drauf hat und wenn man die letzte Wiederholung geschafft hat, weiß man nicht, ob noch eine in demselben Tempo möglich wäre (ist mir in der Situation ehrlich auch egal, weil ich froh bin, dass ich's für heute hinter mir hab

). Erfahrung hilft ein wenig. Du lernst mit der Zeit, wie sich die Beine anfühlen bei den ersten, den mittleren und den letzten die möglich sind. Irgendwann schafft man es auch mal nicht, kriegt die letzten Wiederholungen nur langsamer (oder auch gar nicht) zu Wege. Dann spürst du wie "weich" und schlapp sich alles anfühlt, wenn man überzieht.
So 1 oder 2 mal muss man wohl überziehen, um das Gefühl zu kennen. Allerdings kennt man es wohl u. U auch vom Wettkampf. Grundsätzlich geht es aber eher darum, gerade nicht zu überziehen, also das Zeitziel zu erreichen oder zu unterbieten, ohne zu "knüppeln". Der "Knüppel" muss grundsätzlich unbedingt für den WK aufgespart werden! Sonst hat man eben mehr Übersäuerung und Erschöpfung als gewollt und ist frustriert, außerdem leidet evtl die nächste TE darunter.
Mit der Erfahrung hast du vollkommen recht. Im Zeitalter der GPS-Pulsuhr wird oft vernachlässigt, dass das Verstehen der Signale des eigenen Körpers essentiell wichtig ist, um das Maximum aus den eigenen Möglichkeiten herauszuholen. Dein Körper muss dir sagen, ob du heute lieber eine WDH mehr oder weniger machst oder das geplante Pensum. Ich bin bei den meisten Einheiten lieber etwas vorsichtiger, ohne Geduld geht es eben nicht.
U_d_o hat geschrieben:
Ps: Zu zweit IV kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Manchmal tat es so "weh", dass ich alles um mich herum zu hassen begann: Kalte Luft oder zu warme, Risse auf der Laufbahn (oder besser jene, die sie nicht beseitigen), Steinchen auf dem Weg unter meinen Sohlen, kleine Äste, harmlose Spaziergänger, die verwundert gucken, Gegenwind sowieso und vor allem mich Idioten, der sich diese "Viecherei" aus unerfindlichen Gründen zumutet

. Zorn ist dabei nicht schlimm, hilft sogar die Quälerei zu ertragen. Aber jemand dabei zu haben, zu dem ich irgendeine Art von "Beziehung" habe - nö besser nicht

.
Also eigentlich ist es in Vereinen ziemlich üblich, Intervalltraining in Gruppen zu absolvieren. Ich fand das immer anspornend und es fällt leichter, wenn es quasi gemeinsam gegen das fiese Trainingsprogramm geht.

Das mit dem Gegenwind geht mir aber ähnlich, habe ich gerade am Montag wieder verflucht ... der zweite 2000er war 10s langsamer und hat sich aber fast 10 s schneller angefühlt ...
AndreasLauf hat geschrieben:Wenn man im IV Training die letzte(n) Intervalle scheller laufen kann als die Ersten, dann mag das sicher einen Trainingseffekt haben, das Trainingsziel kann das aber nicht sein.
Doch. Das Trainingsziel kann sogar gerade das sein. Es gibt sicherlich eine Menge Varianten des Intervalltrainings, die für Anfänger nicht unbedingt sinnvoll oder nötig sind. Dennoch kann es für viele Läufer ganz andere sinnvolle Trainingsziele geben, als "laufe alle Intervalle exakt gleichschnell".
AndreasLauf hat geschrieben:
In der Konsequenz heißt das dann für mich aber auch, dass ich die nächste IV-Einheit 5-10 Sekunden auf 1000m tiefer ansetze. Genau darin sehe ich dann auch, ob ich durch das "Training" an sich Fortschritte erziele.
Progression ist natürlich erforderlich. Die Geschwindigkeit ist ein Weg, längere Strecken, kürzere Pausen, mehr Wiederholungen sind andere Möglichkeiten. Kommt eben darauf an, was genau man mit der Einheit erreichen will und wie heftig das Training werden soll. Irgendwann muss man schneller trainieren, aber es ist nicht immer die erste und sinnvollste Progression.
AndreasLauf hat geschrieben:
Die von Mattes angesprochene Trainingsform setzte ich eher in einem Tempodauerlauf um, in dem die letzten 1/2 km (wenn möglich) nochmal wie im Wettkampf richtig Gas gegeben wird. Aber eigentlich gilt auch in dieser Trainingsform gleichmäßiges Tempo laufen und über mehrere Kilometer halten zu können. Das mit der Steigerung zum Schluß ist m.E. mehr zum "Spaß", soweit man hier von Spaß sprechen kann.
Nein, das muss nicht nur zum Spaß, sondern kann ein gewollter Trainingsreiz sein. Psychologisch hat es auch einen guten Effekt, wenn man weiß, was man am Ende einer solchen Einheit noch drauf hat.
AndreasLauf hat geschrieben:
Intervalltraining mit Bekannten oder in einer Gruppe kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen.
In der Gruppe ist es mir früher doch deutlich leichter gefallen, und auch wenn ich im Moment viel alleine trainiere, so weiß ich genau, dass es im Winter hart werden wird alleine. Wenn sich in meiner Jugend noch zwei oder drei verrückte bei 5 Grad plus mit mir auf der Aschenbahn quälten, fiel es mir deutlich leichter, den Schweinehund zu überwinden.
Gruß
Christof