Hallo Andi,
vielleicht das hier: Der Winter ab Januar 2006 war einer der schneereichsten, kältesten und ekligsten der letzten Dekaden. Ausgerechnet! Erhofft hatte ich mir einen milden, schneearmen, Skifahrer-Verzweiflungs-Winter. Nicht um jene zu ärgern, allein weil ich mich auf den Prag Marathon im Mai vorbereiten wollte. Eine meiner Attacken gegen die Windmühlenflügel des Sub3h-Marathons. Wenn man mit den Trainingsplänen beginnt, weiß man natürlich noch nicht, welche Bedingungen man vorfinden wird. Grundsätzlich packe ich so ein Ziel lieber in der ersten Jahreshälfte an, weil mich da weniger ablenkt. Ich begann also am 1. Januar nacheinander zwei sehr, sehr anspruchsvolle Trainingspläne abzuarbeiten. Sehr anspruchsvoll bedeutete 6 mal pro Woche, mehr als 100 Wochenkilometer, jede Woche ein hartes Intervalltraining. Alles in allem für fast jeden Tag ein bestimmtes Laufprogramm. Also keine Möglichkeit Trainingseinheiten zu verschieben.
Und dann? Irgendwann, recht bald rieselten Unmengen von Schnee vom Himmel. Ausnahmslos ALLE Feld- und Waldwege waren für etliche Wochen unbrauchbar. Die Schneedecke von Spaziergängern in eine Knubbelpiste verwandelt und durch mehrmaliges Antauen zusätzlich spiegelglatt. Für zig Wochen musste ich 6 Tage in der Woche auf asphaltierte, einsame Sträßchen und Radwege ausweichen.
Das war möglich. Ich fand mich damit ab, weil es nicht zu ändern ist. Der Spaß war eingeschränkt, aber nicht aufgehoben. Schlimmer war dann oft, dass ich mir das Akutwetter nicht aussuchen konnte. Wenn's innerhalb des mir verfügbaren Zeitfensters schneite, windete, Nebel hatte ... ich "musste" dennoch raus. Daran denke ich nicht gerne. Weniger wegen des Mistwetters. Einfach weil es einen wütend macht, wenn man etwas ganz Bestimmtes, in Metern und Zeiten Definiertes, trainieren möchte und die äußeren Umstände schmeißen einem Schnee vor die Füße oder bauen eine eiskalte Mauer aus Wind vor einem auf.
Irgendwann, Anfang April glaub ich, war der Horror dann nach und nach vorbei. Und ein paar Wochen später lief den Prag Marathon und stellte meine immer noch gültige PB dabei auf.
Ich erzähle das nicht, um mal wieder öffentlich zu machen, wie bekloppt (

) ich sein kann. Auch nicht, um dich zu motivieren. Einfach um folgende Botschaft rüber zu bringen: Wenn jemand wirklich laufen will, dann gibt es (fast) immer einen Weg dafür. "Einen Weg dafür" im wahrsten Sinne des Wortes. Da du dich zudem nicht mit fixen Plänen knechtest, kannst du zusätzlich vor dem übelsten Akutwetter ausweichen.
Also nicht weiter lamentieren: Raus und laufen
Gruß Udo
Ps: Lokal und zeitlich begrenzt mag es Situationen geben, wo es dann eben doch nicht geht. In meterhoch verschneiten Tälern bleibt wenig Raum zum Laufen. Ich hab das im Bayerischen Wald erlebt. Da blieben dann nur noch befahrene Straßen, was nicht ganz ungefährlich war... In der Not frisst der Teufel Fliegen: Über längere Zeit solchermaßen eingeschränkt, würde ich mich dann doch mit dem verhassten Laufband anfreunden.