geniesser hat geschrieben:
Ist ja gruslig hier.
Das finde ich auch. Ich habe den Beitrag gestern auch gesehen. Ich habe eine gänzlich andere Sichtweise. Ich würde mir nicht anmaßen über den Trainer/Stiefvater ein Urteil zu fällen. Man muss schon die Geschichte von Anfang an erzählen.
Der Junge wurde zunächst von seiner Mutter für 15€ an einen Hausierer verkauft. Dieser war offensichtlich Alkoholiker. Er hat den Jungen geschlagen, mit Steinen Beworfen, beschimpft und völlig verwahrlosen lassen.
Der "böse Trainer" hat diesen Jungen in seine Judo-Schule aufgenommen. Ihm ein Dach über dem Kopf gegeben. Ihn ernährt und sich um ihn gekümmert.
Er hat ihm ärztliche Behandlungen bezahlt.
Und sehr wichtig: Zu diesem Zeitpunkt wusste der "böse Trainer" nichts über das Lauftalent des Jungen. Dieses Talent hat er rein durch Zufall später entdeckt.
Im übrigen konnte ich aus dem Film nicht entnehmen, dass der "böse Trainer" dem Jungen wärend des Laufens deswegen kein Wasser gab, um ihn zu "quälen", sondern vielmehr glaubt er offensichtlich tatsächlich, dass der Wasserverzicht wärend des Laufs die Ausdauerfähigkeit trainieren würde.
Ich möchte mir nicht aus dem Blickwinkel eines auf dem Fernsehsofa sitzenden satten Wohlstandsbürgers, der in einer nahezu risikofreien abgesicherten Gesellschaft lebt, anmaßen über Menschen zu urteilen, derren Erfahrungshorizont vom täglichen existenzi8ellen Überlebenskampf geprägt ist.
Der Junge wäre wahrscheinlich ohne den "Bösen Trainer" elendig in den Slums krepiert. Ich kann die Sichtweise des Trainers absolut nachempfinden.
Sicherlich ist das was er tut aus unserer Sicht (die wir bestens informiert und aufgeklärt sind) falsch.
Aber man muss schon die Relationen sehen. Trotz allem hat der Junge durch diesen Stiefvater ein 1000 Mal besseres Leben als zuvor. Und wenn ich der Junge wäre, ich würde nicht wieder zurück auf die Strasse geschubst werden wollen.
Wärend ich diese Zeilen schreibe sind wahrscheinlich weltweit ein paar hundert Kinder in den Strassen irgendwelcher Slums verhungert und durch Krankheit krepiert. Das ist Lebensrealität.
Millionen von Slumkindern würden alles dafür tun mit diesem kleinen ach so gequälten Jungen zu tauschen.
Mich macht diese Selbstgerechtigkeit mancher Forumsteilnehmer fassungslos. Deswegen wollte ich diese Zeilen hier schreiben auch wenn sowas nicht in ein Laufforum gehört.