
Aber von Anfang an: Mein Start lag auf einer Wiese bei einem kleinen mecklenburgischen Dorf. Die Animationsteams von der Polizei brachten schon zu Beginn Spaß in die Sache, indem sie die Teilnehmer mittels Straßensperren daran hinderten, auf normalen Wegen zum Start zu gelangen. Mein Lauf begann somit eigentlich auf dem S-Bahnhof Klein-Lüttenscheid. Das große Feld der Läufer machte sich mangels Bussen zu Fuß auf dem Weg und legte die 5km bin zum Start in strammem Walkingtempo und singend zurück.
Nach einer langen Sammelpause


Als die erste zu querende Straße ins Blickfeld kam, konnte der Animationstrupp dafür dann so richtig auffahren und ein schönes Hindernis aufbauen. Von beiden Seiten näherten sich Animateure und Wasserwerfer, das Feld der Läufer zog ordentlich an und begann einen kleinen Sprint. Etwa 2.000 sprinteten über die Straße und wurden dabei von den Wasserwerfern erfrischt (es war ja auch schon ziemlich heiß). Dann schlossen die Animateure die Kette und bremsten den zweiten Teil des Feldes mit Tritten und Pfefferspray-Attacken, was einige Ausfälle im Feld nach sich zog.

Nach einem weiteren strammen Gänsemarsch durch die Felder registrierten wir bewundernd eine neue Überraschung des Animationsteams: Fünf Hubschrauber kreisten elegant über der Wiese und brachten frische Animateure, die auf der nächsten Straße ein neues Hindernis aufbauten. Das vorderste Feld der Läufer passierte die Straße noch ungehindert im Sprint, dann fuhren von zwei Seiten Wasserwerfer auf.
Ich sprintete ebenfalls auf die Straße zu und wurde dabei schön beregnet. Als ich auf der Straße stand, schoss mich allerdings ein überambitionierter Animateur mit seinem Wasserwerfer so ab, dass ich quer über den Straßengraben flog und mich an einem Jägerzaun gedrückt wiederfand. :eek: Als ich wieder Luft hatte, versuchte ich aufzustehen und wurde sofort wieder vom Wasserwerfer niedergemäht. Also nahm ich dankbar die ausgestreckte Hand der anderen Hindernisläufer an, die sich auf die Straße gesetzt hatten, und kroch durch den Graben auf die Straße zurück.

Der Zieleinlauf wurde, wie sich das so gehört, dann ganz schön anstrengend. Die Sonne brannte, viele Teilnehmer waren schon schwer dehydriert, die meisten hatte Augen wie Karnickel


Die Animateure trabten zwar, Schild und Schlagstock voran, diszipliniert ins Feld, um die Teilnehmer aufzuhalten, wurden aber in flottem Tempo links und rechts umlaufen. Durch weitere erfrischende Wasserkaskaden von den Wasserwerfern erreichte ein Läufer nach dem anderen das Ziel und setzte sich erschöpft auf die Straße. Ich selbst finishte nach etwas über zwei-einhalb Stunden – angesichts der Umstände eine gute Zeit, wie ich finde.

Als alle 3.000 Finisher eingetroffen waren, begann die Verhandlung mit dem Animationsteam, das gegen die Freigabe mehrer eingeschlossener Polizeiautos schließlich zusicherte, das Unterhaltungsprogramm einstweilen einzustellen. Zugleich kam über Funk die Meldung, dass es auch die anderen beiden Läuferfelder in ihre Ziele geschafft hatten und alle drei Zugangsstraßen blockiert waren. Es wurde dann noch eine schöne Siegesfeier für alle Finisher: Anrainer brachten Kuchen und Wasser auf die Straße, die „Volxküche“ verköstigte mit veganen Eintöpfen „nicht von Nazibauernhöfen“, Gitarren wurden ausgepackt, Clowns jonglierten und ein Cheerleader-Trupp übte mit den Eingetroffenen lustige Parolen, und auch die Animateure nahmen ihre Helme ab und feierten ein bisschen mit.

Vielen Finisher gefiel es so gut, dass sie gleich die nächsten beiden Nächte im Zieleinlauf verbrachten. Ich hingegen hängte mir meinen Presseausweis um und verließ das gastliche Gelände durch fünf Kontrollposten der Polizei, und mich mal bei den anderen Zieleinläufen umzusehen.
Insgesamt ein gut organisierter 10-km-Cross-Country-Lauf mit einem extrem ambitionierten Animationsteam, das dann aber doch zu unorganisiert war, um die Taktik der Hindernisläufer zu durchschauen. Leider hält mich nun eine Schädelprellung und eine Halswirbeldistorsion, herrührend vom Wasserwerfereinsatz der Animateure, für einige Zeit vom Laufen ab. Für künftige solche Veranstaltungen würde ich daher ein besseres Training für die Animationstrupps der Polizei empfehlen, die zeitweise ihre Aufgabe doch ein bisschen zu ernst genommen haben.
Tipps für alle, die mal an sowas teilnehmen wollen:

- Wasser kann verdammt wehtun, wenn es aus einem Wasserwerfer kommt. Großräumig ausweichen! :eek:
- Wasser ist aber auch verdammt wichtig - mehrere Liter mitschleppen lohnt sich, weil ein Teil für Augen-Auspülen von Pfefferspray-Geplagten draufgehen wird.

- Schwimmbrillen helfen gegen Tränengas, gelten in Deutschland aber als "passive Bewaffnung".

- Bei Heuschnupfen kein Tuch um Mund und Nase binden, sonst wird man wegen Vermummung vberhaftet.

- Sonnencreme nicht vergessen - fettfrei, sonst kann das richtig weh tun mit dem Pfefferspray.

- Die bunten Clownhüte vieler Teilnehmer waren nicht nur gegen Sonne nützlich, sondern erinnerten das Animationsteam der Polizei auch immer wieder daran, dass hier ein Volkslauf und keine Schlacht stattfindet.

- Detailkarten und Kompass sind nützlich, Walkie-Talkies noch viel mehr, weil die Hubschrauber des polizeilichen Animationsteams die Handynetze stören.
