Hallo Eugenex,
offen gestanden verstehe ich nicht wirklich, worauf du hinaus willst. Also "stürze" ich mich auf deine Überschrift. "Auslaufen" stellt die erste Phase der Regeneration nach belastendem Training oder Wettkampf dar. Ich zitiere mal: "Sinn ... ist ... die beschleunigte Beseitigung von Stoffwechselschlacken, die über das Blut- und Lymphgefäßsystem geschieht." und weiter: "Es ist auch nachgewiesen, dass Blutlaktatspiegel nach Laufbelastungen durch ein halbstündiges Auslaufen wesentlich schneller beseitigt werden, als durch Ruhe." (aus Zintl/Eisenhut, "Ausdauertraining").
Dass nach einem Marathon der Körper randvoll mit "Stoffwechselschlacken" ist, hast du sicher schon selbst gefühlt. Und auch der Laktatspiegel ist erhöht und muss vom Körper wieder auf Normalmaß (< 2 mmol/l) reduziert werden. Insofern hat auch nach einem Marathon (Pulsbelastung ~85%) ein Viertelstündchen (+/- je nach Läufer) Auslaufen (langsames Traben) seinen Sinn.
Die Reduzierung des Laktatspiegels ist natürlich am nächsten Tag kein Argument mehr, für einen kurzen langsamen, regenerativen Lauf (< 70% Hfmax), weil der Laktatspiegel bereits Stunden nach der Belastung wieder Normalmaß erreicht hat. Solche Läufe haben im Rahmen des Regenerationsprozesses abweichende Funktionen (die nebenbei von manchen Sportärzten, [z.B. Marquardt, "Es gibt keine regenerativen Läufe!"] geleugnet werden.
Das ist die heere Theorie. Und die Praxis? Und da kann ich natürlich nur von meiner sprechen. Es gab Marathonläufe, nach denen ich durchaus noch hätte ein Viertelstündchen locker traben können. Interessanterweise auch solche, bei denen ich wirklich alles gegeben habe. Manchmal fühlte ich mich nach einer Viertel- oder halben Stunde wieder stark genug. Dann gab es andere, auch bei jenen, die ich "nur" als Trainingslauf für ein Ultraziel mit "gebremstem Schaum" absolvierte, nach denen ich so ausgepowert war, dass mir jeder Schritt - auch die unter die Dusche - schwer fiel.
Und mental? Nach einem Marathon empfinde ich Befriedigung und Freude, Lust auf alles Mögliche: Trinken, Essen, mich mitteilen, ein anderes Mal einfach zufrieden schweigen, Sitzen und Lächeln, Verweilen, anderen beim Zieleinlauf zusehen ... Der Wunsch nach Auslaufen hat sich noch nie eingestellt. Es könnte mir möglicherweise Nutzen bringen. Aber ich habe einfach keine Lust dazu. Vor allem weil ich dann meine Finisher-Medaille wieder vom Hals nehmen müsste, denn die schlenkert sicher erbärmlich beim Traben ...
Gruß Udo