Als Saisonabschluss ist der Neubiberger Lauf "Ökumene Läuft" geplant. Warum gerade dieser Lauf? Erstens weil ich nach der verpassten Chance in Putzbrunn, gerne einen Wettkampf zusammen mit meinem Vater bestreiten möchte. Bei dem zweitens nach Möglichkeit Vater und Sohn auf dem Siegerpodest stehen. Und es drittens einen netten Tag mit einem gemeinsamen Mittagessen bei meinen Eltern verspricht, die in Neubiberg wohnen. Da ist es dann auch nebensächlich, dass der Lauf von der Kirche und nicht von einem Verein veranstaltet wird. Also eher unter einem gemeinschaftlichen als sportlichen Motto steht.
Mein Vater ist bestens für den Lauf vorbereitet – am Vortag wurde lang mit dem Besuch aus Italien gefeiert und er hat sich mit einigen Ouzos gedopt. Einen dementsprechenden motivierten und dynamischen Eindruck erweckt er jedenfalls an dem ohnehin trüben und kalten Tag. Der Start verschiebt sich um ein paar Minuten, schließlich möchte jeder der drei Schirmherren - die Neubiberger Bürgermeisterin, der katholischer Pfarrer und der evangelischer Pfarrer - noch mit einer ausgiebigen Rede zum Gelingen des Laufs beitragen.
Ich reihe mich am Start ganz vorne ein, schließlich habe ich vor, das Rennen zu gewinnen. Einen vorausfahrenden Radler gibt es nicht und da ich keine Ahnung von der Streckenführung habe, muss ich erst mal die ersten 200m im Tross mit laufen. Dann wird die Strecke einigermaßen klar, ich gebe ich Gas und setze mich an die Spitze. Ein weiterer Läufer folgt mir in Sichtweite. Alle anderen fallen schon bald ziemlich ab. Die Strecke hat viele nette Abzweigungen und ist nicht wirklich intuitiv. Dafür gibt es ein Heer von freiwilligen Helferinnen in neongelben Pannenwesten. Sieht nett aus, hilft aber wenig, da sie ihre Aufgabe hauptsächlich darin sehen, wie barocke Statuen statisch an Ihren Posten zu stehen (auch optisch). Eine Richtungsanweisung gibt es erst nach expliziter Nachfrage und dann erst kurz vor der Abzweigung. Manchmal stehen an den Abzweigungen auch nette Eimerchen mit Hinweisen. Diese sind aber so winzig beschrieben, dass sich Kurzsichtige bücken müssten, um sie zu lesen. Ich bin zwar nicht kurzsichtig, aber der Flow wird auch nicht gerade begünstigt. Einsam voraus zu rennen muss also nicht immer von Vorteil sein. Irgendwann geht es auf die Rollbahn des alten Neubiberger Flughafens und es folgen kerzengerade 1,5km Asphaltstrecke bei einen eisig pfeifenden Gegenwind. Meine Körner schwinden zusehends, auch weil ich diese Woche viel zu viel gemacht habe – nach dem harten Hochfelln Berglauf letztes Wochenende hatte ich ein paar Tage frei und mir deshalb ein größeres Lauf- und Radprogramm gegönnt. Nach 5km zeigt meine Uhr 19:23 an. Oje, das wird also keine persönliche Bestzeit mehr. Es folgt eine zweite Runde. Zumindest kenne ich jetzt wenigstens den Weg. Bald kommt mein ständiger und einziger Verfolger, der mir immer im 50 – 100m Abstand gefolgt ist, näher. Ich hatte zwar eigentlich vor, einen Start-Ziel-Sieg zu erringen, lasse ihn aber doch überholen, da ich wenig Lust verspüre, auf der Rollbahn ein zweites mal gegen den Wind anzukämpfen. Ich hänge mich an ihn und laufe auf der Rollbahn im Windschatten. Ist trotzdem noch ziemlich mühselig. Gegen Ende der Rollbahn gibt uns der freundlich Helfer in Gelb schon frühzeitig eine Anweisung nach Geradeaus. Das nenn ich mal vorausschauend. Als er jedoch bemerkt, dass wir doch etwas schneller als der Rest sind und unsere beiden Runden schon gelaufen sind, revidiert er seine Anweisung kurzfristig nach Links, Richtung Ziel. Bringt uns eine netten, kleinen Zusatzbogen ein. Ich beschleunige und versuche mich wieder abzusetzen. Mein Verfolger hält mit und ich kann das Tempo knapp zwei Kilometer vor dem Ziel so nicht mehr halten. Bald laufe ich auch schon 50m hinterher. Jetzt muss ich mir zwar keine Gedanken mehr um die Strecke machen, aber so kurz vor dem Ziel ist das dann doch etwas frustrierend. Leider fehlen mir die Körner, noch mal Dampf zu machen. Und so kommt es, dass ich zwar zwei Drittel des Rennens voraus gelaufen bin, aber dann doch nur mit einem Abstand von nur wenigen Sekunden als Zweiter in Ziel komme. Schade. Mit meiner Zeit von 38:09 bin ich in Anbetracht der unglücklichen Wegweisung, des Gegenwinds auf der Rollbahn und des zu hohen Wochentrainingspensums trotzdem zufrieden. Und immerhin werde ich M35 Alterklassen Erster, in Anbetracht der wenigen Teilnehmern landet jedoch fast jeder Teilnehmer in seiner Altersklasse auf einem Treppchenplatz. Mein Vater auch, trotz des vielen Ouzos am Vorabend. Er wird Erster in der M65. Aber das wird er eigentlich immer und ich beschließe mit 68 Jahren auch noch so fit zu sein.
Neubiberg: Wie aus einem geplanten Start-Ziel-Sieg doch nur ein zweiter Platz wurde
1Bestzeiten: 3km - 9:50, 5km - 17:08, 10km - 36:05