Im Vorfeld haben mich die meisten Leute für verrückt erklärt an Sylvester einen Marathon zu laufen, anstatt zu feiern und zu saufen

Der "Tag X": Im Voraus stellte ich mir natürlich die Frage: "Wie gestalte ich den Marathon-Tag um nicht um Mitternacht gähnend und hundemüde an der Startlinie zu stehen??"
Das Ziel war natürlich möglichst viel zu schlafen, also:
09h30: aufstehen und frühstücken (extragrosse Portion Haferflocken und Müsli) bis 10Uhr
10 Uhr bis 12 Uhr: schlafen
danach Mittagessen (natürlich Nudeln

16h30 - 20 Uhr: schlafen
danach: ab zum Italiener, Nudeln futtern und Tasche packen
An der Turnhalle angekommen, überall vermummte und dick eingepackte Gestalten mit Stirnlampen ausgerüstet. Schnell noch die Startnummer abholen, umziehen, aufwärmen, der Freundin n frohes neues Jahr wünschen und dann ging's bei frostigen Temperaturen (ca. -2/-3°C) los.
Das Feld zog sich auf dem ersten Km bereits recht stark auseinander, sodass auch auf den schmaleren Wegen Platz genug war. Zu absolvieren waren insgesamt zweieinhalb Runden um die "Limmar", hauptsächlich auf Naturwegen. Ich war am Anfang recht vorsichtig ob der Gefahr mich an einer glatten Stelle auf die Nase zu legen. Bin dann die ersten Km gemütlich in einer 5-er Gruppe mitgelaufen und hab' dann angefangen das Feld von hinten aufzurollen. Zwischen Km 7 und 8 bin ich dann mit dem rechten Fuss an einem Kanaldeckel hängengeblieben und leicht gestürzt

Mein Tempo konnte ich trotzdem weiter gehen und sogar noch steigern: 5 min/Km gingen sehr gut.
Auf der ersten Runde standen immer mal wieder vereinzelt Leute an der Strecke, haben Feuwerkskörper und Böller gezündet und uns angefeuert. An vielen Stellen jedoch war keine Menschenseele und aufgrund des teilweise sehr starken Nebels waren Läufer 50m weiter vorne oder hinten nicht mehr auszumachen. Trotz Stirnlampe war die Strecke, bzw. Abzweigungen an manchen Stellen (auf der 2. Runde immer öfter) kaum sichtbar, die Sichtweite betrug teilweise < 1 Meter. Ich kannte die Strecke nicht und dachte mir des öfteren: " Bist du hier überhaupt noch richtig??"


Bei Km 20 und 1h40 dann der erste Riegel ... leider so steif, dass nur ganz kleine Stücke abgingen und dann erst im Mund aufgetaut werden mussten; nach anderthalb Km war das Ding dann schliesslich unten. Bis Km 26 nix Besonderes mehr, die pace war gut, die Beine fühlten sich trotz 40 sek/Km schneller als geplant oK an, die 3h30 Zielzeit schien in greifbarer Nähe.
Dann kam allerdings der Einbruch. Dank dem ersten Gel ging's dann noch bis Km 31 die pace zu halten, danach war dann aber "Schicht im Schacht"


Auf dem letzten Km dann endlich: irgendwo aus dem Nebel drang die Stimme des Sprechers zu mir durch und gab mir nochmal neue Kraft. Die letzten 1,195 Km waren dann schnell absolviert (unter grossen Schmerzen zwar) und kurz vor der Ziellinie konnte ich noch einen anderen Läufer überholen


Schlussendlich hat's für den 41. Gesamtplatz gereicht und zumindest für ein paar Tage habe ich weltweit die 41. beste Marathonzeit stehen


In Anbetracht der recht kurzen Vorbereitungzszeit (knapp 6 Wochen mit nur 4 langen Einheiten) bin ich mit meinem Ergebnis super zufrieden und zuversichtlich, dass ich dieses Jahr im Herbst zwischen 3h und 3h10 laufen kann

An alle, die an Sylvester mal nen Marathon laufen wollen, den sie so schnell sicher nicht vergessen werden, informiert euch auf http://www.neujahrsmarathon.ch

Frohes Neues und ein tolles Laufjahr 2008,
Michael
